Vormagnetisierung contra Klirrfaktor ?
#8
Lieber Michael,

von 'katastrophalen Nebenwirkungen', nach denen man gemäß dem uns umgebenden Geseichte Arzt oder Apotheker fragen sollte, kann eigentlich nicht die Rede sein. Wenn du das tatsächlche Klirrfaktorminimum deiner aktuell genutzten Charge präzise erreichen willst -das wandert ja je nach Charge etwas hin oder her, wie Friedrich schon geschrieben und Johannes [Webers] als Autor letztlich bestätigt hat- stelle natürlich zunächst nach Delta-10-kHz ein, kontrolliere danach und korrigiere gegebenfalls ein wenig.

Dann jedoch musst du allemal bei jeder neuen Charge auch von neuem drüber. Außerdem empfiehlt sich in diesem Fall der Einsatz eines Hochpasses (die A77 brummt) und eines Tiefpasses (die Hf ist überall). Der Abgleich in separaten Prozessen 'Aufnahme' und 'Wiedergabe' ist zwar möglich, aber auch ein schlimmer Aufwand, bei dem man leicht die Übersicht verliert.
Das Verfahren Delta-10-kHz ist allemal dasjenige, das mit Abstand zum besten Ergebnis im Kompromisspektrum der analogen Tonaufzeichnung führt.

Bei niedrigeren Bandgeschwindigkeiten rücken die Klirrfaktorminima für niedrige und höhere Aussteuerung (320 und 514 pWb/mm) etwas auseinander, zudem legt man dann den Arbeitspunkt zugunsten einer etwas besseren Höhenaussteuerbarkeit oft auch geringfügig aus dem Minimum heraus in die noch abfallende Kurvenflanke. Es ist letztlich egal, ob du einen Klirrfaktor (K3) von 0,25 oder 0,5 % durch das Bandgerät erreichst; bekomme den erst einmal und unter allen Umständen durch dein Mischpult (Vorverstärker, Filter etc.) hindurch ins Bandgerät.

Und noch was: Immer forderte ich hier dazu auf, die Datenblätter-Kennlinienscharen zu studieren, was nicht jedem gefiel, obgleich das überaus leichtfällt, wenn man sich damit beschäftigen will; wenn nicht, ist eh' alles wurscht, und man hat halt hinzunehmen, was kommt. Im positiven Falle aber sieht man, wie der Hersteller des Bandes die Kompromisse angelegt hat, die man dann selbst beeinflussen kann.

Bei deinen rigorosen Ansprüchen, lieber Michael, müss(t)en auch die Spaltbreiten berücksichtigt werden. Das liefe dann letztlich darauf hinaus, dass du dir für dein Band auf deinem Gerät deine eigenen Kennlinien aufnehmen müsstest. Viel Spaß dabei, denn das ist etwas 'zum Abgewöhnen'.

Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass wir es mit analogen Medien und ihren Gesetzen zu tun haben, wobei ich an mein hier ja bekanntes Beharren darauf erinnere, dass es mit der in Amateur-Bedienungsanleitungen bemühten Kompatiblität von Bändern verschiedener Hersteller nicht soweit her ist, wie das der Amateur aus der Geradlinigkeit der Aussagen herausinterpretiert(e). Bei Berücksichtigung seiner Ansprüche besteht zwar ein Graufeld; werden Ansprüche aber konsequent, sieht das anders aus; er schwenkt dann schleichend in die Profiszene ein, die ihrerseits genau wusste, was sie wollte/brauchte und kompetent bis aggressiv darüber wachte, dass sie das auch bekam. Selbst wenn das hier schon bezweifelt wurde.

Als ich noch analog arbeitete, habe ich ausschließlich Delta-10-kHz angewandt und sehr gelegentlich -etwa zwei Mal im Jahr- und dann selbstverständlich unterschiedliche Chargen auf den Klirrfaktor hin überprüft (bei mir Kgesamt, weil ich kein entsprechendes Filter hatte): Immer lag ich im Bereich der Spezifikationen; und ich hatte keine Eingangskontrolle für meine AGFA 468 (zunächst), dann BASF 910/911.

Mich hätte durchaus interessiert, was man mir in Münchens Kistlerhof- oder Türkenstraße geflötet hätte, wenn ich angesichts meiner paar Kisten eine Mängelrüge platziert hätte. Das war aber nicht nötig, im Gegensatz zum Umatic-Band der nächsten, nun digitalen Generation, womit man mich dann aber -natürlich- auch knallhart hängen ließ. Das löste sich dann jedoch ohnehin in Wohlgefallen auf, weil DAT kam. Von mir war das ersehnt worden, denn der herablassende Umgang, den man auch und gerade beim Digitalriesen aus Japan (so nie...) erfuhr, war für einen professionellen Nutzer von deren Anlagen zunächst einmal ungewohnt und nicht eben erfreulich. Ich begann mir damals (und keineswegs fehlerhaft) auszumalen, was kommen konnte.

Hans-Joachim
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