Fragen zur AKAI 210D
#1
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Per Zufall hat sich so ein komisches Gerät in meine Hütte verirrt. Ein richtiges Tonbandgerät kann es nicht sein, da es nicht von Studer, sondern von Akai kommt....Wink

Es handelt sich um ein Akai 210 D mit Autoreverse. Hat jemand grundlegende Eckdaten?

Vor / Rücklauf und Wiedergabe funktionieren, auch die Umschaltung der Laufrichtung, sogar automatisch und manuell. Beim schnellen Umspulen ist ein Geräusch zu hören, vermutlich vom Zählwerk. Von einem Dreimotorenlaufwerk hätte ich kürzere Umspulzeiten erwartet. Der Tonmotor ist nicht ganz geräuschlos, können das andere Hersteller einfach besser oder ist das schon ein Lagerschaden?

Die Spurumschaltung erfolgt über Höhenverschiebung des Höropfs. Hat jemand Erfahrung damit, wie es mit der Langzeitstabilität dieser Mechanik aussieht? Der Kopf wird recht schwungvoll an die Anschläge geworfen, gibt mir etwas zu denken..

Bemerkenswert ist, dass das Akai 210D lange Jahre in einer Kellerbar herumstand. Den Staubschichten nach zu urteilen, war die Bar selber auch schon länger in Rente. Das Gerät stammt aus einem Nachlass, ich habe es bekommen, weil ein TB- Fachmann mit dem ersten Blick erkannt hatte, dass die Köpfe hin sind. "Sie können es mitnehmen, die Köpfe sind kaputt, das ist alles billiger Japanschrott" Na ja, die ebenfalls herumstehenden Shamrockbänder beseitigten meine letzten Zweifel an defekten GX- Köpfen. Und richtig, mit reichlich Q-Tips und Alk den Siff abgemacht, und ab ging die Post, zumindest über die Kopfhörer. Mit dem Schmand im Bandpfad hätte Shamrock noch etliche Bänder beschichten können.

Aufmachen werde ich es später. Drollig ist, dass die Seitenteile aus mehrschichtigem, furniertem Sperrholz bestehen (Nobelmarke Revox brachte hier billiges Pressspanmterial zum Einsatz) die Rückwand aber aus ordinärer Presspappe. Dann werde ich mir die an anderer Stelle heftig kritisierten Mikroschalter und Blechpressteile selber mal anschauen.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#2
Ich hatte jahrelang ein GX-210D im Alltagsbetrieb: sehr kurze Umspulzeiten, keine Geräusche vom Capstanmotor. Das sind bei Deinem Gerät sicher Verschleißerscheinungen.

Mit dem Reverse-Betrieb habe ich keine Erfahrung: der war bei meinem von Anfang an defekt, und ich hab's auch nicht vermißt. Viel mehr hat mich gestört, daß keine Mono-Spuren einzeln abgespielt werden können.

Das Gerät hat bei mir 8 Jahre problemlos gelaufen. Dann gab's elektrische Probleme mit der Wiedergabe, und nachdem das Gerät zwei Jahre rumgestanden hat, habe ich es verkauft. Heute bedaure ich das.

Gruß, Wolfgang
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#3
Hey,

ich bin noch einer der eine solche Maschine hat (sie aber nicht mehr benutzt).

Ich kann Wolfgangs Erfahrungen mit der AKAI im Wesentlichen bestätigen und kann mir auch nur denken, bei Deiner, lieber Frank sind starke Alterserscheinungen die Ursache für die Fehler/Abnutzung.

Bei uns im AUDIOCLUB lief diese 4-Spur-Maschine über viele Jahre hinweg ohne eine einzige Reparatur. Und die Köpfe sehen neuwertig aus... kein Wunder: SHAMROCK-Bänder wurden darauf nicht abgespielt. - Zuletzt gab es ein Problem mit der Stereo-Wiedergabe, es ist nur ein Kanal zu hören.

Gruß, Euer Gunther
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#4
Wie man fehlende Kanäle wie erweckt, erklärt Karl-Heinz auf seiner Seite tonbandhobby unter Reparaturen! Eigentlich muss man nur wissen, was wo zu reinigen ist...
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#5
Ich kenne nur die drei Jahre jüngere GX-215D, aber das Autoreverse ist wohl kappes, der einzige wirkliche Konstruktionsfehler dieser Maschine. Alles bloß gestanztes Stahlblech.

