Aussteuerungsinstrumente vom Feinsten
#33
Zitat:dl2jas postete

Es wundert mich, daß PhonoMax in der Richtung nichts geschrieben hat.
Hans-Joachim, nimmst Du nur mit 76 cm/s auf?
Lieber Andreas,

nein, das nicht gerade, denn die vorgesehene Beschaffung meines einzigen Gerätes, das 76,2 cm/s hätte können sollen, wurde 1980 oder 1981 von EMT 'versiebt', da die entsprechende B67 trotz einwandfreier schriftlicher Bestellung und zweimonatiger Wartezeit (bis der Fränkli-Kurs ordentlich hoch war) mit 9,5, 19, 38 kam...

Andererseits wurde ich auch hier im Forum nie müde, darauf hinzuweisen, dass anhand der Aussteuerungsmessung zur analogen Zeit (linear, 10 ms) mit dem Ohr kontrolliert wurde, ob die aktuelle Aussteuerung angesichts des Frequenzspektrums der Aufnahme noch tolerabel war. Nachdem jene zumindest bei mir auf dem grundsätzlich verwendeten, hoch aussteuerbarem Band nur in Sonderfällen 6 dB über 514 pWb/mm, ansonsten bei 720 pWb/mm (+3 dB) lag, die Maschinen grundsätzlich tadellos eingemessen waren, bewegte sich der Klirrfaktor immer im erträglichen Rahmen. Umso mehr, als ich (bis auf wohl eine Ausnahme) immer ausschließlich akustisch real Erklingendes produziert habe. Die Amplitudenstatistik sorgte daher ihrerseits dafür, dass bei sachbezogenem Vorgehen nicht allzuviel passieren konnte.
Mit Hörnern, Posaunen, Blockflöten und dergleichen ging man ohnehin sehr vorsichtig um, wozu auch grundtöniger klingende Flügel gehörten (heute interessanterweise weniger denn je die Regel, vgl. Steinway und Fazioli!). Dabei allerdings ist schon zu unterscheiden, ob primär Ohr oder Speichermedium an klanglichen Veränderungen beteiligt sind (Stichwort: Differenztöne z.B. bei Blockflötenensembles, Schlagton von Glocken o.ä., die durch 'Mängel' des Gehöres bedingt sind).
Doch die Beachtung von derlei Sandbänken lernte man ja, weshalb unsereins berufsbedingt auch eine andere Sicht der Aussteuerungsmessung entwickelte.

Der Tonmeister der analogen Zeit hatte die Beobachtung der spektralen Zusammensetzung des Aufnahmesignales ungleich direkter 'drauf', als das heute mit dem linear aussteuerbaren Frequenzbereich des digitalen Aufnahmekanales der Fall ist. So wies ich schon als relativ junger Spund unter dem Kopfschütteln der Kollegen am Anfang der 16-Bit-Ära (1980) darauf hin, dass in meinen Augen weniger der Geräuschspannungsabstand als vielmehr die Auflösung und die frequenzmäßig lineare Aussteuerbarkeit die produktionspraktischen Vorteile der Digitaltechnik ausmachten.

Andererseits soll man sich auch nicht täuschen lassen:
Den Klirrfaktor nehmen wir -das belegt auch die Untersuchung historischer Musikinstrumente aus der Zeit vor der technologischen Kopflosigkeit- besonders in tieferen Lagen wahr, weil wir in diesen noch bis zum siebten, ja notfalls 10. Partialton, gut (also nicht schlechter als das analoge Aufnahmeverfahren) hören können, was im Bereich bis etwa 800 Hz (+ Obertönen, s.o.) angesichts des dem analogen Speicherverfahren eigenen, beachtlichen Seitenbandspektrums (Maß für die klangliche Veränderung eines Tones) sowie der auf 1000 Pegelstufen beschränkten analogen Reproduktionsgenauigkeit möglich ist.
Darüber 'hört' sich das bessere Hören ja auch recht zügig auf, was man am Verhalten klassischer Musikinstrumente ja nicht minder schön sehen kann, sofern diese systematisch gestaltete Filter hinter ihren Rauschgeneratoren besitzen.

Unter meinen endverantwortlichem Ohren wurden ganze 10.000 Meter PER525 bei 38,1 cm/s aufgenommen, ansonsten setzte ich ausschließlich auf 468 oder 910/911, so dass ich eigentliche Engpässe kaum mehr kennen gelernt habe.
Dabei fand ich das Gejammer der Kollegen schlicht lächerlich, als 910 gegenüber SPR 50LHL mit der Großartigkeit eines 2 dB geringeren Modulationsgeräuschspannungsabstandes(!) 'schockierte'. Aber vielleicht hörten die das auf ihren A80 oder M15 ja besser als ich auf meinen popeligen B67... Na ja, 911 war ja keineswegs eine schlechtere Wahl.

Spinnereien gab es immer, man muss sie nur und vor allem selbstkritisch als solche identifizieren.

76,2 cm/s habe ich nie aktiv gemacht, wobei man für die letzte Generation der analogen Tonaufzeichnung die hohen Bandgeschwindigkeiten neben der Aussteuerbarkeitsfrage auch der Nachbearbeitung, der bei der Mehrkanaltechnik immer geringeren Spurbreiten sowie dem Faktum einer werterhaltenden Lagerung zu opfern hatte.
Man hört bei 19 cm/s letztlich jeden Schnitt, weshalb die Halbierung der Bandgeschwindigkeit 38 cm/s schon allein deswegen nicht in Frage kommen konnte.
Dies zum Thread 9,5/19 v.s. Halb- oder Viertelspur, der hier am Rande auch mit hineinspielt.

Hans-Joachim
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