15.05.2017, 20:37
Nein, es geht hier nicht um ein Tonbandgerät aus Kuba, sondern um eines von Kuba, dem bekannten deutschen Hersteller von Tonmöbeln.
Das Gerät trägt keinerlei Modellbezeichnung und auch kein Typenschild. Im Internet finden sich einige wenige Bilder eines sehr ähnlichen Geräts, welchem die Modellbezeichnung « Chérie » zugeschrieben wird. Da ich zu meinem Gerät leider gar keine Unterlagen besitze, belasse ich es hier einfach bei der Bezeichnung « Kuba ». Das zumindest steht auf dem Koffer drauf.
Das Gerät aus dem Baujahr 1955 steckt in einem dünnwandigen Koffer mit braunem Kunststoffüberzug in Schlangenlederoptik (bitte jetzt keine tiefergehenden zoologischen Fragen, ich kenne mich da überhaupt nicht aus; vielleicht wäre ein anderes Reptil als Beschreibung besser geeignet, vielleicht auch gar kein Reptil).
Der Koffer ist im Stil der fünfziger Jahre ansprechend gestaltet und sorgfältig verarbeitet. Die Kanten sind mit braunem Kunststoffband eingefaßt. Ob das Band tatsächlich vernäht wurde oder die Stiche lediglich der Dekoration dienen habe ich nicht näher ergründet.
An der Koffervorderseite finden sich die Lautsprecherabdeckung in Gestalt eines Messinggitters sowie der solide Tragegriff. Standfüße an Unter- und Rückseite erlauben das Abstellen des Koffers sowohl in waagrechter wie in senkrechter Position.
Die Abmessungen des Koffers betragen B x T x H 38 x 32 x 18,5 cm, das Gewicht beträgt ca. 8 kg.
Der Eindruck sorgfältiger Gestaltung und ansprechender Optik wid nach dem Öffnen des Koffers noch verstärkt.
Die Innenseite des Deckels ist mit dunklem Tuch bezogen und verfügt über diverse Haltebänder und Taschen zu Unterbringung von Zubehör wie Mikrophon oder Kabeln. Für das Netzkabel gibt es eine per Druckknopf zu schließende Lasche, der Netzstecker kann in einen kleinen Holzklotz am rechten Deckelrand eingesteckt werden. So ist das Kabel sicher verstaut und poltert beim Transport nicht umher.
Das Band läuft – ganz konventionell – von links nach rechts, aber – schon nicht mehr ganz so konventionell – oben herum. Beim Blick ins Innere werden wir gleich noch mehr Unkonventionelles sehen.
Der maximale Spulendurchmesser beträgt 11 cm. Das ist etwas wenig für ein Gerät dieser Größe. Das Telefunken Magnetophon KL65 kann 13er, Grundigs TK5 und das Uher 95 gar 15er, alles Röhrenkoffer von vergleichbaren Abmessungen. Dabei hat man beim Kuba Platz verschenkt, wie das obige Bild zeigt. Es fehlen nur wenige Millimeter und man könnte 13er auflegen. Die Bandteller etwas nach außen und nach unten gerückt, die Reihe der Tasten etwas weiter nach unten, jeweils nur wenige Millimeter, und schon hätte es gereicht.
Zwischen den beiden Spulen befindet sich die Aussteuerungsanzeige in Gestalt einer Röhre EM 80.
Unten rechts findet man vier Tasten zur Wahl der Aufnahme- und Wiedergabefunktion sowie zum Ausschalten des Geräts. Das Ein- und Ausschalten funktioniert hier wie bei einem Dampfradio der Fünfziger. Niederdrücken einer Aufnahme- bzw. Wiedergabetaste schaltet das Gerät ein, d. h. der Motor läuft an und der Verstärker wird unter Spannung gesetzt, Drücken der Aus-Taste schaltet das Gerät ab. Dabei springt die gedrückte Aufnahme- bzw. Wiedergabetaste wieder heraus.
Unten links sitzen vier Tasten für den schnellen Rück- und Vorlauf sowie für Start und Stop des Bandtransports bei Aufnahme und Wiedergabe. Eine mechanische Blockade sorgt dafür, daß die Start-Taste nur bei gedrückter Stop-Taste betätigt werden kann. Der Bandtransport kann so nur bei stillstehendem Band gestartet werden.
