KODAK V 150 - Band aus Frankreich
#18
Die französische Zeitschrift « Le Magnétophone » berichtete ab 1959 zweimonatlich über alles Neue aus der Welt der magnetischen Schallaufzeichnung. Unter anderem wurden neue Tonbandgeräte vorgestellt und getestet. Gelegentlich begab man sich zu Herstellern, um in Wort und Bild über die Produktion zu berichten.

Ein französischer Sammlerkollege hat einige frühe Ausgaben gescannt und ins Web gestellt. Man findet sie hier :
http://www.doctsf.com/documents/index.php?num_serie=105

Interessant in Zusammenhang mit diesem Thread hier sind zwei Artikel, die über Besuche bei Bandherstellern berichten, nämlich bei der oben erwähnten Sonocolor sowie bei Kodak-Pathé.


Der Bericht über Sonocolor findet sich in der Nr. 3 vom Juli/August 1959. Leider sind die einzelnen Seiten nicht in der richtigen Reihenfolge eingestellt. Wer den Artikel im Original lesen und Photos aus den Produktionsräumen sehen möchte, ruft die Seiten am besten in dieser Reihenfolge auf :
12 – 13 – 2 – 3 – 4.

Hier eine kleine Zusammenfassung :
Die Produktionsanlagen befanden sich damals in Ablon-sur-Seine, etwa 10 km vom südlichen Stadtrand von Paris und nicht weit vom heutigen Flughafen Orly gelegen. Die Redaktion trifft dort auf Monsieur A. L'HOSTE-CLOS, den Technischen Direktor, welcher berichtet, daß das Gebäude mit der Anschrift 35 Quai de la Baronnie, welches die Firma nutzt, früher einmal das Gestüt der Kutschpferde der Stadt Paris beherbergte.
Zur Geschichte von Sonocolor berichtet er, daß man etwa 10 Jahre zuvor den Gedanken faßte, PVC zu importieren und auf diesem Träger Magnetbänder und -platten zu produzieren. Anfänglich produzierte man in einer Farbenfabrik in Ivry, ebenfalls nahe Paris (daher der Name Sonocolor), verlagerte die Produktion jedoch inzwischen wegen Platzmangels nach Ablon, während sich der Firmensitz zum Zeitpunkt des Besuchs in Paris in der Avenue de Choisy Nr. 54 befand.
Die Belegschaft bestand zu dieser Zeit aus knapp hundert Mitarbeitern, die pro Woche mehrere Millionen Meter 6,35-Millimeter-Band und etwa 5000 Magnetplatten produzierten. Die Jahresproduktion an 6,35-Millimeter-Band könnte man sechs Mal um die Erde wickeln.
Die PVC-Trägerfolie wurde 1959 immer noch in unterschiedlichen Dicken im Ausland gekauft. Das Eisenoxid wurde ebenfalls zugekauft und im Hause nach einem eigenen, patentierten Verfahren in Magnetpigment umgewandelt und auf dem Träger aufgetragen. Die Produktion umfaßt Normal-, Langspiel- und Doppelspielband.
Eine separate Produktionsanlage dient zum Auftragen einer Magnetspur auf 8-, 9,5- und 16-mm-Kinofilm. Neben der Eigenproduktion bot Sonocolor auch eine Maschine zum Kauf an, mit der Amateure auf ihren Filmen mittels eines speziellen magnetischen Lacks selbst eine Tonspur auftragen können. Solche Maschinen wurden nach Belgien, Italien, Spanien, Polen, Hongkong und in die USA exportiert.

Nächster Gesprächspartner ist Monsieur DESSANT, der Präsident von Sonocolor. Er berichtet, daß viele Plattenfirmen in ihren Tonstudios Sonocolor-Bänder verwenden, z. B. Pathé-Marconi, Decca, Philips, Véga. Unter den Radiostationen zählt er folgende zu seinen Kunden : R. Monte-Carlo, Europe No 1, R. Saarbrücken, den Australischen Rundfunk, sowie Stationen in England, Finnland, Polen, Italien, Spanien und Neuseeland. Ein großer Teil der Magnetplatten wird an US-amerikanische Universitäten verkauft.
Über 50 % der Gesamtproduktion gehen in den Export.

