04.02.2012, 20:52
Hallo Freunde,
ab und zu passiert es auch mir wieder, dass mich ein Arbeitskollege wegen eines Tonbandgeräts anspricht. So geschehen letzte Woche. Ein Bekannter von ihm hatte eine Teac X-300 im Keller stehen, die er loswerden wollte. Da ich von Teac bisher keine Bandmaschine besitze, war ich interessiert und wir fuhren ein paar Tage später dort hin. Dort traf ich auf eine recht schmutzige X-300 wo zumindest alle grundlegenden Funktionen arbeiteten. Nach kurzen Verhandlungen habe ich sie gekauft.
So kam die Maschine bei mir an:
Im Ausgangszustand hatte die Teac folgende Fehler:
- der Blechdeckel war leicht verbogen
- die Metallkappen der Regler waren lose
- die Standfüße fehlten
- sporadische Aussetzer des linken Kanals
- ein Draht am Wiedergabekopf war ab
Ich setzte mich am nächsten Tag in die Werkstatt um die Maschine wieder auf Vordermann zu bringen. Hier zwei Bilder nach dem Öffnen:
Sämtliche Gehäuseteile wurden abgenommen.
Das Gehäuse war recht vergilbt, möglicherweise stammte sie aus einem Raucherhaushalt. Also musste alles gründlich gereinigt werden.
Was fürs Gehäuse gilt, gilt selbstverständlich auch für die Köpfe. Derart verschmutze Tonköpfe sind mir bisher noch nicht untergekommen. Selbst nach gründlichem putzen war immer noch Bandabrieb zu sehen.
Und es zeigte sich dieses Bild des Schreckens. Nicht nur das die Köpfe schmutzig sind, es sind auch einige Riefen zu erkennen. Hier wurde möglicherweise mal nicht sachgemäß gereinigt. Auch der Kopfspiegel ist nicht gleichmäßig.
Dann gings an die Elektronik. Überraschenderweise musste ich einige kalte Löststellen finden.
Die Suche nach dem Fehler, der für die Aussetzer auf dem linken Kanal verantwortlich war, war gar nicht so einfach. Nachdem ich einige kalte Lötstellen nachgelötet hatte, dachte ich eigentlich, dass dies das Problem beseitigt. Dank des Service Manuals aus dem Download-Bereich konnte ich den Fehler auf einen OP-IC beschränken. Laut Schaltplan sollte das ein HA-11122W sein, ein Typ den ich nicht kenne. Das eigentliche Problem war aber, dass dieser IC gar nicht da war, sondern stattdessen eine Huckepackplatine, die an seiner Stelle angelötet war.
Anscheinend ist auf dieser Platine der IC diskret aufgebaut. Ist Teac damals nicht mehr an den HA-11122W gekommen? Möglicherweise konnte ein Lieferant nicht mehr liefern. Weiß hier jemand mehr? Diese Platine war auf jeden Fall über 14 Stifte an am REC/PLAY PCB angelötet und nur so mechanisch befestigt. Bestenfalls eine Bastellösung. So konnte die Platine recht schön schwingen und die Lötstellen geben natürlich dann irgendwann nach. Ich lötete alles nach, worauf die Aussetzer verschwanden. Wenn das Gerät aber häufiger bewegt wird, ist es nur eine Frage der Zeit bis es wieder Ausfallerscheinungen zeigt. An den Platinen wurde ersichtlich schon mal nachgebessert, was mir sagt, dass diese Sache in der Vergangenheit schon mal aufgetaucht ist.
Als nächstes habe ich mal vorsichtshalber die alten Elkos rausgeworfen und durch neue ersetzt.
Danach habe ich das Schwungrad samt Tonwelle ausgebaut. So konnte ich auch gleich einen neuen Riemen einsetzen und die Lager neu ölen.
Da die Andruckrolle fertig war flog sie raus und wurde durch eine neue ersetzt.
Auch der Zählwerksriemen sah nicht mehr wirklich gut aus. Beim Umspulen lief das Zählwerk gar nicht mehr mit. Also kam auch hier ein neuer Riemen rein.
