Ohne Wenn und Aber ReVox B77
#12
Etwas für kräftige Arme und schon über 30 Jahre alt!

Die ReVox B77MKI

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Sie ist ein Kind der 80er, die hier präsentierte Maschine wurde etwa Juli 1980 gefertigt.
Es war die Zeit der Hochkonjunktur in Hifi-Technik, doch für die Bandmaschinen zeichnete sich durch die etablierende Kompakt-Kassetten-Technik bereits der Untergang im Konsumerbreich ab.

Bevor es jedoch ins Eingemachte geht ein kleiner Abstecher zur Unternehmensgeschichte, den Wurzeln der B77 ohne technische Geheimnisse aus dem Abstreitersalon .

Das schweizerische Unternehmen ReVox gründet sich auf das Unternehmen "Willi Studer, Fabrik für Elektronische Apparate" von 1948. Die Gründung geschah ohne Eigenkapital. Die Finanzielle Leistung kam vom Auftraggeber für den Bau von Oszilloskopen. Es ging flott bergauf und das Unternehmen expandierte.
Wir schreiben das Jahr 1951, es entsteht das erste Tonbandgerät unter eigenem Namen die ReVox T26 (Nein! Kein Panzer aber auch robust!) , eine Weiterentwicklung der Dynavox aus dem Jahr 1949 und beide waren die ein-zigsten „Ein-Motor“- Geräte die je von Studer/ReVox gebaut wurden!

Wohl aus der Tradition zum Messgerätebau wurde wohl auch der Hang des Messgerätedesign auf die Geräte der Unterhaltungselektronik übertragen. Anders als die Firma Braun, hatte das Unternehmen Studer/Revox keine große Affinität zu Design.
Die T26 wurde bis etwa1955 hinein gefertigt und im Jahr 1955 wurde der Grundstein für ein dreimotoriges Antriebskonzept gelegt. Die ReVox A36 wurde hergestellt, sie revolutionierte den Markt. Die 36er Serie brachte erstmals hohe Stückzahlen und einen enormen Unternehmungswachstum mit sich.
Schon 1960 kam die erste D36 in Stereo, es ging in raschen Schritten mit der Entwicklung voran, nahezu eine Neuvorstellung im Jahrestakt. Nach der D36 kam die E36, F36 und bereits 1963 die legendäre ReVox G36. Zwei Jahre später kam die große Fertigungsherausforderung aus der die A77 hervorging. Die A77 erreichte sehr hohe Fertigungszahlen (etwa 360.000 Stück) und wurde bis ins Jahr 1977 gebaut. Die Ablösung der A77 kam mit der ReVox B77, welche ich hier im Detail vorstellen möchte.

Die Quellen hierzu sind:

http://www.theimann.com/Analog/A77/Versionen.html

http://www.revox.com/corporate/story

http://www.kuckidentrocker.de/_revox_geschichte.html

http://www.reeltoreel.de/Revox/36Serie.htm


Die B77 sieht schon schmuck aus, trotz oder gerade wegen ihres Messapparaturdesigns, wenn man es als Design bezeichnen möchte.

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Bild: DSC_4067_cr

Hervorzuheben am Design und den damit einhergehender Bedienphilosophie ist ihr klares Konzept mit der Trennung von Monitorfunktion, Aufnahmefunktion und Laufwerk.

Ganz links finden sich alle Funktionen für den verstärkerseitigen Ausgang der B77. Es kann zwischen den Kanälen gewählt werden, Stereo, Mono und sogar Kanal-Reverse ist möglich. Dazu ist noch eine guter Kopfhörerverstärker dabei. Signalquelle kann hier das Eingangssignal oder die Bandaufzeichnung sein.

In der Mitte und rechts befindet sich alles was für die Aufnahme erforderlich ist.

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Bild: DSC_4069

Bei heruntergeklappter Sichtklappe eröffnen sich hier noch der Umschalter für den Bandzug für Wickelkerne kleiner und größer 6cm sowie ein von mir zusätzlich eingebauter Umschalter für die Wiedergabetonkopfumschaltung von 1/4Spur auf 1/2Spur.


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Bild: DSC_4070

Weiterhin reagieren diverse Materialien auf ihre Umwelt, so dass am Ende die Umwelt gewinnt und so manches Bauelement unbrauchbar wird. Manch Veränderung ist reversibel doch bei weitem nicht alles. Dann geht nur noch ein neuwertiger Ersatz.

Als erstes wäre hier zu nennen, das Gehäuse der B77, welches über eine mit nextellackierte Oberfläche verfügt, die ähnlich den polyurethanhaltigen Binder von alten Tonbandmaterialien zum Kleben und aufweichen neigt.

