05.07.2020, 00:34
Bei manchen Cassetten tritt ja das Phänomen auf, daß sie sich nicht richtig löschen lassen: beim Überspielen sind Reste des alten Signals noch leise hörbar. Zum Beispiel bei dieser Sony UX-S aus 1988:
Diese Serie gefällt mir sehr (vor allem optisch, aber auch die Bänder sind gar nicht schlecht), und ich besitze einige davon. Also mußte ich mir etwas einfallen lassen.
In einem alten Thread zu diesem Thema tauchte der Vorschlag auf, die Cassetten in Typ-IV-Position zu löschen. Wegen ihrer größeren Koerzitivität brauchen Reineisenbänder deutlich höhere Vormagnetisierungsströme als Eisenoxid- oder Chromdioxidbänder; die Hoffnung ist also, daß die für Typ IV angemessenen Feldstärken ausreichen, um auch die renitenten Magnetpartikel in meinen Typ-II-Cassetten neuzumagnetisieren.
Mit neueren Decks ist das nun nicht so einfach, denn es hat sich ja in den 80ern die Typkodierung an der Oberseite der Cassettengehäuse durchgesetzt, und praktisch alle Decks, die ich besitze, erkennen den Bandtyp automatisch. Man könnte auch das Band in ein Typ-IV-Gehäuse transplantieren und darin löschen: allerdings verwendet Sony Wickelkerne mit etwas anderen Dicken als die meisten anderen Hersteller, weshalb es schon eine Sony-Metallcassette sein müßte. Verschraubt sollte sie außerdem sein, so daß nur Metal-S und Metal-ES wirklich in Frage kommen; und die sind selten und teuer. Ganz abgesehen davon, daß diese Transplantation auf Dauer ziemlich nervt.
Stattdessen machte ich mich also auf die Suche nach einem Deck mit folgenden Eigenschaften:
- manuelle Bandsortenumschaltung (schließt die meisten Decks ab Mitte der 80er aus)
- tauglich für Typ-IV-Bänder (erst ab Anfang der 80er gängig)
- nicht allzu schade drum (das spricht gegen die in besagtem Thread angepriesenen Nakamichis)
- kein Schrott (insbesondere kein Vollplastiklaufwerk)
- nicht teuer
Es wurde dann dieses Gerät hier:
Ein Sony TC-FX3030, Baujahr etwa 1984. In Japan hieß das Modell TC-FX380, in Europa und Nordamerika gab es noch eine andere Farbvariante namens TC-FX210, für das auch eine Serviceanleitung verfügbar ist. (Das habe ich leider erst gemerkt, als mein TC-FX3030 schon fertigrevidiert war.)
Ein anderer Kandidat wäre etwa der Nachfolger TC-FX400 gewesen: nicht so in your face und interessanterweise mit amorphem Tonkopf, aber leider mit schlechteren Gleichlaufwerten, für die mutmaßlich ein billiges Plastiklaufwerk verantwortlich zeichnet. Und natürlich gibt es drumherum viele vergleichbare Decks sowohl von Sony als auch von vielen anderen Herstellern, bei denen ich mich nicht auskenne. Bleiben wir also beim TC-FX3030.
Als Kind der 90er hadere ich mit der Ästhetik der 80er Jahre und finde übergroße Knöpfe und Schieberegler unschön. Aber für die Schönheit habe ich es ja nicht gekauft. Die LED-Kette, in den 70ern noch Avantgarde, ist in den 80ern Merkmal der Einstiegsklasse, wo die Vakuuum-Floureszenzanzeige weggespart wurde. Später in den 90ern waren VFDs auch in der Einstiegsklasse Standard, und stattdessen wurde die Mechanik billiger Mist. Das ist hier noch nicht so: Das Laufwerk des TC-FX3030 ist eine solide anmutende Metallkonstruktion.
Bilder von der Mechanik habe ich leider nicht gemacht, deshalb eine kurze Prosabeschreibung: Das Laufwerk muß mit einem Motor (Standardtyp: 12V CCW 2400rpm) und zwei kleinen Hubmagneten für die Steuerung auskommen. Der Motor betätigt über einen Flachriemen die massive metallene Capstan-Schwungmasse, die über einen Ritzel und zwei Vierkantriemen an Kopfschlitten und Bandwickel gekoppelt ist. Ein weiterer Vierkantriemen, von vorne angebracht, verbindet den rechten Bandwickel mit dem Zähler, an dem außerdem ein Flügelrad und ein optischer Sensor für die Bandendabschaltung hängen.