Jetzt konnte ich die Maschine wieder zusammensetzen. Da zum Wechseln des Zählwerkriemens der rechte Bandteller abgenommen werden musste, musste dessen Höhe neu eingestellt werden, dass das Band nicht an der Spule schleift.
Die fehlenden Standfüsse ersetzte ich durch Gummipuffer. Ist zwar nicht original, sieht aber einigermaßen annehmbar aus und erfüllt den Zweck.
Zum Schluss wurden die Köpfe sowie alle bandführenden Teile entmagnetisiert.
Nachdem dies erledigt war, wagte ich den ersten Testlauf. Obwohl die Köpfe schlimm aussehen, reproduziert die X-300 ganz ordentlich. An dieser Stelle sollte eigentlich alles neu eingemessen und eingestellt werden. Da ich aber kein Bezugsband habe, lies ich das aus. Die Potis hierfür sind durch Abnehmen des Bodenblechs erreichbar, man muss nicht die ganze Maschine aufschauben. Daher kann man das immer noch machen. Mit Maxell XL-I sind zwischen Vor- und Hinterband kaum Unterschiede ausmachbar.
Zum Schluss habe ich die Reglerknöpfe wieder zusammengeklebt, damit sie beim Drehen nicht auseinanderfallen.
Zusammengebaut ist die Teac X-300 wieder wohnzimmerfähig und verrichtet anstandslos ihren Dienst. Jetzt muss ich nur noch einen Platz dafür finden.
Allgemeines zur Maschine:
Die Teac X-300 ist, soviel ich weiß, der Nachfolger der X-3 und sieht dieser auch sehr ähnlich. Sie verfügt über ein Drei-Motoren-Laufwerk, wobei der Capstan nicht direktgetrieben ist und der Capstanmotor ein Gleichstrommotor. Da dieser eben nicht bürstenlos ist unterliegt er dem Teac-typischen Verschleiss. Obwohl die Teac über zwei Bandfühlhebel verfügt, gibt es hierfür keine Regelung wie z.B. bei ASC. Sie war ebenfalls als X-300 R erhältlich und hatte in dieser Version Autoreverse, allerdings nur bei Wiedergabe. Statt des normalen Viertelspur-Wiedergabekopfes mit zwei Systemen wurde hier ein Viertelspur-Vierspur-Kopf eingebaut. M.W. gab es keine Halbspur-Version. Als Besonderheit kann man noch nennen, dass sie EE-Band fähig ist. Da ich aber kein EE-Band habe und die Preise dafür auch horrend sind, konnte ich dies nicht testen.
Zum erstem Mal tauchte die X-300 ® im 1983/84er Katalog auf und war anscheinend bis 1994 erhältlich. Somit dürfte sie zu den letzten "richtigen" Heimtonbandgeräten gehören. Hinweise auf das Baujahr meiner Teac habe ich keine gefunden, sie trägt aber die Seriennummer 620117. Vielleicht kann das jemand entschlüsseln.
Ich muss sagen, mich hat mein Teac-Einstand etwas enttäuscht. Nachdem Teac bei vielen Tests damaliger Testzeitschriften immer sehr gut war und auch bei vielen Vergleichtests gewann, wundert mich das Gebastel in meiner Maschine und die kalten Löststellen doch. Ich weiß ja nicht ob das so original war, aber immerhin ist diese Huckepackplatine geätzt. Das kann schon werksseitig so eingebaut worden sein. Obwohl es im inneren recht übersichtlich aussieht, ist die Wartungsfreundlichkeit aufgrund der zahlreichen fest verlöteten Leitungen nicht übermäßig.
