07.09.2018, 15:33
Vor ein paar Wochen hat ein UHER 95 auf einem Flohmarkt in Neckarsulm auf mich gewartet.
Nach "fachmännischem", aber ergebnislosen Flicken der Sicherung bin ich auch bald auf den Fühlhebel in der Bandführung gestossen
und das Gerät erwachte aus seinem wohl ziemlich langen Schneewittchenschlaf.
Zunächst die Mechanik:
Motor und Schwungrad dreht, aber der Aufspulteller bewegt sich nicht und die Rückspultaste zeigt keine Wirkung.
Unangenehme Schleifgeräusche vom Schwungrad lassen mich sehr bald wieder abschalten und die Bodenplatte abnehmen.
Offensichtlich hat da schon zu meinen Lebzeiten wer geschraubt, ein 80er Jahre Elko ist mit einer sorgfältig angefertigten Blechschelle
am linken Tastenaggregat befestigt und hilft den Siebelkos der Anodenversorgung.
Das Traglager der Capstanwelle besteht offenbar nur noch aus grauslicher schwarzer Schmiere; das untere Wellenende läuft mit dem Rand der Zentrierbohrung
direkt auf dem in den Blechprofilträger eingelassenen Messingteil. Wie war das wohl ursprünglich aufgebaut ?
In die Kegelbohrung mit Fett eine 3 mm Lagerkugel eingesetzt, Blechträger wieder montiert und - wenige Zehntel Axialspiel. Fühlt und hört sich gut an.
Der Rundriemen des Tellerantriebs hat sich wohl über die Jahrzehnte sehr an die Form der Antriebsrolle gewöhnt und rutscht obstinat durch.
Nach einigem Anschubsen läuft er aber inzwischen wieder ganz passabel.
Wenn ich daran denke, in was für einem Zustand ich schon oft die Antriebsriemen bei deutlich jüngeren Geräten vorgefunden habe ...
Das Drahtseilchen der Rücktaste ist von seiner Rolle gehüpft und - kaum wieder aufgelegt - tut es das auch gleich wieder beim Betätigen der Stoptaste.
Also: Rücktaste beim Spulstop langsam kommen lassen.
Noch aus einem der bei mir überall herumliegenden Champagnerkorken ;^) ein paar Bremsblöckchen geschnitzt und in die leeren Schlitze geklebt, das kann man erstmal so lassen.
Dann zur elektrischen Funktion:
Band aufgelegt und Wiedergabe eingeschaltet - nichts. Beim "Einspeisen eines Testsignals" am Hörkopfanschluss mit dem Brummfinger ist aber deutlich was zu hören.
Der HK ist mit einem roten Streifen markiert und soll also nach Serviceanleitung hochohmig sein; Hmm -mein Ohmmeter geht zwar nur bis 20M aber das scheint mir
dann doch eher eine Wicklungsunterbrechung zu sein, Ersatz muss also her. Na gut, ein halbwegs passender Halbspurkopf sollte sich hoffentlich noch auftreiben lassen ...
Zunächst den Schreib- statt dem Hörkopf angeschlossen.
Die Wiedergabe ist aber sehr leise, die Verstärkung ist auch im Aufnahmebetrieb mangelhaft ( Mäßige Lautstärke / Anzeigeröhre zuckt
kaum trotz Signaleinspeisung vom voll aufgedrehten Kopfhörerausgang des Laptop )
Andere Röhren probiert ( EL84 und ECC83 hat man ja noch rumliegen, die EF86 ist eh nur bei Wiedergabe beteiligt), keine Änderung.
Leises Krächzen beim Lautstärke Aufdrehen, also Gleichspannung auf dem Poti: Der Sache muß auf den Grund gegangen werden.