Zur Firmenstruktur erzählt er, daß Sonocolor eine französische Firma mit fast ausschließlich französischem Kapital ist.

Soweit dieser Bericht.
Ein Datenblatt des im Beitrag Nr. 13 erwähnten Sonocolor-Bandes vom Typ WHS findet man in der Nr. 7/1960 auf Seite 22.


Der Bericht über Kodak-Pathé findet sich in der Nr. 7 vom März/April 1960, zu lesen in dieser Reihenfolge :
40 – 41 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5.

Auch hiervon eine kleine Zusammenfassung :
Kodak war seit 1889 in Paris vertreten. 1927 besiegelten George Eastman und Charles Pathé den Zusammenschluß der französischen Eastman-Kodak mit Pathé.
Der Besuch der Redaktion galt zuerst der Vertriebsabteilung am Firmensitz von Kodak-Pathé in der Pariser Avenue Montaigne Nr. 37. Zum Zeitpunkt des Besuchs arbeiteten 5000 Personen bei Kodak-Pathé.
Monsieur LEUBA beantwortete zuerst die Frage nach den Anfängen der Magnetbandproduktion. Auch hier begann die Produktion rund zehn Jahre zuvor, als man auf professioneller Ebene einen zunehmenden Bedarf an magnetischen Aufzeichnungsmöglichkeiten ausmachte.
Schon bald deckte die Radiodiffusion-Télévision Française ihren Bedarf an Magnetband exklusiv bei Kodak. Auch im Amateurbereich fanden « Kodavox »-Bänder zunehmend Abnehmer. Als Trägermaterial diente für alle Bänder Zellulose-Triazetat. Produziert wurde neben dem normalen Standardband auch ein besonders hoch aussteuerbares Standardband für HiFi-Begeisterte. Des weiteren produzierte man ein Doppelspielband mit einer Magnetschichtdicke von 9 Micrometern. An Dreifachspielband wurde gearbeitet. Geplantes Trägermaterial hierfür war Polyester (Mylar). M. LEUBA meinte, man werde zweifellos als Erster ein solches Band auf den Markt bringen, wie man auch schon bei Doppelspielband erster und lange Zeit einziger Hersteller gewesen sei.
Der Exportanteil an 6,3-Millimeter-Bändern betrug 13 % und ging u. a. nach Belgien, Bolivien und Skandinavien.
Im professionellen Bereich wurden zwei Emulsionen verwendet,
V 64 für Kodavox Standard, P, PSE, V/64 und P.S.D.
V 74 mit in Längsrichtung orientiertem Korn für rauschärmere Bänder.
Instrumentationsband wurde in verschiedenen Formaten angeboten, mit Breiten von 6,3, 12,7, 19,5 und 25,4 mm. Auch Zwei-Zoll-Band für Video-Aufzeichnungen war auf Azetat- oder Polyesterträger erhältlich.

Anschließend ging es nach Vincennes, östlich von Paris, wo sich die Produktionsanlagen befanden. Ein Bild der Fabrik ist abgedruckt.
Im Chemielabor wurde der Herstellungsprozeß ausgehend von Eisen-(II)-sulfat bis zum gamma-Fe2O3 erläutert. Als Bindemittel wurde Polyvinylchloridazetat verwendet. Oxid und Bindemittel wurden in einer Kugelmühle mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern vermengt.
Im Kontrollraum wurde das Band auf seine mechanischen unf magnetischen Eigenschaften hin untersucht.

Gruß
TSF
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[Kein Betreff] - von timo - 08.05.2007, 12:31
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