A77 deutliches Brummen bei Wdg.
#16
Lieber Holger, liebe Michaels (und die, die zwischendrein posteten),

als sparsamer Sohn eines sparsamen Konditorvaters mit Elektronikneigungen, der übrigens in einer kleinen Zürcher Gastwirtschaft die Stereofonie an die eher minderinteressierte Öffentlichkeit Zürichs herantrug, hat Guido Besimo im Sinne seines Regensdorfer Herrn in der A77 recht sparsam mit Siebgliedern gewirtschaftet. Deren eher begrenztes Vorhanden- bzw. im Defektfall Nicht-Vorhandensein äußert sich daher im Aufnahme- bzw. Wiedergebzweig auch brummunterschiedlich.
Nur 'sägt' halt solch ein Brumm der Versorgungsspannung aufgrund des relativ hohen Obertongehaltes im Ausgangssignal, weil er der Gleichspannung durch den Gleichrichtungsvorgang aufgeprägt wird.

Holger aber konstatiert ("grosso modo") ein warm-weiches, alos klirrfaktorarmes Brummen, was für mich -wie oben geschrieben- auch auf die klirrfaktorarme Einkopplung seines Störsignales (idealerweise ein 50-Hz-Magnetfeld) hindeutet. Das ist am einfachsten über den Tonkopf möglich, wofür auch die logisch wirkende, hoffentlich interferenzfreie (dann hätten wir nämlich schon wieder andere Verhältnisse) Veränderung des Brummpegels beim Öffnen der Brummklappe spricht. Nachdem die A77 deutlich weniger brummt als ihre unmittelbare Vorgängerin G36, der ich seinerzeit zu meiner Zeit einigermaßen gewundenen elektrischen und mechanischen Pfaden folgend von etwa zwei dB ihres Wiedergabebrumms ab Werk abhalf, darf man das aber bei akzeptablen Abhörlautstärken nicht hören.
Die A700 und B77 sind bezüglich des Brummabstands definitiv besser als die A77, trotz alledem habe ich bei meiner sehr ordentlich gepflegten und immer nur bei mir gewesenen B67MKI nach langen digitalen Jahren auch sofort aus dem (natürlich unkodierten) Bandrauschen des 528 (also ohne DolbyA oder Telcom) herausgehört, dass da mehr war als nur Rauschen, umso mehr, als das elektrische Geräuschspektrum der B67 deutlich unter dem der A77 liegt: Die Wirbelstromstreufelder der Wickelmotoren produzieren bei der B67 ein geradezu irre interferierendes Feld, das bis in den Elektronikkorb vordringt. Wir müssen also auch unsere neuzeitlichen Hörgewohnheiten examinieren, die den Röhrenbrumm nicht mehr kennen (oder akzeptieren).

Zur klassischen Zeit habe ich dieses B67-Gebrummel nie gehört, obgleich ich eine ganze Reihe von anderen Besonderheiten wahrnahm. Zu meiner Entschuldigung sei angemerkt, dass ich meine damals zwei B67 (und zwei A77ORF) nur ausnahmsweise ohne Dolby A betrieb, weshalb beim Geräuschspannungsabstand natürlich nochmals breitbandig 10 dB gewonnen wurden. Außerdem hatte ich nicht nur bei der G36, sondern auch bei den A77 grundsätzlich Neujustagen der 50-Hz-Sperren vorgenommen, um den Wiedergabebrumm unter den Wert ab Werk zu drücken. Die jüngere meiner A77ORF, die ich aus Löffingen erst nach Einstellung der allgemeinen A77-Fertigung erwarb, ließ sich dabei nicht auf das Brummniveau der etwa drei Jahre älteren Schwester bringen. Mit individuellen Unterschieden von Gerätepersönlichkeit zu Gerätepersönlichkeit muss man daher ebenso rechnen.

Holger ist zu empfehlen, vielleicht auf der Ebene der Einstreuung in die Kopfpakete weiterzusuchen, also mit der gebotenen Vorsicht die Brummklappe neu zu justieren (dabei bitte Betriebszustand mit elektromagnetisch angelegter Andruckrollenbrücke achten; die Hand reicht nicht!) und einmal die Korrekturverstärker mit vorgeschalteten Kopfpaketen an den angegebenen Stellen vom Dolby-Wiedergabeprozessor abzuziehen. Wenn der Brumm dann weg ist, sind es die Kopfpakete bzw. der Korrekturverstärker 720, die für seinen Brumm Verantwortung tragen. Was dann nicht über die Abschirmklappe zu beheben ist, muss durch das Umlöten der Paketanschlüsse oder die Suche nach der einstreuenden Quelle (Tonmotor oder Haupt-Trafo) lokalisiert werden.