Für die Entnahme des Laufwerks muß die Frontblende abgenommen werden, weil es von vorne drangeschraubt ist. Leider kann das Laufwerk nicht wirklich außerhalb des Gehäuses betrieben werden: ohne die Verbindung zum Zähler, der sich im Frontpanel befindet, greift sofort die Endabschaltung. Sonst ist das Gerät sehr wartungsfreundlich, die verschiedenen Bestandteile sind zumeist über leicht zu lösende, verwechslungssichere Steckverbinder angeschlossen.
Leider sind die Tonköpfe, klassenüblich, nicht frei justierbar montiert. Der Aufnahme-/Wiedergabekopf hat nur die übliche Azimutschraube, und der Löschkopf kann auf der linken Seite mit Unterlegscheiben justiert werden, davon bereits zwei angebracht sind, liegt aber rechts in einer Kunststoffhalterung auf, die die Position unabänderlich fixiert. Leider steht nun aber der Löschkopf nicht ganz gerade:
Mein Versuch, den Winkel durch das Anbringen zusätzlicher Unterlegscheiben links auszugleichen, führte absehbarerweise dazu, daß die Kopfhöhe nicht mehr stimmte und das Band sich an der Bandführung des Löschkopf leicht kräuselte. Also lieber damit leben. Allzu groß ist der Fehler nicht, und bei meinem Einsatzzweck wäre es ja auch nicht schlimm, wenn das Deck die Gegenspur anlöscht.
In meinem Exemplar war der Flachriemen fest geworden, und auch die Spannkraft der Vierkantriemen war an der Untergrenze. Also habe ich die Riemen ausgemessen und zum Ersatz die folgenden bestellt (Maßangaben beziehen sich auf Innendurchmesser × Dicke × Breite):
- Flachriemen 72 × 0,5 × 3,5 mm
- für den Zähler: Vierkantriemen 63,5 × 1,0 × 1,0 mm (ein bißchen zu dick, der alte Riemen hatte nur 0,8 oder 0,9 mm)
- Vierkantriemen 35,5 × 1,2 × 1,2 mm
- Vierkantriemen 32,0 × 1,2 × 1,2 mm
Die Vierkantriemen, die ich bekam, waren in Ordnung, der Flachriemen leider nicht:
Beide bestellten Exemplare waren deutlich und dauerhaft deformiert; die flatterten lustig zwischen Schwungmasse und Motor. Der Händler behauptete, die seien alle so, und es habe sich noch keiner drüber beschwert. Naja, jetzt immerhin mal einer.
Stattdessen nahm ich dann aus meinem Fundus einen übriggebliebenen Riemen mit ähnlichen Maßen, damit wurde der Lauf schön gleichmäßig.
Der aufmerksame Beobachter wird erkannt haben, daß das Deck auf seine besondere Kopfausstattung hinweist: nämlich ein "SD REC/PB HEAD" (mit SD ist wohl "super high density" und also Hartpermalloy gemeint und nicht, wie ich zuerst dachte, Sendust) und ein "4GAP F&F ERASE HEAD". Daß Löschköpfe zwei Spalte haben, ist ja üblich, aber einer mit vier Spalten war mir noch nicht untergekommen. So sehen die Köpfe aus:
Ob's etwas bringt? Auch mit vier Spalten löscht der Löschkopf jedenfalls meine Bänder in Typ-II-Position nicht vollständig; es bleibt stets ein hörbarer Überrest, und auch mehrfaches Löschen ändert daran nichts.
Hingegen das Löschen in Typ IV-Position hinterläßt tatsächlich nur Rauschen. Höchstens gibt es noch eine leise ferne Ahnung der Überreste eines Signals irgendwo tief im Rauschen, wenn man es ohrenbetäubend laut aufdreht. Insofern war die Anschaffung ein Erfolg
Das TC-FX3030 hat nun einen festen Platz im Regal und darf neben der Ausübung seines Hauptberufs gelegentlich auch ein paar Cassetten umspulen, und manchmal sogar welche abspielen.
