Uher Royal de Luxe richtig einmessen ?
#9
Hallo,

ich denke das ich zu einem ganz gutem Ergebnis gekommen bin.
Wenn man auf einen Wechsel der Tonkopfträger von 4-Spur auf 2-Spur verzichten kann, bietet sich eine alternative Vorgehensweise mit Pegelband an.

Das Ergebnis,
ist ein recht linear und gleichmäßig verlaufender Frequenzgang auf beiden Kanälen.
Wenn man den Frequenzgang bei -3dB enden läßt, ergeben sich für 9,5cm/s :
Ch-1 = 12,5 kHz und Ch-2 = 11,5 kHz.
Bei 19cm/s sind es, Ch-1 = 18,2 kHz und Ch-2 = 17,6kHz.
Würde man den Frequenzgang bis -5dB messen kommt das in etwa mit den Werksangaben hin.
Der reine kubische Klirrfaktor (k3) bei 333Hz liegt bei 9,5cm/s und 19cm/s auf dem Ch-1 bei 0,3 %. und beim Ch-2 sind es 0,2 %.
Der gesamte Klirrfaktor bei 1kHz liegt bei Ch-1 = 0,8% und bei Ch-2 = 0,9%.
Um einen gleichmäßigen Frequenzgang bis 10kHz zu erreichen, mußte ich den Unterschied am Ende des Frequenzgang in Kauf nehmen.
Das verwendete Bandmaterial war ein RMG LPR-35.

Ich versuche mal die Einstellarbeiten zu beschreiben falls es jemand ausprobieren möchte.
Man braucht mindestens ein Millivoltmeter, besser zwei und einen Tongenerator der eine gleich bleibende Ausgangsspannung bis mindestens 20 kHz sicherstellt.
Außerdem ein Pegelband mit 250nWb/m 0dB bei 9,5cm/s. Andere Pegelbänder gehen auch, aber dann muß umgerechnet oder die Geschwindigkeit geändert werden, je nach dem.

Zwei „Messkabel“ sollte man sich zusammenlöten.
Das Eine geht vom Tongeneratorausgang parallel an die Anschlüsse 1 & 4 der Radio/Phone-Buchse, 3 ist Masse. Das Andere geht von der Projektorbuchse an die beiden Millivoltmeter. Dabei ist 1 = Ch-1, 5 = Ch-2, und 6 ist Masse. Ein Messpunkt an der Zusatzbuchse, wie im Service Manual beschrieben , wird nicht benötigt.

Ich steige jetzt da ein, wo es auch im Service Manual beginnt. Alle Vorarbeiten sind abgeschlossen, die Tonköpfe sind eingestellt, der Kopfspalt steht senkrecht und alles wurde noch einmal entmagnetisiert.
Im Manual steht das Einstellen der VU-Meter an erster Stelle.
Das geschieht jetzt mit dem Pegelband. Zuvor muß aber die Ausgangsspannung eingestellt werden.
Falls nötig kann man das Pegelband einmal vor-und zurückspulen damit es sich der Bandführung anpasst. Anschließend spielt man das Pegelband ab und stellt mit den Trimmpotis R70/R71 die Ausgangsspannung ein. Dabei sollten an den Millivoltmetern bei 4-Spur 500mV und bei 2-Spur 775mV am Ausgang der beiden Kanälen anliegen.

Jetzt nimmt man das Pegelband von der Maschine, es wird im weiteren Verlauf nicht mehr benötigt.
Anschließend legt man ein neues Band seiner Wahl auf. Von Altbeständen mal abgesehen, gibt es zur Zeit ja nur das RMG LPR-35, das sich gut für's Rdl eignet.
Nun stellt man den Tongenerator auf eine Ausgangsspannung von 50mV und auf die Frequenz mit welcher das Pegelband von Hersteller bespielt wurde. Das kann 333Hz aber auch 1kHz sein.
Dann startet man die Aufnahme bei 9,5cm/s, stellt auf Hinterbandkontrolle (Taste nicht gedrückt) und steuert die Aufnahme so aus, das an den Millivoltmetern am Ausgang exakt die Ausgangsspannung anliegt (bei 4-Spur 500mV, bei 2-Spur 775mV) die zuvor mit dem Pegelband eingestellt wurde. Anschließend stellt man an den Trimmpotis R138/R139 die VU-Meter auf 0dB.

