Grundig und Uher reparaturwürdig
#1
Hallo,
Ich habe ein Grundig TS 340 und ein Uher Variocord 263. Gibt es jemanden in erreichbarer Nähe von Mülheim / Ruhr, der mir die Bandmaschinen überholen möchte?
Nach katastrophalen Erfahrungen mit unseren Paketdiensten transportiere ich die Geräte nur noch selbst.

Über Antworten würde ich mich sehr freuen, weil ich von den Maschinen begeistert bin, obwohl ich sie noch nie in Aktion erlebt habe.

Beste Grüße
Achim
UHER - der reine Klang
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#2
Hallo Achim,

wenn's nicht akut eilig ist (siehe Meldung auf der Seite): https://www.audioklinik.de/

https://www.tge-essen.de/ gibt's auch noch, aber die haben dem Hörensagen nach lange Wartelisten.

Gruß,
Timo
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#3
Hallo Timo,
Die Audioklinik ist bei mir um die Ecke. Hast Du eine Ahnung, was die Überholung eines Tonbandgerätes in etwa kostet?Ich habe da gar keine Vorstellung: 200,- / 300,- oder mehr Euro?
UHER - der reine Klang
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#4
Wenn's bei dir um die Ecke ist, warum fragst du nicht einfach an?
Viele Grüße
Jörg
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#5
Du solltest dir erstmal überlegen, was du erwartest. Was ist eine "Überholung"? Laufen die Geräte und sollen gereinigt und geölt werden? Oder sind es zwei Schätzchen, die neue Riemen, neue Reibräder, ein paar Röhren (Grundig) und einen Austausch von etlichen Bauelementen benötigen? Um das herauszufinden wird die Firma sicher einen Kostenvoranschlag erstellen müssen oder wollen.
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#6
Brause
Die Audioklinik repariert leider nicht mehr.


Akreta
Den Kostenvoranschlag gibt es erst, wenn das Gerät geöffnet vorliegt und den gibt es auch nicht umsonst. Ich würde gerne wissen, mit welchem Betrag von - bis ich rechnen muß.
Wenn die Überholung eines Tonbandgerätes im Durchschnitt 10 Stunden dauert und der Betrieb 160,- Euro pro Stunde veranschlagt, muß ich eine andere Lösung finden. Ich habe noch nie ein Hifi Gerät zur Revision gegeben, deshalb fehlt mir jede Vorstellung über die Kosten.
UHER - der reine Klang
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#7
Eine Grundig TS340 sowie ein Uher Variocord 263 sind keine preislich hoch gehandelte und stark nachgefragte Geräte, daher lohnt sich eine durch eine Werkstatt ausgeführte Instandsetzung eigentlich nicht. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es diverse Ersatzteile für die Geräte nicht mehr gibt. 
Zum Beispiel an der Grundig TS340 ist das aus Kunststoff gefertigte Entzerrerkurvenrad am Bandgeschwindigkeitswählrad oftmals an der Wellenfixierung gebrochen, so dass dieses sich nicht mehr richtig mitdreht. Auch das beflockte Andruckbändchen ist problematisch, da wird handwerkliche Kreativität gefragt sein. Wenn dann noch die Tonköpfe verschliessen lohnt es sich erst recht nicht mehr.

Auf derlei Reparaturen wird Dir niemand eine Gewährleistung geben wollen. Eine Werkstatt, welche von Instandsetzungen lebt, wird Dir hierbei sicherlich nichts anbieten wollen, das wäre ein Fass ohne Boden.

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  
ESC
ESC Diva
reVox B251 Revision und Modifikationsliste!
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#8
Rückkoppler, in welchem Zustand befinden sich die Geräte denn nun? Laufen sie noch, oder sind sie defekt? Mir ist schon klar, dass für den Kostenvoranschlag das Gerät geöffnet werden muss, ohne diesen wird dir aber keine Firma das Gerät reparieren. Geh mal von einem Stundenlohn von 100 € aus. Im einfachsten Fall, nur Riementausch und ein bisschen Ölen ist eine Stunde um. Muss der Techniker einen Fehler suchen, dann kann das schonmal 2 Stunden dauern. Also bist du bereits bei 300 €. Darin ist noch kein Ersatzteil enthalten. Garantie gibt dir dann auch niemand, dass das Gerät noch lange hält. Daher sind gerade Revox, Akai, Sony, Teac so gefragt, weil dort eine massive und einfache Mechanik verbaut ist. Grundig, Telefunken, Saba, Uher hatten meistens Laufwerke, die viele kleine Hebelchen und Rädchen hatten. Die Hebelchen aus Metall tuns heute noch, aber leider waren da die ganzen Gummirollen, Plastikteile und beflockten Andruckbänder. Ein Graus, wenn da etwas kaputt geht. Der clevere 3-D-Druckexperte kann helfen, aber das ist u.U. ein langer Weg vom defekten Teil zum passenden und haltbaren Ersetzteil. Und am Ende hat man ein Tonbandgerät, das Qualitativ irgendwo im Mittelfeld einzuordnen ist. Von Uher mal abgesehen.
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#9
Hallo,