Diese Serie gefällt mir sehr (vor allem optisch, aber auch die Bänder sind gar nicht schlecht), und ich besitze einige davon. Also mußte ich mir etwas einfallen lassen.
In einem alten Thread zu diesem Thema tauchte der Vorschlag auf, die Cassetten in Typ-IV-Position zu löschen. Wegen ihrer größeren Koerzitivität brauchen Reineisenbänder deutlich höhere Vormagnetisierungsströme als Eisenoxid- oder Chromdioxidbänder; die Hoffnung ist also, daß die für Typ IV angemessenen Feldstärken ausreichen, um auch die renitenten Magnetpartikel in meinen Typ-II-Cassetten neuzumagnetisieren.
Mit neueren Decks ist das nun nicht so einfach, denn es hat sich ja in den 80ern die Typkodierung an der Oberseite der Cassettengehäuse durchgesetzt, und praktisch alle Decks, die ich besitze, erkennen den Bandtyp automatisch. Man könnte auch das Band in ein Typ-IV-Gehäuse transplantieren und darin löschen: allerdings verwendet Sony Wickelkerne mit etwas anderen Dicken als die meisten anderen Hersteller, weshalb es schon eine Sony-Metallcassette sein müßte. Verschraubt sollte sie außerdem sein, so daß nur Metal-S und Metal-ES wirklich in Frage kommen; und die sind selten und teuer. Ganz abgesehen davon, daß diese Transplantation auf Dauer ziemlich nervt.
Stattdessen machte ich mich also auf die Suche nach einem Deck mit folgenden Eigenschaften:
- manuelle Bandsortenumschaltung (schließt die meisten Decks ab Mitte der 80er aus)
- tauglich für Typ-IV-Bänder (erst ab Anfang der 80er gängig)
- nicht allzu schade drum (das spricht gegen die in besagtem Thread angepriesenen Nakamichis)
- kein Schrott (insbesondere kein Vollplastiklaufwerk)
- nicht teuer
Es wurde dann dieses Gerät hier:
Ein Sony TC-FX3030, Baujahr etwa 1984. In Japan hieß das Modell TC-FX380, in Europa und Nordamerika gab es noch eine andere Farbvariante namens TC-FX210, für das auch eine Serviceanleitung verfügbar ist. (Das habe ich leider erst gemerkt, als mein TC-FX3030 schon fertigrevidiert war.)
Ein anderer Kandidat wäre etwa der Nachfolger TC-FX400 gewesen: nicht so in your face und interessanterweise mit amorphem Tonkopf, aber leider mit schlechteren Gleichlaufwerten, für die mutmaßlich ein billiges Plastiklaufwerk verantwortlich zeichnet. Und natürlich gibt es drumherum viele vergleichbare Decks sowohl von Sony als auch von vielen anderen Herstellern, bei denen ich mich nicht auskenne. Bleiben wir also beim TC-FX3030.
Als Kind der 90er hadere ich mit der Ästhetik der 80er Jahre und finde übergroße Knöpfe und Schieberegler unschön. Aber für die Schönheit habe ich es ja nicht gekauft. Die LED-Kette, in den 70ern noch Avantgarde, ist in den 80ern Merkmal der Einstiegsklasse, wo die Vakuuum-Floureszenzanzeige weggespart wurde. Später in den 90ern waren VFDs auch in der Einstiegsklasse Standard, und stattdessen wurde die Mechanik billiger Mist. Das ist hier noch nicht so: Das Laufwerk des TC-FX3030 ist eine solide anmutende Metallkonstruktion.
Bilder von der Mechanik habe ich leider nicht gemacht, deshalb eine kurze Prosabeschreibung: Das Laufwerk muß mit einem Motor (Standardtyp: 12V CCW 2400rpm) und zwei kleinen Hubmagneten für die Steuerung auskommen. Der Motor betätigt über einen Flachriemen die massive metallene Capstan-Schwungmasse, die über einen Ritzel und zwei Vierkantriemen an Kopfschlitten und Bandwickel gekoppelt ist. Ein weiterer Vierkantriemen, von vorne angebracht, verbindet den rechten Bandwickel mit dem Zähler, an dem außerdem ein Flügelrad und ein optischer Sensor für die Bandendabschaltung hängen.
