03.08.2013, 14:39
Moin, moin,
Firmen wie Loewe leiden heute darunter, daß die Technologie so schnell fortschreitet, das es kaum möglich ist eine vernünftige Produktlinie herauszubringen. Es gibt nämich keine Standards, an die man sich halten könnte, sondern es kommen beispielsweise in kurze Folge immer neue Video-Codecs auf den Markt, von denen der Kunde erwartet, sein Abspielgerät - und das ist heute ebenso der DVD-Player, wie das TV-Gerät - habe die zu beherrschen.
Wer kauft also ein teures Gerät für "die Ewigkeit", wenn es sowieso in ein oder zwei Jahren veraltet ist, weil ihm wichtige Anschlüsse oder Fähigkeiten fehlen.
Auch die Kundschaft degeneriert. Es ist nicht nur so, das niemand mehr Wert auf Qualität legen würde. Die Leute wissen nicht einmal mehr, was "Qualität" sein könnte und fordern sie daher auch nicht mehr ein. Das macht "Geiz ist geil" aus einem Markt, in dem eine Firma, wie Loewe, nicht mehr überleben kann. Deren Mitarbeiter natürlich auch nicht. Die darf der "Geiz ist geil"-Käufer jetzt direkt ernähren. Billiger ist Geiz nämlich nicht. Man zahlt nur an anderer Stelle.
Seit sich Matsushita 1997 bei Loewe zurückgezogen hat, hat das Kronacher Unternehmen das Problem, eben nicht mehr mal schnell ins Regal greifen zu können, wenn etwas neues benötigt wird. Das Verhältnis zum Hauptaktionär Sharp scheint anders gestrickt. Jedenfalls bezieht Loewe seine Bauelemente eben nicht von Sharp, sondern vom "Weltmarkt". Und da muß man in großen Stückzahlen einkaufen können, um vernünftige Preise zu bekommen ...
Trotzdem hat Loewe es in der Vergangenheit immer geschafft, sich mit eigenständigem Design, überzeugender Haptik und guter Qualität von der Konkurrenz abzuheben. Nur reicht das eben nicht, wenn der DVD-Player vom Vorjahr eben kein divX kann, der 30-Euro-Chinese aber schon.
Man erinnere sich an Nordmende, die 1976 eine Vertriebspartnerschaft mit Thomson eingegangen waren. Nicht einmal zwei Jahre später war Nordmende gänzlich geschluckt worden. Und Thomson hatte einstmals eine strategische Partnerschaft mit TCL begonnen. Heute gibt es Thomson Grand Public nicht mehr und TCL baut sämtliche Fernseher der Marke Thomson in Asien.
Es ist wohl absehbar, das kein Markt der Welt ein gänzlich in Asien gefertigtes Loewe-Fernsehgerät braucht und die neue Einsteigerserie, mit Geräten von 800€, eher dem Ruf der teuren Loewe schaden, als das Überleben der Firma befördern werden.
Loewe dürfte für eine gewisse Zeit die Chance haben, die Lokalisierung der chinesischen Produkte durchzuführen; vielleicht bleibt die Marke erhalten. Brauchen tun die Chinesen den Partner Loewe sicher nicht.
Sony hatte das vorgemacht, nachdem man mit Wega einen deutschen Vertrieb zugekauft hatte. "Wega" blieb noch ein paar Jahre als Bezeichnung einer Bildröhren-Generation präsent und ist heute vergessen, ist selbst in der "Sony-Historie" gänzlich vereinnamt.
Am Ende sollte man aber dem Loewe-Management keinen Vorwurf machen. Das nämlich hatte das Unternehmen lange Jahre am Leben erhalten, woran eigentlich niemand geglaubt gehabt hatte. Philips, einstmals, durch seinen B-Konzern, Eigentümer von Loewe, hat nicht mehr so lange durchgehalten, wie die Kronacher. Philips-Unterhaltungselektronik kommt heute von Funai. Thomson, wie gesagt, von TCL. Blaupunkt ist ebenso vergessen, wie Nordmende, Saba, Braun, Wega, Körting etc. Grundig ist Beko, In England sieht es mit der UE-Industrie genauso wenig besser aus, wie in den USA.
Das haben wir verursacht: Die Käufer. Es gibt nämlich kein Recht auf "billig". "Billig", in der Wortbedeutung immer mehr wertend als "qualitativ minderwertig" oder "ideenlos" gemeint, hat in der realen Marktwirtschaft seit Jahren die Konsequenz der Vernichtung von Infrastruktur. Damit bedeutet "billig" inzwischen eher "dumm". Schade, Loewe.