Der Wiedergabeverstärker meiner Maschine ist auch nicht der Hit: Dadurch, daß er im Hochtonbereich schnell übersteuert, verringert er die Aussteuerbarkeit um mindestens 5dB. Für Freunde der Bandsättigung ist die Maschine so völlig unbrauchbar.
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#6
=> Gunter: >>Und die Köpfe sehen neuwertig aus... kein Wunder: SHAMROCK-Bänder wurden darauf nicht abgespielt.<<

Unter dem Abrieb sind die Köpfe absolut top. Das Geräusch vom Motor kommt vom Riemen, der ist versprödet und wenn die harte Stelle aufkommt, entsteht das Geräusch. Mal gucken, ob die Wickelmotoren etwas Schmiermittel vertagen können.

Was das Blechchassis angeht, es macht einen vertrauenserweckenden Eindruck, eine niederländische Firma, deren Name mir entfallen ist hatte auch mal Blech verbaut. Da man in Eindhoven dem Leichtbau huldigte, waren die Geräte eingermaßen labil. Die Söhne Nippons haben da schon solider gearbeitet. Immerhin ist es ein Consumer - Gerät, das wird nie so solide wie für´s Studio.

Nur ob die Akai bei mir alt wird, ist fraglich.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
Gestanztes Blech als Werkstoff ist o.K., und die kleine Akai ist es auch. Kommt ja immer drauf an, was man draus macht.

Ich nehme die kleinen Akais gerne, um irgendwelche obskuren Bänder aus irgendwelchen Konvoluten abzuspielen. Die unkaputtbaren Köpfe sind da von Vorteil, ist ja oft Shamrock mit dabei. Die Qualität der Maschine reicht vollkommen aus, um einen Eindruck von der Tonqualität der Aufnahmen zu bekommen, auch dann wenn man das Auto-Reverse nutzt. Die Spuren stimmen bei vielen fremdbespielten Bändern eh nicht 100%ig, da fällt der Auto-Reverse-Fehler kaum auf.

Um selber etwas aufzunehmen braucht man sie nicht unbedingt verwenden, da gibt es besseres.

=> Frank (darklab)
Habe die Bedienungsanleitung, wenn Du sie brauchst, kriegst Du eine Kopie.

Michael
Michael(F)
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#8
=> Michael Franz: wäre nett, der Bandpfad ist verschlungen. BTW werde mich bald um die Studers kümmern, weil ich da eh ein paar Tascam 32 hole. Melde mich noch

Mittlerweile habe ich mal die Motoren gereinigt & geölt, 540 Meter werden nun in 1:45 Minuten umgespult, das scheint ok zu sein. Jetzt muß ich mal checken ob die Aufnahme funzt oder ob die Restsignale von dejustierten Wiedergabeköpfen kommen.


Fazit bislang: Akai ist nicht schlecht, robust gebaut, alles logisch und sauber gemacht.
Studer ist anders.
Laminat und Linoleum sind auch Bodenbeläge.
Parkett ist anders.

Frank ( darklab )
Frank


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#9
@Frank: Natürlich kann eine Akai, die neu nicht mal 1.000 DM (und somit nur unrwesentlich mehr als eine Philips 4504) gekostet hat, nicht gegen ein professionelles Studer-Gerät bestehen. Ein realistischer Vergleich wäre z.B. B77 gegen GX-650, und dann weiß man schon gar nicht mehr so eindeutig, ob nun das Laminat oder das Parkett aus Japan kommt. ;-)
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#10
In den frühen 70ern gehörte die GX-210D m.E. tatsächlich zu den besten Maschinen, die man für 'nen Tausender (bzw. etwas mehr, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) bekommen konnte, vorausgesetzt man konnte auf Monobetrieb verzichten und sich mit den Knebelschaltern anfreunden.

Eine Bedienungsanleitung zum Download als PDF gibt's hier:

www.spulentonband-robert.de/4images/details.php?image_id=959

Der (Preis-)Vergleich mit der N4504 hinkt aber etwas: die kam ein paar Jahre später, da waren die Preise schon ins Rutschen gekommen durch die Konkurrenz der Cassettendecks.

Gruß, Wolfgang
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#11
Ich muß mich korrigieren. Der Fehler der Akai GX-215D liegt im Aufnahmeverstärker. Die entstehenden Differenztöne sind Modulationen des übersteuernden Nutzsignals mit der Hf-Vormagnetisierung. Spezielle Aufnahmeköpfe haben meist einen schlechteren Wirkungsgrad als Kombiköpfe, darum erfordert es einen gewissen Aufwand, einen guten Aufsprechverstärker dafür zu bauen. Ich kann mich noch an die Revox A77 erinnern, und das Schaltbild habe ich im Internet gefunden. Da wurde einiges an Aufwand getrieben, unter anderem zwei HF-Sperren, von denen die Akai keine einzige hat. Komisch, wie man so gute Köpfe entwickeln kann, wenn man keine Ahnung von Elektronik hat.
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#12
Die Japaner waren - nicht nur im Tonbandgerätebau - vor allem eines: Die Meister der primitiven Lösung. Da meine ich jetzt nicht negativ. "Quick 'n dirty" war für sie offenbar keine Schande.