Ansonsten hat die X-300 alles was man braucht. Das Design ist nicht der Brüller aber obwohl die Front aus Kunststoff ist wirkt alles recht wertig und ist funktionell. Bei einem Gerät dieser Preisklasse und aus dieser Zeit hätte man vielleicht Tipptasten verbauen können, denn eine elektronische Laufwerkssteuerung hat sie ja, so wie ein elektronisches (Echtzeit)-Zählwerk.
ab und zu passiert es auch mir wieder, dass mich ein Arbeitskollege wegen eines Tonbandgeräts anspricht. So geschehen letzte Woche. Ein Bekannter von ihm hatte eine Teac X-300 im Keller stehen, die er loswerden wollte. Da ich von Teac bisher keine Bandmaschine besitze, war ich interessiert und wir fuhren ein paar Tage später dort hin. Dort traf ich auf eine recht schmutzige X-300 wo zumindest alle grundlegenden Funktionen arbeiteten. Nach kurzen Verhandlungen habe ich sie gekauft.
So kam die Maschine bei mir an:
Im Ausgangszustand hatte die Teac folgende Fehler:
- der Blechdeckel war leicht verbogen
- die Metallkappen der Regler waren lose
- die Standfüße fehlten
- sporadische Aussetzer des linken Kanals
- ein Draht am Wiedergabekopf war ab
Ich setzte mich am nächsten Tag in die Werkstatt um die Maschine wieder auf Vordermann zu bringen. Hier zwei Bilder nach dem Öffnen:
Sämtliche Gehäuseteile wurden abgenommen.
Das Gehäuse war recht vergilbt, möglicherweise stammte sie aus einem Raucherhaushalt. Also musste alles gründlich gereinigt werden.
Was fürs Gehäuse gilt, gilt selbstverständlich auch für die Köpfe. Derart verschmutze Tonköpfe sind mir bisher noch nicht untergekommen. Selbst nach gründlichem putzen war immer noch Bandabrieb zu sehen.
Und es zeigte sich dieses Bild des Schreckens. Nicht nur das die Köpfe schmutzig sind, es sind auch einige Riefen zu erkennen. Hier wurde möglicherweise mal nicht sachgemäß gereinigt. Auch der Kopfspiegel ist nicht gleichmäßig.
Dann gings an die Elektronik. Überraschenderweise musste ich einige kalte Löststellen finden.
Die Suche nach dem Fehler, der für die Aussetzer auf dem linken Kanal verantwortlich war, war gar nicht so einfach. Nachdem ich einige kalte Lötstellen nachgelötet hatte, dachte ich eigentlich, dass dies das Problem beseitigt. Dank des Service Manuals aus dem Download-Bereich konnte ich den Fehler auf einen OP-IC beschränken. Laut Schaltplan sollte das ein HA-11122W sein, ein Typ den ich nicht kenne. Das eigentliche Problem war aber, dass dieser IC gar nicht da war, sondern stattdessen eine Huckepackplatine, die an seiner Stelle angelötet war.
Anscheinend ist auf dieser Platine der IC diskret aufgebaut. Ist Teac damals nicht mehr an den HA-11122W gekommen? Möglicherweise konnte ein Lieferant nicht mehr liefern. Weiß hier jemand mehr? Diese Platine war auf jeden Fall über 14 Stifte an am REC/PLAY PCB angelötet und nur so mechanisch befestigt. Bestenfalls eine Bastellösung. So konnte die Platine recht schön schwingen und die Lötstellen geben natürlich dann irgendwann nach. Ich lötete alles nach, worauf die Aussetzer verschwanden. Wenn das Gerät aber häufiger bewegt wird, ist es nur eine Frage der Zeit bis es wieder Ausfallerscheinungen zeigt. An den Platinen wurde ersichtlich schon mal nachgebessert, was mir sagt, dass diese Sache in der Vergangenheit schon mal aufgetaucht ist.
Als nächstes habe ich mal vorsichtshalber die alten Elkos rausgeworfen und durch neue ersetzt.
Danach habe ich das Schwungrad samt Tonwelle ausgebaut. So konnte ich auch gleich einen neuen Riemen einsetzen und die Lager neu ölen.
Da die Andruckrolle fertig war flog sie raus und wurde durch eine neue ersetzt.
Auch der Zählwerksriemen sah nicht mehr wirklich gut aus. Beim Umspulen lief das Zählwerk gar nicht mehr mit. Also kam auch hier ein neuer Riemen rein.
