?? PEM 468 / SM 911 / Grandmaster 456 im Vergleich?
#1
Ich knüpfe an ein Posting von PhonoMax an, daß er in den thread "das wars dann wohl" geschrieben hat:

Zitat:PhonoMax postete
Sieht man im "Cross Reference Listing" der BASF nach, so findet man tatsächlich den Hinweis, das Q478 entspräche dem 528. Dies wird an anderer Stelle derselben Liste insoweit modifiziert, dass man auf den fehlenden Segen des IRT für das 478 verweist, was wohl an der zu glatten Oberfläche und der fehlenden grauen Rückseitenmattierung gelegen haben dürfte, die für die Schnittpositionsstempelei benötigt wurde.

468 erhält auf der Liste kein Äquivalent (außer auf Seiten 3Ms: 986). Dagegen wird Q456 Grand Master gleichgesetzt mit BASF911. Nachdem das Verhalten von 911 in etwa dem des 468 entspricht, sollte man hier wohl am ehesten Beziehungen suchen, auch wenn mir der Kompromiss des 468 besser schmeckte als der des 911.
Was war denn der Kompromiss des 468 und wie war im Vergleich dazu der des 911? Und wo ist der Unterschied zum Grandmaster 456?

Als man bei Emtec noch nicht daran dachte, insolvent zu werden, hiess es, das 468 werde "wohl bald" durch das 911 abgelöst. Von Quantegy hiess es, man werde das Grandmaster 456 nicht los, weil die Kundschaft es hartnäckig velangt. In der Tat sind die Typen PEM 468 und Grandmaster 456 Dauerbrenner. Das PEM 468 überlebte 3 Firmen (AGFA, BASF, EMTEC) und lebt gar in Oosterhout nochmals auf. Das Grandmaster 456 gibt es, wenn auch bei der selben Firma unter anderem Namen, in etwa ebenso lang.

Was zeichnete dies Dauerbrenner aus? Nach welchen Kriterien sucht sich ein Studiomann eine Bandsorte aus?
Michael(F)
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#2
Ich vermute mal, die Kunden wollen z.B. 468 einfach haben, weil die Maschinen darauf eingemessen sind. Ähnlich beim SM911, da wurden wohl auch einige Maschinen mit eingemessen. SM911 ist etwas höher aussteuerbar als das 468. Beide benötigen eine unterschiedliche Einmessung. Wenn Daten gefragt sind, müßte ich nach Datenblättern suchen.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
Zitat:Michael Franz postete
Was zeichnete dies Dauerbrenner aus? Nach welchen Kriterien sucht sich ein Studiomann eine Bandsorte aus?
Na ja, da sind zunächst einmal die mechanischen Eigenschaften, denn ein Band hilft einem dann nichts, wenn Schicht und Rückseitenmattierung im 'praktisch rauen Betrieb' abblättern. Da gab es ja auch einige 'Skandale' namentlich mit neuen Bändern, denen solche 'Allüren' dann recht schnell den Todesstoß versetzten. In Anbetracht der Tradition freier Wickel wurde auch der Qualität des Bandwickels einige Aufmerksamkeit gewidmet, was in Amerika bei vielen Nutzern nur Kopfschütteln hervorrief. Andere wiederum schworen auch dortzulande drauf.

Für die elektrische Seite muss der Amateur bedenken, dass die Profiseite in der Regel erheblich bessere 'apparative' Möglichkeiten hatte, ein Band auszunützen. Das begann schon bei der Formulierung der Ansprüche, denn man wusste genau, was man wollte, nahm z. B. nur mit einer Bandgeschwindigkeit, nicht mit drei verschiedenen Bandgeschwindigkeiten auf.
Das setzte sich über Qualitätskontrolle der angelieferten Chargen, die Einmessung (das wird/wurde ja sehr sorgfältig gehandhabt) und die Art des Bandeinsatzes fort. Der Rundfunk kaufte ja komplette Chargen, wenn sie gut waren.
Dann hatte man Leute, die etwas vom Einsatz des Bandes verstanden, man nützte ausschließlich hohe Bandgeschwindigkeiten und verfügte über Aussteuerungsmessmittel, die geringfügig oberhalb der Grenze des 'ist-was-da-ist-nix-da' arbeiteten. Man konnte demnach an jene Grenzen auch heranfahren, die der Amateur mit seinen Mitteln besser nicht aggressiv angehen sollte, denn bei den Unterschieden zwischen den genannten Bandtypen geht es um Minimalwerte.

Unter diesen Prämissen hatte das 468 bessere Kopierdämpfung, eine bessere Twin-Tone-Aussteuerbarkeit und eine etwas bessere Höhenaussteuerbarkeit als das 911. Dafür war die Klirrdämpfung des 911 etwas besser. In diesem Graufeld ließ sich je nach Erwartungen des Nutzers natürlich auch mit der Betriebseinmessung etwas machen, was vom Laien aber auch nicht so 'mir nichts, dir nichts' erwartet werden sollte.

So geht das.

