Neues Hobby-Analogstudio in Krefeld eröffnet ...
#1
Hallo miteinander,

heute möchte ich euch zeigen, was sich bei mir in den letzten beiden Monaten so angesammelt hat, nachdem ich als Tonmeister meine vor 30 Jahren beerdigte Analog-Ära quasi als Hobby wiederentdeckt habe.

Insgesamt haben sich in diesem Jahr drei Maschinen zu meinen jahrzehntelang gehegten Revox A77HS und Nagra IV-S hinzugesellt. Alle waren in sehr unterschiedlichem Zustand, als sie mich erreichten, funktionieren aber nach zum Teil längeren Restaurations- und den üblichen Einmessarbeiten jetzt größtenteils wieder prima.

Die erste Maschine war eine M15A mit deutscher Schichtlage, die mir mit Dolby A angekündigt wurde, das sich aber als Dolby 360 mit telcom-c4-Einschüben herausstellte. Und zwei zusätzliche telcom-Kanäle waren zufälligerweise genau das, was mir noch gefehlt hatte.

Nach der Grundreinigung und dem Ölen sämtlicher Lager mussten zunächst die Schleppschalter an den Bremstrommeln wieder gängig gemacht werden, weil sonst die Wickelmotorsteuerung durchdrehte (beliebter Fehler einer M15, die zu lange unbenutzt herumgestanden hat).

Arbeitspunkt und Regelverstärkung des Capstan waren wohl von Vorbesitzern so stark verstellt worden, dass die Wiedergabe nicht startete, was zum Glück leicht zu beheben war.

Verstellte Bremsen und vor allem eine schief eingestellte Gummiandruckrolle hatten vermutlich jahrelang die Freude an der Maschine getrübt: Das Band war bei Aufnahme/Wiedergabe fast 2 mm zu hoch durch die Führungen gelaufen, was erstaunlicherweise auf Capstanwelle und Tonköpfen keine Spuren hinterließ.

Durchgebrannte Signallampen unter dem Bedienfeld konnte ich durch kleine, in die Rafi-Fassungen eingelötete 24V-Birnchen ersetzen, wie sie auch bei der A77 in der Bandende-Lichtschranke Dienst tun.

So sah mein frisch eingerichtetes kleines Hobby-Analogstudio damit aus:

[Bild: IMG_0947.jpg]

[Bild: IMG_3382.jpg]

[Bild: IMG_3384.jpg]

Nebenbei fällt mir ein: Auch ich hatte früher mal ein Telefunken M5 Serviceköfferchen, von dem ich aber nur noch die Spezialschlüssel und die drei Federwaagen aufgehoben habe. (Die Tortenschaufel-Bandzugwaage habe ich - wohl in einem Anfall von Wahnsinn - vor 25 Jahren endgültig entsorgt, Schande über mich …)

Darin enthalten war auch ein spezieller Bobby mit einem 10 cm langen Hebel, womit man Motor- bzw. Bremsdrehmomente ermitteln konnte – z. B. für das erhöhte M15A-Standbremsmoment links, falls beim Umspulen das Band durchgelaufen ist. Dieses Teil habe ich auch damals weggeschmissen, mir aber jetzt kurzerhand mit einer 25 cm Spule und einer M3 Schraube nachgebaut, siehe hier:

[Bild: IMG_3516.jpg]

Die zweite Maschine war eine M21R, also die kleine Schwester der M21 (nach dem Motto „was nicht drin verbaut ist, kann auch nicht kaputtgehen“) in sehr gutem Allgemeinzustand. Einige mechanische Einstellungen (v. a. Bremsen), für die spezielle Lehren und Einstellwerkzeuge notwendig sind, habe ich noch für sehr kleines Geld machen lassen, bevor ich die Maschine übernahm. Ich selber musste eigentlich nur noch einige Lager ölen, Umlenkrollen justieren, hie und da etwas reinigen (z. B. Zählwerkstroboskopscheibe) und schließlich einmessen - fertig.

