06.09.2016, 22:20
Ein tragbares, transistorisiertes Tonbandgerät aus der Zeit um 1960, hergestellt in Deutschland, zu betreiben wahlweise mit Batterien oder mit ins Batteriefach einsetzbarem Netzteil.
Wohin wandert bei dieser Beschreibung gedanklich unser Blick auf der Landkarte?
Etwa Richtung München?
Oder eher Richtung Schwarzwald?
Wir stellen vor: das Butoba MT5, ein transistorisiertes, tragbares Tonbandgerät aus dem Jahr 1961, hergestellt von Joseph Burger Söhne in Schonach im Schwarzwald.
Die Firma Burger war bei Erscheinen des MT5 kein Neuling mehr auf dem Gebiet der magnetischen Tonaufzeichnung. Bei radiomuseum.org findet man mehrere tragbare Geräte der Schwarzwälder aus den fünfziger Jahren, die ersten Modelle noch mit Batterieröhren und Federwerkmotor, zum Ende der Dekade mit dem MT4 aber auch schon ein transistorisiertes Modell mit Elektromotoren. Das MT5, um das es hier geht, unterscheidet sich von seinem Vorgänger MT4 nur durch die äußere Gestaltung des Koffers.
Das MT5 kann Spulen bis 13 cm Durchmesser aufnehmen, arbeitet wahlweise mit 9,5 oder 4,75 cm/s, verfügt über zwei Köpfe in Mono-Halbspurtechnik und über zwei Motoren, wovon der eine für den Bandtransport, der andere für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf zuständig ist. Betrieben wird das Gerät entweder mit acht 1,5-Volt-Batterien, wovon vier den Verstärker und vier den Antrieb versorgen, oder mit einem an Stelle der Batterien einsetzbaren Netzteil. Die Abmessungen des Geräts betragen 32 x 24,5 x 16 cm, das Gewicht liegt – einschließlich Batterien und eingelegtem Band - bei 5,4 kg.
Als Zubehör gab es eine Tragetasche aus Kunstleder, in der sich – dank eines seitlichen Stauraums – allerhand Kleinkram mitführen ließ, den man halt so dabei haben mußte.
Solchermaßen getarnt ging der Tonjäger an der Schwelle vom ausgehenden Hochvakuum- zum beginnenden Germaniumzeitalter auf die Pirsch. War das Opfer in Hörweite, zog er – ratsch! - den Reißverschluß auf, stöpselte seitlich das Mikro ein und hatte nun Zugriff auf die Bedienungstasten und den Pegelregler. Auch die Aussteuerungsanzeige lag so im Blickfeld.
Nach erfolgreicher Jagd in seine Behausung zurückgekehrt, konnte er das Ergebnis über den eingebauten Lautsprecher begutachten.
Da der Lautsprecher am Boden des Koffers befestigt ist, empfiehlt sich hierbei Senkrechtbetrieb.
Der Koffer ist aus Holz gefertigt und recht solide. Der Lautsprecher hat eine beachtliche Größe und erlaubt einen recht ordentlichen Klang.
Zum guten Klang trägt auch der Verstärker bei. Bestückt mit zwei Transistoren OC 74 liefert die Endstufe eine Sprechleistung von 1,2 Watt, das kann sich sehen und vor allem hören lassen. Vor der Endstufe werkeln noch je ein OC 603, OC 75, OC71 und ein OC 76. Wie zu jener Zeit nicht unüblich, ist in der Endstufe ziemlich viel Eisen verbaut.
Die in jenen Tagen mehr und mehr anstürmenden Germanen haben also bei diesem Gerät die Röhren bereits aus allen Teilen der Schaltung verdrängt.
Aus allen Teilen?
Nein!
Eine kleine Röhre vom Stamm der Anzeigeröhren (vom Typ DM 71) leistet noch erfolgreich Widerstand. Damit nicht genug, läßt sie einige dieser alten Germanen auch noch für sich arbeiten. Im Aufnahmebetrieb müssen die beiden Endtransistoren nämlich nicht nur den Hf-Strom für Lösch- und A/W-Kopf liefern, sondern auch noch einen Trafo speisen (noch mehr Eisen!), aus dem der Heizstrom und – nach Gleichrichtung durch eine Germaniumdiode OA 81 – auch die Anodenspannung der Röhre gewonnen werden.
