Waschsalon: Wie werden Platten sauber?
#7
Plattenwaschen mit L'Art du Son ?
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Heute hatte ich ein Gespräch mit Frau Martina Schöner, die das Plattenwaschmittel L'Art du Son herstellt und vertreibt. Dieses erklimmt bei den waschenden Analog-High-Endern gerade den Kultstatus wegen er angeblich klangverbessernden Wirkung. Grund genug also für gesundes Mißtrauen. Per Mail hatte ich Frau Schöner um Infos gebeten und dabei erwähnt, daß ich als schwer überzeugbarer, faktengläubiger Skeptiker vor allem über die technischen Hintergründe erfahren wollte. Vorneweg - es war ein sehr positives Gespräch, wenn auch mit erwartetem Ausgang.

Dabei hätte ich gewarnt sein sollen Wink Die Antwort auf die Mail kam fix. "Die Mail würde zu lang werden", stand da, sie gab mir ihre Telefonnummer und bat mir auch an, mich zurückzurufen. Als ich Frau Schöner heute erreichte, kam die zweite "Warnung": Sie würde zurückrufen, damit die Kosten für mich nicht zu hoch würden. Sehr rücksichtsvoll, denn das Gespräch muss wohl etwas über eine Stunde gedauert haben.

Frau Schöner ist sehr nett, sehr quirlig und das totale Gegenteil einer weihevollen Hohepriesterin des High End. Sie erklärte, wieso L'Art du Son überhaupt entwickelt wurde, und was der Hauptgedanke war: Man brauchte für die eigene Plattenwaschmaschine (Loricraft) ein Mittel. Bei Isoprop-Lösungen ist nicht gesichert, daß sie Vinyl auf lange Sicht nicht doch angreifen. Also entwickelte man etwas Isopropylalkoholfreies. Es ist sympathisch, das Frau Schöner nicht die Isoprop-Lösungen verteufelt, sondern einfach nur feststellt: "Wir sind mit unserem Mittel einfach ein bisschen mehr auf die sichere Seite gegangen. Wieso soll ich ein, wenn auch kleines, Risiko eingehen, wenn es auch ohne geht?"

Die gute Reinigungswirkung von L'Art du Son ist unter Anwendern unbestritten. Mit 35.-- Euro für ein Konzentrat, daß für 500 Schallplatten reicht, und zwar mindestens, ist das auch kein exorbitant teures Mittel.

Diskutiert wird oft die klangverbessernde Wirkung von L'Art du Son. Frau Schöner macht die Aussage, daß sie hörbar sind, auch im Unterschied zu Platten, die mit "Selbstgemixtem" gewaschen werden. Frau Schöner hat wissenschaftlichen Background, und ist sich dessen bewusst, daß kein Beweis im wissenschaftlichen Sinne vorliegt, weder durch Meßungen noch durch entsprechende Hörtests, und daß das eine Schwachstelle ist.

Nun ist die Firma klein, die Kosten für verbriefte Untersuchungen aber enorm, und so bleibt man bei dem im HiFi-Bereich üblichen Verfahren:
Man verwendet prägnante Stellen verschiedener Schallplatten, die man kennt, man beurteilt durchaus aus dem Gedächtnis, als Tester fungieren oft Musiker mit entsprechend geschultem Gehör, die wissen, wie etwas klingen muss. Reproduzierbar im Sinne von "Übertragbar auf Andere" ist das nicht. Ebenso wenig ist erforscht, wie diese klangverbessernde Wirkung funktionieren soll. Die reinigende Wirkung ist erforscht, die klangliche nicht. Man experimentiert also nach Gehör.

Frau Schöner findet diese Situation selbst unbefriedigend und ist Hörtests und auch Messungen gegenüber durchaus aufgeschlosssen. Wenn also Vorschläge kommen wie - am Mittel soll es nicht scheitern. Diskutiert wurde die Methode, mit 2 Plattenspielern zu arbeiten. Problematisch sei hier aber die Serienstreuung der Systeme, man müsse sie selektieren. Damit wiederum wurden die Auswirkungen dieses Mittels auch wieder in den richtigen Rahmen gerückt.

Eine Idee von mir:
Aufzeichnung auf Tonband, und zwar 1/2" 4-Kanal. 2 Kanäle für die gewaschene Platte, 2 für die ungewaschene. Vergleich durch hin- und herschalten, ähnlich Tape-Monitor.

Oder:
Höchstwertige Digital-Aufzeichnung beider Probanden, danach Vergleich.


Oder per Messung:
Geht das mit mit einem Spectrum-Analyzer?

Fazit:
L'Art du Son ist ein High-End-Produkt, daß seine Qualitäten leider nicht auf technisch-wissenschaftlicher Basis beweisen kann. Meinen Respekt zolle ich Frau Schöner aber dafür, daß sie sich auf eigene Kosten sehr viel Zeit genommen hat, keiner Frage ausgewichen ist, Schwachstellen in der Argumentationskette durchaus zugibt und nicht wegdiskutiert und sich Tests und Meßungen auch nicht grundsätzlich verweigert. Sie hat nicht einmal versucht, mir eine Flasche zu verkaufen und hebt sich in ihrem Auftritt meilenweit von den üblichen Voodoo-Priestern ab. Es obliegt der persönlichen Beurteilung, ob man die Unterschiede hört und dem persönlichen Geschmack, wie man sie beurteilt.

Ich denke, ich werde mal den Versuch machen. Zumindest sind meine Platten dann sauber.
Michael(F)
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[Kein Betreff] - von Michael Franz - 04.01.2005, 09:27
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