bald ist die Kacke am dampfen o.O ...
#5
Das Thema selbst ist eigentlich keinen Forumsbeitrag und auch keinen Aufreger wert. Die Machart dieses Artikels aus #1 dagegen schon. Nach seriösem Journalismus sieht das für mich nicht aus.

Wenn man nämlich diesen Artikel in den « Deutschen Wirtschafts-Nachrichten » mit dem verlinkten EU-Text vergleicht, drängt sich einem schnell die Frage auf, ob der Autor diesen EU-Text überhaupt gelesen hat.

Zitat aus den DWN: „Die EU hat zwei Jahre lang das Urinier-Verhalten der Europäer studiert. ... Fazit der EU-Kommission: Die Klo-Spülungen müssen reguliert werden.“

Davon ist im EU-Text überhaupt keine Rede.

Tatsache ist dagegen folgendes:
1. Bei dem Text handelt es sich um einen Entwurf vom Mai 2013. Weiter scheint man bei der EU in dieser Sache noch nicht gekommen zu sein.

2. Es geht nicht um Regulierung, sondern um die Kriterien für ein geplantes Öko-Label, das für den Käufer besonders sparsame Toiletten-Spülungen erkennbar machen soll. Folglich ist auch keine Rede von Kontrollen in Haushalten, wie der Artikel suggeriert. Das ist blühender Unsinn.

3. Es wurde nicht so sehr das Urinier-Verhalten der Europäer untersucht, sondern vielmehr welche Systeme in den verschiedenen Mitgliedsländern auf dem Markt sind, welche nationalen Vorschriften in diesem Zusammenhang gelten und wie weit diesbezügliche EU-Normen in den Mitgliedsländern umgesetzt sind. Dabei wurde auch untersucht, ob nationale Vorschriften eine Mindestwassermenge pro Spülung vorschreiben, und zwar gerade im Hinblick auf ein ordentliches Funktionieren der Kanalisation.

4. Von einer Ausnahme für die Briten ist keine Rede. Das EU-Dokument stellt fest, daß in Großbritannien Systeme mit maximal 6 Litern pro Spülung üblich sind, wie in etlichen anderen EU-Ländern auch.

Nachdem so die verschiedensten Aspekte beleuchtet wurden, endet der Text mit dem Vorschlag, das Öko-Label an solche Systeme zu verleihen, die nicht mehr als 6 Liter pro Spülung verbrauchen. Die Nachforschungen in den verschiedenen EU-Ländern haben allerdings ergeben, daß dieses Kriterium bereits von 95 % aller in der EU verkauften Systeme erfüllt wird. Der Text wirft als Folge die Frage auf, ob in diesem Fall ein Öko-Label überhaupt sinnvoll ist. Geringere Wassermengen sind jedoch in vielen EU-Ländern wegen bestehender Vorschriften derzeit gar nicht möglich.

Man kann sich bei diesem Beispiel natürlich die Frage stellen, ob es sinnvoll war, dafür zwei Jahre Arbeit zu investieren, wenn man am Ende nur etwas als besonders sparsam ausweisen kann, was eh schon Standard ist. Aber um zu diesem Ergebnis zu kommen, mußte man die nötigen Daten erst mal erheben.

Ich finde es etwas bedauerlich, daß immer mal wieder in Artikeln wie diesem die EU in ein schlechtes Licht gerückt wird. Zwar sehe auch ich einiges, was nicht gut läuft, aber letztendlich sehe ich für Europa keine Alternative zum Versuch der Überwindung unserer Kleinstaaterei, und dazu gehört eben auch ein gemeinsamer Markt mit Angleichung nationaler Normen.

Gruß
TSF
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[Kein Betreff] - von Rauru - 30.10.2013, 18:54
[Kein Betreff] - von Anselm Rapp - 30.10.2013, 19:08
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[Kein Betreff] - von Charly22 - 11.11.2013, 10:04

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