Ausbau Chassis:
"Interessanter" Umgang mit der Netzspannung, eins der lose verlegten Drähtchen vom Netzanschluss zum Spannungswähler war zwischen Chassis und Kofferblech eingeklemmt und die Isolierung
schon reichlich platt gedrückt. Zum Glück hatte ich den Stecker nicht andersrum eingesteckt ;^P
Mein Verdacht bestätigt sich: Die Koppelkondensatoren zwischen den Verstärkerstufen haben deutlich Leckstrom. Der 0,05 µF zwischen den Triodenstufen zeigt am Ohmmeter keine 500KOhm,
damit sind die Röhrenarbeitspunkte natürlich "im Jenseits".
Ausgetauscht, danach liegen die Anodenspannungen zwar noch etwas zu hoch ( "müde" Röhren ? die zu niedrige Spannung an den Kathoden würde dazu passen )
aber die Verstärkung ist oK und ich kann das herzzereißende Repertoire der miterstandenen Bänder voll auskosten.
Aufnahmeversuch:
Auch bei mässiger Aussteuerung grässliches Klirren beim anschliessenden Abhören, was macht eigentlich die Vormagnetisierung ?
Der HF Generator braucht noch etwas Zuwendung, Wackler an der Rö Fassung, Abhilfe wie bekannt. Trotzdem klirren eigene Aufnahmen entsetzlich.
Oszi zeigt 70Vss HF am LK und 150 am SK.
Die Angaben für die HF Einstellung ( am LK 350 mV, SK 900 mV ) in der Serviceanleitung beziehen sich vermutlich auf die tatsächlich am Röhrenvoltmeter abzulesenden Messwerte "hinter" der kapazitiven Spannungsteilung der Meßanordnung. Das würde also grob passen, keine Ahnung, was für eine Kapazität meine 10:1 Tastköpfe haben.
Nachtrag 19:09
C22 ( zwischen Anode EL84 und SK ) hat auch einen deftigen Leckstrom, der sich als Gleichstromvormagnetisierung auswirkte; Daher der irre Klirrfaktor ! - nach Austausch klingt die gerade aufgenommene Piano Partita No. 2 von Johann Sebastian Bach so wie man es von einem UHER Gerät erwarten kann.
Fortsetzung folgt...
Es grüßt Euch Rudi
Nach "fachmännischem", aber ergebnislosen Flicken der Sicherung bin ich auch bald auf den Fühlhebel in der Bandführung gestossen
und das Gerät erwachte aus seinem wohl ziemlich langen Schneewittchenschlaf.
Zunächst die Mechanik:
Motor und Schwungrad dreht, aber der Aufspulteller bewegt sich nicht und die Rückspultaste zeigt keine Wirkung.
Unangenehme Schleifgeräusche vom Schwungrad lassen mich sehr bald wieder abschalten und die Bodenplatte abnehmen.
Offensichtlich hat da schon zu meinen Lebzeiten wer geschraubt, ein 80er Jahre Elko ist mit einer sorgfältig angefertigten Blechschelle
am linken Tastenaggregat befestigt und hilft den Siebelkos der Anodenversorgung.
Das Traglager der Capstanwelle besteht offenbar nur noch aus grauslicher schwarzer Schmiere; das untere Wellenende läuft mit dem Rand der Zentrierbohrung
direkt auf dem in den Blechprofilträger eingelassenen Messingteil. Wie war das wohl ursprünglich aufgebaut ?
In die Kegelbohrung mit Fett eine 3 mm Lagerkugel eingesetzt, Blechträger wieder montiert und - wenige Zehntel Axialspiel. Fühlt und hört sich gut an.
Der Rundriemen des Tellerantriebs hat sich wohl über die Jahrzehnte sehr an die Form der Antriebsrolle gewöhnt und rutscht obstinat durch.
Nach einigem Anschubsen läuft er aber inzwischen wieder ganz passabel.
Wenn ich daran denke, in was für einem Zustand ich schon oft die Antriebsriemen bei deutlich jüngeren Geräten vorgefunden habe ...
Das Drahtseilchen der Rücktaste ist von seiner Rolle gehüpft und - kaum wieder aufgelegt - tut es das auch gleich wieder beim Betätigen der Stoptaste.