Ganz schön clever!
Da haben wir sie (die Röhre) übrigens, oberhalb der Tasten (v. l. n. r. Aufnahme, Rücklauf, Stop, Vorlauf, Wiedergabe). Links von den Tasten sitzt der Lautstärke- bzw. Aussteuerungsregler, rechts der Klangregler. Bei gedrückter Stoptaste ist das Gerät komplett ausgeschaltet. Drückt man die Aufnahme- oder Wiedergabetaste, schaltet man den Verstärker und den Capstanmotor ein. Dieser benötigt etwa ein bis zwei Sekunden, um die Tonwelle mit ihrer Schwungmasse auf Solldrehzahl zu beschleunigen. Deshalb wird die Andruckrolle zunächst noch von der Tonwelle ferngehalten. Erst nach Ablauf von etwa zwei Sekunden löst man mit Hilfe des Schiebers oberhalb der Aufnahmetaste die Andruckrolle aus und setzt den Bandtransport in Gang.
Komplettiert wird die Ausstattung durch eine kleine, feine Banduhr …
… und durch den Geschwindigkeitswählhebel, der für dieses Bild in eine Mittenposition gebracht wurde (in die er eigentlich nicht gehört), damit man die Beschriftung besser sehen kann.
Damit im Senkrechtbetrieb die Spulen nicht herunterpurzeln, sind die Wickeldorne mit metallenen Federn versehen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, diese abzunehmen, sollte sich deren Position merken. Steckt man sie falsch auf, lassen sich Bänder nur noch mit roher Gewalt auflegen oder abnehmen.
Hier ein Blick ins Batteriefach an der Geräterückseite.
Ein langer Stift in der rechten Hälfte des Fachs (hier in der Draufsicht schwer zu erkennen) verhindert falsches Einsetzen von Batterie- oder Netzteileinschub.
Das folgende Bild zeigt je einen solchen Netzteil- und Batterieeinschub.
Man erkennt bei beiden die zentrale Befestigungsschraube sowie das Loch, in das der oben erwähnte lange Stift ragt. Am Netzteil sind vier Kontakte zu erkennen, je zweimal +6 V und Masse. Wie weiter oben schon erwähnt werden Elektronik und Antrieb unabhängig voneinander versorgt.
Hier ein Blick auf die Außenseite der beiden Einschübe. Das Netzteil bietet obendrein noch eine Anschlußmöglichkeit an eine 6-Volt-Autobatterie.
Hier noch ein Blick ins Innere des Netzteils. Ein Trafo, eine Diode, eine Drossel und viele tausend Mikrofarad, mehr ist da nicht.
Ende des Rundgangs, Zeit für einen Blick ins Innere.
Der rechte Bandteller wird von der Tonwelle aus über eine Stahlfeder angetrieben. Zwischen den beiden Bandtellern ragt die Welle des Umspulmotors heraus. Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird er gegen den rechten bzw. linken Bandteller gekippt. Die Polung des Motors wird entsprechend dem benötigten Drehsinn verändert. Auf dem folgenden Bild ist es besser zu erkennen.
Hier noch ein Bild der ausgebauten Tonwelle. Erkennbar ist die Vertiefung, über die die besagte Stahlfeder läuft. Daneben liegt das winzige Kugellager, auf dem die Tonwelle mit ihrem breiteren Teil aufliegt.
Das folgende Bild zeigt die Schwungmasse, die am unteren Ende der Tonwelle sitzt, sowie den Capstanmotor.
Man erkennt an der Motorwelle die beiden Stufen für die beiden Bandgeschwindigkeiten. Das Bild wurde bei gedrückter Stoptaste und in Stellung 4,75 cm/s aufgenommen. Drückt man die Aufnahme- oder Wiedergabetaste, so wird der Motor durch die erkennbare Feder gegen den Gummiring der Schwungmasse gedrückt und versetzt so Schwungmase und Tonwelle in Drehung. Dieser schwarze Gummiring ist nicht original, dazu gleich noch mehr. Zum Umschalten der Bandgeschwindigkeit wird der gesamte Motor vertikal versetzt, sodaß mal die kleinere, mal die größere Stufe die Tonwelle antreibt.