Der Tongenerator wird jetzt auf 10kHz und 50mV Ausgangsspannung eingestellt und das Signal auf 0dB der VU-Meter ausgesteuert. Danach wird die Ausgangsspannung am Tongenerator um -20dB (auf 5mV) verringert und die Aufnahme gestartet. Das Rdl steht auch weiterhin auf Hinterbandkontrolle.
Hat man den passenden Messbereich am Millivoltmeter gefunden, verändert man die Hf-Vormagnetisierung soweit, das der höchste Wert erreicht ist und dreht über diesen Punkt hinaus bis sich dieser höchste Wert wieder um 4,0 dB verringert hat. Dazu sind die Trimmpotis R202 = Ch-1 und R203 = Ch-2 zuständig (Rechtsanschlag ist die minimale Hf-Vormagnetisierung).
Anschließend wird abwechselnd zwischen den beiden Eingangsfrequenzen 1kHz und 10kHz umschaltet. Dabei sollte am Millivoltmeter ein gleicher Wert zu sehen sein. Ist das nicht der Fall verändert man vorsichtig am Trimmpoti etwas die Stellung, bis sich der gleiche Wert für beide Frequenzen einstellt. Ist das erreicht, dreht man am Tongenerator den kompletten Frequenzbereich durch und beobachtet den Frequenzgang am Millivoltmeter. Im Idealfall stehen stehen beide Millivoltmeter bei einer Frequenz von 1kHz bis 10kHz wie angenagelt auf dem gleichen Wert :-)
Im echten Leben sind aber Schwankungen von 1dB bis 2dB normal und akzeptabel.

Zum Schluss macht man noch mal eine Aufnahme mit 1kHz oder 333Hz, je nach verwendetem Pegelband, und kontrolliert ob die Ausgangsspannung (bei 4-Spur 500mV, bei 2-Spur 775mV) bei einer Aussteuerung auf 0dB VU-Meter noch stimmt. Sollte das nicht der Fall sein, steuert man nochmals auf die richtige Ausgangsspannung aus und stellt die VU-Meter mit den Potis R138/R139 nach und überprüft nochmals den Frequenzgang. Wenn die Abweichungen nicht so groß waren sollte eigentlich noch alles passen. Ansonsten muß man die Hf-Vormagnetisierung nochmals korrigieren.

Das die Ausgangsspannung beim 4-Spur unter 500mV liegt ist ja eine Sache des Ausgangsverstärkers bzw dessen Abstimmung mit dem Wiedergabetonkopf. Sie hat keinen Einfluss auf die Aufnahme die mit dem Rdl gemacht wird. Bei einem anderen Tonbandgerät das richtig eingemessen ist, liegt die Ausgangsspannung dann bei 775mV wenn man dort das Band abspielt.

Ist man damit durch, kann man zur Sicherheit den Klirrfaktor noch kontrollieren. Er sollte aber im Rahmen liegen, da man ja das Pegelband als Referenz benutzt hat. Tauchen hier wider Erwarten Probleme auf, sollte man sich die Elektronik mal näher ansehen.



Mein Fazit ist,
das es mir eine Menge Spaß gemacht hat das königliche Uher mal zu erforschen.
Die Abstimmungen im Gerät sind von seitens Uher schon gelungen und man kommt tatsächlich mit wenigen Einstellmöglichkeiten zu guten Ergebnissen.

Viele Grüße
Michael
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