Zwischen den beiden Tastenreihen befindet sich die schöne Banduhr, eingerahmt von Klang- und Lautstärkeregler.
Oberhalb der Plastikabdeckung befinden sich Anschlüsse für Mikro, Radio sowie für einen externen Lautspecher.
Werfen wir mal einen Blick auf das Innere. Aber Vorsicht beim Abnehmen der Deckplatte! Das Magische Auge ist mit einer Metallklammer unten an dieser Deckplatte befestigt. Zu heftiges Zerren könnte zu Beschädigungen führen.
Der Antrieb der beiden Bandteller erfolgt über einen ziemlich langen Rundriemen, welcher von der Tonwelle aus angetrieben wird. Dazu wird der Riemen in einer Art Omega-Umschlingung um eine Riemenscheibe geführt. An beiden Bandtellern wird dieser Riemen über schwenkbare Hebel vorbeigeführt. Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird der rechte bzw. linke Hebel fest gegen den jeweiligen Bandteller gedrückt, wodurch der nötige Kraftschluß erzeugt wird. Bewegt werden die Hebel über Seilzüge durch Niederdrücken der entsprechenden Tasten. Im Aufnahme- bzw. Wiedergabebetrieb wird der rechte Hebel nur leicht gegen den Bandteller gedrückt, sodaß sich eine Rutschkupplung ergibt. Auch diese Bewegung erfolgt mittels eines Seilzugs, der in diesem Fall aber nicht direkt von der Start-Taste, sondern von der schwenkbaren Tonkopfträgerplatte betätigt wird.
Schwenkbare Tonkopfträgerplatte?
Betrachten wir die Anordnung mal aus der anderen Richtung.
Üblicherweise sind beim Tonbandgerät die Köpfe ja auf einer fest mit dem Chassis verschraubten Platte fixiert und das Band wird bei Start mittels Hebeln, Andruckfilzen oder was auch immer an die Köpfe herangeführt. Die umgekehrte Vorgehensweise kennt man eher aus dem Kassettenrekorder. Hier ist es jedoch so, daß bei Start die Köpfe aufs Band zubewegt werden. Die Köpfe sind dazu auf einer schwenkbaren Trägerplatte montiert. Die Schwenkachse sitzt unmittelbar links von der Andruckrolle (mit großem Sicherungsring oben drauf). Ausgeführt wird die Schwenkbewegung über einen Seilzug, der, von der Start-Taste kommend, an einem Hebel rechts im Bild zieht und welcher die Kopfträgerplatte mitnimmt.
Fällt jemandem hier noch etwas auf?
Zu dieser ungewöhnlichen Mechanik kommt noch hinzu, daß die Köpfe hier (ebenfalls wie bei einem Kassettenrekorder!) außerhalb des Bandlaufs sitzen. Das Band muß also Schicht außen abgespielt werden! So etwas habe ich bei noch keinem Heimtonbandgerät gesehen.
Nachfolgend noch zwei Großaufnahmen der Köpfe.
Gelesen und geschrieben wird in der unteren Hälfte des Bandes. Ein irgendwie hingebogener Blechstreifen soll wohl als Brummklappe dienen.
Die Seilzüge werden übrigens über exzentrisch gelagerte Riemenscheiben geführt. So können sie bei Bedarf nachgespannt werden.
Ein Blick auf die Unterseite:
Der Antrieb der Tonwelle erfolgt mittels Flachriemen über die Schwungmasse durch einen Außenläufermotor. Sieht nach Papst aus, steht aber nirgends Papst drauf. Was aber draufsteht ist das Herstellungsdatum. 22. 7. 1955 lese ich da.
Der linke (abwickelnde) Bandteller wird durch einen kleinen Filz an der Unterseite seiner Achse ständig etwas gebremst.
Elektronik im Stil der Zeit:
Kondensatoren der Marke Niwatrop waren mir bisher unbekannt. Ein Vorbesitzer hat hier schon einige Teile ausgetauscht.
Eingezwängt zwischen die hier sichtbare Platte mit den Elektronikteilen und die darüberliegende Platte, welche die Mechanik trägt, befinden sich noch ein paar Röhren.