zur Grundig TS 340: das Gerät ist sehr robust und hat bewährte Mechanik und solide Röhrentechnik im Aufsprechverstärker. Röhren fallen hier kaum aus, wären aber günstig zu ersetzen. Allerdings macht der damals noch nicht ausgereifte Transistor-Endverstärker öfter Probleme und sollte überholt werden.
Ich würde zunächst einmal die Laufwerkfunktionen prüfen. Wenn die vorhanden sind, sollte die Wiedergabe auch bei defektem Endverstärker möglich sein über den DIN-Radioausgang.
Bei gestörter Laufwerksfunktion könnte die Reparatur etwas schwieriger werden. Immerhin hat Grundig aber über Jahre hinweg die gleichen, bewährten Laufwerke verwendet (40iger Serie). Da sollte der Gebrauchtmarkt einiges hergeben.

Hier gibts auch einen netten Beitrag zum Gerät: https://tonbandforum.de/showthread.php?t...ndig+TS340

Grüße
Frank
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#10
Hallo Achim,
wenn wir im Herbst/Winter das nächste Tonbandtreffen bei mir (Witten) oder in der Nähe machen kannst du das Uher Variocord 263 mitbringen. Dann kann ich dir sagen was sich noch lohnt und was ggf. nicht.

Alternativ kann ich dir dann auch eine Uher Royal de Luxe mit Revision für 100€ anbieten.

Viele Grüße

Andreas
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#11
Danke für die Beiträge. In Punkto Kosten hat Akreta mir genau die Infos gegeben, die ich haben wollte. Jetzt habe ich eine Vorstellung, was bei einer Revision auf mich zukommt.

Von dem Grundig habe ich zwei Stück. Beide mit dem gleichen Fehler: die rechte Aufspulrolle läuft nicht mit.
Beim Uher muß ich, wenn ich auf "Pause"  schalten will, erst auf "Start", und dann schnell auf "Pause" schalten. Bei direktem Schalten auf "Pause" läuft das Band in Abspielgeschwindigkeit weiter. Außerdem bin ich nicht sicher, ob die Aufnahme funktioniert.

Die Suche nach einer Werkstatt gestaltet sich auch problematisch. Die Audioklinik repariert gar nicht mehr und TGE lehnt die Revision des Grundig ab.

Uher-Fan

Dein Angebot nehme ich gerne an. Es ist sicher die vernünftige Lösung. 100,- Euro kostet die Reparatur allemal und das De Luxe ist noch eine Stufe besser.

Für daß Variocord habe ich noch eine neuwertige 2 Spur-Tonkopfleiste gekauft. Würde die auch auf das De Luxe passen?
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#12
Hallo Achim!

Die Variocord-Kopfleiste passt nur von den geometrischen Abmessungen auf eine RdL (RdL-C).
Ein Variocord hat nur LK und Kombikopf. Ein RdL dagegen ist mit LK, AK und WK bestückt.

Gruß
Wolfgang
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#13
War natürlich wieder klar. Aber Danke für die Info Wolfgang
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#14
Wenn bei den beiden Grundigs der rechte Wickel nicht läuft ist das doch ein Fehler, den man leicht eingrenzen kann. Grundig liebte Zwischenrollen mit integrierten Rutschkupplungen. Das kann ja nichts großes sein. Öffne das Gerät doch mal und schau, bis wohin sich noch alles dreht. Das Umspulen wird durch das Zwischenrad im oberen Teil nah des Motors gewährleistet. Diese Rad hat aber keine Bedeutung für den Wickel bei Wiedergabe. https://www.youtube.com/watch?v=SrXS5U846aM
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#15
Ich mache das in den nächsten Tagen auf. Aber zuerst muß ich den Plattenspieler wieder zusammenbauen, damit ich Platz habe.

Ein großer Fehler kann das eigentlich nicht sein. Das zweite Grundig habe ich gekauft, weil das Angebot aus der Nähe war und offensichtlich funktionierte. Vor Ort ausprobiert, alles Bestens.
Zu Hause angekommen, frohen Mutes das TB eingeschaltet.....und es zeigt den gleichen Fehler wie mein Erstes. ?
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#16
Fehlbedienung?
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#17
(14.08.2024, 12:17)AKRETA schrieb: Fehlbedienung?

Das ist auch möglich. Ich lege noch einmal Spulen auf und kontrolliere die Funktionen.
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#18
Ich habe Videos der verschiedenen Funktionen gemacht.
Leider kommen die Geräusche des TB nicht zur Geltung. Das Ticken kommt von der Wanduhr.

Schneller Vorlauf:

https://m.youtube.com/watch?v=oQg_lAPBrz...7&index=45


Hier verschiedene Funktionen. Beim Drücken der Taste Start läuft der Motor einen Moment rappelte, dann schaltet sich die Starttaste von selbst ab.

https://m.youtube.com/watch?v=oQg_lAPBrz...p=gAQBiAQB

Die linke Spule ist sehr schwergängig.
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#19
Hast du mal geprüft, ob die Capstanwelle sich dreht bei Wiedergabe? Es sieht so aus, als würde der rechte Wickel anziehen, aber das Band gar nicht durch die Capstanwelle transportiert.
Und natürlich ist nicht die linke Spule schwergängig, sondern beim Rückspulen reicht die Kraft nicht aus die rechte Spule zu drehen. Und warum probierst du es nicht mal ohne Band? Dann siehst du, was sich alles drehen würde.
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#20
Ich gehe vor, wie Du angegeben hast. Meine Aussage, die linke Spule gehe schwergängig, rührt daher, daß beim Einfädeln in die rechte Spule die linke Spule nur sehr zögerlich nachgibt.
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#21
Das ist klar, die hat eine Bremse, das Band muss ja gespannt werden und die Spule auch abgebremst werden, wenn man das Umspulen stoppt. Das hat übrigens auch die rechte Spule nur wirken die Bremsen oft nur in einer Richtung.
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#22
Ich habe leider im Augenblick keine Zeit, die Technik weiter zu untersuchen. Ich melde mich, wenn ich wieder daran arbeiten kann.
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#23
In Düsseldorf habe ich eine Werkstatt gefunden, dir mir das Grundig überholt. Sogar einen Basispreis geben Sie für eine Generalüberholung auf der Internetseite an. 425,- Euro Grundpreis rufen Sie für ein Tonbandgerät auf. Aber die Vorher- Nachherbilder haben mich überzeugt und da daß Grundig mir eine Herzenssache ist, ist es mir den Preis wert.
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#24
Wieviel dir das Teil wert ist, ist natürlich dir überlassen. In ähnlichen Fällen hier im Forum kam nicht selten am Ende heraus, daß viel Geld versenkt und das Problem am Ende doch nicht gefixt wurde. Du solltest bedenken, daß da Dinge kaputt sein können, die man nicht mal eben so mit einem Griff ins Regal ersetzen kann. Ein Profi hat's dann ungleich schwerer an Ersatz zu kommen, als jemand der sowas wie dieses Forum im Rücken hat. Mal abgesehen von den Unmengen an Zeit die dann darin versenkt werden müssen. 
Ich hoffe, es wird für Dich nicht so ausgehen, ahne aber daß es mal wieder so kommen wird.
Gruß, Kuni
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#25
Hifi Service

Das ist wohl der Laden in Düsseldorf. Was man sehen kann, ist, dass sie gut putzen können. Was eine Grundüberholung sein soll, erschließt sich mir auch nicht. Da steht nichts von Reparatur, sondern nur etwas von schmieren und reinigen.

Achim, warum ist dir das Grundig - Gerät so wichtig?
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#26
Hallo Achim,

bringe doch einfach das Grundig TS340 am Sonntag mit, wenn du zu mir kommst. Dann sehen wir weiter.

