Kassette vs. Tonband
#1
Hallo,

Ich hab mich folgendes gefragt: Ist die Kassette nicht die weiterentwicklung der Tonbänder? Demnach müsste man mit einem high-end Kassettendeck sogar noch bessere Ergebnisse (klanglich gesehen) erziehlen als mit einer Bandmaschine. Nach dem, was ich an technischen Daten recherchiert habe, könnte das auch wirklich zutreffen:
Mit Kassetten kann man einen größeren Frequenzumfang erreichen: 25hz-20khz auf metal-bändern war das größte was ich fand. Keine Entsprechung bei Bandmaschinen.
Der Dynamikumfang schenkt sich eigentlich nicht viel.
Gleichlaufschwankungen kann man bei Kassettendecks bis +-0,04% reduzieren. Hab ich bei ner Bandmaschine nie angetroffen.
Rauschunterdrückung (Dolby) funktioniert bei Kassetten scheinbar auch besser biszu >80db (oberhalb 1khz).
Da die Bänder der Kassetten schmaler sind, entstehen weniger Phasenverschiebungen.
Die Vorteile von Bändern allgemein, wie z.B. Bandsättigung etc., sind ja sowieso bei beiden Arten vorhanden.
Kassettendecks sind weithin natürlich sehr viel praktischer in Bedienung und Wartung etc..

Kann jemand das Gegenteil behaupten?
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#2
Zitat:bennyQ postete
Mit Kassetten kann man einen größeren Frequenzumfang erreichen: 25hz-20khz auf metal-bändern war das größte was ich fand. Keine Entsprechung bei Bandmaschinen.
http://www.tonbandhobby.de/x-2000m1.htm

Das ist ein nur mit EE-Band zu erzielender Extremfall, aber Nennwerte von 30-25 000 Hz oder besser haben sogar ältere Viertelspurgeräte mit Normalband bei 19 cm/s. Diese Angaben sind sicher nicht unseriöser als die bei dem erwähnten Kassettendeck.
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#3
jo, is interessant. aber dieser frequenzgang wird ja bei 19cm/s und schneller erreicht. das kassettendeck erreicht 25hz-20khz bei nur 4,75cm/s. wirklich interessant ist aber die gleichlaufschwankung bei dem angegebenen link. im übrigen sind meine angaben definitiv seriös. siehe z.B. Tascam 122MKIII.
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#4
Mal eine Frage dazu:
warum soll ein schmaleres Band, mit langsamerer Bandgeschwindigkeit besser sein, als ein Tonband? Die einzigen mir bekannten Vorteile sind eine geringere Azimuth-Anfälligkeit und ein in den Subfrequenzbereich verlagertes Spurübersprechen.

Spulengeräte sind für eine größere Bandgeschwindigkeit optimiert.

Anfällig ist die Kassette gegenüber Dropouts, wegen der geringen Spurbreite. Der geringe Rauschabstand muss mit zusätzlichen Kompandersystemen vergrößert werden.

Die ASC 5002 und das Report Monitor sind von den Herstellern mit 25 kHz bei 19cm/s spezifiert. Die ASC soll bei optimaler Einmessung 70 dB schaffen, ohne Tricks.

Die Kassette ist wegen der geringeren Bandkosten und der bequemeren Handhabung entstanden, aber keine Weiterentwicklung des Tonbandes. Da wo es auf das letzte quentchen Qualität ankommt, nämlich in den Studios, hat sich die Kassette nicht durchgesetzt.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#5
Zitat:bennyQ postete
im übrigen sind meine angaben definitiv seriös. siehe z.B. Tascam 122MKIII.
Ich wollte Deine Seriosität nicht anzweifeln, aber bei Frequenzgängen brechen hier gerne die Diskussionen über die Schummel-Japaner aus, bei denen laschere Messkriterien verwendet werden als bei den ehrenwerten Schweizern. :-)
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#6
die bösen japaner *g*

dass sich die kassette in großen studios nicht durchgesetzt hat, kann man so nicht sagen. selbstredent trifft man die bandmaschinen häufiger (sie fallen auch irgendwie mehr ins auge *g*), aber es gibt genug große produtktionen die mit einem kassettendeck gemastert wurden.
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#7
Zitat:bennyQ postete
...
aber es gibt genug große produtktionen die mit einem kassettendeck gemastert wurden.
Kannst Du das belegen? Oder meinst Du DAT-Decks?
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#8
Es gab diese Fostex-Multiracker, auch solche von Tascam. Da hat mancher etwas aufgezeichnet, aus dem dann später eine Platte geworden ist. Der Legende zufolge soll Springsteen's Nebraska auf diese Weise entstanden sein.

Daß aber auf Cassettenband gemastert wurde, das wäre mir neu, das glaube ich auch nicht!

