Kopfhörer am LS-Ausgang
#10
Hallo Thomas,
wie ich dich kenne geht es bei dir sicher darum den Kopfhörer mal an einem guten alten Musikschrank oder Tonbandkoffer zu betreiben, man kann also bei der Antwort nicht umhin, die Röhrentechnik mit einzubeziehen.

Also arbeiten wir uns mal Stück um Stück durch.

Der landläufig bekannte Abhörausgang mobiler Rekorder, Typ LS-Normstecker, wie bspw. beim Grundig C410A ist für magn. Kleinhörer gedacht, kann weder das Gehör, noch den Kopfhörer noch den Ausgang beschädigen, das gilt von direktem Kurzschluß über niederohmige Hörer (lautsprecherähnliche mit 4/8/16 Ohm, telefonkapselähnliche mit 200 Ohm wie auch jegliche modische Wakmanhörer) bis hin zu hochohmigen Studiohörern (600 Ohm bspw. AKG, 2kOhm bspw. HDxxx).

Dreht man den LS-Norm-Stecker um (bilatterale Buchse) dann ist man an der Gegentakt-Endstufe mit dem Hörer. Auch da geht nichts kaputt, die Endstufe ist gut gegengekoppelt, arbeitet an allen üblichen Lasten, die Leistung ist für Zerstörungen zu gering.

Das die Steckernorm dabei keine Rolle spielt, gebietet die Logik. Man kann also beliebig adaptieren was zu einem brauchbaren Ergebnis führt. Bspw. einen LS-Stecker auf eine Würfel-5-Buchse oder einen DIN-Stecker auf eine Klinkenbuchse.

Das gilt für weitere ähnliche Transistorendstufen genauso. Also beim Heimradio, beim Küchenradio, beim Tonbandgerät mit Abhör- oder kleinen Leistungsendstufen, beim Kofferradio usw.

Die Leistungsgrenze ab der es zuerst für´s Gehör und dann für den Hörer gefährlich wird liegt bei einigen Watt. Kritisch werden da zuerst die Oberwellen, wenn die Endstufe klippt, also extreme Verzerrungen schon längst hörbar sind und bei voll aufgedrehten Bässen und Höhen (Loudness).

Die üblichen 0,5...2 Watt Sinusleistung sind also unkritisch, ab ca. 4 Watt (bspw. Grundig TK 1xx/2xx Serie) muß man schon etwas auf sein Gehör achten, den Hörer wird man aber immer noch kaum kaputt kriegen.

Tendentiell kann man dabei sagen, daß aufgrund der dabei an den Hörer abgegebenen Spannungen, speziell wenn sie wegen Verzerrungen oberwellenreich sind, niederohmige Kopfhörer eher das Gehör malträtieren als hochohmige und auch eher sterben als hochohmige.

So ein HD4xx mit 2x2kOhm kann mehrere zig Volt an Spannung ertragen, ehe die Schwingspule abraucht, das erreicht so eine kleine Endstufe mit ihren paar Volt Betriebsspannung nicht.

Kommen wir jetzt zu den Röhrengeräten, so muß man vor allem auf ein paar spezialitäten achten.

Evt. sich umladende Kondensatoren bspw., ein kurzer unspektakulärer Klick und der Kopfhörer ist kaputt, wenn sich ein Kondensator mit 180V und mehr umlädt.

Röhrenendstufen dürfen auch nicht mit falscher Last betrieben werden. Sieht der Ausgangsübertrager nicht seine Nennlast, dann entgleist die Endstufe, die Spannung an der Anode der Endröhre (Eintakter wie bei einem Grundig-TK20) geht hoch, es gibt Sockelüberschläge und Trafo-Wicklungs-Überschläge. Theoretisch!
Denn praktisch sind auch diese Koffer relativ unkritisch, die Leistungen für so ein Spektakel sind zu niedrig um kräftige Überschläge zu produzieren und die Ausgänge sind mit einem Shunt-Widerstand gegen Hochlaufen abgeblockt.

Ist der Shunt weg (ach das löte ich mal aus, das brauch ich für was besseres), ist das Schirmgitter der Endpentode falsch vorgespannt (WIMA-Salino kaputt), dann kann es Schaden geben, ist aber auch nicht so sehr wahrscheinlich das dieser Fall vorliegt.

Die Grundig-Koffer haben ja diese Kraftausgangs-Buchse (DIN) mit den zwei Wellen als Piktogramm. Der Pin 3 davon, gegen die Masse (Pin 2) liefert hier das "Kraftsignal" der Endstufe. Daran kann man den Kopfhörer anschließen der Shunt ist dabei korrekt in die Schaltung eingebunden wenn man den Lautsprecher-Abschalter zieht. Zur absoluten Sicherheit kann man - hab ich aber noch nie - noch einen Spannungsteiler 10:1 in den Adapter einbauen.
Vermeiden sollte man sehr niederohmige Kopfhörer (4/8 Ohm), rein aus übertriebener Sicherheit heraus ;-) Ich hab aber auch die schon über lange Zeit daran laufen gehabt.

Dann zur Abteilung Achtung.

Bei alten Röhrenradios weiß man nie, man kann also keine Pauschalaussage abgeben, ob ein Shunt vorhanden ist, ob überhaupt korekt galvanisch getrennt wurde (sonst hat man mit dem Kopfhörer die Kopfelektroden eines elektrischen Stuhls nachempfunden) ob man also gefahrlos den Leistungskreis auftrennen kann usw. Sicherheitshalber schaut man da erst nach einem Shunt oder baut selber einen ein (so umdie 50 Ohm bei mehreren watt Belastbarkeit reichen meistens um die Endstufe am Boden zu halten damit sie nicht hochläuft)

Alles was man heute unter dem Aspekt Leistungs-HIFI-Endstufe führt, also die Endstufe 7...20.000Watt soll man nicht direkt mit dem Kopfhörer verbinden. Ein schneller Dreh am Pegelsteller, ein Umschaltknackser, einmal kurz die Bässe aufdrehen und die Schwingspule ist Rauch und Asche und die Ohren fiepen eine Stunde lang nur noch. Das Ganze bei mit der Leistung zunehmende Brisanz. 100V am Ausgang eines starken Verstärkers sind locker möglich und das hält kein Kopfhörer.

Da ist immer und generell ein Vorwiderstand (versaut aber den Dämpfungsfaktor des Hörers) oder besser ein Spannungsteiler vorzusehen, der genau auf die Leistung angepaßt sein muß. Beachtet man das, kann man natürllich genauso gut den Lautsprecher-Ausgang nehmen wie den Kopfhörer-Ausgang.
Ausnahme - Bückenendstufen (bei allen besseren Autoradios vorhanden).
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