Wir bauen ein Ohrstöpselmikrophon
#1
In der Hobby Aufnahmeszene ist seit längerer Zeit das Soundman OKMII "Originalkopfmikrophon" ein bekannter Begriff. Wer so ein Teil noch nicht gesehen hat, muss es sich ähnlich wie einen Ohrstöpselkopfhörer vorstellen, der jedoch an den Mikrophoneingang (Mit Tonaderspeisung für Elektretkapseln) angeschlossen wird. Das OKMII wird auch wie ein Ohrstöpselkopfhörer im Ohr getragen. Die Aufnahmen die damit gemacht werden, sind von verblüffender Räumlichkeit. Der Stereoeffekt ist so gewaltig das man sich beim Abhören über Kopfhörer ständig nach allen Seiten hin umdreht, weil man meint von dort ein reales Geräusch wahrgenommen zu haben.

Über Sinn und Unsinn bzw. Vor- und Nachteile dieser Technik kann ein Toningeneur ausführliches sagen.

Mir geht es darum, zu zeigen wie man so ein Ohrstöpselmikrophon mit günstigen Einzelteilen zusammenbaut. Das Original OKMII ist sehr teuer. Es liegt in der nackten Ausführung ohne Vorverstärker bei 135EUR, so die Internetseite eines bekannten Stuttgarter Händlers.
Ein Gerät was zumindest den selben Zweck erfüllt lässt sich mit einfachen mitteln selbst herstellen.

Wir brauchen:

1x billig Ohrstöpselkopfhörer, stereo.
Dieser muss auf der Rückseite eine möglichst grosse ebene Fläche haben, die dann später das Mikrophon aufnimmt. Sehr futuristisch designte Ohrstöpsel sind, wegen des Designs, nicht geeignet. Ausserdem ist es vorteilhaft wenn der Anschlusstecker ein 1/8" Klinkenstecker ist, so man das Kabel weiter verwenden will, wovon ich aber abrate da diese Kabel nicht geschirmt sondern bestenfalls verdrillt sind.

2x Elektretkapsel Monacor MCE 2500.
Diese Kapsel konnte man bis letztes Jahr noch bei Reichelt bestellen. Nun gibt es sie dort nicht mehr, jedoch scheint es noch andere Händler zu geben die diesen Typ noch führen. Das besondere an dieser Kapsel sind die guten Daten trotz kleiner Abmasse. Die Kapsel wird von Panasonic gefertigt und wenn möglich kann man auch dort eine bestellen, wobei die Typenbezeichnungen nicht übereinstimmen. Letztendlich kommt es auf gute Daten bei kleinen Abmassen an.
Die Besprochene Kapsel hat etwa 6mm Durchmesser und ist nur etwa 3mm dick.
Viel grösser sollte sie für diesen Anwendungszweck auch nicht sein.

3. ggfs. ein Anschlusskabel. Dieses muss gut abgeschirmt sein und hat am anderen Ende normalerweise einen 1/8" Stereo Klinkenstecker.

Demnächst mehr in diesem Theater...
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#2
Irgendwie erinnert mich das an die Kunstkopfmikros, die in den späten 70ern angesagt waren.


Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
Anschliessen der Elektretkapsel:

[Bild: ekapsel1.jpg]

Die meisten Elektretkapseln haben 2 Anschlüsse.
Einer davon ist Masse, der andere ist Signalführend und bekommt die Versorgungsspannung. Bei Elektretkapseln mit 2 Anschlüssen wird generell Tonaderspeisung verwendet. Die Speisespannung liegt normalerweise zwischen 1,5V und 10V, wobei eine höhere Spannung einen besseren Störabstand zur Folge hat. Wie auf dem Bild zu sehen ist, geht von einem Anschluss eine Leiterbahn in Richtung Gehäuse. (Der untere Anschluss.) Das ist immer Masse! Der andere Anschluss ist dem zufolge +/Signal.
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#4
Nun zur eigentlichen Arbeit.
Zuerst wird der billig Ohrstöpselkopfhörer mit einem kleinen Hörtest überprüft.
Dabei stellt man normalerweise fest, das der Stöpsel klanglich nix taugt, aber auf beiden Kanälen funktioniert. Wenn der Hörtest das erwartete Ergebnis ergeben hat entfernt man die Schallwandler aus dem Ohrstöppsel, so das möglichst viel vom eigentlichen Gehäuse erhalten bleibt. Das verbliebene Gehäuse versieht man nun von Aussen mit einem Loch. Dieses muss so sitzen das die Mikrophonkapsel von innen gut Platz findet. Das Loch muss keine 5mm Durchmesser haben. Das eintrittsloch in der Mikrophonkapsel ist auch kleiner. ein Loch von 3-4mm sollte ausreichen.

Wenn man das vorhandene Anschlusskabel verwenden will braucht man nun nur noch dieses an der Mikrophonkapsel anzulöten. Hierbei ist die Masse der Mikrophonkapsel gleich der Masse am Klinkenstecker. Speisung und Signal gehen über den anderen Pin.

Nun testet man ob die Mikrophone funktionieren und klebt sie dann mit einem dickflüssigen Kleber so in den Ohrstöpsel ein das sie mit der Schalleintritsöffnung vor dem Loch nach aussen sitzen.
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#5
Hallo Matze,

mich interessiert, was Du für Erfahrungen mit den Mikrophonen gemacht hast.

Für welches Aufnahmegerät hast Du sie hergestellt?
Was hast Du damit aufgezeichnet?
Wie sind die Ergebnisse?
Gibt es besondere Anforderungen an den Mikrofoneingang (Spannungsversorgung?)

Letztendlich sind das selbtgebaute Alternativen zu den OKM Soundman, die erheblich teurer sind. Die Mikros sollten zu den handelsüblichen digitalen Portis passen, also MD-Recorder von Sony und Sharp sowie evt. DAT-Portis.
Michael(F)
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#6
Zitat:Michael Franz postete
mich interessiert, was Du für Erfahrungen mit den Mikrophonen gemacht hast.
Noch keine. Ich habe sie erstmal gebaut. Man braucht sie bestimmt irgendwann mal. Smile
Zitat:Für welches Aufnahmegerät hast Du sie hergestellt?
Gebaut habe ich sie natürlich für den Microtrack.
Passen tun sie an jedes Gerät mit passender Tonaderspeisung.
Die gebräuchliche Bezeichnung ist "plug in Power".
Als einschlägig bekannte Geräte wären zu nennen:
Sony WM-D3 und WM-D6C (CC), einige Sharp MD Recorder und wohl auch mehrere tragbare DAT Recorder, jedoch nicht der Sony TCD-D3.
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#7
Was gibt es bei den Kapseln für Alternativen.

Meine Idee ist, nicht Ohrstöpsel anzufertigen sondern die Dinger in Knöpfen zu verstecken. Das dürfen ewas größere Buttons sein, die dann zum Beispiel am Kragen einer Jacke getragen werden.

Auch könnte man die Dinger als Hörgerät tarnen.
Michael(F)
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#8
Wer grade Kapseln braucht, sach "Bescheid" bis 02. 04. 2006, ich mache eine Sammelbestellung.

Edit: Eine Kapsel ECM 2500 kostet € 3,01, Versand als Luftpolster- Brief, € 1,75, alles inkl. USt.

Wer eine möchte, der sende über die PN- Funktion oder sonstwie eine E- Mail mit der Lieferanschrift. Eine Rechnung schicke ich mit den Kapseln, lohnt nicht, da lange mit Vorkasse herumzumachen. Am Montag bestelle ich bei Monacor, Bestellungen, die danach eintrudeln, können erst bei der nächsten Bestellung berücksichtigt werden, weil das Porto sonst teurer als die Kapseln ist.

EDIT 3. April 2006: Bestellung ist abgeschlossen, weitere Bestellungen können aus Kostengründen erst bei der nächsten, größeren Bestellung beim Importeur berücksichtigt werden.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
4 Stück, bitte!
Michael(F)
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#10
Das Nachfolgeprodukt scheint die Kapsel MCE2002 zu sein.
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#11
Mittlerweile habe ich 2 Ohrstöpselmikrophone aufgebaut und kann sagen, das die mindere Abschirmung des serienmässigen Kabels sich nur in der nähe von starken Magnetfeldern bemerkbar macht. Wer also nicht in einem Umspannwerk aufnehmen will kann ruhig versuchen das mitgelieferte Kabel zu nehmen.
Des weiteren ist auf hinreichende Dickflüssigkeit des Klebers zu achten, damit dieser nicht in die Kapsel fliest.
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#12
Zitat:Frank postete
Wer grade Kapseln braucht, sach "Bescheid" bis 02. 04. 2006, ich mache eine Sammelbestellung.
Hi Frank!

Ich bin auch interessiert.
Was wird in etwa eine Kapsel kosten?

Danke und Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#13
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Kapsel ECM 2500 € 3,01 / Stück, Versand € 1,75, siehe auch Posting Nr. 007
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#14
Zitat:Michael Franz postete
Was gibt es bei den Kapseln für Alternativen.

Meine Idee ist, nicht Ohrstöpsel anzufertigen sondern die Dinger in Knöpfen zu verstecken. Das dürfen ewas größere Buttons sein, die dann zum Beispiel am Kragen einer Jacke getragen werden.

Auch könnte man die Dinger als Hörgerät tarnen.
Ich vermute, Du willst Mitarbeiter ausspionieren...