Der vierstufige Verstärker arbeitet mit EF 804, ECC 83 und EL 42, der Hf-Generator mit ECC 82.
Wie man sehen konnte, ist das ganze Chassis an einer Holzplatte befestigt, die an ihrer Oberseite mit dem zum Koffer passenden Schlangenlederimitat überzogen ist. Diese Platte ruht auf entsprechenden Stützen des Koffers, mit dem sie durch insgesamt acht Schrauben verbunden ist.
Das Herausnehmen und Einsetzen des Chassis ist etwas knifflig. Vor allem im Bereich des Lautsprechers geht es sehr eng zu in diesem Koffer. Die Aussparung des Chassis, die Platz für den Lautsprecher schaffen soll, ist so knapp bemessen, daß zwischen Chassis und Lautsprecher an manchen Stellen höchstens ein Millimeter Platz bleibt. Das Chassis sollte möglichst genau senkrecht aus dem Koffer gehoben bzw. in ihn abgesenkt werden, weil sonst die Gefahr besteht, daß das scharfkantige Chassis die Litzen des Lautsprechers durchtrennt, welche die Verbindung zwischen den Lötösen des Lautsprechers und der Lautsprecherspule herstellen. Dieses Malheur ist offenbar schon einem früheren Reparateur passiert, denn ich erhielt das Gerät mit einer duchtrennten und notdürftig geflickten Litze. Und mir ist es auch passiert, weil ich nicht gleich begriffen habe, wie eng es da zugeht.
Freundlicherweise hat man auf dem Kofferboden den Schaltplan angebracht. Interessenten finden ihn im Downloadbereich. Leider auch hier keine Modell- oder Typbezeichnung. Noch nicht mal ein Hinweis auf die Firma Kuba.
Fazit: ein nett anzusehendes Gerätchen mit ein paar ungewöhnlichen technischen Lösungen.
Leider besitze ich dazu keinerlei technische Unterlagen, kann also auch nicht mit technischen Daten dienen. Wenn jemand dazu Informationen hat, so sind diese hier höchst willkommen.
Interessant wäre auch ein Blick in die Bedienungsanleitung dieses Geräts, die mir leider auch fehlt. Irgendwie mußte man dem Käufer ja die Sache mit der außenliegenden Magnetschicht erklären. Entsprechend gewickelte Bänder waren in jenen Fachgeschäften, in denen sich der Amateur gewöhnlich versorgte, nicht erhältlich, oder? Bändertausch mit anderen Amateuren klappte ja auch nicht einfach so.
Über die Geschichte der Firma Kuba weiß ich nur, was auf den Seiten des Kuba-Museums und in der Wikipedia steht. Demnach war Kuba zunächst nur mit der Herstellung der Möbel befaßt. Die Geräte, also Radios, Fernseher und Plattenspieler wurden stets zugekauft. Auch Tonbandgeräte wurden zugekauft. Von AEG und SABA ist die Rede. Dies soll sich erst mit der Übernahme der Continental-Rundfunkwerke in Osterode geändert haben, die im Jahr 1958 erfolgte. Erst von diesem Zeitpunkt an verfügte man bei Kuba auch über die Kompetenz, eigene Elektronik zu entwickeln.
Wer hat dann also dieses Tonbandgerät gebaut, welches offenbar aus dem Jahr 1955 stammt, also aus der Zeit vor der Übernahme der Continental-Rundfunkwerke? Die Bauteile stammen von westdeutschen Herstellern, die Röhren von Valvo und Telefunken. Das Laufwerk ist eine völlig eigenständige Konstruktion, die nicht die geringste Ähnlichkeit mit Laufwerken mir bekannter westdeutscher Geräte aus jener Zeit hat. Hat man das Gerät also doch bei Kuba selbst entwickelt und gebaut? Die Montage des Chassis auf einer Holzplatte, die Anbringung aller Anschlüsse an der Oberseite und auch das Herausführen des Netzkabels an der Oberseite prädestinieren das Gerät für den Einbau in eine Truhe, passend zum Hauptbetätigungsfeld der Firma. Der Verkauf als eigenständiger Koffer könnte eine zusätzliche Option gewesen sein.
