76 cm/s Bänder, deutsche Schichtlage Problem
#1
Ich bin neu hier und wäre sehr dankbar für ein bisschen Hilfe:
ich habe sehr viele Studiobänder aus den 50er Jahren, Mono, 76 cm/s, Schicht außen. Ich wollte diese Bänder digitalisieren aber ein Gerät zu finden ist nicht einfach (oder billig). Nun, ich habe ein Gerät von Lyrec namens 'Fred' und dieses Gerät kann 76 cm/s. Nur, wenn ich versuche das Band zu 'verschränken', damit die Schicht nach innen ist, will Fred nicht kooperieren. Er will auch nicht kooperieren wenn ich, zB., das Band ganz umwickel, also ganz normal abspiele. Er spielt die Bänder nur wenn die Schicht tatsächlich nach außen ist, aber das ist für mich völlig unbrauchbar. Gibt es einen Grund, warum Fred so stur ist? (Es funktioniert komischerweise bei ein oder zwei Bändern, aber nur wenn ich von beiden Seiten 'verschränken'). Ich vermute, dass aufgrund seiner eigenartige Mechanik (keine Andruckrolle usw), es nicht möglich sein wird. Ich weiss, dass er nicht dafür geschaffen wurde, also wenn es nicht funktioniert, muss ich ein anderes Gerät finden.
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#2
Hast du die Möglichkeit die Bänder auf einem anderen Gerät umzuspulen, das nicht unbedingt 76 haben muß?

Mit 76 fallen mir diverse Bandmaschinen ein: Studer 820, 812, 810, A80 (meist nur 38), Telefunken M20, M15 (meist nur 38), Ampex ATR100, Nagra T.
Nur kosten die natürlich auch gebraucht ein Vielfaches der Lyrec, die sich ja als reines Abspielgerät für deine Anwendungen geradezu anbietet. Also Bänder umspulen und ab auf die Lyrec.
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#3
Hallo 76er Bandfreak,
ich vermute, dass Deine LYREC-Bandmaschine einen elektronischen Fehler in der Steuerung der beiden Umlenk/Mitnehmerrollen aufweist. Kann auch eine ungenaue Justage sein. Nach meinem Wissen gibt es im deutschen Sprachraum Hilfe mit oder über Chris Wiedenbeck. Hier ist der Link zu ihm:
http://www.cwaudio.com/deu/about.htm
Seine frühere Firma hat Jahrzehnte den Vertrieb und Service von LYREC für Deutschland gemacht.
MFG
H A N N S -D.
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#4
Es ist bei einem Band möglich gewesen, auf Fred umzuspulen, aber es hat leider nicht geholfen - Fred wollte das Band gar nicht spielen als die Schicht nach innen war - nur nachdem ich wieder umgespult habe, also wieder Schicht außen, hat er das Band gespielt. Ich habe sonst ein B77, aber leider keinen Kern dafür.
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#5
Zitat:fredlyrec postete
Ich habe sonst ein B77, aber leider keinen Kern dafür.
Das dürfte doch kein Problem sein. Entweder in ebay oder hier über´s Forum.
Vielleicht kann dir auch jemand einen Teller mit Kern leihen. Wo wohnst du denn in unserem Lande?
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#6
In Wien. Ein Teller mit Kern für Revox könnte ich hier auftreiben, aber ich fürchte, dass es nicht helfen würde. Vielleicht ist es tatsächlich ein Steuerungsfehler oder ähnliches? Ich bin dankbar für die Hilfe und für den Lyrec-Experte Kontakt!
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#7
@fredlyrec

Also wenn die Maschine auch Bänder mit Schicht innen nicht einwandfrei spielt, ist tatsächlich was an der Lyrec nicht in Ordnung. Da habe ich dich halt in deinem Eingangsposting etwas mißverstanden. Dann steht aber das Schichtproblem an zweiter Stelle.
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#8
Das Problem ist, ich habe keine originale 'Schicht innen' Bänder um es auszuprobieren - nur 'Schicht außen' Bänder umgewickelt, damit sie 'Schicht innen' sind. Ich habe gedacht, weil die Bänder so lang 'Schicht außen' gelagert worden sind, ist die Spannung ganz anders wenn man sie umwickelt und 'Schicht innen' spielt, und Fred merkt den Unterschied und bleibt stehen. Aber vielleicht ist das alles falsch!
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#9
Aber ich habe gerade ein Band probiert - funktioniert überhaupt nicht, nicht einmal Schicht außen. Komisch, manche Bänder funtionieren einwandfrei (wenn auch nur Schicht außen), manche gar nicht. Die Bänder wurden 50 Jahre lang nicht benützt - könnte es auch daran liegen? Agfa Typ C, sonst sehr robust.
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#10
Zitat:fredlyrec postete
Die Bänder wurden 50 Jahre lang nicht benützt - könnte es auch daran liegen? Agfa Typ C, sonst sehr robust.
Das ist natürlich möglich, kann man aber aus der Ferne nicht beurteilen.
Wenn es Bänder gibt, die laufen würde ich den Fehler erst mal nicht bei der Fred suchen. Du mußt bedenken, dass die Fred ein sehr einfaches Gerät ist. Sie war eigentlich für unterwegs gedacht, für einfache Schneide- und Montagearbeiten.
Der einfache Bandtransport macht bestimmt Schwierigkeiten bei alten evt. verklebten Bändern. Vielleicht können dir hier die Bandprofis helfen, wie man die wieder "aufbackt" etc. Im Zweifel halt eine Telefunken M20 kaufen mit deutscher Schichtlage. Die ist von meiner oberen Liste noch am günstigsten (ca. 500) . Die bringt dann schon etwas mehr "Schmackes" für deine alten Bänder als die Lyrec.
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#11
Das Agfa-Band Typ C ist so robust wie 1000er Schleifpapier, es arbeitet leider auch so an den Köpfen Deiner Lyrec. Wenn es denn für die Lyrec neue A/W-Köpfe geben sollte, von den Kosten kannst Du gut in Urlaub fahren. Bei Bandgeschwindigkeit 76 (bist Du Dir sicher, dass es nicht doch "nur" 38 ist?) hast Du dann gutes Kopfpoliermaterial. An meine A807 und meine MX-55 lasse ich "solche" Schleifbänder nicht ran, bei meiner A77HS ist mir das egal, die Köpfe gibt es an jeder Ecke (aus wissenschaftlichem Interesse habe ich mittlerweile fast alle "alten" Bandmaterialien in meiner Sammlung). Mach Dich erst mal über die "alten" Bandmaterialien kundig und kümmer Dich mit Geduld um die einwandreie Funktion der Lyrec.
MFG
H A N N S -D.
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#12
Ich glaube, du hast Recht - es ist wahrscheinlich ein Band Problem. Ich dachte, dass diese Agfa Bänder keine Probleme verursachen sollten. Soll man auch Agfa backen? Das wäre interessant zu wissen.
Nur noch eine Frage: ist Fred trotzdem für diese Arbeit geeignet? Ohne Andruckrolle usw kann es vorkommen, dass die Geschw. nicht regelmässig läuft, abgesehen von fehlerhaftern Bändern? Ich wollte auch 285mm Teller benutzen (es gäbe genug Platz dafür), aber extra Gewicht könnte auch problematisch sein.
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#13
Ja, die Geschw. ist tatäschlich 76. Kopfpoliermaterial? Was würdest du empfehlen? Ich habe nichts da.
Kann es sein, dass auch Typ C und CH 'gebacken' werden müssen?
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#14
Zitat:fredlyrec postete
Nur noch eine Frage: ist Fred trotzdem für diese Arbeit geeignet?
Kommt drauf an was hinterher rauskommen soll. Außerdem weiß ich nicht, ob du das nur für dich machst oder damit Geld verdienst, also es quasi eine Dienstleistung ist. Im letzteren Fall würde ich auf jeden Fall zu der erwähnten M20 raten.
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#15
Danke, ich werde ein bisschen nachforschen. Telefunken M20 ist sicherlich ein tolles Gerät und viel besser für diese Arbeit, nur viel teurer! Aber ich will, dass es so gut wie möglich klingt.
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#16
Hallo Fred,

handelt es sich hier um Bänder in orange-farbigen Kartons, vermutlich teils auch mit russischer Beschriftung? Das wären dann Produkte aus dem Werk Wolfen.
Kann es sein, dass "Fred" den Oberflächenwiderstand der Bänder misst oder irgendwie ermittelt, um "schichtverkehrten" Betrieb absichtlich zu verhindern? Der Oberflächenwiderstand der freiliegenden Celluloseazetat-Trägerfolie könnte bei C-Bändern deutlich höher sein als bei moderneren rückseitenmattierten Bändern, deren RSM meist einen relativ niedrigen ohmschen Widerstand hatte.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#17
Hallo F.E., ja es sind genau diese Bänder. Ich habe auch so am Anfang gedacht, dass Fred es merkt wenn die Schicht verkehrt ist. Aber es funkioniert tatsächlich Schicht-verkehrt bei manchen Bändern (ich habe gerade heute Abend andere Bänder probiert). Das deutet darauf hin, dass es ein Band Problem sein könnte.
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#18
Es ist kurios: wenn ich ein problematisches Band abspiele, und drücke ganz leicht mit dem Finger nach innen, während das Band läuft, an die Stelle knapp vor dem Tonkopf, plötzlich funktioniert alles! Wenn ich meinen Finger abziehe, stoppt er!
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#19
Zitat:fredlyrec postete
wenn ich ein problematisches Band abspiele, und drücke ganz leicht mit dem Finger nach innen, während das Band läuft, an die Stelle knapp vor dem Tonkopf, plötzlich funktioniert alles! Wenn ich meinen Finger abziehe, stoppt er!
Da hilft nur eins: Finger abschneiden und an diese Stelle auf die Lyrec kleben. :-)
Spaß beiseite, wenn´s billig sein soll, wirst du halt mit irgendwelchen Kompromissen leben müssen. Ich weiß halt nicht, was das für wichtige Aufnahmen aus den 50ern sind, die unbedingt in bester Qualität überspielt werden müssen, ohne dass es was kosten darf.
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#20
Mich drängt manches zum Kommentar, den mir Friedrich verzeihen möge, greife ich damit doch in seine Kompetenzen ein und verkürze in der Darstellung noch dazu teilweise unzulässig; dennoch sei's gewagt:

Der Kollege Fred(i) arbeitet ohne Andruckrolle mit 'einer Art' Omegaumschlingung, denn aufgrund des großen Durchmessers der Transportwelle umschlingt das Band seine Tonwelle weniger als besipielsweise in den einschlägigen Zeichnungen des Patentes von Woelke und damit bei den Ferrophonen der Marktschorgasters. Das Omega der Griechen schreibt sich halt anders.

http://www.lyrec.dk/images/fred.jpg

Nachdem das 1950 auf den Markt gekommene Wolfen Typ C nun ein sehr sperriges, wenig schmiegsames Band ist, dürfte Fred(i) umso mehr Probleme haben, als man von ihm oben offenbar noch eine Bandbeförderung bei verschränktem Band verlangte. Dieses sperrige Band ist gemäß meiner Erfahrungen (ich habe einige Exemplare) schon im Normalbetrieb -so oder so, deutsch oder international- fürs Laufwerk eine Herausforderung. Da Fred (*1983) nicht als Wiedergabelaufwerk, sondern als 'Außendienst'-Schneideeinrichtung konzipiert wurde, mit dem man außendienstlich wohl nicht gerade historische Bänder schneiden sollte, liegen die Bitterfelder weit außerhalb des Fokus unserer Dänen. Dass die Maschine damit selbst bei einwandfreiem Band durchhängt, verwundert deshalb auch eher weniger. Insofern wäre wohl die Suche nach einem anderen Laufwerk keineswegs sinnlos. Man hätte weniger Ärger.

Ein klebendes Typ C habe ich bis heute allerdings nicht kennen gelernt, einen brechenden Vor- bzw. Nachspann dieser Bänder aber am laufenden Meter....

Der Typ C (der Bitterfelder) wurde offenbar recht lange hergestellt. Das Geburtsjahr 1950 beziehe ich aus dem vielleicht bekannten Altrichter (1958) und der kleinen Schrift von Mittelstraß (1950); das spätest bespielte Band kam mir mit einer 57er-Chargennummer als definitiv im Juni 1959 in der Staatsoper Bukarest unter "vitezza 77 cm/s" (und nach Lage der elektroakustischen Dinge wohl auf einer K4 mit RRG-Elektronik) aufgenommen in die Finger. Mein jüngstes eigenes Exemplar trägt ebenfalls eine 57er Chargennummer, weshalb das Band wohl zwischen etwa 1950 und 1957 gefertigt wurde.

Dies bedeutet für die vorliegenden 76er-Aufnahmen, damit rechnen zu dürfen, dass auch diese zumindest teilweise noch mit 77 cm/s aufgenommen worden sein könnten, denn selbst im Lande des sich anbahnenden Wirtschaftswunders dauerte es bis zur T9 (K8 und T8 sind 77-cm-Maschinen), bis man empfahl, auf die -zufällige- Geschwindigkeitsrevision J. T. Mullins einzugehen. Gleichzeitig krochen außerdem der 10-cm-Kern, die 35µs-Entzerrung, die Perspektive auf die Geschwindigkeitshalbierung auf 38,1 cm/s etc. pp (int. Spurlage) über den Horizont. Wobei die endgültige Geschwindigkeitsumstellung bei den deutschen Rundfunkanstalten auf die einwandfreien Zollwerte ja bis zur Mitte der 1950er dauerte, weil man 77 und 76,2 ohne viel Federlesens nebeneinanderher betrieb. In Ostdeutschland -also dem klassischen Verbrauchsland von Bitterfelder Bändern- wird das sicher nicht schneller abgelaufen sein.

Daher die Frage an unseren Fred:
Sind Bänder mit 7-cm-Kern dabei?

Eine B67, A80 oder A810, eine M5 bis M20 'oder sowas' mit 76 cm/s dürften die oben beschriebenen Probleme zügig lösen. Dabei wäre aber auch darauf zu achten, dass die Bänder mit 35 µs entzerrt werden, weil die 17,5 µs der letzten Epoche von 76,2 cm/s (80er- und 90er-Jahre) zu Beginn der 1950er noch nicht üblich waren, wie denn für die Tage vor den 35µs wenig wirklich Belastbares bekannt ist, da die 'Graufelder' einfach noch zu groß waren.

Der Tonhöhenunterschied von 76,2 zu 77 cm/s liegt in der Größenordnung eines Flügels, der a1 mit 435 Hz andient, während 440 gemeint waren. Insofern ist das alles etwas arg spitzfindig, vielleicht aber für deine Digitalisierung doch von Bedeutung.

Hans-Joachim
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#21
Entschuldigung, daß ich mich jetzt da so einmische, denn in diesen Themengebieten kenne ich mich nicht wirklich aus, aber es dürfte doch möglich sein, den Geschwinigkeitsunterschied von 76,2 auf 77 cm/s und dem daraus resultierenden Tonhöhenunterschied nach der Digitalisierung digital wieder anzugleichen.

Deshalb würde ich das jetzt nicht unbedingt als Problem betrachten.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#22
Lieber Andreas,

du hast völlig Recht:
Natürlich kann man diesen 'Fehler' digital ausgleichen, nur muss man dafür von seiner 'Existenz' wissen. Mir ist das klar, denn ich gehe selbst so vor, wollte aber dieses Krümelchen nicht auch noch bis in alle Verästelungen diskutieren, denn die nicht bekannte Entzerrung jener Bänder wäre davon ja auch noch betroffen. Nachdem Bezugsbänder als Normalien aber erst erst ab etwa 1952 aufkommen (vorher beschränkte man sich auf Einstellbänder), liegen wir auch hier schon mitten im besagten 'Graufeld' des damaligen Bandmaschinenverhaltens, das in solchen Mediendokumenten aber andererseits bis in unsere Zeit fortlebt.

Zeitgenössisch kommt dies Problem (440 zu 435 Hz wären gut 1 %, also etwa ¼ eines Halbtons) auch schon mit neuem oder fast neuem Gerät vor, denn die erwähnte K4 (Laufwerk von 1939, Regulärmaschine der RRG) besaß einen Asynchronmotor, während die neuere, aber in sicher weniger als 100 Exemplaren gebaute K7 (keine erhaltenen Exemplare bekannt) einen Synchronmotor erhalten hatte. Beide Motoren zeigen -von der 50-Hz-Stabilität der damaligen Netze generell abgesehen- unterschiedliches Drehmomentverhalten, im Arbeitspunkt der Praxis also unterschiedliche Motodrehzahlen. Man hat das wohl nicht perfekt durch die Tonwellendurchmesser ausgleichen können (die Maschinen besitzen keine Regelungen des Auf- und Abwickelungszuges) oder wollen, denn bei überlappenden Langzeitaufzeichnungen kommt es schon damals selbst bei definitiv tadellos gewarteten Bandmaschinen zum Tonhöhenbruch:
So enthält die 'Originalversion' der RRG-Stereoaufzeichnung des 5. Klavierkonzertes von Beethoven (Gieseking/Rother) von vor Oktober 1944 nach 16:30 des ersten Satzes solch einen Bruch, der neben einem anderen interessanten Detail auf den Wechsel zur Aufzeichnung einer 'physisch anderen' Maschine hinweist. Nach 16:00 wird es beim Live-Mitschnitt angesichts der 20'-Laufzeit eines 1000-m-Bandes (und den zum Bandende wegen des 7-cm-Kernes obligatorischen Gleichlaufschwankungen; Klavierkonzert....!) langsam kritisch, weshalb eine zweite Maschine spätestens da schon einige Minuten eingestiegen sein sollte.

Die Bedeutung all dieser Details dürfte in der 'lebendigen Überspielpraxis' tatsächlich recht gering sein; dennoch zeigt ihre Erwähnung, was da in frühen, hochwertigen Medien an historischem Gut einfach so in die Gegenwart geschaufelt wird, was bei bestimmten Fragestellungen an historische Vorgänge von erheblichem Interesse sein kann.

Hier lernen wir, dass wir den guten FRED nicht überfordern sollten, obgleich gerade seine Omegaumschlingung wieder in diese frühe Zeit zurückweist. Um die Tage der Geburt von Wolfens "Typ C" nämlich genoss wenigstens in D der Andruckrollenantrieb (na, von wem wohl: Eduard Schüller natürlich) noch Patentschutz, mit dem sich Bruno Woelke (auch Vater des Kompandersystems, der Messeinrichtungen für Gleichlaufschwankungen und einer eigenen Tonkopfbauart) auf seine Weise angelegt hatte.

Hans-Joachim
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#23
Hallo,

ich kenne die Fred Maschine nicht, allerdings das Prinzip der Omega Umschlingung von der Uher SG 630.

Bei dieser Maschine gibt es auch häufig Probleme mit dem Bandtransport. Das Prinzip funktioniert nur bei einer sehr genauen Einstellung der Bandzüge. Einige Bandtypen funktionieren besser, einige schlechter. Während ältere Bänder ohne Rückseitenbeschichtung nicht so anspruchsvoll sind, erfordern andere Bänder schon eine erheblich feinere Justage, damit es noch funktioniert.

Die Uher hat die Capstan Achse mit einem Kunststoff beschichtet, damit sich das Band möglichst gut und gleichmäßig transportiert wird. Diese Kontaktfläche muß absolut sauber und fettfrei sein, damit das Band nicht rutscht. Vielleicht verändert sich auch dieses Material im Laufe der Zeit ebenso, wie sich ansonsten Andruckrollen verhärten.

Ebenso sollten alle Bandführungen peinlich sauber gehalten werden. In den Kanten einer normalen Bandführung kann sich durchaus so viel Schmutz ablagern, dass das Band darin quasi festgeklemmt wird. Beim Omega Antrieb braucht es aber nicht viel Kraft um den Bandtransport zum Erliegen zu bringen. Was bei herkömmlichem Antrieb noch ohne Probleme funktioniert kann beim Omega Antrieb schon zu großen Störungen führen.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#24
Zitat:PhonoMax postete

Natürlich kann man diesen 'Fehler' digital ausgleichen,
Ich schließe aus den Postings unseres Freundes "Fred" mit seinen besonderen Hinweisen auf "billig", dass die Fred vermutlich noch die hochwertigste Komponente in seiner "Digitalisierungskette" ist, obwohl für die "sperrigen" Bänder womöglich ungeeignet.
Höchstwahrscheinlich "verschwindet" das desymmetrierte Audiosignal über einen 3,5mm Klinkenstecker in einem gewöhnlichen Heim PC. Über die darin verbauten Komponenten, vorallem im Analog- und A/D-Teil ,mag ich jetzt gar nicht mutmaßen.
Aber vielleicht täusche ich mich auch und "Fred" verfügt über A/D-Wandler und Digitalkomponenten vom Feinsten. Gerade aber in diesem Fall wäre es angeraten dass "Fred" die Fred gegen ein geeigneteres Gerät austauscht.
Außer, dass die Sache "gut klingen" soll und billig sein muß, haben wir auch noch keine weiteren Informationen, was für wichtige Aufnahmen es sind, die da unbedingt auf diesem Weg der Nachwelt erhalten bleiben sollen. Gehen da womöglich Kulturgüter verloren, oder handelt es sich "nur" um das Babygeschrei vom Opa?
Wie dem auch sei, ich denke wir brauchen da vermutlich noch weitere Informationen, um unseren "Fred" hier noch gezielter beraten zu können.
Ansonsten wird evt. nicht nur die Fred , sondern womöglich auch der "Fred" überfordert.
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#25
Tja, da ist recht viel Information und ich bedanke wirklich mich bei allen, besonders PhonoMax. Ich sehe schon, dass Fred (mein Gerät) überfordert ist. Also, hier einige Antworte:

1) ja, die Aufnahmen sind wichtig.
2) bei 'billig', habe ich nur gemeint, ich wollte nicht tausende von Euro dafür ausgeben. Solange das Gerät in Ordnung ist (und offensichtlich ist Fred nicht wirklich in Ordnung), dürfte es kein Problem sein.
3) es gibt keine 7cm Kerne dabei
4) alle laufen tatsächlich mit 76,2

Die Entzerrung Frage ist für mich neu und natürlich von Bedeutung. Kann man mit den Geräten B67, A80 oder A810, eine M5 bis M20, 35µm entzerren? Oder Telefunken (zB M10 oder M15 usw)?
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#26
Zitat:fredlyrec postete
bei 'billig', habe ich nur gemeint, ich wollte nicht tausende von Euro dafür ausgeben. Solange das Gerät in Ordnung ist (und offensichtlich ist Fred nicht wirklich in Ordnung), dürfte es kein Problem sein.
Ich kann nur meine Empfehlung wiederholen.
Kaufe dir vorübergehend eine Telefunken M20 mit deutscher Schichtlage, falls dir die 50 Kg nicht zu schwer sind.
Zur Not geht auch eine Studer A810 mit 2-Pol Motor. Diese kann man auch auf die 76er Geschwindigkeit "programmieren". Die Studer hat allerdings nur Internationale Schichtlage, sodass du die Bänder auch hier zuerst umspulen solltest. Beide Geräte haben entzerrungsseitig genügend Einstellmöglichkeiten, um sie anzupassen, falls das unbedingt nötig ist und du dazu in der Lage bist.
Beide Geräte kann man in der Regel, ohne VU-Einheiten, um die EUR 500,-- bis 600,-- gebraucht in funktionstüchtigem Zustand erwerben. Das ist halt etwa der realistische Marktpreis. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wenn deine Mission abgeschlossen ist, kannst du die Maschine ja wieder verkaufen und dir dein Geld weitestgehend wieder reinholen, es sei denn, du hast mit diesen alten Bändern die Tonköpfe gänzlich ruiniert, aber selbst dann hat das Gerät noch einen Wert.
Den womöglich in Kauf zu nehmenden Abrieb an den Tonköpfen, durch diesen erwähnten alten Bandtyp, kann ich aber nicht beurteilen, da ich mich nur mit Geräten und Bandmaterial ab ca. 1970 beschäftige. (A810 und M20 stammen aus den 80ern). Erfahrungen aus den 50er und 60ern (Bandmaterial) werden ja aber hier auch bestens abgedeckt, wie du ja den teiweise recht eindrucksvollen Postings entnehmen kannst.
Von "tausenden von Euro" muß man also nicht unbedingt ausgehen, um vernüftige Ergebnisse zu erzielen.
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#27
Gut, danke, dann werde ich sehen, dass ich ein Telefunken bekomme. Ist mir lieber als Studer.
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#28
Wie wäre es denn mit folgender Vorgehensweise:

Das 76cm/s-Band auf einer Maschine mit 38 cm/s abspielen.
Eine zweite Maschine anschliessen, mit der das Band auf 9,5 cm/s kopiert wird.
Anschliessend kann man die Kopie auf 19 cm/s problemlos abspielen. Dann passt´s wieder.

Die Entzerrung stimmt dann natürlich nicht mehr, aber ob das bei einer so alten Aufnahme eine Rolle spielt ??

Ich habe mir auch schon mal auf diese Weise geholfen, da keine Maschine mit 76 cm/s zur Verfügung steht. Klappte ausgezeichnet.

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#29
@ fredlyrec: Backen? Du meinst zum Zwecke der Reanimation des Bindemittels? AC-Bänder, um die es sich ja handelt, wenn ich richtig gelesen habe, sollten/können/dürfen meines Wissens nicht gebacken werden.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#30
Liebes Fredl,

wenn die Aufnahmen wirklich ausnahmslos 76,2 cm/s würde ich mal von 35 µs Entzerrung ausgehen, wozu allerdings oben das lange Leben von RRG-Apparaturen (K4, V5/V7b) im Ostblock angesprochen wurde. Deren Spuren kann man in einer FFT-Analyse des Signals erkennen, da bis zur T8 (im Westen) der Aufzeichnungsfrequenzgang kopfspaltbedingt nicht über 10 kHz hinausreichte. Erst ab der T9 (vgl. meinen Hinweis auf den Epochenbruch zwischen T8 und T9 im Text oben) kommen die 15 kHz als obere Grenzfrequenz ins Spiel.

Neuere Bandgeräte mit 76,2 cm/s -das beginnt mit den späten 1970ern und frühen 1980ern (z. B. B67)- hielten sich an die Entzerrungsempfehlung der Ampex Corp. von 17,5 µs, der sich später auch die AES anschloss, weil das Bandmaterial inzwischen so gut geworden war, dass eine Sättigung selbst bei hohen Frequenzen nicht mehr befürchtet werden musste.
Dagegen benützten die europäischen Altbänder für 76 diejenige Entzerrung (35 µs), die bis heute im Wesentlichen europaweit für 38,1 cm/s üblich ist. Nicht modifizierte Verstärker der IRT-Typen (für T9, M5, M10 o.ä.) sind daher für 35 µs vorgesehen, wogegen die modernen Masterrecorder, denen man wieder 76 spendierte, zumeist regulär auf 17,5 µs laufen, vielfach aber intern umschaltbar sind (z. B. A810). Man muss darauf achten.

Andererseits habe ich hiermit etwas Heikles angefangen: Der Unterschied beträgt bei 10 kHz nur etwa 3 dB und das angesichts der Fraglichkeit, dass auf diesen alten Bändern jenseits 10 kHz überhaupt etwas von Relevanz aufgezeichnet wurde.

Übrigens ist dein Fred mit Sicherheit o.k.; wenn du dir die Motorenausstattung der K4, der T8, 9 oder M10 (ja der M5) ansiehst -das ist die Epoche des Wolfener Typs C aus dem Blickwinkel West- dann fragst du dich ernsthaft, woher Fredi die Kräfte nehmen will/soll, die da wie selbstverständlich agieren und für die natürlich auch das Band ausgelegt wurde. Ich käme nicht so ohne weiteres auf die Idee, ein BASF-Lextra oder ein AGFA-Band des Typs F (bzw. FR) auf einen FRED zu packen.

Dass er vorteilhaft auf den Zugriff deines Fingers reagiert, ist bei Omegaumschlingung normal, denn Bandzug und Gegenzug müssen präzise austariert sein, damit es zur beabsichtigten Bandbewegung kommt. Das bedeutet, dass an die Gleichmäßigkeit des Bandzuges hohe Ansprüche gestellt werden. FRED stellt wohl den Bandzug für das ja sehr spezielle Wolfener Band nicht in der für den Transport notwendigen Höhe bereit, kommt dem aber wohl dann nahe, wenn du zugreifst. Er sähe sicher lieber 468, 528 oder 910/911. Was wäre wohl, wenn man ihm ein NiWe-Band ("Das Österreichische Tonband" aus dem 1. Bezirk: Schwarzenbergplatz...) anböte? Er würde sicher anworten, dass er Däne sei....

Die oben erwähnten Ferrophone verließen sich da zum einen auf eine recht reizvoll angelegte Rutschkupplung, ab der 2. Bauart aber zusätzlich auf das Auge des Nutzers, dem man von nun an ein Stellpoti für den Bandzug anvertraute, falls das mit der Kupplung doch nicht so lief, wie es sollte. Eine elektronische Bandzugregelung wie bei Uher (oder dem Fred) gab es ja noch längst nicht.
Regelst du den Gegenzug elektronisch, muss das Bandverhalten aber vom Gerät soweit kompensiert werden können, dass der Bandlauf aufrecht erhalten bleibt. Ich meine, da verlangt das altertümliche Wolfener Band mehr von deinem Gerät, als dessen Konstrukteure für sinnvoll hielten.

Du schreibst, du wärest in Wien (oder Umgebung) ansässig. Dass gerade dort eine historisch sehr engagierte Szene (auf diversen Ebenen!) besteht, weißt du vielleicht nicht. An diese Szene ist jedoch z. B. über Franz Dokulils Korneuburger Tonbandmuseum vielleicht sinnvoll heranzukommen. Überdies gibt es vor Ort in der Schneise, die einstens der ORF schlug, eine ganze Reihe von Studersammlern und auch -Reparateuren. Da sollte doch etwas zu retten sein, od'r?

Hans-Joachim
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#31
Wenn es billig (nicht platzsparend) werden soll, könnte man sich auch eine T2221 nehmen und den Tonmotor per Fremdspeisung betreiben. Platz zum Bandschränken wäre da genug.

MfG

DB
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#32
Moin, moin,

darf ich meinen Senf in Form eines Vorschlages dazugeben?

Wenn es sich wirklich um "wichtige" Aufnahmen handelt, hat vielleicht nicht nur der Eigentümer Interesse oder Spaß daran Smile

Dafür hat eventuell ein Mitleser hier im Forum genau die richtige Maschine und die hinreichende technische Kompetenz für die Verarbeitung von fredlyrec Agfa-Bändern (ich leider weder noch).

Also fredlyrec: in welcher Gegend der nicht-virtuellen Welt halten sich Deine Bänder denn auf?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#33
Zitat:Matthias M postete


Also fredlyrec: in welcher Gegend der nicht-virtuellen Welt halten sich Deine Bänder denn auf?
Er erwähnte bereits Wien.
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#34
Mir fällt im Moment noch ein ganz trivialer Grund ein: kann es sein, dass das C-Band noch 6,5 mm breit ist (anstelle der inzwischen bekanntlich 6,3 mm)? Nachdem ich als blutiger Praktikant mal einen Mordsschreck bekam, als eine M 10 kurz nach dem Start eines von mir aufgelegten 6,5 mm-Bandes stehenblieb, hätte ich mich daran viel früher erinnern sollen.

Nun ist die Bandbreitenmessung allerdings etwas heikel (am besten soll es noch mit einem entsprechend ausgerüsteten Mikroskop gehen), aber vielleicht hilft auch Scannen mit hoher Auflösung beim strenger 1:1-Abbildung (oder dem Mit-Scannen eines zuverlässigen Maßstabs, etwa Schiebelehren-Teilung).

Das Lesen der anderen Beiträge (Hans-Joachim) muss ich noch nachholen.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#35
Die 0,2 mm Überbreite sollte man mit Lupe per Auge sehen, wenn man ein garantierte neues und damit 6,3 mm breites Band über das C-Band legt. Auch das vergleichsweise Einlegen in eine Schneideschiene könnte merkbar machen, ob hier evtl. eine Überbreite vorliegt.
Michael(F)
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#36
Ich habe ein Agfa Band Typ C in die Schneideschiene gelegt und dann ein normales Band. Das Typ C Band musste ich hinein drücken und dann blieb es fest, das normale war viel beweglicher. Das heißt, dass ich 6,5mm Bänder habe. Ich danke euch sehr, dass ich darauf aufmerksam gemacht wurde.
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#37
Der Unterschied aber ist wirklich minimal - das Typ C Band hat auch hineingepasst, ohne dass es beschädigt worden ist.
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#38
Friedrich macht zwar auf ein weiteres Element des "Kulturbruches" zwischen der mit K8/T8 zuende gehenden Epoche und der der T9 bis heute aufmerksam, riskiert dabei aber hinsichtlich des Bandes möglicherweise den Widerspruch des Alt-Wolfeners Dr. Karl August Mittelstraß, der nicht gerade irgendwer in Bitterfeld war und allemal noch aus der 'alten Zeit' der 6,5 mm stammte.
Er verfasste in der für dich kritischen Zeit (nach Zensur-Nummer 1950, nach Vorwortdatum 1951, noch vor der Umwandlung von Wolfen in einen VEB!) die kleine Schrift "Das Magnettonbandverfahren", die hinsichtlich Bandgerätedarstellung noch brav die Hf-K4 der AEG als einzigen Gerätetyp vorstellt, bezüglich der Bandgeschwindigkeit zwischen 77 und 76,2 cm/s hin- und herspringt, bei der Breite des Bandes aber nur die (brutto?) 6,35 mm gelten lässt.
S. 13: "Die Breite des Magnettonbandes betrug bis vor einiger Zeit in Deutschland allgemein 6,5 mm, jetzt wird in Anpassung an die in anderen Ländern verwendeten Magnettonbänder nur noch die Breite von 6,35 mm (¼ engl. Zoll) geliefert." In der Lieferübersicht der einschlägigen Wolfener Produkte (S. 39) kennt er nur ein Band dieses Typs ("Abb.9"), das 1000 m eines offensichtlich unbezeichneten, auf einen "kleinen Untermann" (7 cm) gewickelten Bandes darstellt: "Agfa-Magnettonband, 6,35 mm breit, mit Tonbandmappe". Ein auf der Verpackung angebrachter Hinweis auf den Typ C fehlt anscheinend (das Foto ist schlecht, klein und retuschiert dazu), sollte aber auch unnötig sein, weil gemäß Altrichter (Das Magnetband, Berlin 1958; mein Exemplar stand 1959-1989 in der Werksbibliothek von Leuna...) der Typ CH erst 1953 auf den Markt kam (Mittelstraß schreibt in "Radio und Fernsehen 9, 1954" von "vor einigen Monaten"). Ob es nur einen Zufall darstellt, dass die C-Bezugscharge (lt. Altrichter) die Nummer K 1126 trug, der "kleine Untermann" auf dem Foto bei Mittelstraß (S. 35) mit K 1355 (o.ä.) beschriftet ist, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Wesentlich bleibt aber, dass in Wolfen offenkundig bereits ab vergleichsweise frühen Chargen keine 6,5-mm-Bänder mehr gefertigt worden zu sein scheinen.

Wenn die Bänder in deiner Schiene leicht klemmen ("minimal"), so liegt das wohl eher daran, dass dies im Studio auch bei 6,25 mm gängig ist, um -heute- ein Hochsteigen des Bandes beim Kleben mit Klebeband zu vermeiden. Ein 6,5-mm-Band bekommst du nur mit erheblichen Verwerfungen in die Schiene, die den vernünftigen (Klebe-)Umgang mit dem Band unmöglich machen.

Ich bleibe dabei: Wolfen Typ C ist kein Band für den Fred und seine Batteriemotorisierung, der mit Agfa(-München) PER 468 oder Ampex 456 rechnet. Sieh dir mal interessehalber eine K4 und ihre Motoren an:

http://www.soundtapewereld.nl/Bandrecord..._index.htm

Die Beitexte stimmen zwar praktisch von vorn bis hinten nicht, die Dimension der Motoren aber zeigt (die Reihenschlusswickelmotoren der K4 entstammten der Staubsaugerfertigung der AEG und sind nicht kleiner als die elektrisch aktiven Teile des Tonmotors), entlang welcher Kräfte die Wolfener Entwickler von Typ C dachten. Mittelstraß beschreibt 1950/51 ja exemplarisch genau die deutsche Version des oben fotografierten, historisch hochbedeutenden Gerätes aus dem Besitz von Frans Dobbelaar (Hf-K4 mit kpl. schwedischer Beschriftung).

Schließlich:
Wolfen Typ C wickelt trotz glatter Trägerrückseite sehr ordentlich; was das bezüglich der Schichtoberfläche signalisiert, gab oben Hanns-D. zu bedenken. Nach 468 oder 456 sieht die nämlich nicht aus.

Du hast 35µs-Bänder mit 76,2 cm/s, die du auf einer M20 'oder darunter' gut wiedergeben kannst, sofen die M20 (oder was sonst) auf 35 µs umgestellt und mit geeignetem Bezugsband abgeglichen wurde.

Darf man -pathologisch neugierig- fragen, welcherart Aufzeichnungen sich auf deinen Bändern befinden?

Hans-Joachim
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#39
Zitat:PhonoMax postete

Der Typ C (der Bitterfelder) wurde offenbar recht lange hergestellt. Das Geburtsjahr 1950 beziehe ich aus dem vielleicht bekannten Altrichter (1958) und der kleinen Schrift von Mittelstraß (1950); das spätest bespielte Band kam mir mit einer 57er-Chargennummer als definitiv im Juni 1959 in der Staatsoper Bukarest unter "vitezza 77 cm/s" (und nach Lage der elektroakustischen Dinge wohl auf einer K4 mit RRG-Elektronik) aufgenommen in die Finger. Mein jüngstes eigenes Exemplar trägt ebenfalls eine 57er Chargennummer, weshalb das Band wohl zwischen etwa 1950 und 1957 gefertigt wurde.
Aus "DieFilmfabrik Wolfen - Aus der Geschichte", Heft 6. Herausgegeben vom "Industrie- und Filmmuseum Wolfen e.V." im Mai 2000; in dem Beitrag von EHRHARD FINGER "Die Geschichte des Magnetbandes und die Filmfabrik Wolfen":

"1945 konnten 8040 km Magnettonband produziert werden. Diese Produktion muss aber noch aus den ersten Monaten des Jahres 1945 stammen, denn nach der Einstellung der Produktion im April 1945 wurde sie erst am 28.3.1946 wieder aufgenommen. Die erste Produktion soll unter der Bezeichnung i-Band geführt und erst 1947 die Bezeichnung C-Band eingeführt worden sein."

Viele Grüße aus Athen
Hajo
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#40
Lieber Hajo,

jetzt kommen die nächsten Probleme, die uns -so spannend ihre Diskussion ist- hier eigentlich abführen, Friedrich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen und die Frage nach den Umständen der Fertigungsaufnahme von Magnetband in Wolfen vor 1945 stellen. Dies wird im Aufsatz Finger nur gestreift, ist aber aufgrund der chaotischen NS-Industriepolitik ein so großes Problem, dass es gegen Ende der NS-Zeit diesbezüglich zu Verstimmungen zwischen Ludwigshafen (dort waren die Produktionsanlagen nach einer Explosion im Juli 1943 nicht mehr betriebstüchtig, was einen Rattensschwanz von Folgen auslöste) und Wolfen kam, die John Eggert, Wolfen wohl mühsam innerbetrieblich -beide Institute waren ja Segmente der IG Farben- ausräumen konnte. Eggert übrigens hatte nach den Krieg eine Professur an der ETH Zürich, was interessante Bögen nach Regensdorf schlägt, wo man ohne die ETH schlicht nicht lebensfähig gewesen wäre.

Weiter: Es gab zwei, ja drei Bänder des Typs C. Zum einen war C für die Gleichstromzeit das Band schlechthin (1936-1939; nur aus LU und nachtschwarz), wurde dann durch eine modifizierte Version esetzt (ursprünglich wieder nur aus LU), womit man durch die erste Hälfte der Hf-Zeit segelte, was durch die besagte Explosion in LU (29. Juli 1943; am 28. Juli 1948 knallte es in LU bereits das zweite Mal..., mit dem Juli hatte man es wohl) zwangsweise beendet wurde. Der dann folgende Typ L (R. Robl/H. Jacqué) wurde auf der ursprünglich LU-internen Ersatzstoffbasis "Luvitherm" nur im Westen (Ersatzquartier im Odenwald) hergestellt, während Wolfen nach erheblichem Durcheinander offenbar den Typ C (Ludwigshafener Ursprungs) auf Acetatfolie weiterfertigte, den man nach dem Krieg dort als 'Typ i' führte.

Das in unserem Falle in Frage kommende, Band des Typs C ist nach den Angaben bei Altrichter (Seiten 178. 180, 183) definitiv nicht identisch mit dem alten Band des Typs C, sieht man vom kubischen Magnetit und dem Zelluloseacetatfolienträger ab. Der Rundfunk der DDR wäre den Wolfenern an den Hals gegangen, wenn sich zwischen 1940 und 1955 beim professionellen Band nichts getan hätte.

Hans-Joachim
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#41
Ich werde mir ein M15A beschaffen, Mono Vollspur, ARD-Gerät, deutsche Schichtlage, 35µs Entzerrung. Wäre ca. 600 EUR zu viel Geld für ein gebrauchtes, aber betriebsbereites Gerät mit guten Köpfen? Und, da es keine Cinchbuchsen hat, wie kann man am leichtesten einen Kabel mit 2 (natürlich vergoldeten!) Cinchsteckern einstecken? Das muss nämlich sein. Danke, noch einmal!
Übrigens, es ist rein klassische Musik auf den Tonbändern.
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#42
Hallo,

ich finde den Preis zu hoch. Selbst wenn das Gerät erst umgebaut werden muß. 35 µs bei 76 cm/sec waren m.E. auch bei der ARD kein Standard. Und die Änderung von 17,5 µs auf 35 µs ist leider nicht mit einem Dreh an einem Poti getan. Auch im Hinblick auf die Einmaligkeit dieser Aktion ist das eine Menge Geld.

Außerdem bleibt noch zu bedenken, dass die M15 alles andere als vorsichtig mit dem Bandmaterial umgeht. Das Wolfener "C" gehört ja zu einer Gruppe der Bänder, die es etwas gefühlvoller mag.

Gruß
Michael
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#43
Lieber Fred,

mono/600 wäre mir zu teurio, dafür kann ich auf Goldcinche gut verzichten, bei mir geht es nämlich seit fast 40 Jahren ohne. Zunächst, weil man das noch nicht machte, später, weil es mir -als Mann vom Aufnahmefach- zu teuer war, denn das Goldplacqué diente natürlich zuerst einmal der 'erhöhten Wertschöpfung'. Und die stammt nicht von Haydn, von der Uraufführung in der Akademie keine Rede.

Die ersten Cinche, die noch der Herr Papa sel. (auch nicht identisch mit J. H.) für die G36MKII (noch heute lebendig) erwarb (Stück 10 Taler, wenn ich mich recht erinnere, und goldlos von SME dazu), sind noch heute da und tun am Ende von Messleitungen nach über 40 Jahren -fast wie ein alter Tuchel- noch immer ihre Dienste.

Doch Gold oder Nicht-Gold, das liegt bei dir; meine Kabel sehen halt nicht repräsentativ aus, da ich sie als Klassik-Tonmeister bei Live-Mitschnitten gemeinhin zu verstecken pflege. Gold habe ich auf den Mikromembranen und notfalls in irgendwelchen Relais; auf eine nichtfunktionierende goldene Armbanduhr musste uns erst der Uhrmacher aufmerksam machen, als wir "das billlige Ding" zur Reparatur 'einreichten'. Die Uhr geht bis heute nicht, hüstel; Gold lebt länger, ja, das gebe ich zu.