Tschüß, Matthias
Firmen wie Loewe leiden heute darunter, daß die Technologie so schnell fortschreitet, das es kaum möglich ist eine vernünftige Produktlinie herauszubringen. Es gibt nämich keine Standards, an die man sich halten könnte, sondern es kommen beispielsweise in kurze Folge immer neue Video-Codecs auf den Markt, von denen der Kunde erwartet, sein Abspielgerät - und das ist heute ebenso der DVD-Player, wie das TV-Gerät - habe die zu beherrschen.
Wer kauft also ein teures Gerät für "die Ewigkeit", wenn es sowieso in ein oder zwei Jahren veraltet ist, weil ihm wichtige Anschlüsse oder Fähigkeiten fehlen.
Auch die Kundschaft degeneriert. Es ist nicht nur so, das niemand mehr Wert auf Qualität legen würde. Die Leute wissen nicht einmal mehr, was "Qualität" sein könnte und fordern sie daher auch nicht mehr ein. Das macht "Geiz ist geil" aus einem Markt, in dem eine Firma, wie Loewe, nicht mehr überleben kann. Deren Mitarbeiter natürlich auch nicht. Die darf der "Geiz ist geil"-Käufer jetzt direkt ernähren. Billiger ist Geiz nämlich nicht. Man zahlt nur an anderer Stelle.
Seit sich Matsushita 1997 bei Loewe zurückgezogen hat, hat das Kronacher Unternehmen das Problem, eben nicht mehr mal schnell ins Regal greifen zu können, wenn etwas neues benötigt wird. Das Verhältnis zum Hauptaktionär Sharp scheint anders gestrickt. Jedenfalls bezieht Loewe seine Bauelemente eben nicht von Sharp, sondern vom "Weltmarkt". Und da muß man in großen Stückzahlen einkaufen können, um vernünftige Preise zu bekommen ...
Trotzdem hat Loewe es in der Vergangenheit immer geschafft, sich mit eigenständigem Design, überzeugender Haptik und guter Qualität von der Konkurrenz abzuheben. Nur reicht das eben nicht, wenn der DVD-Player vom Vorjahr eben kein divX kann, der 30-Euro-Chinese aber schon.
Man erinnere sich an Nordmende, die 1976 eine Vertriebspartnerschaft mit Thomson eingegangen waren. Nicht einmal zwei Jahre später war Nordmende gänzlich geschluckt worden. Und Thomson hatte einstmals eine strategische Partnerschaft mit TCL begonnen. Heute gibt es Thomson Grand Public nicht mehr und TCL baut sämtliche Fernseher der Marke Thomson in Asien.
Es ist wohl absehbar, das kein Markt der Welt ein gänzlich in Asien gefertigtes Loewe-Fernsehgerät braucht und die neue Einsteigerserie, mit Geräten von 800€, eher dem Ruf der teuren Loewe schaden, als das Überleben der Firma befördern werden.
Loewe dürfte für eine gewisse Zeit die Chance haben, die Lokalisierung der chinesischen Produkte durchzuführen; vielleicht bleibt die Marke erhalten. Brauchen tun die Chinesen den Partner Loewe sicher nicht.
Sony hatte das vorgemacht, nachdem man mit Wega einen deutschen Vertrieb zugekauft hatte. "Wega" blieb noch ein paar Jahre als Bezeichnung einer Bildröhren-Generation präsent und ist heute vergessen, ist selbst in der "Sony-Historie" gänzlich vereinnamt.
Am Ende sollte man aber dem Loewe-Management keinen Vorwurf machen. Das nämlich hatte das Unternehmen lange Jahre am Leben erhalten, woran eigentlich niemand geglaubt gehabt hatte. Philips, einstmals, durch seinen B-Konzern, Eigentümer von Loewe, hat nicht mehr so lange durchgehalten, wie die Kronacher. Philips-Unterhaltungselektronik kommt heute von Funai. Thomson, wie gesagt, von TCL. Blaupunkt ist ebenso vergessen, wie Nordmende, Saba, Braun, Wega, Körting etc. Grundig ist Beko, In England sieht es mit der UE-Industrie genauso wenig besser aus, wie in den USA.
Das haben wir verursacht: Die Käufer. Es gibt nämlich kein Recht auf "billig". "Billig", in der Wortbedeutung immer mehr wertend als "qualitativ minderwertig" oder "ideenlos" gemeint, hat in der realen Marktwirtschaft seit Jahren die Konsequenz der Vernichtung von Infrastruktur. Damit bedeutet "billig" inzwischen eher "dumm". Schade, Loewe.
Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch