Moderne Autotechnik – Fluch oder Segen?
#10
Moin.

Oder die Kurbeln brachen ab, weil die Seilzüge festgerottet waren.
So schön sie waren, soviel Pflege braucht´s auch. Wenn das Debakel erstmal da war, wurde stillgelegt. Reparaturversuche hat man oft daran erkannt, daß der umlaufende Schlitz oben auf dem Dach mit Tesaband überklebt wurde.

Nee, da lobe ich mir das gute Webasto mit Krückstoffgriff in herrlichem Chrom.
Als ich vom Käfer mit Stahlkurbeldach auf den /8er gekommen war, fand ich´s auch erst anstrengend.
Gleich danach habe ich angefangen, es beim Beschleunigen zu öffnen und beim Abbremsen zu schließen. Dazu bedurfte es nur leichter Geschwindigkeitsänderungen. Wie von Geister-Servo-Hand glitt es wohin ich wollte.
Mit Drehung des Griffes an gewünschter Stelle dann stoppen und verriegeln.
Das war ein unschlagbares Gefühl, so daß ich mich fragte, wer auf so eine bekloppte Idee mit der Kurbel kommen konnte. Mit Griff: ssit, ssit. Mit Kurbel, kurbel, kurbel, kurbel, gucken, wo bin ich jetzt, weiterkurbel.

Allerdings konnte die Kurbel auch das "Stahlkurbel-Hub-Schiebedach". Bei Daimler gab´s ersatzweise den Windabweiser als Zubehör, um diese Entlüftung zugfrei zu ermöglichen.

Vorher ging´s mir auch andersherum. Ich habe dann mal hinterfragt, warum es bei Daimler keine Kurbel gab.
Ganz einfach. Es lag am Liefervertrag mit Webasto. Daimler hatte zugesichert, mechanische und elektrische Schiebedächer abzunehmen. Webasto hat dann nicht mehr weiterentwickelt und nur Dächer mit Griff geliefert. Um dem gelinde zu entkommen, hat Daimler dann nur noch E-Schiebedächer angeboten. Ab Ende W 123 war dann Schluß mit Mechanik.

P.S. Mein Käfer war auch so ein vermeintlicher Spritschlucker mit 1600 ccm und 50 PS Superbenziner (1303 LS).
Mit ordentlichem Service und Kompletteinstellung durch einen Könner, lag der Verbrauch zwischen 7 und 9,5 Litern. Wenn das Ding auf der Autobahn frei laufen konnte, lag die Spitze bei Tachonadel senkrecht nach unten. Das waren dann so ca. 155 "echte".

14 bis 16 L Verbrauch konnte man aber mit dem 2Liter Bulli realisieren, wenn man die "Schrankwand" Vollgas von Tacho 160 über die Bahn prügelte.

Wenn die Käfer soffen, waren die Vergaser verottert und das Öl im Ölbad-Luftfilter durch Staub und Dreck schon eher Bitumen. Oder der berühmte Riss im Kopf beim dritten Zylinder. Aber all das mußte ja nicht sein.
Oft war dort auch die Kerze nicht richtig eingeschraubt, weil nicht zu sehen und nur unter Verrenkung zu drehen.

Wenn ich heute ein billiges Alltagsauto mit hohem Nutzwert bräuchte, würde ich wohl beim Kadett B landen. Tolles Fahrwerk, großer Kofferraum, viel Fahrspaß und mit 50 P.S. als 1100er ausreichend motorisiert.
An dem kann man wirklich alles überschaubar durchschweißen. Danach mit modernen Mitteln schützen (z.B. ganzen Unterboden mit POR 15). Das hält länger, als dem Fuhrparkaustausch-Erzwingungsministerium recht ist. Maschine ist eigentlich kaum kaputtbar. Verbrauch ca. 5,5L bis 6,5L. Bei Dauerbleifuß (wirklich ganz durchgetreten) auf maximal 7,2L steigerbar. Geschwindigkeit: knappe 160 echte.

Wenn man den Kaufpreis, was man noch reinsteckt und Verbrauch zusammennimmt und mit heutigen Fahrzeugen vergleicht, hat man verdammt viel Geld über. In der Zeit, die der noch macht, bräuchte man sonst 2 andere Gebrauchte, oder mindestens einen neuen.
Wenn man dann noch Wirkungsgrad, bzw. in der Fahrpraxis erzeugtes Schadstoffvolumen plus der Tatsache, daß er schon längst hergestellt wurde und man gerade dafür sorgt, daß er erst in den 20iger Jahren verschrottet werden dürfte (oder nochmal durchgeschraubt wird), mal mit den schlechten Wirkungsgraden von den Kats, der Tatsache, daß ab 80 km/h in der Flotte nahezu keine Abgasreinigung mehr stattfindet, dafür der Verbrauch durch den schlechteren Wirkungsgrad höher als nötig ist, vergleicht, müßte man die "modernen" Autos eigentlich sofort verbieten.

