"Deutsches Rundfunkorchester 1940"
#16
Mit deinem Einwand, lieber Friedrich, habe ich gerechnet, denn er ist nur zu berechtigt. Auch ich kenne natürlich die Schaltzeichnugnen in den Braunbuchblättern, die ja mit "Reichs-Rundfunk GmbH - Zentralleitung Technik" unterschrieben sind. Weil ich den Einwand befürchtete, habe ich mit mir gerungen, ob ich das oben nicht auch noch hineinschreiben sollte, unterließ das dann aber.
Du wirst mir den Mut zu dieser Lücke nachsehen, weil unsere Schussrichtung zugunsten einer unzweifelhaft später als "zeitgenössisch" entstandenen Kopie auf jeden Fall aus dieser Zeit hinausweist.

Die Entstehungsgeschichte der in der Diskussion stehenden Aufnahme wird dem entsprechen, was Tonband-Paule beitrug.


Zu Michaels Anmerkung:
Das Problem ist weniger Europa (die Holländer haben kürzlich ein schönes Museum in Eindhoven aufgezogen), sondern primär die begrenzte Kulturversessenheit in unserem glorreichen Merkelanien, bei dem sich alles 'lohnen' muss (für wen, fragt man, denn alles hat vorgeblich und mit Sinn -Hans-W.- seinen preis, aber nichts einen Wert).
Wir haben etwas in Adlershof herumstehen, und auch Dr. Joseph Hoppe in Berlin hätte viel. Aber eben keine Bereitschaft unserer Gemeinwesenverwaltung, dafür auch wirtschaftlich einzustehen. Frage mal den Kollegen Leitmeyr vom Deutschen Museum in München, wie es ihm bei den Etatverhandlungen ergeht.
Wie das mit der Pflege der Historie bei den öffentlich-rechtlichen Ans-talten ist, weißt du wahrscheinlich aus eigener Anschauung besser als wir. Ich fürchte mal, dass unser blau-gelbes (-geldes??), zu kulturpoltischen Berufungen nicht primär neigendes Außenpolitiksurgestein nicht einmal weiß, wer sein medienhistorisch bedeutsamer, Königswinterer Landsmann (und Schicksalsgenosse) Eduard Rhein überhaupt war. Trotz einer Gedenktafel an dessen Geburtshaus, denn er (der vater von Mecki, jeder Menge Trivialromanen, "technsicher Tausendsassa", hervorragender Geiger und eben auch interessanter Konstrukteur) starb 1992 in Cannes.

Man erzähle mir bitte nicht, dass diese Volkswirtschaft, die Gott und der Welt international über einen Leistungsbilanzüberschuss gewaltigsten, nämlich weltwirtschaftgefährdenden (!!) Ausmaßes (mit China und Japan) kreditiert, für die Auseinandersetzung mit der Medienhistorie keinen Zaster zur Hand hätte. Wenn man natürlich den Binnenkonsum ( = Grundumsatz dieser Volkswirtschaft) ddr-like und aggressiv herunterfährt (das hat unsere Havemann-Kntrolleuse ud DDR-Politikerin perfekt gelernt), ist die Binnenwirtschaft dramatisch unterfinanziert, was nicht folgenlos bleiben kann.

Matthias' Frage lässt sich dahingehend simpel beantworten, dass die Verhökerung auf der Interradio wohl eher zufälliger Natur war, außerdem von jeder Menge anderer Hartwaren (studeranischen und dolbyesken Ursprungs) begleitet war. Es waren dies Teile einer Art bayerischer Speicherräumung, die eben auch nicht ganz unkritisches Bandmaterial enthielt; ich deutete das oben an. Das dürfte wohl ein kleiner Container geworden sein, der danach den Atlantik Richtung Midwest querte. Der verkäufer neigte ansonsten eher kriminellen Praktiken als einer gehobenen Sachkenntnis zu. Wie er, der heute einsitzt, an die Adresse des amerikanischen Interessenten (deutscher Herkunft) kam, ist nicht bekannt.

Huberts Ergänzung möchte ich insofern meinerseits kommentieren, dass mein nicht zuletzt universell kulturpolitisches Interesse schlichterdings nichts für so etwas wie "Reichsjägermeister", "Gröfaze" oder dergleichen Getier übrig hat, das Leben in der damaligen Zeit, das nebenbei auch mein Vater als prominenter Eisenbahner und meine gesamte deutschsprachige Verwandtschaft in unterschiedlicher Nähe zur 'nomenklatura' absolvierte (da war zwischen Bekennender Kirche/20. Juli und Systemstütze alles dabei), aber ziemlich universelles Ziel meiner historischen Neugier ist. Denn die Bürgerschaft lebte in diesem gleichgeschalteten Mainstream ja viefältig und unter "bemerkenswert merkwürdigen" Umständen regelrecht alltäglich 'weiter' (Haffners Hinweis), was sich mit Hilfe der erhaltenen Medien (auch) in meinen Fachgebieten als Organist, Kirchenmusiker/Musikologe (Beschleunigung der Orgelbewegung, Pepping, Distler, Hindemith, Borris, Straube, Ramin, Högner, Ander-Donath in Dresden, Ev. Kirchengesangbuch etc.) sehr lebendig nachzeichnen lässt und lange vor meinen Tagen hienieden auch in meine Familie hineinragte.
Im Gefolge der Diskussionen mit meinem Vater Ende der 1960er Jahre kann ich im heutigen politischen und pressepraktischen Mainstream nurmehr graduelle Unterschiede zu damals ausmachen, vom Prinzip ist die Gleichschaltung im Mainstream heute identisch. Mein Vater versuchte mir seine Verwirkung in den gedanklichen Mainstream damals, dem er sich nicht entziehen konnte, verständlich zu machen, ohne diesen terminus technicus zu verwenden, was mir als 16-/17-Jährigem allerdings nicht einging. Ich begriff das erst Jahrzehnte später. Beim mir dauert eben alles lang. Andernorts dauert die Erkenntnisgewinnung aber offenbar noch länger.

ZU Huberts Frage nach der Schichtlage:
Die professionelle, sprich: rundfunkbestimmte Tontechnik in Deutschland bedient sich seit Beginn der Nutzung magnetischer Speicherung der außen liegenden Nutzschicht, was nach Friedrichs Erkenntnissen einem Zufall zu verdanken ist: Eine sehr frühe Tonbandgeneration noch der Gleichstromvormagnetisierungszeit wickelte 'Schicht außen' signifikant besser, weshalb man von Stund' an dabei blieb. Auch wenn die ersten Bandgeräte in den USA ebenfalls Schicht außen gebaut waren, stieg man danach systematisch auf 'Schicht innen' um, was im Amateurgerätebau international praktisch von Anfang an üblich war.

Wie die Schmetterlingsköpfe waren auch die Bandgeräte mit Kopfanordnung für 'Schicht außen' ein deutscher Sonderweg, der im Wesentlichen auf Deutschland und die angrenzenden Länder beschrännkt, die sich denselben Vorstellungen und Traditionen verpflichtet fühl[t]en.


Hans-Joachim
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