Wenn also jemand Näheres zu diesem Gerät weiß, dann gerne her mit den Infos.
Gruß
TSF
Das Gerät trägt keinerlei Modellbezeichnung und auch kein Typenschild. Im Internet finden sich einige wenige Bilder eines sehr ähnlichen Geräts, welchem die Modellbezeichnung « Chérie » zugeschrieben wird. Da ich zu meinem Gerät leider gar keine Unterlagen besitze, belasse ich es hier einfach bei der Bezeichnung « Kuba ». Das zumindest steht auf dem Koffer drauf.
Das Gerät aus dem Baujahr 1955 steckt in einem dünnwandigen Koffer mit braunem Kunststoffüberzug in Schlangenlederoptik (bitte jetzt keine tiefergehenden zoologischen Fragen, ich kenne mich da überhaupt nicht aus; vielleicht wäre ein anderes Reptil als Beschreibung besser geeignet, vielleicht auch gar kein Reptil).
Der Koffer ist im Stil der fünfziger Jahre ansprechend gestaltet und sorgfältig verarbeitet. Die Kanten sind mit braunem Kunststoffband eingefaßt. Ob das Band tatsächlich vernäht wurde oder die Stiche lediglich der Dekoration dienen habe ich nicht näher ergründet.
An der Koffervorderseite finden sich die Lautsprecherabdeckung in Gestalt eines Messinggitters sowie der solide Tragegriff. Standfüße an Unter- und Rückseite erlauben das Abstellen des Koffers sowohl in waagrechter wie in senkrechter Position.
Die Abmessungen des Koffers betragen B x T x H 38 x 32 x 18,5 cm, das Gewicht beträgt ca. 8 kg.
Der Eindruck sorgfältiger Gestaltung und ansprechender Optik wid nach dem Öffnen des Koffers noch verstärkt.
Die Innenseite des Deckels ist mit dunklem Tuch bezogen und verfügt über diverse Haltebänder und Taschen zu Unterbringung von Zubehör wie Mikrophon oder Kabeln. Für das Netzkabel gibt es eine per Druckknopf zu schließende Lasche, der Netzstecker kann in einen kleinen Holzklotz am rechten Deckelrand eingesteckt werden. So ist das Kabel sicher verstaut und poltert beim Transport nicht umher.
Das Band läuft – ganz konventionell – von links nach rechts, aber – schon nicht mehr ganz so konventionell – oben herum. Beim Blick ins Innere werden wir gleich noch mehr Unkonventionelles sehen.
Der maximale Spulendurchmesser beträgt 11 cm. Das ist etwas wenig für ein Gerät dieser Größe. Das Telefunken Magnetophon KL65 kann 13er, Grundigs TK5 und das Uher 95 gar 15er, alles Röhrenkoffer von vergleichbaren Abmessungen. Dabei hat man beim Kuba Platz verschenkt, wie das obige Bild zeigt. Es fehlen nur wenige Millimeter und man könnte 13er auflegen. Die Bandteller etwas nach außen und nach unten gerückt, die Reihe der Tasten etwas weiter nach unten, jeweils nur wenige Millimeter, und schon hätte es gereicht.
Zwischen den beiden Spulen befindet sich die Aussteuerungsanzeige in Gestalt einer Röhre EM 80.
Unten rechts findet man vier Tasten zur Wahl der Aufnahme- und Wiedergabefunktion sowie zum Ausschalten des Geräts. Das Ein- und Ausschalten funktioniert hier wie bei einem Dampfradio der Fünfziger. Niederdrücken einer Aufnahme- bzw. Wiedergabetaste schaltet das Gerät ein, d. h. der Motor läuft an und der Verstärker wird unter Spannung gesetzt, Drücken der Aus-Taste schaltet das Gerät ab. Dabei springt die gedrückte Aufnahme- bzw. Wiedergabetaste wieder heraus.
Unten links sitzen vier Tasten für den schnellen Rück- und Vorlauf sowie für Start und Stop des Bandtransports bei Aufnahme und Wiedergabe. Eine mechanische Blockade sorgt dafür, daß die Start-Taste nur bei gedrückter Stop-Taste betätigt werden kann. Der Bandtransport kann so nur bei stillstehendem Band gestartet werden.