Also: Rücktaste beim Spulstop langsam kommen lassen.
Noch aus einem der bei mir überall herumliegenden Champagnerkorken ;^) ein paar Bremsblöckchen geschnitzt und in die leeren Schlitze geklebt, das kann man erstmal so lassen.
Dann zur elektrischen Funktion:
Band aufgelegt und Wiedergabe eingeschaltet - nichts. Beim "Einspeisen eines Testsignals" am Hörkopfanschluss mit dem Brummfinger ist aber deutlich was zu hören.
Der HK ist mit einem roten Streifen markiert und soll also nach Serviceanleitung hochohmig sein; Hmm -mein Ohmmeter geht zwar nur bis 20M aber das scheint mir
dann doch eher eine Wicklungsunterbrechung zu sein, Ersatz muss also her. Na gut, ein halbwegs passender Halbspurkopf sollte sich hoffentlich noch auftreiben lassen ...
Zunächst den Schreib- statt dem Hörkopf angeschlossen.
Die Wiedergabe ist aber sehr leise, die Verstärkung ist auch im Aufnahmebetrieb mangelhaft ( Mäßige Lautstärke / Anzeigeröhre zuckt
kaum trotz Signaleinspeisung vom voll aufgedrehten Kopfhörerausgang des Laptop )
Andere Röhren probiert ( EL84 und ECC83 hat man ja noch rumliegen, die EF86 ist eh nur bei Wiedergabe beteiligt), keine Änderung.
Leises Krächzen beim Lautstärke Aufdrehen, also Gleichspannung auf dem Poti: Der Sache muß auf den Grund gegangen werden.
Ausbau Chassis:
"Interessanter" Umgang mit der Netzspannung, eins der lose verlegten Drähtchen vom Netzanschluss zum Spannungswähler war zwischen Chassis und Kofferblech eingeklemmt und die Isolierung
schon reichlich platt gedrückt. Zum Glück hatte ich den Stecker nicht andersrum eingesteckt ;^P
Mein Verdacht bestätigt sich: Die Koppelkondensatoren zwischen den Verstärkerstufen haben deutlich Leckstrom. Der 0,05 µF zwischen den Triodenstufen zeigt am Ohmmeter keine 500KOhm,
damit sind die Röhrenarbeitspunkte natürlich "im Jenseits".
Ausgetauscht, danach liegen die Anodenspannungen zwar noch etwas zu hoch ( "müde" Röhren ? die zu niedrige Spannung an den Kathoden würde dazu passen )
aber die Verstärkung ist oK und ich kann das herzzereißende Repertoire der miterstandenen Bänder voll auskosten.
Aufnahmeversuch:
Auch bei mässiger Aussteuerung grässliches Klirren beim anschliessenden Abhören, was macht eigentlich die Vormagnetisierung ?
Der HF Generator braucht noch etwas Zuwendung, Wackler an der Rö Fassung, Abhilfe wie bekannt. Trotzdem klirren eigene Aufnahmen entsetzlich.
Oszi zeigt 70Vss HF am LK und 150 am SK.
Die Angaben für die HF Einstellung ( am LK 350 mV, SK 900 mV ) in der Serviceanleitung beziehen sich vermutlich auf die tatsächlich am Röhrenvoltmeter abzulesenden Messwerte "hinter" der kapazitiven Spannungsteilung der Meßanordnung. Das würde also grob passen, keine Ahnung, was für eine Kapazität meine 10:1 Tastköpfe haben.
Nachtrag 19:09
C22 ( zwischen Anode EL84 und SK ) hat auch einen deftigen Leckstrom, der sich als Gleichstromvormagnetisierung auswirkte; Daher der irre Klirrfaktor ! - nach Austausch klingt die gerade aufgenommene Piano Partita No. 2 von Johann Sebastian Bach so wie man es von einem UHER Gerät erwarten kann.
Fortsetzung folgt...
Es grüßt Euch Rudi