Wichtig ist, daß nach Gebrauch die Stoptaste gedrückt wird, nicht nur, um das Gerät komplett auszuschalten und ein Entladen der Batterien zu verhindern, sondern auch, um den Motor von der Schwungmasse wegzuziehen, damit sich keine Dellen im Gummi bilden. Auf dem Bild sieht man, daß das in Stellung 4,75 cm/s prima klappt. Die Konstruktion hat aber leider insofern einen Schwachpunkt, als in Stellung 9,5 cm/s auch bei gedrückter Stoptaste der Motor nicht vollständig von der Schwungmasse zurückgezogen wird und weiterhin auf den Gummi drückt. Deshalb weist die Bedienungsanleitung ausdrücklich darauf hin, daß bei längerer Nichtbenutzung der Geschwindigkeitswählhebel unbedingt in Stellung 4,75 cm/s zu bringen ist. Leider haben nicht alle Besitzer diese Empfehlung beherzigt, Dellen im Gummi und daher unruhiger Lauf sind die Folge. Das ist aber kein Grund zu besonderer Sorge, weil der Gummi nach über fünf Jahrzehnten ohnehin Kummer macht. Ich schreibe hier « Gummi », obwohl ich nicht weiß, woraus das originale Material besteht. Ordinärer Gummi war es wohl nicht, sondern irgendeine weiche Masse, die im Lauf der Zeit verhärtet ist und auch ohne Dellen zu heftigem Rumpeln führt.
Das folgende Bild zeigt eine Schwungmasse so, wie man sie als Käufer eines unrestaurierten Gerätes üblicherweise vorfinden wird, nämlich mit einer bräunlich-gelben Masse, welche ziemlich hart ist und einige deutlich erkennbare Dellen hat.
Zur Lösung des Problems habe ich einen O-Ring mit den Abmessungen 47 x 2,5 mm besorgt und von der originalen Masse soviel abgetragen, bis sich mit aufgesetztem O-Ring wieder der ursprüngliche Durchmesser ergab. 2,5 mm Abtrag waren ausreichend, um alle Dellen verschwinden zu lassen. Der O-Ring wurde dann aufgeklebt. Hörbare Abweichungen von der Sollgeschwindigkeit (unter Verwendung ordinärer Musikaufnahmen, nicht von Meßbändern) konnte ich nicht feststellen.
Zum Schluß noch ein Bild des Antriebs ohne Schwungmasse.
Man erkennt den Capstanmotor mit den beiden Federn, die ihn gegen die Schwungmasse drücken. Links vom Motor ist noch das untere Ende der Tonwelle zu sehen. Man erkennt auch das Gestänge, mit dem der Motor zur Geschwindigkeitsumschaltung auf und ab bewegt wird. Rechts davon « über Kopf » der Umspulmotor.
Nochmal ein Blick auf die Oberseite des Geräts, diesmal ohne Bandteller. Hier sieht man das Gestänge, welches den Capstanmotor von der Schwungscheibe wegdrückt und gleichzeitig oben die Bremsen der Bandteller betätigt, und man sieht eine kleine Wippe mit zwei Federn, welche den Umspulmotor je nach Bedarf nach links oder rechts drückt.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Elektronik. Im Vordergrund die Verstärkerplatine, im Hintergrung all das, was mit Aufnahme zu tun hat, darunter auch, was zum Betrieb der Anzeigeröhre nötig ist. Auf dieser zweiten Platine befindet sich auch die simple Motorelektronik für den Capstanantrieb. Übrigens bleibt der Frequenzgang des Verstärkers bei Umschaltung der Bandgeschwindigkeit unverändert.
Der scharfäugige Kenner historischer Elektronik wird sicher bemerkt haben, daß selbst hier noch einige der berüchtigten braunen WIMA-Bonbons verbaut wurden. Dennoch hat die Elektronik noch funktioniert. Hier wurde kein einziges Teil getauscht.
Alter Schwede?
Alter Germane!
Obwohl ich eher Röhrenliebhaber bin, konnte ich mir dieses Bild dann doch nicht verkneifen.
Diese Germanen aus der Transistorfrühzeit der fünfziger Jahre erwecken selbst bei mir Respekt und Sympathie.
Man hat ihnen übrigens im Hause Burger durchgehend sehr lange Beine gelassen.