Hans-Joachim
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#4
=> dl2jas

Nein, Daten sind im Moment nicht nötig. Ich will einfach mal hören / sehen / lesen, nach welchen Kriterien jemand, der Bänder auswählt, entscheidet und wie er diese Kriterien bewertet.

Daß Einmessen wurde ja von Zeit zu Zeit sowieso fällig, da wäre ja die Gelegenheit gewesen, umszustellen, wenn ein neues Band Vorteile bietet. Daß es keine Vorteile bietet, kann ich kaum glauben.

Entweder die neue Type ist rentabler für den Hersteller, dann verschwindet die alte ultraschnell vom Markt.

Ist die alte Type rentabler für den Hersteller, kommt die neue erst gar nicht auf den Markt.

Immerhin gab es von Emtec 3 Typen, die als Masterband ausgewiesen waren (PEM 468 / SM911 / SM900), alle 3 wurden verkauft und im Programm gehalten. Irgendeinen Grund hat das sicher gehabt.

Ich tippe mal, daß auch auf das Geld geguckt wurde. So war das Ampex bzw. Quantegy 456 meines Wissens eines der preiswerteren Bänder in dieser Klasse. Verständlich auch, daß man sich mit einem Top-Produkt profilieren wollte, das erklärt das SM 900 und das GP 9. Alleine die Ko-Existenz von PEM 468 und SM911 will mir nicht so recht einleuchten.

Vielleicht spielen hier auch Überlegungen eine Rolle, die ausserhalb des Senkel-Bereichs liegen und mehr bei den breiteren Bändern ausschlaggebend sind?
Michael(F)
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#5
=> Hans-Joachim
unsere Postings haben sich gekreuzt ..
Michael(F)
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#6
Zitat:Michael Franz postete
Vielleicht spielen hier auch Überlegungen eine Rolle, die ausserhalb des Senkel-Bereichs liegen und mehr bei den breiteren Bändern ausschlaggebend sind?
Insofern durchaus, als im Mehrkanalbereich für ein 528 nun keinerlei Notwendigkeit bestand. 911 und 468 weisen durch ihre andauernde parallele Existenz nach, dass der Kompromiss beim analogen Verfahren nicht erst bei der Einmessung begann, sondern man damit schon beim Band anfangen konnte/musste/sollte/durfte. Derlei sieht man auch aus den Kurvenscharen der Bandtypen recht deutlich.

SM900 war nun die physikalische Grenze des analogen Verfahrens, weiter kommt man nicht, weil die Nichtlinearität des Verfahrens von den Verstärkern sonst mehr verlangen müsste, als diese bieten können.
Das nun verstehe ich als Aufforderung dieser Schöpfung an den Konstrukteur, das Verfahren als ausgereizt anzusehen und sich um ein anderes zu bemühen, das hier -wenn man denn noch weiter will- bessere Möglichkeiten verheißt. Und das hat man ja dann auch gemacht. Inwieweit so etwas Sinn hat, sollten wir uns aber auch immer selbstkritisch und mit offenem Verstand gleichermaßen überlegen. Daran hapert es gerade heute dramatisch, weil die Einsichten in komplexe Technologien die meisten Zeitgenossen überfordern, der Glaube an technologische Lösungen unserer Probleme aber einem Höhepunkt nach dem anderen zustrebt. Das Drücken von 16 Knöpfen in halbwegs korrekter Reihenfolge betrachte ich in diesem Zusammenhang noch nicht als das Beherrschen einer Technologie.
Nachdem aber das Abendland die Technokratie in diese Welt gebracht hat, obliegt uns da auch eine Aufgabe, blinder Technologie- und namentlich Technokratiegläubigkeit entgegenzuwirken.

Nachsatz zur Qualitätsfrage
Ich schrieb es ja wenigstens schon ein Mal: Klangliche Qualitäten standen beim Mediengrößtanbieter Rundfunk an der zweiten Stelle. Die erste nahm allemal die Betriebssicherheit ein. Die Angestellten dort wären ja auch wahnsinnig geworden, wenn all die Probleme, die hier im Forum geschildert werden, angesichts von einigen hundert laufenden Maschinen zum täglichen Brot gehört hätten.
Der Laie kann sich den apparativen Aufwand nur unter seinem Aspekt "Geld für Qualität" vorstellen, der allein die klangliche Seite berücksichtigt, weil sein Gerät nicht 8000 Stunden im Jahr in Betrieb steht. Der Rundfunk sieht das füglich anders und ist froh, wenn bei der genannten Verfügungszeit einer Maschine auch noch klanglich etwas nutzbares abfällt, was man angesichts der extendierten Kopiererei dieser Institute auch schlicht verlangte: Bei Band und Gerät gleichermaßen.
Daher rührt die Qualitätsforderung des Rundfunks.

528 belegt in praxi recht vielsagend, dass historische Festlegungen und Vorgaben mit ihren betrieblichen Folgen mindestens denselben Stellenwert erreichen können, wie elektroakustische!

Hans-Joachim
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