Zwischen den beiden Tastenreihen befindet sich die schöne Banduhr, eingerahmt von Klang- und Lautstärkeregler.
Oberhalb der Plastikabdeckung befinden sich Anschlüsse für Mikro, Radio sowie für einen externen Lautspecher.
Werfen wir mal einen Blick auf das Innere. Aber Vorsicht beim Abnehmen der Deckplatte! Das Magische Auge ist mit einer Metallklammer unten an dieser Deckplatte befestigt. Zu heftiges Zerren könnte zu Beschädigungen führen.
Der Antrieb der beiden Bandteller erfolgt über einen ziemlich langen Rundriemen, welcher von der Tonwelle aus angetrieben wird. Dazu wird der Riemen in einer Art Omega-Umschlingung um eine Riemenscheibe geführt. An beiden Bandtellern wird dieser Riemen über schwenkbare Hebel vorbeigeführt. Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird der rechte bzw. linke Hebel fest gegen den jeweiligen Bandteller gedrückt, wodurch der nötige Kraftschluß erzeugt wird. Bewegt werden die Hebel über Seilzüge durch Niederdrücken der entsprechenden Tasten. Im Aufnahme- bzw. Wiedergabebetrieb wird der rechte Hebel nur leicht gegen den Bandteller gedrückt, sodaß sich eine Rutschkupplung ergibt. Auch diese Bewegung erfolgt mittels eines Seilzugs, der in diesem Fall aber nicht direkt von der Start-Taste, sondern von der schwenkbaren Tonkopfträgerplatte betätigt wird.
Schwenkbare Tonkopfträgerplatte?
Betrachten wir die Anordnung mal aus der anderen Richtung.
Üblicherweise sind beim Tonbandgerät die Köpfe ja auf einer fest mit dem Chassis verschraubten Platte fixiert und das Band wird bei Start mittels Hebeln, Andruckfilzen oder was auch immer an die Köpfe herangeführt. Die umgekehrte Vorgehensweise kennt man eher aus dem Kassettenrekorder. Hier ist es jedoch so, daß bei Start die Köpfe aufs Band zubewegt werden. Die Köpfe sind dazu auf einer schwenkbaren Trägerplatte montiert. Die Schwenkachse sitzt unmittelbar links von der Andruckrolle (mit großem Sicherungsring oben drauf). Ausgeführt wird die Schwenkbewegung über einen Seilzug, der, von der Start-Taste kommend, an einem Hebel rechts im Bild zieht und welcher die Kopfträgerplatte mitnimmt.
Fällt jemandem hier noch etwas auf?
Zu dieser ungewöhnlichen Mechanik kommt noch hinzu, daß die Köpfe hier (ebenfalls wie bei einem Kassettenrekorder!) außerhalb des Bandlaufs sitzen. Das Band muß also Schicht außen abgespielt werden! So etwas habe ich bei noch keinem Heimtonbandgerät gesehen.
Nachfolgend noch zwei Großaufnahmen der Köpfe.
Gelesen und geschrieben wird in der unteren Hälfte des Bandes. Ein irgendwie hingebogener Blechstreifen soll wohl als Brummklappe dienen.
Die Seilzüge werden übrigens über exzentrisch gelagerte Riemenscheiben geführt. So können sie bei Bedarf nachgespannt werden.
Ein Blick auf die Unterseite:
Der Antrieb der Tonwelle erfolgt mittels Flachriemen über die Schwungmasse durch einen Außenläufermotor. Sieht nach Papst aus, steht aber nirgends Papst drauf. Was aber draufsteht ist das Herstellungsdatum. 22. 7. 1955 lese ich da.
Der linke (abwickelnde) Bandteller wird durch einen kleinen Filz an der Unterseite seiner Achse ständig etwas gebremst.
Elektronik im Stil der Zeit:
Kondensatoren der Marke Niwatrop waren mir bisher unbekannt. Ein Vorbesitzer hat hier schon einige Teile ausgetauscht.
Eingezwängt zwischen die hier sichtbare Platte mit den Elektronikteilen und die darüberliegende Platte, welche die Mechanik trägt, befinden sich noch ein paar Röhren.