So, damit wäre der Rundgang um und durch das Gerät beendet.
Wohin wandert bei dieser Beschreibung gedanklich unser Blick auf der Landkarte?
Etwa Richtung München?
Oder eher Richtung Schwarzwald?
Wir stellen vor: das Butoba MT5, ein transistorisiertes, tragbares Tonbandgerät aus dem Jahr 1961, hergestellt von Joseph Burger Söhne in Schonach im Schwarzwald.
Die Firma Burger war bei Erscheinen des MT5 kein Neuling mehr auf dem Gebiet der magnetischen Tonaufzeichnung. Bei radiomuseum.org findet man mehrere tragbare Geräte der Schwarzwälder aus den fünfziger Jahren, die ersten Modelle noch mit Batterieröhren und Federwerkmotor, zum Ende der Dekade mit dem MT4 aber auch schon ein transistorisiertes Modell mit Elektromotoren. Das MT5, um das es hier geht, unterscheidet sich von seinem Vorgänger MT4 nur durch die äußere Gestaltung des Koffers.
Das MT5 kann Spulen bis 13 cm Durchmesser aufnehmen, arbeitet wahlweise mit 9,5 oder 4,75 cm/s, verfügt über zwei Köpfe in Mono-Halbspurtechnik und über zwei Motoren, wovon der eine für den Bandtransport, der andere für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf zuständig ist. Betrieben wird das Gerät entweder mit acht 1,5-Volt-Batterien, wovon vier den Verstärker und vier den Antrieb versorgen, oder mit einem an Stelle der Batterien einsetzbaren Netzteil. Die Abmessungen des Geräts betragen 32 x 24,5 x 16 cm, das Gewicht liegt – einschließlich Batterien und eingelegtem Band - bei 5,4 kg.
Als Zubehör gab es eine Tragetasche aus Kunstleder, in der sich – dank eines seitlichen Stauraums – allerhand Kleinkram mitführen ließ, den man halt so dabei haben mußte.
Solchermaßen getarnt ging der Tonjäger an der Schwelle vom ausgehenden Hochvakuum- zum beginnenden Germaniumzeitalter auf die Pirsch. War das Opfer in Hörweite, zog er – ratsch! - den Reißverschluß auf, stöpselte seitlich das Mikro ein und hatte nun Zugriff auf die Bedienungstasten und den Pegelregler. Auch die Aussteuerungsanzeige lag so im Blickfeld.
Nach erfolgreicher Jagd in seine Behausung zurückgekehrt, konnte er das Ergebnis über den eingebauten Lautsprecher begutachten.
Da der Lautsprecher am Boden des Koffers befestigt ist, empfiehlt sich hierbei Senkrechtbetrieb.
Der Koffer ist aus Holz gefertigt und recht solide. Der Lautsprecher hat eine beachtliche Größe und erlaubt einen recht ordentlichen Klang.
Zum guten Klang trägt auch der Verstärker bei. Bestückt mit zwei Transistoren OC 74 liefert die Endstufe eine Sprechleistung von 1,2 Watt, das kann sich sehen und vor allem hören lassen. Vor der Endstufe werkeln noch je ein OC 603, OC 75, OC71 und ein OC 76. Wie zu jener Zeit nicht unüblich, ist in der Endstufe ziemlich viel Eisen verbaut.
Die in jenen Tagen mehr und mehr anstürmenden Germanen haben also bei diesem Gerät die Röhren bereits aus allen Teilen der Schaltung verdrängt.
Aus allen Teilen?
Nein!
Eine kleine Röhre vom Stamm der Anzeigeröhren (vom Typ DM 71) leistet noch erfolgreich Widerstand. Damit nicht genug, läßt sie einige dieser alten Germanen auch noch für sich arbeiten. Im Aufnahmebetrieb müssen die beiden Endtransistoren nämlich nicht nur den Hf-Strom für Lösch- und A/W-Kopf liefern, sondern auch noch einen Trafo speisen (noch mehr Eisen!), aus dem der Heizstrom und – nach Gleichrichtung durch eine Germaniumdiode OA 81 – auch die Anodenspannung der Röhre gewonnen werden.
Ganz schön clever!