Die Cassette ist nur ein Ausnahmefällen ein Produktionsmedium (mobiler Einsatz) und ansonsten für den Endanwender gedacht. Wenn etwas auf Cassette aufgezeichnet wird, dann hat der Tonmeister in der Regel seine Arbeit bereits erledigt.
Michael(F)
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#9
In der kurzfristigen Anwendung mag vielleicht die Kassette mit dem Band gleichziehen. Bei der mehrfachen Nutzung desselben Bandes zeigt sich jedoch schnell die mechanische Empfindlichkeit des Kassettenbandes. Das Band einer 60-Minuten-Kassette ist schließlich so dünn wie ein Dreifachspielband. Ich besitze eine ganze Reihe von Kassetten bis deutlichen Spuren in den Bändern. Bei Tonbändern sehe ich zwar Schleifspuren, jedoch nur in Ausnahmefällen (Dreifachspielband mehrfach durch eine Maschine mit Doppelcapstan gescheucht, häufig stop-and-go beim Spulbetrieb) mechanische Schäden.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Die Compact Cassette wurde 1963 von Philips auf den Markt gebracht. Sie ist keine "Weiterentwicklung" des Spulentonbandgerätes, sondern eine Sonderform desselben. Die ersten Cassetten waren C 60, ausgestattet mit Tripleband in Eisenoxidbeschichtung. Die Klangqualität war zunächst zum speiben und brechen Wink, wurde jedoch bald deutlich gesteigert durch hochwertigere Cassetten und vor allem Geräte. Anfang der 70er Jahre brachte BASF die Chromdioxid-Cassette. Dieses Band ermöglichte eine bis dahin ungekannte Höhendynamik in Verbindung mit relativ niedrigem Grundrauschen. Erkauft wurde sich dies mit dem Nachteil eines höheren Klirrfaktors. Die Vorteile überwogen dies aber deutlich.
Dennoch war auch jetzt noch so gut wie kein Cassettengerät in der Lage, klanglich mit einer A 77 oder ähnlichem gleichzuziehen.
ABER: Für den Massenkonsumenten reichte die Klangqualität bereits jetzt allemal aus, so daß sich eine Verschiebung am Markt zugunsten der Cassette abzuzeichnen begann, da deren Vorzüge klar auf der Hand lagen:
--> einfachste Bedienung
--> günstiger Preis, auch der Geräte im Vergleich mit Spulengeräten
--> klein und robust
--> klanglich ok
Wirklich "messen" kann die Cassette sich eigentlich gar nicht mit dem offenen Spuler. Selbst eine Metal-Aufnahme mit einem Superdeck verliert die höchsten Frequenzen "hörbar" innerhalb von 14 Tagen (einfach nur liegenlassen) im direkten Vergleich mit dem Original (zB CD).
Dem Senkel passiert das nicht so schnell bzw. die Maschine kann immer noch einen Gang höher schalten Wink Wink und somit der Dynamik massig Platz verschaffen, wovon die Cassette nur Träumen kann.

Für mich ist (war) die Cassette eine sehr willkommene Erweiterung der Bandbreite der Tonbandwelt, sie war Jahrzehnte konkurrenzlos im portablen Bereich und eine wirklich innovative Erfindung aus dem Hause Philips.

Aber Konkurrenz? Nö. Wink
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#11
Zitat:bennyQ postete
Der Dynamikumfang schenkt sich eigentlich nicht viel.
Gerade da sehe ich den Vorteil beim Tonband. Recherchiere nochmals. Nehme aber die Werte ohne irgendwelche Rauschunterdrückungssysteme, es soll ja Kassettenband mit Tonband verglichen werden.

Zitat:Da die Bänder der Kassetten schmaler sind, entstehen weniger Phasenverschiebungen.
Die Meinung kann ich nicht teilen. In erster Linie werden diese durch die mechanische Bandführung bestimmt.
Beim Tonbandgerät kann man die Bandführung praktisch beliebig lang und gut gestalten. Bei der Kassette hat man nur die kleine vorgegebene Öffnung. Viel Platz für eine saubere Bandführung ist da nicht.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#12
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"Oder meinst Du DAT-Decks?"

DAT und Kassette haben wirklich nicht besonders viel gemeinsam.


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"In der kurzfristigen Anwendung mag vielleicht die Kassette mit dem Band gleichziehen"

Da stimm ich zu, zur Archivierung taugt Kassette nix.


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"Daß aber auf Cassettenband gemastert wurde, das wäre mir neu, das glaube ich auch nicht!"

Beweisen kann ich es nicht.



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Ich denke, ich gebe mich "geschlagen" Wink. Vielleicht hab einfach nur zu viele miese Werte von Bandmaschinen gesehen *lach*.
Die Argumente sind erdrückend. Im Prinzip ist es aber auch recht egal. Die digitale Technologie verdrängt sowohl Tonband als auch Kassette. Und es ist noch nicht mal sicher ob man in Zukunft darüber traurig sein wird.

thx 4 the discusion
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#13
Zitat:bennyQ postete
jo, is interessant. aber dieser frequenzgang wird ja bei 19cm/s und schneller erreicht. das kassettendeck erreicht 25hz-20khz bei nur 4,75cm/s. wirklich interessant ist aber die gleichlaufschwankung bei dem angegebenen link. im übrigen sind meine angaben definitiv seriös. siehe z.B. Tascam 122MKIII.
Hm, kann es sein, dass Tascam hier die Werte für 9,5 cm/s angibt? Wenn ich mich nicht irre, konnte das 122 diese für CC- Geräte eher unübliche Geschwindigkeit......
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#14
Das 122MKII kann kein 9,5, das MKIII wohl auch nicht.
Wenn, dann war es das MKI oder das baugleiche Teac (C3?).
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#15
Ich bin wirklich kein eingefleischter Feind der Compact-Cassette, aber ich muss buschtrommelartig immer wieder zwei Dinge zu bedenken geben:

a) Die Bandführung in der Compact-Cassette wird in erster Linie vom Gehäuse (bzw. den darin befindlichen Stiften und Stegen sowie den Umlenkrollen und ihrer "Senkrechttizität") beeinflusst. Es muss doch seinen Grund gehabt haben, dass in den Messlabors der führenden Bandhersteller Spezialmaschinen wie die A80 QC (eine Spezialausführung für 4,75 cm/s und 3,81 mm) standen, weil nur mit solchen Maschinen verlässliche Magnetband-Messwerte ermittelt werden konnten. Nur wer die diffizile mechanische Messtechnik der Compact-Cassetten-Gehäuse beherrscht, kann kompetent sagen, ob die Magnetbandaufnahme altert (was eigentlich unwahrscheinlich ist) oder ob sich die mechanischen Parameter des Gehäuses verändert haben - bei der Wiedergabe spielt schon die Lagerung der CC im Recorder wieder ein Rolle!

b) Weder der Frequenzgang (schon gleich nicht oberhalb von 16 kHz) noch die Dynamik ALLEIN entscheiden über die Qualität einer Tonbandaufnahme, vielmehr wird meist die Höhenaussteuerbarkeit nicht beachtet: zwischen 76 cm/s und 4,75 cm/s liegen da enorme Unterschiede, selbst bei Reineisen-Magnetband. Intermodulationserscheinungen - beispielweise Verzerrungsprodukte zweier hoch ausgesteuerter Signale mit hohen Frequenzen - werden nämlich auch im Tief- und Mitteltonbereich hörbar und sind dort für schlechte "Durchhörbarkeit" (oder dergleichen Effekte) verantwortlich. (Wer sich einmal die Mühe macht, anspruchsvolle Amplituden-Statistiken - wie beispielweise von Jakubowski, H.: Analyse des Programmmaterials des Hörrundfunks, Rundfunktechnische Mitteilungen 1971 Nr. 6 - mit den Möglichkeiten des Compact-Cassetten-Systems zu vergleichen, wird sein blaues Wunder erleben!).

Auf die Erörterung weiterer Gründe möchte ich hier (offen gesagt: aus Zeitmangel) verzichten, aber eines noch anfügen: die Compact-Cassette war und bleibt ein Endverbraucher-Medium, d.h., überall dort, wo von einer Magnetbandaufnahme noch Kopien oder weitere Bearbeitungen gemacht werden, sollte man tunlichst keine CC einsetzen. Das schränkt die Verdienste der CC in ihrem eigenen Einsatzbereich überhaupt nicht ein!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#16
Ich habe hier eine Audio aus den 80er Jahren, wo unter anderem das Braun Atelier C3 getestet wird. Dieses hat ja auch die Möglichkeit der Geschwindigkeitsumschaltung auf 9,5cm/s. Im Test heißt es allerdings, der Qualitätssprung sei so gering, dass man hier getrost Band sparen könne.

Sollte sich das also wirklich so stark positiv bemerkbar machen? Ich denke, dass eine Steigerung auf jeden Fall da ist, aber ob sie tatsächlich so lohnend ist? Ich kann es nicht beurteilen, da ich noch kein Cassettendeck mit Geschwindigkeitsumschaltung hatte, daher die Frage.

Gruß, Niko
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#17
Der Unterschied ist vor allem bei einfachem Bandmaterial immens. Mein Gerät war das DUAL C 844. Ich habe mit der hohen Geschwindigkeit aber immer nur rumexperimentiert. Ein sauguter Klang, minimale Dropouts, einfach klasse. Aber eben nur 15 bzw. 22,5 Minuten am Stück.
Die Cassette wollte ja auch nie Konkurrenz sein, sondern günstiges Medium für jedermann. Und das war sie unbestritten auch, bevor sie von CD-R und mp3 verdrängt wurde. Die 9,5er Decks waren für mich einfach der Versuch, aus der Cassette rauszukitzeln, was geht. Warum nicht. Aber halt für mich praxisfern, da inkompatibel mit fast allen Abspielgeräten. Ok. Für den Freak zu Hause? Nee, der hatte seine A 77 im Regal Smile
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