Viele Grüße

Andreas
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#27
@Kuni
Ich habe ein zweites Gerät zum Ausschlachten. Daß könnte hilfreich sein. Außerdem beschleicht mich der Eindruck, daß in meinem Fall eine Reparatur per Ferndiagnose zum Scheitern verurteilt ist.
Zwar repariere ich Armbanduhren und seit 40 Jahren Motorräder, auch für eine Kaffeemaschine und anderes Gedöns reicht mein Talent. Aber Elektronik allgemein und die Mechanik in Hifi Geräten überfordern mich offensichtlich. Also muß ich den Auftrag abgeben. Und dabei gibt es, da hast Du recht, immer ein gewisses Risiko einem Blender aufzusitzen.

@Akreta
Ich habe mich einfach in das Design verguckt. Das bessere TB ist mit Sicherheit das Variocord. Funktioniert aber leider auch nicht richtig. Dank Andreas habe ich in ein paar Tagen ein funktionierendes RdL, mein 5tes TB und das erste daß funktioniert.
Aber daß Grundig mit seinem Holzgehäuse hat es mir angetan. Und wenn ich mir etwas vorgenommen habe, ziehe ich das auch durch und gebe nicht auf. Wenn ich nicht meine Zeit investieren kann,  weil ich mein Ziel nicht erreiche, muß ich statt Zeit Geld investieren.
Mein Ziel ist es, mir eine Hifi Anlage nach genauen Vorstellungen zusammen zu stellen. Aber der Weg ist erstaunlich steinig. Fast alle Geräte haben Probleme. Offensichtlich war ich hier etwas zu naiv. Ich habe geglaubt, daß ginge wie bei meiner Musiktruhe aus den 50ern. Die ist seit über 30 Jahren in meinem Besitz und wird zur Zeit leider kaum benutzt. Das Radio schalte ich so einmal im Jahr ein, bewege die knisternden Drehschalter hin und her und alles ist gut. Vor 20 Jahren habe ich das Radio mal ausgebaut und vom gröbsten Dreck befreit. Das war alles.

@Andreas
Danke für das Angebot. Ich packe das Grundig ein, wenn ich zu dir fahre.
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#28
Ich will gar nicht von Blenderei sprechen. Ganz im Gegenteil finde ich daß die o.g. Seite recht klar macht, was man erwarten darf. Eben ein (im Wesentlichen) geputztes (und hoffentlich) neu geschmiertes Gerät. Das wird halt aber aller Erfahrung nach nicht reichen. Solche Improvisierereien wie oben erwähnt wird eine Fachwerkstatt mMn nicht machen, weil viel zu zeitaufwendig und uU nicht geeignet, wenn man als Profi Gewährleistung geben muß.

Ich würde scharf vermuten, wenn Du das Gerät dort zeigst, daß das dann zur Reparatur abgelehnt wird (best case wie ich meine) - aus genau den genannten Gründen.
Ich denke das ist Dir grundsätzlich aus Deinem Tun mit Uhren und Oldtimern bekannt. Derlei Hobbies kann man eigentlich nur durchhalten, wenn man selbst was machen kann oder jemand kennt, der einem billig (bis umsonst) unter die Arme greift.
Gruß, Kuni
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#29
ich kann es nur immer wieder sagen - Radio- und Fernsehtechnik war zwar ein anspruchsvoller Beruf, für den man aber auch kein Professor sein musste. Und bei den alten Schätzchen hat man im Gegensatz zu heute den Riesenvorteil, dass es sowohl sehr ausführliche Serviceanleitungen mit Funktionsbeschreibungen wie auch gute praxisorientierte Lehrbücher für die Grundlagen gibt. Mir will es einfach nicht in den Kopf, dass Leute einerseits in der Lage sind, hoch komplexe Dinge wie Armbanduhren oder Motorräder zu beherrschen und andererseits sofort den Kopf in den Sand stecken, sobald irgendwo ein Draht dran ist.

Was mir immer wieder auffällt, ist, dass viele Hobbybastler an elektronische Geräte mit der Denke eines Mechanikers drangehen. Deshalb kommen dann auch immer wieder diese Massentausch-Aktionen von Bauteilen oder die Beurteilung einer Revision alleine nach der Optik zustande. Wenn es gelingt, sich von diesem grundlegenden Denkfehler zu befreien, ist es danach eigentlich ganz einfach, weil Elektrotechnik in ganz weiten Bereichen ähnlichen physikalischen Gesetzen folgt wie Mechanik. Der entscheidende Unterschied ist der, dass die Bewegungen bei Mechanik mit dem Auge nachvollziehbar sind, während sie in Elektronik unsichtbar ablaufen, man also mit Prüfgeräten arbeiten muss, um sie sichtbar zu machen. Es gibt einen blöden Spruch "bei Mechanik sind von der Arbeitszeit zehn Prozent Fehlersuche und 90 Prozent die eigentliche Reparatur, während es bei Elektronik genau umgekehrt ist".

Wenn es gelingt, evtl. mit Hilfe von anderen, die Angst vor den anderen Vorgehensweisen abzubauen, wird man schnell feststellen, dass das alles gar nicht so schlimm ist, und genauso viel Spaß machen kann wie das Schrauben an Mechanik. Mittlerweile gibt es in jeder größeren Stadt Repair Cafes, hier kann man sich nicht nur konkrete Hilfe für eine Reparatur holen, die Leute sind auch schon aus Eigennutz an jedem interessiert, der reparieren lernen will, und helfen normalerweise, so gut sie können.

Es gibt so viele Geräte, bei denen eine gewerbliche Reparatur unwirtschaftlich oder gar nicht möglich ist, die aber trotzdem ihren Platz in der Technikgeschichte haben, und zu denen teilweise die Leute einen viel größeren Bezug haben. Es war z.B. nicht Willy Studer, sondern Max Grundig, der das Tonbandgerät volkstümlich gemacht hat. In meiner Jugendzeit hatten fast alle Eltern aus meinem Umfeld Grundig oder Telefunken im Wohnzimmer stehen, Revox und Co. waren nur was für Leute, die sehr wohlhabend und/oder hobbymäßig am Tonband interessiert waren. Es wäre doch schade, wenn irgendwann nur noch Revox- oder Nagra Tonbandgeräte übrig wären, weil sich niemand gefunden hat, der die kleinen Allerweltskisten zur "Herzensangelegenheit" gemacht hat.

@Kuni - was bei gewerblichen Instandsetzern noch ein viel größeres Problem ist als die Gewährleistung, und wehalb ich es extrem mutig finde, dass überhaupt jemand solche Arbeiten anbietet, ist das Thema elektrische Sicherheit. Bis weit in die sechziger Jahre hinein haben es die Hersteller nicht so eng gesehen, die teils haarsträubende elektrische Sicherheit war ein Haupt Gründungsmotiv der Stiftung Warentest. Heute gibt es zwar den Begriff der technischen Antiquität im Produktsicherheitsgesetz, das ist aber so schwammig formuliert, dass man alles und nichts daraus ableiten kann. Was man heute auch nicht mehr erwarten darf, ist Eigenverantwortung bei den Kunden. Es ist völlig wurst, wie gut man die Kunden über die konstruktiv schlechte Sicherheit alter Geräte aufklärt, und wie sehr man sich auf die technische Antiquität beruft, wenn was passiert, ist man als gewerblicher Reparateur "dran".

Gruß Frank
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#30
(20.08.2024, 13:23)nick_riviera schrieb: extrem mutig finde, dass überhaupt jemand solche Arbeiten anbietet

Wie gesagt, auf der Page steht erst mal nur was von "Grundüberholungen" ohne detaillierte Angaben.
Ich denke das entscheiden die situativ und wenn dann was kommt, was über putzen und Riementausch hinausgeht, dann lehnen die ab.

Mir ging das in der Werkstatt mit meinem Oldtimer so.
Das ging dann von "zeitaufwendige Teilebeschaffung" bis hin zu "Gewährleistung bei Teilen aus 'dubiosen' Quellen" mit dem Resultat, daß 99% aller Werkstätten eben heutzutage keine Oldtimer machen - bzw nur Standards à la Ölwechsel.

So wird das bei den gewerblichen "Hifi Oldie Reparateuren" auch sein. Ausgenommen ein paar wenige, die halt noch über einen Altteilebestand verfügen (zB. ehem. Jochem Schmidt) und die so praktisch nie vor dem Fall "kann ich nicht besorgen" stehen.
Gruß, Kuni
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#31
Was mir den Mut an der Reparatur genommen hat, war der Versuch meinen Plattenspieler (Dual 1229) herzurichten. Gekauft von einem gewerblichen Anbieter als revisioniertes Gerät, habe ich auch nach geschätzten 20 Arbeitsstunden trotz Zuhilfenahme der Serviceanleitung den Fehler nicht gefunden. Im Plattenspieler sind die Bauteile noch überschaubar, Elektronik gibt es gar keine. Und dann gucke ich in das vollgestopft Gehäuse eines Tonbandgerätes und soll herausfinden, welches Rädchen nicht seiner Bestimmung nachkommt.
Ein Uhrwerk hat zwar auch etliche Teile vorzuweisen, ist aber (meistens) strukturiert zusammen gesetzt. Ein Motorrad hat ein bißchen Elektrik, einen Vergaser und einen Motor, der in seiner Funktion auch übersichtlich ist. Elektronik war und ist für mich unerklärliche Zauberei, deshalb sind meine Fahrzeuge, abgesehen von elektronischen Reglern, frei von diesem Zeugs.
Um mich in diese Materie einzulesen, habe ich mir etliche elektronische Fachbücher gekauft. Aber daß Thema ist so komplex. Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll und befürchte, daß ich nicht alt genug werde, um hier durchzublicken.
Aber am Sonntag bringe ich das Grundig zu Andreas. Vielleicht kann er mir die Schwellenangst ja nehmen.
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#32
zum Dual 1229 kann ich Dir nur sagen, dass die Laufwerke im Werk mit Spezialwerkzeugen grundeingestellt wurden, die heute keiner mehr kennt. Leider verstehen viele "Revisoren" unter einer Revision, das Gerät komplett zu zerlegen, zu reinigen/zu fetten und wieder zusammenzubauen. Dabei gehen dann die ganzen Justagen kaputt, und besoders die Automatik bekommt man danach kaum noch so zum laufen, wie sie mal ab Werk gelaufen ist. Beim 1229 kommt noch die Tonarm Höhenverstellung hinzu, die es noch komplizierter macht, und der blöde "Dosenmotor", der sehr sensible Lager hat, und oft mit nichts mehr zum ruhigen Laufen zu bringen ist. Ich kann Dich beruhigen, am 1229 sind schon viele gescheitert, und viele pfuschen das Ding dann irgendwie zusammen und versenken es als "revisioniert" in der Bucht. Ich habe noch einen 1219, den fast baugleichen Vorgänger, den ich vor vielen Jahren mal "generalüberholt" gekauft und nie richtig zum Laufen bekommen habe.

Deshalb sollte man auch bei Tonbandgeräten mit viel Mechanik NIEMALS ohne Grund Teile demontieren, und nur das machen, was für die Funktionsfähigkeit nötig ist. Auch wenn ich dafür regelmäßig in Foren Haue bekomme, aber ich bin ein Verfechter des "minimalinvasiven" Restaurierens.

Einen weiteren Punkt solltest Du eigentlich schon von Armbanduhren und Motorrädern kennen. Wenn man die als "Komplettpaket" betrachtet, steht man auch vor einem komplexen Gewusel aus Technik und weiß nicht, wo man anfangen soll. Der Trick ist, das Gerät gedanklich in Baugruppen einzuteilen, dann wird es sofort viel einfacher. Wenn Du bezüglich Elektronik Grundlagen nicht mehr ganz unbeleckt bist, kann ich Dir die "Ohne Ballast" Bücher von Otto Limann empfehlen, und diese dann am besten in einer Auflage, die ungefähr mit der Bauzeit des Gerätes übereinstimmt. Hier wird es genau so gemacht - die Geräte werden in Baugruppen eingeteilt ( z.B. bei Tonbandgeräten Netzteil, Aufnahme/Wiedergabeverstärker, Löschgenerator usw. ), und jede Baugruppe wird einzeln erklärt. Wenn Du dann später in eine Servicemappe reinguckst, wirst Du merken, dass auch hier in Baugruppen unterteilt wird, und dann bekommt alles ein "Gesicht".

Das Thema ist nur dann komplex, wenn Du glaubst, alles können zu müssen. Es reicht aber, wenn Du ein paar Grundlagen beherrschst, und Dir dann nur das Wissen drauftust, was Du für das jeweilige Projekt brauchst. Ich denke, Andreas kann Dir da sicher helfen. Nur Mut ;-) .

Gruß Frank
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#33
Hallo Frank,
Dein Beitrag hat mich stark inspiriert. Es ist wohl so, daß ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe. Jede Menge Hebel, Gestänge, Treibräder und dann noch das Transistorengewusel führen zur Reizüberflutung.

Am 1229 war sogar der Haupthebel verbogen. Wie daß passieren konnte entzieht sich meiner Kenntnis. Das Vertrauen in diese Revision ist bei mir jedenfalls stark gesunken.
Daß man nur die Baugruppen bearbeitet, die Fehlfunktionen aufweisen, kenne ich vom Motorenbau: "never touch a running system" heißt es da. Ich sollte mich also nicht selbst verrückt machen und Ruhe bewahren.
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#34
Hallo Frank,
Dein Beitrag hat mich stark inspiriert. Es ist wohl so, daß ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe. Jede Menge Hebel, Gestänge, Treibräder und dann noch das Transistorengewusel führen zur Reizüberflutung.

Am 1229 war sogar der Haupthebel verbogen. Wie daß passieren konnte entzieht sich meiner Kenntnis. Das Vertrauen in diese Revision ist bei mir jedenfalls stark gesunken.
Daß man nur die Baugruppen bearbeitet, die Fehlfunktionen aufweisen, kenne ich vom Motorenbau: "never touch a running system" heißt es da.
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#35
Zum Thema Dual 1229 ÜberholungSadauch 1219 und 1249)
Ich habe schon einige dieser großen Duals komplett überholt.
Dazu ist es nötig, die Mechanik weitgehend zu zerlegen, zu reinigen und neu zu schmieren.
Dazu gehört auch der Dosenmotor und das Multisegment des Tonarms.
Nur wenn das alles sorgfältig gemacht wurde, geschmiert nach Vorgabe im Servicemanual 
funktionieren diese Spieler wieder zuverlässig und störungsfrei!?
Dazu gibt es unzählige Beiträge im Dualboard!?
Übrigens ist die sogenannte Höhenverstellung des Tonarms keine echte Höhenverstellung, wie bsw. beim
CS 704 und 721, sondern lediglich dazu eingerichtet, um im Wechselbetrieb den Winkel der Nadel etwas zu mitteln, damit bei den verschiedenen Höhen im Plattenstapel die Nadel in etwa
gleichem Winkel aufsetzt!
Grüße aus dem schönen Schwabenland
Berthold

Alle sagten, das geht nicht!
Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht! Tongue
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#36
Gestern hat sich Andreas freundlicherweise mein Grundig angesehen. Nach kurzer Suche waren die Fehler gefunden: an der rechten Spule war ein Bremshebel festgeklebt, die Kupplungsscheiben trennten auch nicht mehr richtig und die Spulenhöhe mußte neu ausgerichtet werden. Anschließend gab's noch eine Tonkopfreinigung und ein fast 60 jähriges Tonbandgerät läuft wieder einwandfrei.
Die Probeaufnahmen zuhause haben mich begeistert. Satter Ton, kein Rauschen oder andere Nebengeräusche. Ich bin begeistert!!

Gestern war ein guter Tag. Endlich läuft mein Grundig bestens und außerdem habe ich noch einen sympathischen und äußerst hilfsbereiten Hobbykolegen kennen gelernt. Nochmals vielen Dank für deine Hilfe Andreas.
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#37
(23.08.2024, 07:09)Lufabe schrieb: Zum Thema Dual 1229 ÜberholungSadauch 1219 und 1249)
Ich habe schon einige dieser großen Duals komplett überholt.
Dazu ist es nötig, die Mechanik weitgehend zu zerlegen, zu reinigen und neu zu schmieren.
Dazu gehört auch der Dosenmotor und das Multisegment des Tonarms.
Nur wenn das alles sorgfältig gemacht wurde, geschmiert nach Vorgabe im Servicemanual 
funktionieren diese Spieler wieder zuverlässig und störungsfrei!?
Dazu gibt es unzählige Beiträge im Dualboard!?
Übrigens ist die sogenannte Höhenverstellung des Tonarms keine echte Höhenverstellung, wie bsw. beim
CS 704 und 721, sondern lediglich dazu eingerichtet, um im Wechselbetrieb den Winkel der Nadel etwas zu mitteln, damit bei den verschiedenen Höhen im Plattenstapel die Nadel in etwa
gleichem Winkel aufsetzt!