Wenn also ein geringerer finanzieller Aufwand für die Mono-M15 ginge, wäre das schon was, umso mehr, als dieserlei Maschinen heute üblicherweise bleischwer liegen und nach deiner Verwendung praktisch unverkäuflich sind. (Man erwehrt sich nur mit Mühe des Eindrucks, dass die von dir geplanten Tätigkeiten Intermezzo sind.)

Mono-Bänder können ohne weiteres mit zweikanaligen Schmetterlingskopfanlagen abgetastet werden. Erweist sich die aufnahmeseitige Spaltschiefstellung als zu heftig, kann man das bei einer Stereomaschine sehr präzise feststellen und entweder auf die Wiedergabe nur eines Kanales umsteigen oder -bei entsprechenden Kenntnissen (und Monobändern, die bei dir ja vorliegen)- die Spaltfehlstellung wiedergabeseitig kompensieren.

Ich besäße eine Reibrad-M5 mit 76 und 35 µs (*1957, irgendwann in diesem Jahre ist 50. Geburtstag: "50 Jahre stark und froh..."), die seit 1958 von der DGG auf Stereobetrieb umgebaut läuft, im ersten und zweiten Leben sehr prominent war, aber wohl seit Jahrzehnten nicht unter 76 cm/s arbeitete. Da müsste ich etwas tun (die Umschalter rascheln nämlich), was bei diesem Gussbatzen -70 Kilo, nur ich bin etwas schwerer- eine ziemliche Quälerei darstellt und deshalb bislang unterblieb. Was da noch aufgerührt würde, weiß ich jetzt natürlich noch nicht, nachdem ich vor ein paar Monaten den Aufwärtsübertrager nach dem Wiedergabekopf eines Kanals über fitnessstudioreife Freiübungen tauschen durfte.

Der Gleichlauf der Gurke ist -wie der Szenen-Buschfunk vermeldete- offenbar nicht einwandfrei, mithin nicht orgelmusik-, klavier- oder cembalotauglich. Ich weiß das nicht genau, weil ich meine einschlägigen Aufnahmen seit 1984 mit Unterstützung des 1-0-Verfahrens, auf jeden Fall nicht mit (m)einer Reibrad-M5 anfertige, die überdies erst 8 Monate in meinem Besitz ist.

Ich erinnere nochmal an die sehr aktive Wiener Szene...., die zwar dank ORF studerisch dominiert ist, doch sollte dies gerade auch im Hinblick auf den Gleichlauf eher kein Problem sein....

Hans-Joachim
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#44
Von wann bis wann ist hier eigentlich Schlafenszeit?
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#45
Ich empfinde es als einen ausgesprochenen Genuß, Hans-Joachim´s Beiträge zu lesen. Und selbst wenn sie in den allgemein als Schlafenszeit angesehenen Morgenstunden geschrieben wurden ;-).

Danke herzlich dafür.
Gruß
Dreizack
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#46
Hallo,
M15A mit 76 cm/sec ist eine ausgesprochene Rarität. Wenn Du so was bekommst sind sogar 600 Euros diskussionsfähig, obwohl ich das wie Hans-Joachim auch für teuer halte. Über Tuchel oder XLR auf Cinch ist an anderer Stelle schon viel geschrieben worden, meines Wissens hat Frank/darklab solche Teile im Angebot, und zu einem Bruchteil des Preises, den die Goldgräber in ebay verlangen.

Frank/firstthird

Hier noch der Link:
http://www.darklab-magnetics.de/

Ach ja: die M15A ist sicher klavierfester (jedenfalls, wenn sie intakt ist) als die Reibrad- M5. Bereits die Direktantrieb M5A hatte einen wesentlich besseren Gleichlauf. Meine M15A (die sammeln sich bei mir, weil ich mich immer wieder hinreissen lasse, eine zu übernehmen um sie vor der Verschrottung zu bewahren) haben bei 30 cm/sec Gleichlafschwankungen von 0.03% (die beste Maschine) und 0.06% (die schlechteste, da müßte eigentlich etwas gemacht werden, sprich: Lager getauscht....)
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#47
Zitat:firstthird postete
Hallo,
M15A mit 76 cm/sec ist eine ausgesprochene Rarität. Wenn Du so was bekommst sind sogar 600 Euros diskussionsfähig,
Das sehe ich genauso, die Maschine ist sehr selten und dürfte nach Beendigung der Mission auch wieder einen Käufer finden.
Vielleicht mit leichten Abschlägen, dafür kann Fred aber seine Arbeit zügig durchziehen, braucht keine Bänder zu verschränken oder vorher umzuspulen.
Auch braucht er keine Ostgeräte mit Fremdspeisung zu betreiben oder erst die Bänder mit langsameren Geschwindigkeiten vorher zu kopieren. Und mit der Fred braucht sich der Fred auch nicht mehr rumzuärgern.
Für mich eine runde Sache, in unseren Breiten kommt man halt nur leichter an eine M20 als an eine M15A mit 76er Geschwindigkeit. Ich würde , wenn ich beide da stehen hätte, für die hier diskutierten Anwendungen sogar die M15 A vorziehen.
Die Besorgung von Tuchelsteckern/Adapter dürfte nun wirklich das kleinste Problem darstellen. Und vergoldet müssen die schon gar nicht sein.
Hat denn nicht der Anbieter der M15A solche Adapter/Stecker?
Wenn die Maschine betriebsbereit sein soll, muß das doch wohl auch irgendwie getestet sein. Dann hat der Anbieter zumindest Kabel mit Tuchelsteckern. Da nun an das eine Ende einen Cinch-Stecker dranzumachen, dürfte selbst für einen Laien kein Problem darstellen. Die Pinbelegung der Tuchelstecker können die "alten Hasen" hier bestimmt auch "im Schlaf" durchgeben.:-)
Falls nicht, kann ich das zur Not auch an meiner M15A nachsehen.
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#48
Zitat:Dreizack postete
Ich empfinde es als einen ausgesprochenen Genuß, Hans-Joachim´s Beiträge zu lesen. Und selbst wenn sie in den allgemein als Schlafenszeit angesehenen Morgenstunden geschrieben wurden ;-).

Danke herzlich dafür.
Meine Worte.

Gruß

Klaus
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#49
Ich habe nur deswegen nicht mehr geschrieben, weil ich noch eine Entscheidung zu treffen habe, bin aber unendlich dankbar für die vielen Tipps, die ich hier bekommen habe. Es ist sicher möglich, dass ich wieder etwas fragen werde, weil ich muss mich entscheiden, welches gerät ich mir kaufe und von wo. Wenn es etwas billigeres gibt als 600 EUR, wäre ich froh.
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