Die Entmagnetisierung von Köpfen und Bandführungen, lieber MichaelB, dürfte keinen Einfluss auf den Brummpegel haben, weil das Gleichfeld zunächst und direkt nur als Erhöhung des k2 in Erscheinung tritt, indirekt aber auch durch ein dem Band mitgeteiltes Gleichfeld, das aufgrund der Inhomogenitäten der Bandbeschichtung als Erhöhung des Rauschpegels wahrnehmbar wird. Um die 50 Hz des Netzes machen wir daher hier eher einen großen Bogen. Wichtig aber ist dein Fingerzeig ("Zeige deine Wunde...", ja, unsere Künstler) in Richtung des klassischen Wiedergabebrummproblems, das nach RIAA/DIN entzerrte Plattenspielerwiedergaben ebenso prinzipbedingt quält wie solche durch das Magnetofon nach Braunmühl&Weber.

MichaelFs Hinweis auf die 27 Volt ist auch nicht von der Hand zu weisen, weil weil mit schlechtem Gleichstrom gespeiste Bremsenlüft- und Andruckrollenmagneten ja auch Störfelder in den Kopf einkoppeln können. Gegen diesen Zusammenhang spricht aber, dass Holger seine Probleme auch bei stehendem Band, also unbelasteten 27 V beobachtet.


Bei aus Fremdbesitz übernommenen A77Dolby würde ich darüber hinaus ohne Ansehen der Person des Vorbesitzers eine genaueste Kontrolle der internen Pegelung durchführen, um die Dame allemal an ihre Grenzen heranschieben zu können. Weiterhin sollte man die seinerzeit von Ulrich so detailliert beschriebene und ausprobierte Korrektur des Arbeitspunktes der A77-Line-Ausgangsstufe durch den Austausch zweier Widerstände vornehmen, weil dann mit diesem Gerät bei einer adäquaten Einstellung des Ausgangspegels faszinierende Ergebnisse -bei 19!- zu erzielen sind.

Übrigens erzählte uns Guido Besimo, dass man in der Naivität des Pioniergeistes der Regensdorfer Ingenieure den Gedanken ventiliert habe, die A77Dolby 'seinerzeit' mit einem Dolby A auszustatten, was aber schon im Zuge der Vorermittlungen bei den Dolby-Laboratories (wir sind in der frühesten Dolby-Zeit!) von dorten aggressiv vom Tisch gewischt worden sei: "Dolby A NUR bei 38." Es ging halt um Geld.... Ich vermute deshalb auch, dass man sich in Regensdorf zunächst noch nicht ausreichend über die finanziellen Vorstellungen zu London & San Francisco informiert hatte, weil diese sicher den Willi auf der Platte hätten erscheinen lassen. Mit einem klaren "Nein!" des Züribieter Hausvaters versteht sich.

Noch 10 Jahre später (1977) kostete eine DolbyA-Cat22-Platine 800,00 DM (ein betriebsfähiger 360-Dolby-A-Einschub lag bei 1390,00 DM). In der A77 wären von den Cat22-Elektroniken derer vier Exemplare zu verbauen gewesen, was wohl auch den damaligen Markt mobiler Bandgeräte hätte von hinten aufrollen können...

Hans-Joachim

P. s.: Unterhalb von Leuchtstofflampen oder Halogenbrennern betreibst du deine A77 hoffentlich nicht, od'r? Mein Uher Report Monitor 4400 musste sich aufgrund dieser Umstände von mir einmal gewisse 'Maltraits' gefallen lassen, weil ich eine Störgeräuschursache überall, aber nicht in der Beleuchtung des Arbeitsplatzes vermutete.
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Holgis fail - von user-332 - 18.01.2010, 14:08
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RE: my profession & pamplone... - von user-332 - 21.01.2010, 09:21
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Matthäus 13 - von user-332 - 24.01.2010, 15:27

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