Rillenkugellager
#7
Die Geräuschkulisse eines Wälzlagers wird zu einem nicht unwesentlichen Teil von seiner inneren Konstruktion, also dem Käfig bestimmt. Standardlager sind stets mit genieteten Blechprofilen als Abstandshalter ausgerüstet. Darin hat der Wälzkörper, gleich welcher Form, eine optimale Bewegungsfreiheit um Raum für den Schmierfilm zu schaffen. Höherwertige Lager besitzen ebensolche Nietkäfige aber aus Messingblech und Lager für erhöhte Beanspruchung, für höhere Betriebszeiten besitzen Massiv-Messingkäfige. Alle "Blech"-Konstruktionen werden korrekt als Fensterkäfig bezeichnet.

Weiters werden auch Perlonkäfige eingebaut und ebensolche aus Hartgewebe. Das sind auch immer Massivkäfige. Wo welcher Käfig zulässig ist richtet sich danach, welcher Schmierstoff, besonders welche Additive mit dem Material des Käfigs kompatibel sind. Ach ja, es gibt natürlich auch Lager aus Edelstahl und auch solche aus Keramik.

Und es gibt Lager, die ein eingeengtes Toleranzfeld besitzen und zugleich über einen besonders geringen Rollwiderstand verfügen. Nebenher zeichnen diese sich auch durch eine gute Laufruhe aus. Klassifiziert werden sie nach schweizer ABECx - je höher die Ziffer ist, umso geringer ist der innere Rollwiderstand.

RS-Lager haben in "normalen" Anwendungen nichts zu suchen, also auch nicht in einem TB. Sie sind nur dort einzusetzen, wo das eindringen von aggressiven Flüssigkeiten oder Gasen verhindert werden muß oder wo eine extreme Feinstaubbelastung auftritt. Alle anderen Einsatzfälle werden von Z bzw. ZR-Lagern abgedeckt. Hierbei muß man wissen, daß auch ZZ-Lager mit farbigen Kunststoffscheiben abgedeckt sein können! Blech ist nicht zwingend. Ob es sich um Dichtscheiben oder um Deckscheiben handelt, erkennt man am Rollversuch. Alle Lager mit Dichtscheiben, also RS bzw. RSR laufen grundsätzlich nicht frei weil die Dichtlippe eine konstante Reibung ain der Dichtnut des Innenringes bewirkt. Die Depotgröße ist bei beiden Ausführungen identisch. Sie richtet sich einzig nach dem verfügbaren Leerraum innerhalb des Lagers, welcher maximal zu 1/3 mit Schmiermittel gefüllt werden darf. Bei zuviel Fett wird das Lager schnell sterben - genau wie bei garkein Fett.

Welche Art von Käfig in einem Lager verbaut ist, das verraten - allerdings in Grenzen - die verschiedenen Nachsetzzeichen. So gibt es vom Rikula 6202 allein von einem Hersteller schon 15 Ausführungen im Standardprogramm!
Einfluß auf das Laufgeräusch hat natürlich auch die Käfigführung als solche. Am besten rasseln die rollkörpergeführten Käfige. Darüberhinaus gibt es Ausführungen mir Führung am Innenring oder am Außenring. Das wird danach ausgewählt, welcher Teil des Lagers der "ruhende Pol" ist, also der festliegende Ring. Oftmals ist das der Außenring - aber eben nicht immer.


Was die Klassifizierung C1 bis C4 betrifft, so sind das keineswegs die Toleranzklassen sondern das Kennzeichen für die jeweilige konstruktiv vorgesehene Lagerluft. Dabei hat die Lagerluftgruppe "0" keine Kennzeichnung da es den Anwendungsbereich für den Regelfall darstellt. Auf diese gedachte Gruppe setzt die Gruppe C2 auf, deren Lagerluft kleiner als der Regelfall bemessen ist. Und die Lagerluftgruppe C1 schließlich ist noch etwas kleiner als die C2 bemessen. Nach "unten" schließt sich die Gruppe C3 mit einer größeren Lagerluft als im Regelfall an. Diese ist insbesondere von Bedeutung bei Staubsaugermotoren und ähnlichen Kleinantrieben mit einer sehr hohen Drehzahl, welche zum Teil sogar über die zulässige Drehgrenze betrieben werden. Diese LAger sind oft starken termischen Unterschieden ausgesetzt. Extremanwendungen benötigen Lager der Luftgruppe C4. Dort kann auch schonmal fester Schmierstoff eingesetzt werden.

Toleranzklassen werden mit dem Buchstaben P gekennzeichnet.
Der Regelfall, die Klasse P0, wird auch hier nicht ausgewiesen. Eine feinerer Toleranz hat die Klasse P6. Sie findet sehr oft in Schaltgetrieben von PKW Einsatz. Feinere Toleranzen als P6 hat die Klasse P5 und schließlich zeichnet P4 eine Toleranzklasse, welche noch feiner als die Klasse P5 ist.

Wenn in einer Anwendung zwei Lager als Paar eingebaut sind, dann müssen diese auch als Paar ersetzt werden. Paarige Lager sind stets aufeinander abgestimmt, also ausgemessen und das betzieht sich im Regelfall auf LAger die der Toleranzklasse P6 oder P5, selten auch P0 oder P4 entsprechen. Bei solchen Pärchen tritt das Kurzzeichen "W" an Stelle der Kennzeichen P bzw. C.

Nun ist ein Lagerring nicht unendlich groß und die Informationen sollen auch möglichst einfach handhabbar sein. Dazu wurden sogenannte Verbundkurzzeichen geschaffen.

Für ein möglichst geräuscharmes Präzisionslager der Nenngröße 6202 empfehle ich ein Lager nach Regelluftgruppe C2, mit einer oder zwei Deckscheiben und in der Laufgeräuschgruppe Cg.
So ein Dingens hieße dann: 6202.ZR.C2g bzw. wenn es auf beiden Seiten einen Deckel haben soll oder muß: 6202.2ZR.C2g und damit wird es allen Anforderungen gerecht. Sollte der Händler Deines Vertrauens kein solches Lager am Lager haben - und das wird wohl der Regelfall sein - dann muß es eben bestellt werden. Es kann dann alternativ auch die Laufgeräuschgruppe Cf gewählt werden. Ist nicht ganz so flüsterleise.

JA, das ist doch mehr geworden als ich vorhatte, aber wenn ich erstmal die Tastatur warm gemacht habe, dann m,uß da auch was draus werden. Es ist eben nicht mit drei dürren Worten zu erkläreren. Und hätte ich nur geschrieben, daß es falsch ist ein Dichtlager in TB einzubauen, dann würde das wieder eine Kettenreaktion provoziert haben. Im übrigen sind alle Kennzeichnungen nicht als international verbindlicher Standard zu sehen. Verbindlich kann man lediglich die Aussagen betrachten, die hinter den jeweiligen Kurzzeichen stehen. Die vier oder mehr Ziffern des Größenschlüssels sind so gesehen für den Anwendungsfall unerheblich. Man braucht sie nicht wissen um ein geometrisch passendes Teil zu finden.
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[Kein Betreff] - von Frank Stegmeier - 12.02.2010, 22:31
[Kein Betreff] - von Huubat - 12.02.2010, 22:41
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[Kein Betreff] - von 4504 - 19.02.2010, 09:21

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