Technics RS-BX626 mit CANON S&S Sendust Tonkopf
#1
Hallo in die Runde der auf Magnetband Aufzeichnenden!

Seit hin und wieder diese Kombinations-Tonköpfe Marke "Canon" vom Typ "S&S" durch "die Bucht" geistern, hat sich möglicherweise der eine oder andere gefragt: könnte der Kopf auch was für mein Tapedeck sein? Tonköpfe für Zweikopf-Decks scheint es wie Sand am Meer zu geben, aber für die Dreikopferten sieht es schlecht aus.

Vor zwei Jahren stand ich vor dem gleichen Frage: mein treues TECHNICS RS-BX626 hatte mit dem GX-Kopf, mit dem ich es schon viele Jahre betrieb, plötzlich Probleme bei der Aufnahme. Irgend etwas schien mit dem Band/Kopf-Kontakt nicht zu stimmen; wenn ich das Band am ablaufenden Wickel stark bremste, dann war wieder alles scheinbar ok, aber ich musste so stark bremsen, dass es zu hörbaren Gleichlaufschwankungen kam. Nach langen Basteleien gab ich auf, und ich entschloß mich, das Gerät auf seinem alten Tonkopf zurückgerüstet in der Bucht zu versenken, so funktionierte es ja prächtig, aber mit dem alten Permalloy-Teil würde es bestimmt bald keinen Spaß mehr machen.

Durch verschiedene Umstände ermutigt, startete ich dann einen Versuch bei Pollin, da dort Tonkopf-Sortimente für 4,95€ verscherbelt wurden, die unter anderem Kram Tonköpfe für Dreikopf-Tapedecks von DUAL enthielten, zum einen für das DUAL C844 und das C846. Und tatsächlich, ich hatte Glück! Zwei Sortimente, und vier Stück Ersatzköpfe für das C844 waren mein! Und schon wurde der Lötkolben gewetzt...

Die Wiedergabe war für den ersten Moment scheinbar ok, aber die Aufnahme ging gar nicht! Die freudige Erregung wich schnell eiskalter Ernüchterung: war der Traum schon wieder aus? Nein, so leicht gebe ich nicht auf, wie sehr hat mich damals ein AKAI-Techniker gewarnt, dass der GX-Kopf NUR in einem AKAI Tapedeck funktioniert. Und? "Nix als dabbisches Gebabbel"! Ok, so einfach, wie es mir der GX-Kopf gemacht hatte, sollte es mit dem "S&S" nicht werden.

Als erstes stellte ich fest, dass ich bedeutend mehr Bias brauche, der Regelbereich der Trimmpotis VR301 und VR302 reichte bei weitem nicht aus. Also änderte ich R320 auf 4,7 kOhm und R321 auf 7,5 kOhm. Nun war genügend Bias da, so dass ich für Fe2O3 auf ca. 11,5V bekomme, für CrO2 sind es ca. 15,5V und für Reineisenband ca. 29 V. Die Aufnahmeentzerrung war allerings zu gering, die Aufnahme klang dumpf.

Als erstes nahm ich mir den Gegenkopplungsweg der Aufnahmeverstärker vor: C25/C26 wurden ersatzlos entfernt (Ich brauche doch keine "Hochtonbremse"!), und C23/C24 auf 4,7nF erniedrigt. Dann flogen R53/R54,R57/R58 und R61/R62 raus. Dann erhöhte ich R47/R48 auf 2 kOhm. Da sich aber durch diese Änderung der Verstärkungsfaktor des Aufnahmeverstärkers verringert, habe ich R455 und R456 von 18 kOhm auf 10 kOhm reduziert. So kommt mahr Pegel aus dem Dolby-Encoder beim Aufnahmeverstärker an, und man hat wieder normalen Regelbereich zum Einmessen. Dann muß man aber noch R55/R56 auf 6,8 kOhm und R59/R60 auf 12 kOhm festlegen, sonst werden IECII und IEC IV zu laut aufgenommen. Für IEC I und IEC II passt das Setup, für IEC IV muß zum Schuß noch C37/C38 von 47 nF auf 18 nF reduziert werden, sonst hat man vieeeel zu viel Hochtöne, warum auch immer... Nun ist der Aufnahmeverstärker fertig.

