Was ist das für einer? Grundig CN 720 HiFi
#20
Moin, moin,

ein wenig zum Grundig Cassettengeräte-Stammbaum habe ich hier und da bereits abgelassen.

Los ging es 1965 mit dem C100 (DC International), dessen Entwicklung über den C200 (Compact Cassette) in das "Cassetten-Netzgerät" CN222 und CN224 mündete. Aus den 200ern entstanden zwei Serien: Die CN genannten Tapedecks für zuhause und die transportablen Cassette-Geräte mit alternativer Netz-, Akku- oder Batterieversorgung. Die Decks waren so konstruiert, daß sie sich problemlos in Kompaktanlagen einbauen ließen. Bei den Kleinen gab es die echten Henkelmänner der Serie 200, zunächst eher Abspielgeräte für unterwegs im Kofferradio-Look. Eingebautes Mikrofon und Aussteuerungsautomatik rechtfertigten die Bezeichnung "Recorder". Die 400 waren hingegen alle samt als Toplader mit herausziehbarem Bügelgriff konzipiert.
Während die 700er als "ernstzunehmende" HiFi-Komponenten gedacht waren, waren die kleineren eher als "Jugend- und Hobbygeräte" konzipiert. Eingebaute Mikrofone, Pilottonkopf für die Dia- und Filmvertonung oder das Abspielen von Lehr-Kassetten waren typische Ausstattungsmerkmale der ersten 400er.
Hauptaugenmerk lag bei Grundig allerdings auf den Radiorecordern mit der vierstelligen Ziffernkombination! Die sollten am meisten Umsatz bringen.

Zur Funkausstellung 1973 erschienen mit den CN 710 HiFi-Stereo DNL Automatic und dem CN 720 HiFi-Stereo DNL die ersten beiden Grundig HiFi Tapedecks. Während der 710 eine nicht abschaltbare Aussteuerungsautomatik besaß, kam der 720 mit getrennten Pegelreglern und zwei VU-Metern daher. Die Automatik hatte er zusätzlich, außerdem eine automatische Endabschaltung und einen Phono-Anschluß.

Ein Jahr später bekamen die Geräte Ihre Nachfolger und die Leistung wurde etwas gespreizt: Der CN 730 HiFi war der Nachfolger der 720 und bekam zusätzlich die Dolby-Rauschunterdrückung spendiert. Der 710[/ik] wurde sozusage ersatzlos gestrichen, dafür bekam das HiFi-Deck mit dem [i]CN 700 Stereo DNL Automatic ein kleines Brüderchen, dessen Name kein "HiFi" enthält.

Der Nachfolger des 730 hieß CN 830 HiFi bzw. Super-HiFi. Der verzichtete auf DNL, dafür bekam er eine manuelle Bandsortenwahl und konnte nun auch FeCr-Kassetten; das Design war ebenfalls etwas aufgefrischt worden. Technisch gleich, jedoch im breiteren Gehäuse, kam der CN 930 HiFi bzw. Super-HiFi daher.
Topmodell und Endpunkt der Serie war der CN 1000 Dolby HiFi bzw. Super-HiFi mit eingebautem Mischpult, elektronischen Tipptasten, Steuerlogik, Bandlaufanzeige, regelbarem Kopfhörerausgang, Pilottonkopf, Memory-Funktion etc.
Die neuen Geräte erschienen 1976 und bekamen nach Einführung der neuen Receiver-Generation die Super-HiFi-Bezeichnung verpaßt.

In den Tests sind die Grundig-Decks eigentlich immer gut weg gekommen. Es ging bei den Geräten nicht um das Erreichen höchsten Qualität, sondern, angepaßt an die Qualität des verfügbaren Futters, um einfache Bedienung bei soliden mechanischen und elektrischen Werten. In der Summe verdiente sich der CN730 sogar ein Lob der HiFi-Stereophonie, während der Nakamichi Dragon im selben Jahr die DIN-Hürde in einigen Bereichen nicht einmal mit dem Hintern überwand.

Bekannt sind die Grundig eigentlich für eine hohe Solidität, wenn da nicht die Schieberegler wären, die gerne abgebrochen wurden. Das aber wohl erst von der Nachverwerter-Generation.
Ansonsten waren die Grundig, angepaßt an die Bedürfnisse der Mehrheits-Kundschaft, praktikable Spielpartner für die Receiver und Kompaktanlagen. In den Siebziger Jahren keinesfalls schlechter als ihre preisgleiche asiatische Konkurrenz. Und wer sich heute am Plastik-Look stört, der ignoriert, daß der durchaus "in" war.

Bei mir stand 1978 der CN830 auf der Einkaufsliste. Ein Kompromiß, weil der CN1000 bei Karstadt mit 998 Mark außerhalb meines Budget war. Echte Alternativen gab es nicht; die waren bestenfalls größer, schienen aber nicht besser. Schließlich wollte ich den Recorder benutzten und mein Körting hatte mir gezeigt, daß das Aussteuern mit Schiebereglern an der Front eines Gerätestapels wenig Spaß machte, wenn man einzelne Titel von Schallplatte zusammenschnitt.
Es wurde dann doch der CN1000 zum halben Preis vom Händler um die Ecke, und der wurde heiß geliebt. Und bis heute finde ich ihn zum Benutzen besser geeignet, als all die Highend-Kisten späterer Jahre mit Frontbedienung. Und das hat er mit seinen kleinen Geschwistern gemein.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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