Eine sehr aufgeräumte Maschine, wie ich finde, auch innerlich:

[Bild: IMG_3372.jpg]

[Bild: IMG_3386.jpg]

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[Bild: IMG_3358.jpg]

[Bild: IMG_3361.jpg]

[Bild: IMG_3362.jpg]

[Bild: IMG_3367.jpg]

Mit diesem Neuzugang füllte sich allmählich mein Hobbystudio - analog und digital einträchtig beieinander:

[Bild: IMG_3381_1.jpg]

Die dritte Maschine schließlich war wieder eine M15A, diesmal mit internationaler Schichtlage. Weniger gelaufen als die beiden anderen (4000 Stunden) war sie in einem relativ struppigen, fast verwahrlosten Zustand. Hatte anscheinend viel an nicht artgerechten Lagerorten zubringen müssen, doch alle Herzstücke waren überraschenderweise einwandfrei (Motoren, Kopfträger, Tonwelle, Umlenkrollen …).

Stark auf den Preis drückten zwei während der Demo beim Verkäufer weiß abrauchende Knallfrösche in der Wickelmotorsteuerung. (Davon hätte auch die Sprinkleranlage im dortigen Tonstudio starten können …) Diese Burschen (insgesamt fünf) waren nicht ganz leicht auszuwechseln, weil man die darüber liegenden Triac-Kühlbleche hinterher kaum wieder drangeschraubt bekommt, aber irgendwie klappte das auch noch. (Bei meiner M15-Erstanschaffung waren auf gleicher Leiterplatte bessere RC-Glieder verbaut worden.)

Zunächst habe ich die stark zerkratzte und abgeschabte Hammerschlaglackierung durch schwarzmatt ersetzt, was der Optik durchaus zusagt, wie ich finde:

[Bild: IMG_3499.jpg]

Die eingebaute Bandschere war leider abgenudelt, als Ersatz dient mir für den Moment eine M10 Bandschere aus Vollmetall.

[Bild: IMG_3512.jpg]

Bei dieser Maschine gab es allerdings sehr viel zu reinigen - streckenweise kam ich mir vor wie im Pfeifengehäuse einer Barockorgel, wo seit gefühlten hundert Jahren nicht mehr staubgewischt wurde.

Wie bei meiner ersten M15A auch, musste ich die Eingänge für die Aufnahmeverstärker an XLR-Einbaubuchsen legen, weil ich keine Großtuchelweibchen mehr auftreiben mochte:

[Bild: IMG_3493.jpg]

Drei Dinge fielen beim Kauf sofort ins Auge: das Zählwerk lief nicht, die Wiedergabe war auf einem Kanal stumm und auf dem anderen verrauscht, und ein Rangieren bei Umspulen war nicht möglich. Letzteres war verursacht durch eine gebrochene Schelle an dem 620Ω / 30W Drahtwiderstand, der die Rangierstufen bestimmt. Da diese Biester nicht leicht zu bekommen sind (und mit Abgriffen überhaupt nicht), habe ich die Schelle mit einem stärkeren Kupferdraht bandagiert, was zum Glück funktioniert hat:

[Bild: IMG_3491.jpg]

Beim Zählwerk ist die Gabel-Lichtschranke defekt, die die Zählimpulse liefert (sowas habe ich bisher noch nie erlebt).
Ersatz scheint es aber zum Glück zu geben, für 3 oder 4 Euro:

[Bild: IMG_3498.jpg]

Bei den Wiedergabeverstärkern schließlich bin ich noch einigermaßen ratlos. Speisespannung liegt an, und laut Messung sind auch alle Kondensatoren dicht. Eigentlich kommt bei der taubstummen Karte nur noch der Transistor oder das IC der ersten Verstärkerstufe in Frage, denn dahinter ist schon nichts mehr zu hören.

Ich glaub’s ja kaum, aber ich frage hier einfach mal:
Hätte jemand zufällig zwei WV-1 (oder WV-11) für mich übrig?

So, das wär’s fürs erste.

Grüße, Peter
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Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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Neues Hobby-Analogstudio in Krefeld eröffnet ... - von Peter Ruhrberg - 12.03.2015, 14:17
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