Wiedergabeseitig ist der S&S höreindrucksmässig zunächst unauffällig, aber wenn man dolbysiertes Material abspielen will, klingt er etwas zu dunkel. Das ist der Tatsache geschuldet, dass Sendust im Hochtonbereich gegenüber Permalloy signifikante Pegelverluste durch Wirbelströme im Material verursacht. Ich habe daher die Parallelkapazitäten C1 und C2 von 220pF auf 510pF erhöht (Resonanz im obersten Übertragungsbereich), optional kann man noch R7/R8 auf 18 kOhm erhöhen (Tipp von Alex Nikitin, ehemaliger Chef-Entwickler bei Creek Audio), was aber in meinem Fall zu zuviel Höhenwiedergabe geführt hat.

Soweit, so gut.

Und wie klingt das ganze jetzt? Also, man kann zufrieden sein. Ich würde den Klang mit "kernig, knackig, frisch" umschreiben. Erstaunlich, was der Recorder jetzt mit den billigen Maxell UR veranstaltet. Mit den "aktuellen" TDK SA und Sony UX-S gut, mit Maxell XL-II sehr gut. Nur Reineisenkassetten lassen sich gerade so einmessen, es geht, aber sie klingen etwas "spritzig". Das liegt daran, das der HxPro-IC "µPC1297CA" nicht mehr Bias liefern kann, als er aus dem Löschoszillator Spannung bekommt. Und da ist momentan bei 31 V Schluß. Wenn ich herausgefunden habe, wie ich die Leistung des Oszillators erhöhe, ohne irgendwo im Gerät eine Nebelkerze zu zünden, sind alle Probleme entgültig gelöst.

Bis ich diese Werte ermittelt habe, waren allerdings endlose Versuche und Hörtests notwendig, die mich eine Hauptplatine gekostet haben, weil die Leiterbahnen dem Stress nicht mehr gewachsen waren, da das Teil schon durch einige Modding-Aktionen gegangen ist. Dieses Theater können sich jetzt andere sparen.

Was auch noch gut ist: Diese Änderungen können 1:1 bei RS-BX707/727/808/828 durchgeführt werden, die Bauteilbezeichnungen sind in den Schaltplänen exakt die gleichen. Prinzipiell geht es auch bei den älteren Typen RS-B755, RS-B765 und RS-B965, da ihre A/W-Verstärker denen ihrer jüngeren Brüder sehr ähneln. Wer es ganz perfekt haben will, erhöht die Bias-Frequenz auf 105 kHz, um Beeinflussungen zwischen Signal und Bias zu reduzieren, aber hier muß man sehr vorsichtig sein und einiges auswechseln...

Zu guter Letzt hat Ulrich aka "uk64" noch aus den Sweeps, die ich ihn zugesandt habe, noch Diagramme gezaubert, im Bassbereich hat die Digitaltechnik irgendwie rumgezickt, aber man sieht, worauf es ankommt.

Und fast hätte ich es vergessen: sinnvollerweise beginnt man mit den Umbaumaßnahmen im Wiedergabeverstärker, sonst hat jede Einmessaktion keinen echten Erfolg, den ich aber jedem wünsche, der sich an dieses Projekt herantrauen möchte.

Grüsse
Jochen


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Technics RS-BX626 mit CANON S&S Sendust Tonkopf - von McWangine - 17.07.2013, 23:31
[Kein Betreff] - von garlock - 18.07.2013, 02:18
[Kein Betreff] - von McWangine - 18.07.2013, 09:15
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