beschwerden unter User

[PeZett]

Jogi postete
....Es wird nicht viele Leute geben, und ihre Zahl wird mit dem Zeitgeist eher sinken als steigen, die sich klaglos Erziehungsversuche völlig Fremder gefallen lassen werden, also wird es immer wieder mal krachen. Oder?

Jogi, bitte...
...Du weist genau, daß dieses Argument hinkt. Hier soll und kann niemand
erzogen werden, aber wenn ich z.B. in einen Zug steige und sehe, daß
jemand seine beschuhten Füße auf dem Sitzpolster ausruht, bitte ich Ihn
höflich darum, hier und jetzt aus Rücksichtnahme auf spätere
Fahrgäste auf seine liebgewonnene Bequemlichkeit zu verzichten. Was
er sonstwo tut, ist mir egal.
Wenn es dann zum Streit kommt, habe ich entweder übersehen, daß
mein Gegenüber bewaffnet war oder sonstwas - aber soweit muß es ja
micht unbedingt kommen.

Daß es Menschen gibt, denen die Einhaltung der harmlosesten Regeln schon
als Persönlichkeits-Kastration vorkommt, ist mir bekannt und damit kann, ja
muß, ich leben. Wenn sich diese Personen dann aber hinter dem Argument
verschanzen, alle Anderen, die auf diese Regeln aufmerksam machen, wären
arrogante, elitäre und intolerante Klugscheißer, dann fehlt mir dafür jegliches
Verständnis. Wie haben diese Leute jemals irgendeinen Schulabschluß
geschafft, ihren Führeschein bekommen, einen Kaufvertrag geschlossen, was
weis ich...? Das alles ist doch auch mit der Akzeptanz einiger banaler
Regeln vonstatten gegangen. Muß doch... ...geht doch gar nicht anders...
Also - warum nicht auch im Zug, warum nicht im täglichen Straßenverkehr,
warum nicht in der Warteschlange an der Supermarktkasse, warum nicht
in einem kleinen Forum? (Man stelle sich vor, es gäbe dieses Regulativ
der unmittelbaren gesellschaftlichen Umgebung gar nicht mehr... ...nicht
auszudenken...)

Ich glaube zu wissen, warum es vermehrt so läuft- weil es heutzutage in
der "internet-flott-flott" Zeit zu lästig geworden ist, Regeln nicht nur
einzuhalten sondern auch einzufordern - oder in unserem hiesigen Falle
wenigstens höflich anzumerken, ob "anders" nicht auch denkbar wäre.
Und das hinzunehmen fällt mir schwer.

Ich will (und kann) keine erwachsene Person erziehen - diese Aufgabe
haben andere wahrzunehmen (oder bereits versäumt), aber solange mich
kein bewaffneter Zuggast über den Haufen geschossen hat, werde ich ihn
höflichst bitten, seine Haltung zu überdenken. Ich möchte ihn zum Denken
anregen, nicht erziehen - das geht ohnehin nicht mehr.

Auf das Forum übertragen heist das für mich: JA, es wird wohl immer mal
wieder krachen, wenn Extreme auf einander prallen. Wenn also die eine Seite
zu sehr den Schulmeister herauskehrt und die andere Seite sich zu sehr
in die Ecke gedrängt fühlt - dann gibt es sicher einen Konflikt. Der darf eben
nur nicht ausarten... Aber deshalb alles kommentarlos so laufen lassen,
wie es eben so läuft, kann nicht die Lösung sein.

Du siehst - wir nähern uns mehr und mehr einer auf andere Bereiche übertrag-
bare Grundhaltung, die man seinem Gegenüber einnimmt (oder auch nicht).
Und das ist meiner Ansicht nach auch der Grundtenor, den ich in anderen
Standpunkten hier erkenne: ist es wirklich ein Erziehungsversuch, wenn ich
jemanden darum bitte, Dinge -nur hier und jetzt- zu ändern oder
zu unterlassen? Wenn Du jetzt sagst "Ja, das ist bereits der Versuch,
jemanden zu gängeln", dann kann ich damit zwar leben aber mein Standpunkt
ist das nicht. Erziehung sähe für mich anders aus... (und wird von mir in meiner Eigenschaft als Vater auch anders praktiziert...).

...bevor jetzt nun endgültig das Tor zum OT aufgestoßen wird, meinerseits
Schluß damit.

Herzl. Grüße

Peter