Mahlzeit,
Die Kreise ums Thema nehmen etwas größere Radien an, als ich das für sinnvoll halte, weshalb ich doch etwas dazu sagen möchte.
Das Modulationsrauschen ist in spektraler Zusammensetzung und Pegel stark von der Zusammensetzung des Nutzsignales, also desjenigen Signales abhängig, mit dem das Band unter Einfluss von Hilfseinrichtungen (Hf-Vormagnetisierung) 'moduliert' wird. Daher
Modulationsrauschen. Ich schließe zwar nicht aus, dass darin auch im Zusammenhang mit der Vormagnetisierung auch FM-Bestabdteile enthalten sind, diese jedoch spielen für die Erfassbarkeit der Störgröße durch unser Gehör keine nennenswerte Rolle. Mir hat von den FM-Bestandteilen in meiner klassischen Zeit nie jemand etwas erzählt.
Zurück zum Modulationsrauschen, das als aussteuerungsabhängigs Störsignal auf der in jeder Hinsicht statistisch schwankenden Nutzmoulation aufsitzt und im Spektrum des Signales in zwei symmetrisch zum Nutzsignal angeordneten Seitenbändern erkennbar wird, die in der heute billig zu habenden Fast-Fourier-Transformation sehr schön anzusehen sind.
Man kann diese Signalveränderung aber zumindest mit traditionellen Mitteln schlecht, sehr schlecht -weil teuer- messen und behilft sich deshalb -seit 1955 in D auch genormt (DIN 45519, das dann nach IEC94-5 hinüberwanderte)- mit einem Ersatz: Man ermittelt das Rauschen nicht bei irgendeiner oder keiner Frequenz (was keiner Modulation entspräche), sondern bei einer solchen von 0 Hz, also bei Gleichspannung. Dies ist zulässig, weil das Spektrum des Störsignales bei anliegender Gleichspannung demjenigen der Modulationsrauschseitenbänder entspricht.
Man überlagert dafür der gemäß Bandarbeitspunkt normierten Hf-Vormagnetisierung einen Gleichstrom bestimmten Pegels (gleich dem Effektivwert für VA bei 1 kHz bzw. 320 Hz) und setzt den dann am Bandgeräteausgang über ein genau definiertes Filter ermittelten Pegel in Bezug zu dem der VA bei 1 kHz: Man nennt das dann zwar Gleichspannungsrauschen oder DC-Noise, will damit aber das Modulationsrauschverhalten der jeweiligen Band-Kopfträgerkombination beschreiben. Auch zu dieser Wertangabe gehört also konsequenterweise auch die genaue Angabe des für die Messung herangezogenen Kopfträgertyps nebst Bandmaschine.
Gemeinsam mit dem Vormagnetisierungsrauschen (Bias-Noise) liefert der erhaltene Messwert eine sehr zutreffende Charakterisierung der primär vom Gehör 'empfundenen' Lästigkeit der Modulationsrauschverhältnisse.
Die digitale Technik erlaubt natürlich über die vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten der FFT noch weitergehende Aussagen, die aber gehörsmäßig weniger relevant sind, dafür allerhand über die erreichten bzw. erreichbaren Qualitätsdimensionen der Speicherung aussagen. Sieht man sich die oben behandelten Phänomene nun bei der digitalen Tonaufzeichnung an, erfährt man von einem weiteren Merkmal deren hoher Qualität, die offensichtlich von vielen Menschen 'so' nicht gewollt wird: Es gibt bei der digitalen Aufzeichnung de facto kein störenedes Seitenbandspektrum mehr, da nurmehr nur das Originalsignal erscheint, mit dem es sich aber für die nächsten 80 bis 100 dB hat. Der Profi sagt: "Toll, endlich kommt das, was mein Mischpult verließ, auch vom Speicher." Der Liebhaber aber vermisst sein Zwischeln, Zwitschern, Rascheln und Poltern über/hinter der Modulation.
Zurück zu Analogtechnik:
Auf diesem Wege lassen sich auch die Qualitätsunterschiede bespielsweise der A77 zur A700 sehr schön erkennen, denn das Seitenbandspektrum der A700 entspricht letztlich vollprofessionellen Erwartungen, während die A77 'lediglich' für das Jahr 1966 höchsten Ansprüchen gerecht wird.
Thomas hat seine A77/III diesbezüglich real erfasst:
https://tonbandforum.de/bildupload/THD-Revox_A77.jpg
, während man sich die (natürlich auch werbend geglätteten...) Seitenbandwerte der A700 aus den netgängigen Beschreibungen der A700 holen möge. Hier sieht/sähe man aber auch, dass der Schritt zwischen A77 und A80 tonqualitativ durchaus klein ist, sofern man über das Seitenbandverhalten der A80 informiert ist.
Wohl gemerkt hebe ich hier nicht auf den bemerkenswert niedrigen Klirrfaktor von Thomas' A77 ab, sondern auf den spektralen Verlauf der Kurve links und rechts des Nutzsignales 1 kHz.
Hans-Joachim