07.04.2012, 15:37
Zitat:niels posteteWas noch hinzukommt: Es ist nur Minus- Toleranz erlaubt, breiter darf nicht sein.
...Bedenke: Das C-90-Kassettenband hat eine Gesamtstärke von 0,012 mm (!) bzw. 12 µm und eine Breite von 3,81 mm mit einer Toleranz, die nicht mit der Nagelschere zu erreichen ist!...
Bei der industriellen Fertigung werden die Bänder mit Rollmessern geschnitten, genauer gesagt abgeschert. Das sieht stark vereinfacht so aus wie die Rollen, mit denen Pizze geschnitten werden. Dieses Rollmesser wird unten in einer geschlitzten Walze geführt. Die Rolle steht ganz leicht schräg zu dem Schlitz, wodurch das Magnetband dann abgeschert wird. Eventuell entstehender Abrieb wird abgesaugt.
Im Vergleich zu normalen Klingen hat diese System den Vorteil längerer Standzeit und größerer Präzision.
Das Rohband, auch Block oder Jumbo genannt, hat im Beispiel eine Breite von gut einem Meter und ist -abhängig von der Banddicke- mehrere Kilometer lang. Das sieht dann so aus
Im Bild sind Blöcke mit Spulenband zu sehen, aber bei Cassettenband ist es nicht anders.
Diese Breite wird dann mit der oben gezeigten Vorrichtung geschnitten, was in Abhängigkeit von der Bandbreite eine ganze Menge -bei Senkeln ca 140 Stück, Cassettenband logischerweise doppelt so viel- an Bändern ergibt. Diese Bänder werden unmittelbar nach dem Schnitt konfektioniert, entweder auf Wickelkerne oder auf Spulen.
Diese Kombination aus Schneide- und Wickelmaschine ist recht verwirrend anzusehen, eine fast schon ästhetische, an Kunst erinnernde Installation. Man kann sich vorstellen, dass das einfädeln des Anfangs eine recht spaßfreie Arbeit ist. Der Block ist in die im obigem Bild rechts stehende Maschine mit dem orangefarbigen "Briefkasten" am Seitenteil eingespannt. Von dort laufen die geschnittenen Bänder auf vier Wickelmaschinen, die wie oben erwähnt auf Kern oder Spule konfektionieren.
Auch in diesem Bereich herrschen fast Reinraumbedingungen, alles wird penibelst saubergehalten, um Verunreinigungen der Bänder zu vermeiden.
Das ist die ganz einfache Möglichkeit, wenn man Jumbos hat. Der Beguß des Trägers, Ausrichtung der magnetischen Partikel in Vorzugsrichtung, Trocknung, Kalandrierung sind hochkomplexe Vorgänge, die enorme Präzision erfordern. Allein die Mischung der diversen Chemikalien ist nicht mit einem einfachen Mischer zu schaffen, da braucht es auch wieder Spezialmaschinen, von denen ich hier nur Kugelmühlen erwähnen will.
Selbst die Pioniere der Magnetbandherstellung sind nicht ganz unvorbereitet an die Sache herangegangen. Man konnte auf Erfahrungen bei der Beschichtung von fotografischen Filmen zurückgreifen, es waren hochqualifizierte Techniker, Physiker und Chemiker mit entsprechenden Erfahrungen beteiligt.
Magnetbänder "mal eben" ohne großtechnisches Umfeld in ausreichender Qualität quasi am Küchentisch herzustellen, scheint mir unmöglich. Eine Bandmaschine bekommt ein Team aus Elektroniker und Mechaniker ja noch hin, aber Bänder?
Editiert: Bildergröße angepaßt
Frank
Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.