Die Idee ist vom Prinzip her ganz gut. Man kann wirklich unauffällig was in der Richtung bauen. Nur die Idee ist zum Scheitern verurteilt. Sad
Jeder riecht den Braten, wenn Du mit einer A77 und einer Kabeltrommel unter dem Arm daherspazierst. Big Grin

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#15
An eine A77 würde das Ding nicht ohne weiteres passen, da die Spannungsversorgung an den Mikrophonbuchsen fehlt. Wink
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#16
Einen Umbau mit 48V Phantomspeisung habe ich irgendwo rumstehen .....
Aber ich hatte eh vor, einen Sharp-MD-Porti mitzunehmen.
Michael(F)
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#17
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Ich habe noch einmal in die Liste geschaut: Der von Matze angegebene Typ 2000 ist ein Auslaufmodell, Lieferung solange der Vorrat reicht. Der Nachfolger kostet 70 Cent mehr. Sollte das Original nicht mehr lieferbar sein, bestelle ich das MCE2002. Das wird ja niemanden verarmen, oder?

@ Michael: Willst Du unter die Bootlegger gehen?
@ Matze: Mail mir bitte Deine Adresse
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#18
Ich hatte hier MCE2500 angegeben. Das Nachfolgemodell für MCE2500 ist MCE2002.
MCE2000 ist ein anderers Modell für mein nächstes Vorhaben.
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#19
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Jetzt wird es kritisch, in der Liste 2006, die gestern mit UPS kam, ist das 2500 nicht mehr drin, 2000 und 2002 aber doch.

Was machem wir nun? Ich rufe gleich mal in Bremen an und frage, ob 2500er Kapseln noch lieferbar sind.
Frank


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#20
-> Frank: Bestell die MCE2002. Die scheint auch dünner zu sein und ist wohl das direkte Nachfolgemodell.

->Michael:
48V Phantomspeisung nützt dir nix.
Das Phantomspeisungsprinzip funktioniert nur bei symetrisch beschalteten Mikrophonen.
Du brauchst eine Tonaderspeisung mit einer Spannung von 2 - 10V, nix anderes.
Ob dein Mikrophoneingang das richtige zur Verfügung stellt kannst du einfach mit einem Multimeter messen. Am Mikrophoneingang müssen von Seele zu Masse 2-10V DC anliegen. Meist sind es eher 2 als 10V.
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#21
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Kapseln sind bestellt, Ihr bekommt Post, sobald die hier eingetroffen sind.
Frank


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#22
Ich muss dieses interessante Thema wieder ausgraben, denn ich habe es erst gestern geschafft mein Vorhaben mittels dieser Electret-Minimikrofonkapseln und dem billig Ohrstöpselohrhörer in die Tat umzusetzen.

Der Eindruck nach Abhören der ersten Versuchsaufnahme war phänomenal und von einer verblüffenden Räumlichkeit gekennzeichnet.

Leider ist bei der Aufzeichnung auch ein leichtes Brummen zu vernehmen, obwohl die Verbindungsleitung geschirmt ausgeführt ist.
Daher habe ich speziell an Matze und an all die anderen, welche sich gleichfalls diesem Projekt angeschlossen haben die Frage wie sind Eure Erfahrungen?
Muss hier ggf. noch ein Widerstand in die Leitung mit eingebracht werden, denn ich habe die Electret-Kapsel direkt verbunden.

Gruß

Thomas
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#23
Ui... Ich hatte diese Sache ja ganz vergessen.
Also, ich hatte seinerzeit sowohl eine abgeschirmte als auch mal die normale verdrillte Leitung verwendet, mit der die billig Kopfhörer normalerweise ausgeliefert werden.
Bei der abgeschirmten Leitung brummte garnix. Bei der verdrillten Leitung war bei voll aufgedrehtem Aussteurungsregler ein Brummen zu hören, das aber unter Rockkonzertbedingungen wohl nicht auffallen würde. Meine Vermutung wäre, das der Mikrophoneingang bei deinem Gerät zu hochohmig ist. Ich weis nicht welche Impedanz der Microtrack hat, aber der war wenig brummempfindlich.
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#24
Hi Matthias,

danke für Deine schnelle Rückmeldung.
Das gebastelte Ohrstöpselmikrofon habe ich an einem Sony MiniDisk Rekorder vom Typ MZ-N-707 mit gepatcht'er Firmware betrieben.
Im Vergleich zum passenden original Sony Mikrofon (Sony ECM-DS 70 P) ist die akustische Empfindlichkeit für leise Schallquellen deutlich erhöht.

Ich werde am Abend weiter forschen, evt. finde ich die Ursache der Störeinstreuung heraus.

Gruß

Thomas
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#25
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u. U an einem Ende die Masse weglassen, wenn es symmetrische Leitungen sind...
Frank


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