Da haben wir sie (die Röhre) übrigens, oberhalb der Tasten (v. l. n. r. Aufnahme, Rücklauf, Stop, Vorlauf, Wiedergabe). Links von den Tasten sitzt der Lautstärke- bzw. Aussteuerungsregler, rechts der Klangregler. Bei gedrückter Stoptaste ist das Gerät komplett ausgeschaltet. Drückt man die Aufnahme- oder Wiedergabetaste, schaltet man den Verstärker und den Capstanmotor ein. Dieser benötigt etwa ein bis zwei Sekunden, um die Tonwelle mit ihrer Schwungmasse auf Solldrehzahl zu beschleunigen. Deshalb wird die Andruckrolle zunächst noch von der Tonwelle ferngehalten. Erst nach Ablauf von etwa zwei Sekunden löst man mit Hilfe des Schiebers oberhalb der Aufnahmetaste die Andruckrolle aus und setzt den Bandtransport in Gang.
Komplettiert wird die Ausstattung durch eine kleine, feine Banduhr …
… und durch den Geschwindigkeitswählhebel, der für dieses Bild in eine Mittenposition gebracht wurde (in die er eigentlich nicht gehört), damit man die Beschriftung besser sehen kann.
Damit im Senkrechtbetrieb die Spulen nicht herunterpurzeln, sind die Wickeldorne mit metallenen Federn versehen. Wer sich mit dem Gedanken trägt, diese abzunehmen, sollte sich deren Position merken. Steckt man sie falsch auf, lassen sich Bänder nur noch mit roher Gewalt auflegen oder abnehmen.
Hier ein Blick ins Batteriefach an der Geräterückseite.
Ein langer Stift in der rechten Hälfte des Fachs (hier in der Draufsicht schwer zu erkennen) verhindert falsches Einsetzen von Batterie- oder Netzteileinschub.
Das folgende Bild zeigt je einen solchen Netzteil- und Batterieeinschub.
Man erkennt bei beiden die zentrale Befestigungsschraube sowie das Loch, in das der oben erwähnte lange Stift ragt. Am Netzteil sind vier Kontakte zu erkennen, je zweimal +6 V und Masse. Wie weiter oben schon erwähnt werden Elektronik und Antrieb unabhängig voneinander versorgt.
Hier ein Blick auf die Außenseite der beiden Einschübe. Das Netzteil bietet obendrein noch eine Anschlußmöglichkeit an eine 6-Volt-Autobatterie.
Hier noch ein Blick ins Innere des Netzteils. Ein Trafo, eine Diode, eine Drossel und viele tausend Mikrofarad, mehr ist da nicht.
Ende des Rundgangs, Zeit für einen Blick ins Innere.
Der rechte Bandteller wird von der Tonwelle aus über eine Stahlfeder angetrieben. Zwischen den beiden Bandtellern ragt die Welle des Umspulmotors heraus. Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird er gegen den rechten bzw. linken Bandteller gekippt. Die Polung des Motors wird entsprechend dem benötigten Drehsinn verändert. Auf dem folgenden Bild ist es besser zu erkennen.
Hier noch ein Bild der ausgebauten Tonwelle. Erkennbar ist die Vertiefung, über die die besagte Stahlfeder läuft. Daneben liegt das winzige Kugellager, auf dem die Tonwelle mit ihrem breiteren Teil aufliegt.
Das folgende Bild zeigt die Schwungmasse, die am unteren Ende der Tonwelle sitzt, sowie den Capstanmotor.
Man erkennt an der Motorwelle die beiden Stufen für die beiden Bandgeschwindigkeiten. Das Bild wurde bei gedrückter Stoptaste und in Stellung 4,75 cm/s aufgenommen. Drückt man die Aufnahme- oder Wiedergabetaste, so wird der Motor durch die erkennbare Feder gegen den Gummiring der Schwungmasse gedrückt und versetzt so Schwungmase und Tonwelle in Drehung. Dieser schwarze Gummiring ist nicht original, dazu gleich noch mehr. Zum Umschalten der Bandgeschwindigkeit wird der gesamte Motor vertikal versetzt, sodaß mal die kleinere, mal die größere Stufe die Tonwelle antreibt.