Vielen Dank für die Infos. Dem 1229 werde ich ich mich zu einem späteren Zeitpunkt widmen. Grundsätzlich funktioniert er ja, bis auf den Wechsler. Das Cassettendeck c 901 funktioniert leider gar nicht. Das ist demnächst fällig.
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#38
(27.08.2024, 20:36)Rückkoppler schrieb: Vielen Dank für die Infos. Dem 1229 werde ich ich mich zu einem späteren Zeitpunkt widmen. Grundsätzlich funktioniert er ja, bis auf den Wechsler. Das Cassettendeck c 901 funktioniert leider gar nicht. Das ist demnächst fällig.

Wenn "nur" die Wechslerfunktion nicht funktioniert könnte es an folgendem liegen:
-Der Gummiring der das Multisegment in seiner jeweiligen Stellung fixiert ist spröde, bzw. defekt.
Das lässt sich leicht beheben durch einen Ersatz aus einem Silikonschlauch.
- Das Hebestück des Multisegments ist gebrochen, passiert, wenn man den Hebel des Multisegments gegen den Widerstand
bewegt. Dann hilft leider nur ein neuer Tonarm.
.zip   P1100119.zip (Größe: 3.1 MB / Downloads: 5)
.zip   P1100128.zip (Größe: 2.6 MB / Downloads: 1)

Irgendwie funktioniert das einfügen von Bildern noch nicht. Huh
Grüße aus dem schönen Schwabenland
Berthold

Alle sagten, das geht nicht!
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#39
Der Gummiring sieht neuwertig aus und das Multisegment hebt beim Umschalten den Tonarm an.
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#40
https://www.hifi-archiv.info/Dual%20Anle...index.html
Hier hast du mal das Servicemanual!
Auf Seite 19 ist eine Explosionszeichnung und die Abwurfwippe zu erkennen ( Teil 178 oder 179)
Auf dieser ist eine kleine Rolle, die meistens festsitzt, weil das Öl verharzt ist.
Mit dem Föhn kann man das wieder gangbar machen, dann mit Iso reinigen und mit Feinöl ölen.
Das kann auch die Ursache sein, wenn sonst alles in Ordnung ist.
Grüße aus dem schönen Schwabenland
Berthold

Alle sagten, das geht nicht!
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#41
nur ein kleiner Tipp - die Serviceanleitungen im HiFi Archiv liegen als einzelne jpg-Dateien vor und sind dadurch sehr unpraktisch, außerdem schwankt die Qualität sehr stark. Die Dual GmbH ( www.dual.de ) hat aber die Servicemappen für die meisten alten Geräte als pdf online gestellt, für den 1229 gibt es sie z.B. hier:

https://dual.de/wp-content/uploads/Servi...l_1229.pdf

Achtung, wenn man auf den Link klickt, startet sofort der Download, keinen Schreck bekommen. Den Einstieg erreicht man unter diesem Link:

https://dual.de/service-support/

Hier kann man dann das Menü "Klassik-Geräte" aufklappen und sich weiter durchwühlen.

Gruß Frank
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#42
Sorry, die Wippe ist Teil 173 und das 
Rädchen am Ende müsste frei laufen!?
Grüße aus dem schönen Schwabenland
Berthold

Alle sagten, das geht nicht!
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#43
(29.08.2024, 08:09)nick_riviera schrieb: nur ein kleiner Tipp - die Serviceanleitungen im HiFi Archiv liegen als einzelne jpg-Dateien vor und sind dadurch sehr unpraktisch, außerdem schwankt die Qualität sehr stark. Die Dual GmbH ( www.dual.de ) hat aber die Servicemappen für die meisten alten Geräte als pdf online gestellt, für den 1229 gibt es sie z.B. hier:

https://dual.de/wp-content/uploads/Servi...l_1229.pdf

Achtung, wenn man auf den Link klickt, startet sofort der Download, keinen Schreck bekommen. Den Einstieg erreicht man unter diesem Link:

https://dual.de/service-support/

Hier kann man dann das Menü "Klassik-Geräte" aufklappen und sich weiter durchwühlen.

Gruß Frank

Danke für deinen Hinweis Frank. Mir liegt die Serviceanleitung schriftlich vor

(29.08.2024, 15:39)Lufabe schrieb: Sorry, die Wippe ist Teil 173 und das 
Rädchen am Ende müsste frei laufen!?

Das Rädchen habe ich kontrolliert. Es dreht sich leicht.
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#44
Okay, dann die Vorgehensweise im Servicemanual versuchen. Angel
Grüße aus dem schönen Schwabenland
Berthold

Alle sagten, das geht nicht!
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