Für die Entnahme des Laufwerks muß die Frontblende abgenommen werden, weil es von vorne drangeschraubt ist. Leider kann das Laufwerk nicht wirklich außerhalb des Gehäuses betrieben werden: ohne die Verbindung zum Zähler, der sich im Frontpanel befindet, greift sofort die Endabschaltung. Sonst ist das Gerät sehr wartungsfreundlich, die verschiedenen Bestandteile sind zumeist über leicht zu lösende, verwechslungssichere Steckverbinder angeschlossen.
Leider sind die Tonköpfe, klassenüblich, nicht frei justierbar montiert. Der Aufnahme-/Wiedergabekopf hat nur die übliche Azimutschraube, und der Löschkopf kann auf der linken Seite mit Unterlegscheiben justiert werden, davon bereits zwei angebracht sind, liegt aber rechts in einer Kunststoffhalterung auf, die die Position unabänderlich fixiert. Leider steht nun aber der Löschkopf nicht ganz gerade:
Mein Versuch, den Winkel durch das Anbringen zusätzlicher Unterlegscheiben links auszugleichen, führte absehbarerweise dazu, daß die Kopfhöhe nicht mehr stimmte und das Band sich an der Bandführung des Löschkopf leicht kräuselte. Also lieber damit leben. Allzu groß ist der Fehler nicht, und bei meinem Einsatzzweck wäre es ja auch nicht schlimm, wenn das Deck die Gegenspur anlöscht.
In meinem Exemplar war der Flachriemen fest geworden, und auch die Spannkraft der Vierkantriemen war an der Untergrenze. Also habe ich die Riemen ausgemessen und zum Ersatz die folgenden bestellt (Maßangaben beziehen sich auf Innendurchmesser × Dicke × Breite):
- Flachriemen 72 × 0,5 × 3,5 mm
- für den Zähler: Vierkantriemen 63,5 × 1,0 × 1,0 mm (ein bißchen zu dick, der alte Riemen hatte nur 0,8 oder 0,9 mm)
- Vierkantriemen 35,5 × 1,2 × 1,2 mm
- Vierkantriemen 32,0 × 1,2 × 1,2 mm
Die Vierkantriemen, die ich bekam, waren in Ordnung, der Flachriemen leider nicht:
Beide bestellten Exemplare waren deutlich und dauerhaft deformiert; die flatterten lustig zwischen Schwungmasse und Motor. Der Händler behauptete, die seien alle so, und es habe sich noch keiner drüber beschwert. Naja, jetzt immerhin mal einer.
Stattdessen nahm ich dann aus meinem Fundus einen übriggebliebenen Riemen mit ähnlichen Maßen, damit wurde der Lauf schön gleichmäßig.
Der aufmerksame Beobachter wird erkannt haben, daß das Deck auf seine besondere Kopfausstattung hinweist: nämlich ein "SD REC/PB HEAD" (mit SD ist wohl "super high density" und also Hartpermalloy gemeint und nicht, wie ich zuerst dachte, Sendust) und ein "4GAP F&F ERASE HEAD". Daß Löschköpfe zwei Spalte haben, ist ja üblich, aber einer mit vier Spalten war mir noch nicht untergekommen. So sehen die Köpfe aus:
Ob's etwas bringt? Auch mit vier Spalten löscht der Löschkopf jedenfalls meine Bänder in Typ-II-Position nicht vollständig; es bleibt stets ein hörbarer Überrest, und auch mehrfaches Löschen ändert daran nichts.
Hingegen das Löschen in Typ IV-Position hinterläßt tatsächlich nur Rauschen. Höchstens gibt es noch eine leise ferne Ahnung der Überreste eines Signals irgendwo tief im Rauschen, wenn man es ohrenbetäubend laut aufdreht. Insofern war die Anschaffung ein Erfolg
Das TC-FX3030 hat nun einen festen Platz im Regal und darf neben der Ausübung seines Hauptberufs gelegentlich auch ein paar Cassetten umspulen, und manchmal sogar welche abspielen.