Lieber Matthias,
wir wissen inzwischen zwar, dass du mit deiner Messung sicher nicht der Urheber der Probleme bist, denn der Messtrom deines Messgerätes reicht nicht hin, den Tonkopf zu zertören. Andererseits verwundert es den Praktiker, wenn zwei Wicklungen 'gleichsam zur selben Zeit 'durch sind. In so einmal Falle glaubt man nur an 'Zufall' (in der Versicherungssprache der USA 'act of God') oder aber -und wahrscheinlicher- 'act of man'... Ich nehme halt an, dass da ein ebenso unglücklicher wie mit zwei linken Prüfspitzen ausgestatteter Versucher in Gestalt eines reparaturlüsternen Vorbesitzers drübergeraten ist, der durch unglückliche Maßnahmen halt die internen 12 Volt an die Köpfe legte:
"Muss doch zu messen sein."
Rums!
"Na, geht nicht, komisch, was'n da los? Gottlob haben wir einen zweiten Kanal! Gleich untersuchen."
RumsII!
Kopf flöten.
Uher hatte in seiner Frühzeit (aus welcher Phase stammt dein Gerät eigentlich?) eine bemerkenswerte Affinität dazu, Betriebsspannungsplus auf die Gerätemasse zu legen, was bei unglücklichen Messprozeduren durchaus zum Problem für den werden kann, der dies nicht erwartet, weil er beispielsweise keine Dokumentation vorliegen hat.
Die Schaltungen eines frühen RdL (1967) und diejenige eines Report 4200 aus etwa derselben Zeit (beide in meinem Besitz) zeigen diese hierzulande eher ungewöhnliche Konzeptvariante transistorisierter Geräte. Andererseits zeigen sie auch, dass die Schaltungen der Wiedergabeverstärker -du hast sie als funktionierend bezeichnet- keine gefährlichen Experimente enthalten.
Der einzige Kopf, der in meiner Gegenwart je an vetrgleichbarer Krankheit wie bei dir über Klinge ging, war derjenige des -na, was wohl???- Familien-PhonoRex vor etwa 45 Jahren, was den mechanischen Manipulationen meines Vaters -beim Kopftausch- zu verdanken war. Der Vater ging, der PhonoRex auch, den defekten Kopf aber habe ich noch heute... (klingt ganz gut, oder..?). Kurz, ich habe keinerlei Erfahrung, wie man so etwas jenseits mechanischer Aktivitäten bewerkstelligt.
Um deine Geräteschaltung aber zu kapieren, wäre ich für einen Scan derselben herzlich dankbar. Könntest du mir einen solchen schicken? Die Dateigröße ist mir egal, lesbar sollte er sein. Mailadresse im Mitgliederverzeichnis.
Du solltest dezidiert darauf achten, ob die Eingänge deiner Wiedergabeverstärker tonkopfseitig wirklich gleichspannungsfrei sind (man weiß ja nie...), namentlich dann, wenn die Platinen im Gerät Bearbeitungsspuren aufweisen.
Na ja, und dann beginnt die Ersatzteilsuche. Bei Bogen ist nichts mehr zu retten, die haben vor einigen Jahren einen unübersehbaren Schlusspunkt hinter die alte Zeit gesetzt und alles noch verkaufbare Material dem Markt überantwortet. Der nächste Schritt wäre die Typermittlung, was anhand potenziell existierender Reparaturanleitungen bereits möglich sein könnte.
Bei der Ersatzteilsuche selbst helfen dann vielleicht auch Uher-Sammler, der Gfgf-Marktplatz
http://www.gfgf.org/cgi-bin/bbmat.cgi
, die Seite der Darmstädter Tonbandfreunde
http://www.tonbandfreunde.de/
, die ich für recht uhergeil halte,
ebenso weiter wie Nachfragen über Andreas und vor allem Anselm. Er sollte doch einen Uher-Pathologen kennen, der weiland alles, was beim Baron in der Barmseestraße nicht niet- und nagelfest war, für die Zukunft 'gesichert' hat. Und die verkörperst ja jetzt du. Wenn man an einen mechanisch, aber nicht elektrisch baugleichen Kopf herankäme, so reichte dies ja vermutlich auch schon, weil alle mir bekannten Schaltzeichnungen von Uher die traditionell ermittelten Kopfströme in Abhängigkeit von der Frequenz listen. Man erfährt so, welchen Frequenzgang man nach Messvorschrift Uher erzielen muss, und kann dann den Wiedergabeverstärker entsprechend modifizieren.
Ansonsten Ebay; denn dass die Nachfrage nach deinem oder einem baugleichen/bauähnlichen Kopf ausuferte, kann ich mir nicht recht vorstellen.
Zunächst interessiert mich die Schaltung deines Gerätes. Vielleicht kommt mir dann ja eine Idee zur Ursache der ganzen Malaise.
Halte uns vielleicht dahingehend auf dem Laufenden, wie sich die Sache entwickelt.
Hans-Joachim