Der Akai wird man, wenn überhaupt, Micro-Eingänge spendiert haben in dem sicheren Wissen, daß sie kaum jemand nutzen wird. Das waren Geräte für den Musik-Fan, der Platten kopieren und Radiosendungen mitschneiden wollte. Dies bei mäßiger Aussteuerung und immer unter Verwendung der empfohlenen Bandsorte. Die Einmeßmöglichkeiten wurden so drastisch beschnitten. Wer sein Gerät zwecks Life-Aufnahme in den Jazz-Keller schleppen wollte, durfte sich diese Geräte nicht kaufen.

Unterschiedliche Anwender gewichten die verschiedenen Merkmale unterschiedlich und kommen so zu unterschiedlichen Kaufentscheidungen.

- Michael -
Michael(F)
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#13
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Ich will die Japaner nicht schlecht machen. Ein Ingenieurkunststück muß nicht immer besser sein als eine pragmatische Einfachlösung. Wenn die Funktion gegeben ist, ist es auch OK. Techniker würden sicher viel schönere Lösungen vorziehen, aber hinter Technikern steht immer ein Kalkulator, der den Preis drücken will.

Wie Timo weiter oben erwähnte, beim Vergleich der Flaggschiffe werden die technischen und preislichen Unterschiede geringer.

Wo alle Akai´s gnadenlos Punkte machen, sind die Tonköpfe, die dem Vernehmen nach unkaputtbar sind. Klar ist es seltsam mit einem riesigen Knebel einen recht kleinen Schalter zu betätigen. Der Schalter selbst aber scheint eine gute Qualität zu sein, denn bei meiner Akai (Kellerkind) war er noch nicht oxidiert und funktionierte er auch nach langer Zeit einwandfrei. Auf jeden Fall ist die Haptik der kleinen Akai nicht unangenehm. Ich persönlich habe mehr Vertrauen zu dieser Ratsch- Klack- Technik als zu labilen, wenn auch durchgestylten Plastiklösungen.

Vermutlich war auch damals der anvisierte Kundenkreis ein anderer, als der den die Studer- oder großen Akai- Maschinen bedienen wollten. Ein durchschnittlicher Hifi- Freund war sicher gut bedient mit diesem Gerät, besonders wenn er lange Spielzeiten haben wollte. hier hat Autoreverse in der Tat Vorteile, zumindest wenn man in der 18er Klasse bleibt. Was mir auch gut gefällt ist die Tatsache, dass die Andruckrolle nach dem Abschalten vom Capstan abhebt. Das war nicht bei allen Geräten der Fall.

Frank ( darklab )
Frank


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#14
Hallo,

kaputte Tonköpfe bei einem Akai hat eigentlich seltensheitwert!. Sofern die nicht durch Knacksen, Rauschen oder keine Tonübertragung auffallen ist normalerweise alles OK. Habe in 30 Jahren Betrieb mehrerer Akais nur einmal einen Defekten Tonkopf erlebt und der wurde dann bei einem Gerät mit Baujahr Anfang der 70er auf GARANTIE !!!! kostenlos ausgetauscht (ca. 1996)!
Meistens müssen die Dinger nur mal gründlich gereinigt werden und natürlich regelmäßig entmagnetisiert werden. Ich habs vor jeder Aufnahme gemacht und nur beste Erfahrungen gesammelt.

Bei der 210D ist es ganz wichtig, daß alle Teile der Mechanik gut justiert sind und wo erforderlich die notwendige Schmierung vorhanden ist. Wenn die Mechanik lauter wird, sind es meistens hart gewordene Gummilagerungen. Diese kann man ggf. gegen Standardteile austauschen, z.B. entsprechende Gummidichtringe oder ähnliche Teile. Conrad und Reichelt haben als solche Teile in Ganzen Sätzen gehabt.

Gruß

Oldie
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#15
Bei Toyota gibt es keine Pannen.
Warum sollte dann ein Japaner ( Tonbandmaschine )schlechter sein.
Hermann
keep on rockin.
Musik hören, ist besser als zu verstehen.
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