Wichtig ist, daß nach Gebrauch die Stoptaste gedrückt wird, nicht nur, um das Gerät komplett auszuschalten und ein Entladen der Batterien zu verhindern, sondern auch, um den Motor von der Schwungmasse wegzuziehen, damit sich keine Dellen im Gummi bilden. Auf dem Bild sieht man, daß das in Stellung 4,75 cm/s prima klappt. Die Konstruktion hat aber leider insofern einen Schwachpunkt, als in Stellung 9,5 cm/s auch bei gedrückter Stoptaste der Motor nicht vollständig von der Schwungmasse zurückgezogen wird und weiterhin auf den Gummi drückt. Deshalb weist die Bedienungsanleitung ausdrücklich darauf hin, daß bei längerer Nichtbenutzung der Geschwindigkeitswählhebel unbedingt in Stellung 4,75 cm/s zu bringen ist. Leider haben nicht alle Besitzer diese Empfehlung beherzigt, Dellen im Gummi und daher unruhiger Lauf sind die Folge. Das ist aber kein Grund zu besonderer Sorge, weil der Gummi nach über fünf Jahrzehnten ohnehin Kummer macht. Ich schreibe hier « Gummi », obwohl ich nicht weiß, woraus das originale Material besteht. Ordinärer Gummi war es wohl nicht, sondern irgendeine weiche Masse, die im Lauf der Zeit verhärtet ist und auch ohne Dellen zu heftigem Rumpeln führt.
Das folgende Bild zeigt eine Schwungmasse so, wie man sie als Käufer eines unrestaurierten Gerätes üblicherweise vorfinden wird, nämlich mit einer bräunlich-gelben Masse, welche ziemlich hart ist und einige deutlich erkennbare Dellen hat.
Zur Lösung des Problems habe ich einen O-Ring mit den Abmessungen 47 x 2,5 mm besorgt und von der originalen Masse soviel abgetragen, bis sich mit aufgesetztem O-Ring wieder der ursprüngliche Durchmesser ergab. 2,5 mm Abtrag waren ausreichend, um alle Dellen verschwinden zu lassen. Der O-Ring wurde dann aufgeklebt. Hörbare Abweichungen von der Sollgeschwindigkeit (unter Verwendung ordinärer Musikaufnahmen, nicht von Meßbändern) konnte ich nicht feststellen.
Zum Schluß noch ein Bild des Antriebs ohne Schwungmasse.
Man erkennt den Capstanmotor mit den beiden Federn, die ihn gegen die Schwungmasse drücken. Links vom Motor ist noch das untere Ende der Tonwelle zu sehen. Man erkennt auch das Gestänge, mit dem der Motor zur Geschwindigkeitsumschaltung auf und ab bewegt wird. Rechts davon « über Kopf » der Umspulmotor.
Nochmal ein Blick auf die Oberseite des Geräts, diesmal ohne Bandteller. Hier sieht man das Gestänge, welches den Capstanmotor von der Schwungscheibe wegdrückt und gleichzeitig oben die Bremsen der Bandteller betätigt, und man sieht eine kleine Wippe mit zwei Federn, welche den Umspulmotor je nach Bedarf nach links oder rechts drückt.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Elektronik. Im Vordergrund die Verstärkerplatine, im Hintergrung all das, was mit Aufnahme zu tun hat, darunter auch, was zum Betrieb der Anzeigeröhre nötig ist. Auf dieser zweiten Platine befindet sich auch die simple Motorelektronik für den Capstanantrieb. Übrigens bleibt der Frequenzgang des Verstärkers bei Umschaltung der Bandgeschwindigkeit unverändert.
Der scharfäugige Kenner historischer Elektronik wird sicher bemerkt haben, daß selbst hier noch einige der berüchtigten braunen WIMA-Bonbons verbaut wurden. Dennoch hat die Elektronik noch funktioniert. Hier wurde kein einziges Teil getauscht.
Alter Schwede?
Alter Germane!
Obwohl ich eher Röhrenliebhaber bin, konnte ich mir dieses Bild dann doch nicht verkneifen.
Diese Germanen aus der Transistorfrühzeit der fünfziger Jahre erwecken selbst bei mir Respekt und Sympathie.
Man hat ihnen übrigens im Hause Burger durchgehend sehr lange Beine gelassen.
So, damit wäre der Rundgang um und durch das Gerät beendet.