Jetzt konnte ich die Maschine wieder zusammensetzen. Da zum Wechseln des Zählwerkriemens der rechte Bandteller abgenommen werden musste, musste dessen Höhe neu eingestellt werden, dass das Band nicht an der Spule schleift.
Die fehlenden Standfüsse ersetzte ich durch Gummipuffer. Ist zwar nicht original, sieht aber einigermaßen annehmbar aus und erfüllt den Zweck.
Zum Schluss wurden die Köpfe sowie alle bandführenden Teile entmagnetisiert.
Nachdem dies erledigt war, wagte ich den ersten Testlauf. Obwohl die Köpfe schlimm aussehen, reproduziert die X-300 ganz ordentlich. An dieser Stelle sollte eigentlich alles neu eingemessen und eingestellt werden. Da ich aber kein Bezugsband habe, lies ich das aus. Die Potis hierfür sind durch Abnehmen des Bodenblechs erreichbar, man muss nicht die ganze Maschine aufschauben. Daher kann man das immer noch machen. Mit Maxell XL-I sind zwischen Vor- und Hinterband kaum Unterschiede ausmachbar.
Zum Schluss habe ich die Reglerknöpfe wieder zusammengeklebt, damit sie beim Drehen nicht auseinanderfallen.
Zusammengebaut ist die Teac X-300 wieder wohnzimmerfähig und verrichtet anstandslos ihren Dienst. Jetzt muss ich nur noch einen Platz dafür finden.
Allgemeines zur Maschine:
Die Teac X-300 ist, soviel ich weiß, der Nachfolger der X-3 und sieht dieser auch sehr ähnlich. Sie verfügt über ein Drei-Motoren-Laufwerk, wobei der Capstan nicht direktgetrieben ist und der Capstanmotor ein Gleichstrommotor. Da dieser eben nicht bürstenlos ist unterliegt er dem Teac-typischen Verschleiss. Obwohl die Teac über zwei Bandfühlhebel verfügt, gibt es hierfür keine Regelung wie z.B. bei ASC. Sie war ebenfalls als X-300 R erhältlich und hatte in dieser Version Autoreverse, allerdings nur bei Wiedergabe. Statt des normalen Viertelspur-Wiedergabekopfes mit zwei Systemen wurde hier ein Viertelspur-Vierspur-Kopf eingebaut. M.W. gab es keine Halbspur-Version. Als Besonderheit kann man noch nennen, dass sie EE-Band fähig ist. Da ich aber kein EE-Band habe und die Preise dafür auch horrend sind, konnte ich dies nicht testen.
Zum erstem Mal tauchte die X-300 ® im 1983/84er Katalog auf und war anscheinend bis 1994 erhältlich. Somit dürfte sie zu den letzten "richtigen" Heimtonbandgeräten gehören. Hinweise auf das Baujahr meiner Teac habe ich keine gefunden, sie trägt aber die Seriennummer 620117. Vielleicht kann das jemand entschlüsseln.
Ich muss sagen, mich hat mein Teac-Einstand etwas enttäuscht. Nachdem Teac bei vielen Tests damaliger Testzeitschriften immer sehr gut war und auch bei vielen Vergleichtests gewann, wundert mich das Gebastel in meiner Maschine und die kalten Löststellen doch. Ich weiß ja nicht ob das so original war, aber immerhin ist diese Huckepackplatine geätzt. Das kann schon werksseitig so eingebaut worden sein. Obwohl es im inneren recht übersichtlich aussieht, ist die Wartungsfreundlichkeit aufgrund der zahlreichen fest verlöteten Leitungen nicht übermäßig.
Ansonsten hat die X-300 alles was man braucht. Das Design ist nicht der Brüller aber obwohl die Front aus Kunststoff ist wirkt alles recht wertig und ist funktionell. Bei einem Gerät dieser Preisklasse und aus dieser Zeit hätte man vielleicht Tipptasten verbauen können, denn eine elektronische Laufwerkssteuerung hat sie ja, so wie ein elektronisches (Echtzeit)-Zählwerk.
Grüße,
Wayne
Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
Wayne
Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.