Durch die Sprintfreudigkeit, das ewige Durchlaufen des breiten unrentablen unteren Bereichs der Leistungskurve, wird zu einem viel höheren Anteil der Betriebsstunden der Treibstoff sehr "unideal" verbrannt.
Die meisten elektronischen Sensoren, Helferlein und das, was das ganze Gesumse dann noch alles messen und regeln muß, ist der Fortschritt der letzten Jahrzehnte gerade mal, daß die Flottenverbräuche nach DIN 30 Jahre lang wenigstens konstant gehalten wurden.

Die Fahrpraxis, die heute aber an den Tag gelegt wird, macht jede Rechnung überflüssig.

Alte Autos konnte man schnell genug bewegen (von A nach B), mußte aber nicht. Heutige Autos, kann man kaum noch ruhig bewegen, ohne in Bereichen zu sein, wo die Elektronik dann alles ausregeln muß, damit der Besitzer nicht denkt, da wäre was kaputt.
Die Bilanz gewinnen eindeutig die alten. Sie sind der Verkehrsituation wesentlich angepasster, als fliegende Keksdosen mit 150 P.S., deren Fahrer als Ersatzbefriedigung dauernd springen (und den Verkehrsfluß stören), drängeln (ist auch nicht schneller, nur hektischer und gefährlich) oder rasen (guck mal, ich weiß endlich wozu die Kiste gut ist).

Ist wie im elektrischen Leiter. Wenn´s hitzig wird, erhöht sich meist der Widerstand.
Ich bin wirklich Autofan, deshalb fahre ich auch keins mehr. Wenn ich aber müßte....siehe oben.

Frohes tanken, Arnulf.

P.S. VW Formel E
Galt zurecht als völlig leidenschaftslos. Zu den Problemen des Konzepts, frag mal VAG-Fans, oder -Schrauber. Nicht wenige Motore wurden gegen normale getauscht und bei wenigen hat man eine Chance gegen den Rost, vorallem an tragenden Teilen, wie Achsaufhängungen. Die fuhren schon damals nach spätestens 6 Jahren vorne und hinten "versetzt" durch die Gegend. Beim Türen zuziehen, hatte man dann andauernd den inneren Türgriff in der Hand, bis man als Selbstbastler für anständige "Blechmuttern" gesorgt hatte. Gleich danach riss das Armaturenbrett, und frei schalten konnte man erst wieder, nachdem man die Plastikaugen des Manschettenrahmens vom Schalthebel durch "Rühren im Nichts" abgerissen hatte.
Das war dann auch egal, weil die verzogene Mittelkonsole für solch eine Schwergängigkeit der Hebel und Drehregler sorgte und signalisierte: nun hab ich endgültig die Schnauze voll. Beim Anfahren gab´s dann noch Ölwannenhöhe 1,50m. Das hatten aber alle, nicht nur die Formel E.
Von den nicht homokinetischen Antriebswellen dieser "Hundepaddler" mal abgesehen. Nett, wenn man beim Abbiegen das Lenkrad zurück gleiten lassen will (wie bei wirklich jedem andern Auto möglich), die Lenkung ab einem gewissen Punkt aber voll einschlägt, häufig davon gefolgt, daß man in andere Autos einschlägt :-). Man tat gut daran, das Fahrzeug wie einen Bollerwagen zu lenken. Zu dem passte dafür auch die Hinterachskonstruktion, die sich nach ersten Rostansätzen im Schweller erfolgreich anschickte, den genau dort eingesetzten Haltebolzen der Querabstützung herauszuarbeiten.
Der Tüv hat´s meist bemerkt und die Werkstätten haben Geld gedruckt.....aber nicht immer. Höchst gefährlich. Auf meine Anfrage beim Baurat, wie das erlaubt sein kann, wurde mir erklärt, daß sowas werkseigene Ingenieure abnicken, die zwar amtlich vereidigt sind, aber dafür bezahlt werden. Eine unabhängige Überprüfung gibt´s nicht. Mit 19 Jahren fällt man noch aus vielen Wolken.

Danach kam dann das neue Zeitalter. Einspritzung namens Digifant. Um das Prinzip für VW Käufer ausreichend einfach zu gestalten, hat man sich gleich das meiste eingespart und einfach bei jedem OT in alle Zylinder eingespritzt. Dazu gab´s dann ständig ausschlagende Drosselklappen. Dieses Prinzip hat man dann auch für die späteren Luftmengenmesser übernommen.

VW hieß zurecht Völlig Wertlos.

Seit einiger Zeit baut VW, im Verhältnis gesehen, wieder gute Autos. Daß sie die Jahrzehnte bis dahin überstanden haben, ist eigentlich ein Markt-Anachronismus.
Gedankt ist es wohl den vielen, treuen Markenfans, die sich die Luftgekühlten davor aufgebaut hatten.

Nochmal P.S. Wer alle Kommata zählt, kriegt ´nen Bandwurm.
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