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Bild: DSC00944

Im Innern geht es natürlich weiter, der Zahn der Zeit nagt auch hier. Die hier vorgestellte Maschine gibt ihr etwaiges Alter an den Rotoren der Wickelmotoren preis:

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Bild: DSC00898

Nicht nur der Staub ist hier Bote und Zeuge der Zeit, der das Alter der ehrwürdigen B77 bezeugt.
Was sich vor dem Staubtuch all die Jahre verstecken konnte taucht im Innern rege wieder auf.


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Bild: DSC00770


Wenn auch die B77 eine noch solide und hervorragend konzipierte Maschine ist, so sind inzwischen mehr als dreißig Jahre vergangen. Mann lasse sich nicht täuschen. Ob intakt oder defekt, es heißt Ärmel hochkrempeln und ran an den Lötkolben.

Hier bietet es sich an bei ihrer Zerlegung , neben Reinigungsarbeiten, bevorzugt folgende Kondensatoren zu erneuern:

-Rifa (Miniprint) neigt zu Rissen am Gehäuse, so dass diese potentiell ausfallen.
-Weiterhin sind auch die Gold-Gelben Frakos nicht mehr so wie ehemals geschaffen, ihre Eigenschaften verändern sich und die Roedersteinkonsorten neigen sogar zu potentiellen inneren Kurzschlüssen.


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Bild: DSC00910

Daneben sind meist alle Trimmwiderstände von fortschreitender Korrosion und damit dem Zerfall unterlegen. Es sollten auch hier alle erneuert werden, denn spätestens beim Versuch des Neuabgleichs der Elektronik neigen diese überalterten Stellorgane zum Ausfall.


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Bild: DSC00911

Nicht zu versäumen ist der etwas versteckt verbauten Funkenentstörkondensator hinter der Netzzuleitungsbuchse an der Netztrafoeinheit:


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Bild: DSC00837

Wenn, was auch an einigen Urgesteinen der B77 vorkommt, die Kraft an den Wickeln schwächelt, liegt dies oftmals an den Hilfiphase erzeugenden Motorkondensatoren, die dann unter Kapazitätsverlust leiden.

So sehen dies direkt am Chassis verschraubten Kondensatoren aus:


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Bild: DSC00840


Daneben sollte auch ein wenig an die Mechanik gedacht werden, Bandführungen sind zu zerlegen, zu reinigen, ggf. die Antriebsriemen des Zählwerkes zu erneuern und evt. das Zählwerk zu schmieren.


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Bild: DSC00769

Meist ist auch ein Austausch des Bandeinlauflagers vonnöten, denn nach mehr als dreißig Jahren, ist auch deren Standzeit meist abgelaufen.

Für den Austausch ist auf die Lage der Ausgleichscheiben oberhalb und unterhalb des Lagers zu achten. Als Ersatz bietet sich folgender Typ an Lager an:

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Bild: DSC00951

Danach muss jedoch unvermeidlich noch tiefer in die Eingeweide der B77 gehen, denn hier haben sich Schmutzpartikel und Korrosion an des mechanischen Kontakten breit-gemacht.

Es heißt also runter mit den Hosen und raus mit den Leiterplatten und Schaltern sowie Schaltleisten.


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Bild: DSC00835


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Bild: DSC00787


Ein Blick weg von der Totalen in den untrüglichen Nahbereich zeigt den Zahn der Zeit deutlich:

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Bild: DSC00833

Nicht nur die Grillstätte B251, neigt zum Ansammeln von Wärme, nein auch die B77 hat da so ihre Brutstätten. Die größte findet sich am Netzteil der B77 wieder. Auch hier sind die bei Revox beliebten Drei-Pin-Linearspannungsregeler verwendet worden. dieser benötigt neben einer üppigen Eingangsglättungskapazität auch ein nicht zu unterschätzende Kühlung.

Dies hatte mich etwas gestört, so dass ich neben der großen Glättungskapazität auch gleich den Spannungsregler ausquartiert und in den Ruhestand geschickt habe.


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Bild: Netzteil_alt

Nun haust stattdessen, ein kleiner Glättungskondensatoren neben einem, auf einer separaten Leiterplatten aufgebauten Schaltreglerelektronik, ein getakteter Spannungsregler im Innern der B77 ohne das hier viel Energie in Wärme umgesetzt werden muss.


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Bild: DSC00838


Fortsetzung folgt! ;-)
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  
ESC
ESC Diva
reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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