Der vierstufige Verstärker arbeitet mit EF 804, ECC 83 und EL 42, der Hf-Generator mit ECC 82.
Wie man sehen konnte, ist das ganze Chassis an einer Holzplatte befestigt, die an ihrer Oberseite mit dem zum Koffer passenden Schlangenlederimitat überzogen ist. Diese Platte ruht auf entsprechenden Stützen des Koffers, mit dem sie durch insgesamt acht Schrauben verbunden ist.
Das Herausnehmen und Einsetzen des Chassis ist etwas knifflig. Vor allem im Bereich des Lautsprechers geht es sehr eng zu in diesem Koffer. Die Aussparung des Chassis, die Platz für den Lautsprecher schaffen soll, ist so knapp bemessen, daß zwischen Chassis und Lautsprecher an manchen Stellen höchstens ein Millimeter Platz bleibt. Das Chassis sollte möglichst genau senkrecht aus dem Koffer gehoben bzw. in ihn abgesenkt werden, weil sonst die Gefahr besteht, daß das scharfkantige Chassis die Litzen des Lautsprechers durchtrennt, welche die Verbindung zwischen den Lötösen des Lautsprechers und der Lautsprecherspule herstellen. Dieses Malheur ist offenbar schon einem früheren Reparateur passiert, denn ich erhielt das Gerät mit einer duchtrennten und notdürftig geflickten Litze. Und mir ist es auch passiert, weil ich nicht gleich begriffen habe, wie eng es da zugeht.
Freundlicherweise hat man auf dem Kofferboden den Schaltplan angebracht. Interessenten finden ihn im Downloadbereich. Leider auch hier keine Modell- oder Typbezeichnung. Noch nicht mal ein Hinweis auf die Firma Kuba.
Fazit: ein nett anzusehendes Gerätchen mit ein paar ungewöhnlichen technischen Lösungen.
Leider besitze ich dazu keinerlei technische Unterlagen, kann also auch nicht mit technischen Daten dienen. Wenn jemand dazu Informationen hat, so sind diese hier höchst willkommen.
Interessant wäre auch ein Blick in die Bedienungsanleitung dieses Geräts, die mir leider auch fehlt. Irgendwie mußte man dem Käufer ja die Sache mit der außenliegenden Magnetschicht erklären. Entsprechend gewickelte Bänder waren in jenen Fachgeschäften, in denen sich der Amateur gewöhnlich versorgte, nicht erhältlich, oder? Bändertausch mit anderen Amateuren klappte ja auch nicht einfach so.
Über die Geschichte der Firma Kuba weiß ich nur, was auf den Seiten des Kuba-Museums und in der Wikipedia steht. Demnach war Kuba zunächst nur mit der Herstellung der Möbel befaßt. Die Geräte, also Radios, Fernseher und Plattenspieler wurden stets zugekauft. Auch Tonbandgeräte wurden zugekauft. Von AEG und SABA ist die Rede. Dies soll sich erst mit der Übernahme der Continental-Rundfunkwerke in Osterode geändert haben, die im Jahr 1958 erfolgte. Erst von diesem Zeitpunkt an verfügte man bei Kuba auch über die Kompetenz, eigene Elektronik zu entwickeln.
Wer hat dann also dieses Tonbandgerät gebaut, welches offenbar aus dem Jahr 1955 stammt, also aus der Zeit vor der Übernahme der Continental-Rundfunkwerke? Die Bauteile stammen von westdeutschen Herstellern, die Röhren von Valvo und Telefunken. Das Laufwerk ist eine völlig eigenständige Konstruktion, die nicht die geringste Ähnlichkeit mit Laufwerken mir bekannter westdeutscher Geräte aus jener Zeit hat. Hat man das Gerät also doch bei Kuba selbst entwickelt und gebaut? Die Montage des Chassis auf einer Holzplatte, die Anbringung aller Anschlüsse an der Oberseite und auch das Herausführen des Netzkabels an der Oberseite prädestinieren das Gerät für den Einbau in eine Truhe, passend zum Hauptbetätigungsfeld der Firma. Der Verkauf als eigenständiger Koffer könnte eine zusätzliche Option gewesen sein.
Wenn also jemand Näheres zu diesem Gerät weiß, dann gerne her mit den Infos.
Gruß
TSF