Kleinsuper
#33
Wenngleich schon ein paar Jährchen vergangen sind seit wir diese Diskussion geführt haben, soll das doch kein Grund sein, einige der aufgetretenen Fragen unbeantwortet zurückzulassen.

TSF,'index.php?page=Thread&postID=22752#post22752 schrieb:Zitat
MGW51 postete
Tippe ich richtig, daß diese Modelle noch aus der Zeit vor der großen Fernsehrundfunkepoche stammen?

Über die Hintergründe der Einführung von 6.75 MHz als ZF weiss ich leider gar nichts. Ein SABA-Modell, bei dem sie zur Anwendung kam, war der Triberg 11 von ca. 1960. Zur selben Zeit waren bei SABA aber auch Modelle mit 10.7 MHZ im Programm.

Als 1950 in Deutschland der UKW-Rundfunk begann, begnügte man sich zunächst mit dem Frequenzbereich von 87,5 bis 100 MHz. In den USA dagegen, wo man schon Jahre zuvor mit der Ausstrahlung frequenzmodulierter Signale im UKW-Bereich begonnen hatte, wurde von Beginn an der Bereich 88 – 108 MHz genutzt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich im Empfängerbau bereits das Überlagerungsprinzip durchgesetzt, bei dem dem Signal der empfangenen Station ein zweites, vom Empfänger erzeugtes Signal zugemischt wird. Stimmt man den Empfänger auf eine andere Senderfrequenz ab, wird auch die Frequenz des intern erzeugten Signals verändert, und zwar in solcher Weise, daß die Differenz der beiden stets konstant bleibt. Diese Differenzfrequenz ist die Zwischenfrequenz (ZF). Im Prinzip spielt es keine Rolle, ob das interne Signal des Empfängers stets um den Wert der ZF über oder unter der Senderfrequenz liegt. Wichtig ist nur, daß die Differenz einen von der gewählten Station unabhängigen konstanten Wert hat.

Diese ZF wird im Überlagerungsempfänger herausgefiltert und weiterverarbeitet. Sie trägt das komplette vom eingestellten Sender ausgestrahlte Nf-Signal.

Nun ist es allerdings so, daß stets zwei Senderfrequenzen f existieren, die um den Wert der ZF
von der des internen Signals entfernt liegen, eine bei f + ZF und eine bei f – ZF. Ohne besonderen zusätzlichen Schaltungsaufwand (wie man ihn nur in hochwertigen Empfängern betrieben hat), empfängt man mit einem Überlagerungsempfänger u. U. zwei Stationen gleichzeitig, die frequenzmäßig um 2x ZF auseinanderliegen, nämlich die gewünschte und laut Empfängerskala auch eingestellte und eine eigentlich ungewollte auf der um 2x ZF entfernten sog. Spiegelfrequenz.

Um diese Situation grundsätzlich auszuschließen, hat man in den USA (wo der für UKW genutzte Bereich ja schon zu Beginn 20 MHz breit war) eine einheitliche ZF von 10,7 MHz für den UKW-Empfangsteil aller Empfänger gewählt. Da sie mehr als das Doppelte der Bereichsbreite beträgt, liegt die Spiegelfrequenz stets außerhalb des UKW-Bereichs und ist somit nicht mit einem Sender belegt. Außerdem hat man sich bemüht, die Frequenz 10,7 MHz selbst, die ja in den Kurzwellenbereich fällt, von Sendern freizuhalten, denn eine Station auf 10,7 MHz würde direkt in die ZF-Filterspulen eines jeden Empfängers einstrahlen und wäre immer mitzuhören.

Die meisten europäischen Hersteller haben in den fünfziger Jahren diesen Wert von 10,7 MHz übernommen, auch wenn z. B. in Deutschland der UKW-Bereich zunächst nur 12,5 MHz breit war, man also eigentlich eine niedrigere ZF hätte wählen können. Daß man dennoch bei 10,7 MHz blieb, liegt zum einen an der schon damals erwarteten künftigen Erweiterung bis 108 MHz und zum anderen an der Erwartung, daß die 10,7 MHz auf internationalen Wellenkonferenzen weltweit freigehalten werden würden.

Daß manche Konstrukteure dennoch eine niedrigere ZF wählten, z.B. 6,75 MHz, hatte technische Gründe. Im AM-Bereich, in dem die ZF-Filter eine geringe Bandbreite von nur wenigen kHz haben, erreichte man mit den damals in Europa verfügbaren Röhren pro ZF-Verstärkerstufe eine Verstärkung von 70 bis 100. Mit den erheblich breitbandigeren ZF-Filtern des UKW-Bereichs erreichte man bei 10,7 MHz eine Stufenverstärkung von höchstens 20, während bei 6,75 MHz ein etwas höherer Wert zu erzielen war. Diese geringere Verstärkung mußte durch eine höhere Zahl an Verstärkerstufen ausgeglichen werden. Tatsächlich verwenden die Empfänger jener Zeit im UKW-Bereich mindestens eine, manche auch zwei ZF-Verstärkerstufen mehr als für LMK. Da Röhren teuer waren, versuchte man zumindest in einfacheren Empfängern deren Zahl mit allerlei Tricks möglichst niedrig zu halten. Eine niedrigere ZF konnte die Empfangsleistung einfacher Geräte verbessern. Diese Überlegungen waren jedoch schon bald hinfällig, als UKW-taugliche Röhrentypen aus den USA auch in Europa verfügbar wurden und Telefunkens Stahlröhren sowie die Rimlockröhren von Philips ablösten.


Frank,'index.php?page=Thread&postID=22743#post22743 schrieb:Zitat
MGW51 postete
....... Bis auf eine Ausnahme: Der Fernsehempfänger hat sich als Röhrengerät bis zum Schluß in Allstromausführung behauptet.

Hm, das ist mir neu, normalerweise waren die Glotzen laut Typenschild nur für Wechselspannung geeignet.

Auch darüber habe ich mir Gedanken gemacht und in Schaltpläne alter Fernseher geguckt.
Eine Erklärung habe ich nicht, aber eine Vermutung.
Üblicherweise war bei den Fernsehgeräten der Röhrenära eine Netzleitung mit dem Chassis verbunden, die andere führte über einen Einweg-Gleichrichter zum Lade-Elko, von wo aus sich die Schaltung dann verzweigte. Bei Betrieb an Wechselstrom steht dem Gerät eine höhere Versorgungsspannung zur Verfügung als beim Betrieb an einem Gleichstromnetz. Der Lade-Elko nach dem Gleichrichter kann nämlich am Wechselstromnetz bis auf die Scheitelspannung aufgeladen werden, die bekanntlich um den Faktor 1,4 höher ist als die Effektivspannung. In der Tat zeigen die Schaltpläne alter Fernseher, daß am Lade-Elko – je nach Modell - Spannungen im Bereich 250 – 280 Volt anliegen sollen und eben nicht nur 220 Volt. Von diesem Lade-Elko aus werden die Versorgungsspannungen für die einzelnen Schaltungsteile durch Spannungsteiler gewonnen. Bei Betrieb an 220 V= stünden am Lade-Elko höchstens diese 220 Volt zur Verfügung, die Versorgungsspannungen wären allgemein zu niedrig und einzelne Schaltungsteile würden eventuell nicht zuverlässig funktionieren. Deswegen nur Betrieb an 220 V~, obwohl die Schaltung als Allstromgerät, also ohne Netztrafo, prinzipiell auch den Anschluß an ein Gleichstromnetz möglich macht.

Gruß
TSF
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