Gut gebrüllt. Loewe
#7
Zitat:DB postete
Schönes Teil. Mich verwundert nur, wenn es den Receiver mit der selben Endstufe gab, weshalb hat man dem Verstärker nicht noch einen Tuner beigestellt....
Moin, moin,

wie ich eingangs schrieb, kam der Verstärker zu einer Zeit auf den Markt, als die anderen Deutschen Hersteller die Entscheidung getroffen hatten, Komponenten-Anlagen seien nicht en vogue. Man baute Receiver. Vor allem baute man Fernseh-Geräte. Vor allem Loewe! Ich denke, an diesem Trend scheiterte der Tuner als Einzelkomponente bei Einführung des Verstärkers.

Vor allem aber gerieten sämtliche deutschen UE-Hersteller zunehmend ins Trudeln, konnten mit der Japanischen Konkurrenz nicht mehr mithalten, die - so wurde vermutet - für die Halde produzierte, um die amerikanischen, aber auch die europäischen Bewerber in die Knie zu zwingen. Beispielsweise die Funkschau oder Die Zeit berichten von einer Million TV-Geräten in den Lägern. Das traf natürlich auch Loewe, die in solchen Zeiten sicherlich nicht auf Experimente aus war, sondern bereits in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Nordmende, einer der Großen der Branche, besiegelte in dieser Zeit (1976) freiwillig den Zusammenschluß mit Thomson, weil der Markt immer schwieriger wurde.
Man darf nicht vergessen, das der HiFi-Markt bereits Anfang der Siebziger als "gesättigt" galt. Die Amerikaner führten nicht zuletzt deshalb "Quadro" ein. Dem gegenüber blieb man in Deutschland skeptisch und sah, Quadro setzte sich nicht wirklich durch. In der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre konnte in Deutschland angeblich nur noch Grundig mit seiner neuen Super-HiFi-Reihe steigende Umsätze in der HiFi-Sparte verzeichnen. Hier zu investieren hätte für das in der HiFi-Sparte traditionell nicht so breit aufgestellte Unternehmen Loewe ein verantwortungsloses Risiko bedeutet.
Folgerichtig daher, das die QV wie QR medial kaum präsentiert wurden. Keine Testberichte, kaum Werbung. Mir scheint also, Loewe betrieb HiFi nicht mehr wirklich ernsthaft. 1978 endete die eigene "Radioproduktion" und Loewe kaufte über den Anteilseigner Philips zu.

Es wird ja gerne an den einheimischen Herstellern herum gemosert, warum die nichts "Besseres" auf den Markt gebracht hätten. Tatsache ist, selbst das "Bessere", welches sie anboten, wurde nicht in den notwendigen Mengen gekauft. Dagegen stiegen die Löhne und sanken die Arbeitszeiten ständig. Und gekauft wurden vermeintlich billigere Import-Produkte.
Zudem waren insbesondere die Spezialisten unter den einheimischen UE-Herstellern chronisch unterkapitalisiert und litten unter der eigenen Verweigerung zu forschen, litten aber auch daran, das - ganz im Gegensatz zu Japan, wo das Außenwirtschafts-Ministerium den Feldzug gegen die ausländische Konkurrenz kapitalkräftig koordinierte - man sich hierzulande eher bekämpfte, als unterstützte. So ist die AEG-Telefunken nicht zuletzt daran endgültig kaputt gegangen, das ihre hauptsächlichen Eigentümer gleichzeitig bei Siemens engagiert waren, und es denen rentabler schien, die Investitionen zu konzentrieren. Die Saba-Geschichte ist ein anderes Beisüpiel. In Japan wäre das so nicht möglich gewesen.
Wenn man sich die deutschen Traditions-Hersteller anschaut, dann ist auch klar, das sie eigentlich nicht konkurrenzfähig waren: Braun, Saba und SEL (mit Schaub-Lorenz, Graetz, Saja etc.) gehörten Amerikanern, deren Haupt-Augenmerk nicht die HiFi-Sparte war. Dual, Metz, Elac, Wega, PE, Uher etc. waren hoch-spezialisiert, bauten nur wenig selbst, und waren letztlich Winzlings-Firmen. Siemens und Bosch hatten sich freiwillig weitestgehend aus der Phono-Sparte zurückgezogen. Körting war durch die Neckermann-Verträge gefesselt und hing am Tropf von OEM-Kunden, denen es zunehmend schlechter ging. Auch Loewe hatte OEM-Verträge verloren (Dual, Quelle etc.). Zudem dominierten "Familienbetriebe" (Grundig, Mende, Gebr. Steidinger, Schneider etc.) mit sehr deutlicher lokaler Verankerung, bei denen das Management kaum einmal über die erste Landesgrenze hinaus blickte. Dem gegenüber standen vergleichsweise gigantische Mischkonzerne, die auch noch koordiniert zusammenarbeiteten und hin und wieder aus den USA kostenfrei Technologie geliefert bekamen, für die sie ja als "Werkbank" werkelten. Eine Entwicklung wie die CD hätte kaum ein einheimischer Hersteller wuppen können. Der Versuch war für Telefunken ein Sargnagel.

Tatsache ist: "HiFi" wurde von Beginn an als "endliches", als "vorübergehendes" Geschäft gewertet. Diejenigen, die sich darauf spezialisiert hatten, sind entweder verschwunden oder Winzlinge geblieben. Andere haben "HiFi" nebenbei mit erledigt und sind - letztlich deshalb ohne Tuner - rechtzeitig ausgestiegen. So auch Loewe. Loewe gibt es noch.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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[Kein Betreff] - von Matthias M - 26.09.2009, 22:18
[Kein Betreff] - von PeZett - 26.09.2009, 22:48
[Kein Betreff] - von Matthias M - 26.09.2009, 23:15
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