09.01.2015, 19:01
Über das Modell « Lugavox 152 » des belgischen Herstellers ACEC (Ateliers de Constructions Electriques de Charleroi) hat unser Forumsmitglied Hanns-D. Pizonka vor einigen Jahren schon einen kurzen Bericht geschrieben :
ACEC oder A.C.E.C aus Belgien das Modell 152
Auch zur Firmengeschichte hat er, zusammen mit anderen Forianern, einige Informationen zusammengetragen. Leider funktionieren einige der dortigen Links inzwischen nicht mehr.
In der englischen Wikipedia findet sich nun eine recht ausführliche Darstellung der Firmengeschichte:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ateliers_d..._Charleroi
Demnach gehen die Ursprünge der Firma zurück ins Jahr 1881. Man befaßte sich zunächst mit der Herstellung von Anlagen zur Stromerzeugung, später folgten Straßenbeleuchtungen und Straßenbahnen. 1904 übernahm der von Hanns-D. Pizonka erwähnte Baron Empain die Firma. Nach dem ersten Weltkrieg folgte der Einstieg in die Vakuumelektronik, man produzierte quecksilbergefüllte Gleichrichterröhren, die vermutlich in der Bahntechnik Anwendung fanden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Produktpalette um elektronische Geräte wie Radios, Fernseher und Tonbandgeräte erweitert. Auch mit Nukleartechnik hat man sich beschäftigt.
In den achtziger Jahren geriet die Firma in finanzielle Schieflage, die einzelnen Firmenteile wurden von anderen Unternehmen aufgekauft. Heute werden unter der Marke ACEC offenbar nur noch elektrische Heizgeräte produziert.
Kürzlich ist bei mir ein Lugavox 152 gelandet, zusammen mit etwas Zubehör und einer Bedienungsanleitung. Grund genug für eine etwas ausführlichere Beschreibung.
Es handelt sich um einen soliden Holzkoffer mit Kunststoffüberzug, Abmessungen 48 x 33 x 24 cm.
Dazu gab es eine ausführliche Bedienungsanleitung, zweisprachig französisch/flämisch.
Des weiteren eine Garantiekarte, ebenfalls zweisprachig, die der Käufer eigentlich an ACEC hätte zurückschicken sollen. Auf der Karte ist zwar handschriftlich die Seriennummer des Geräts eingetragen, leider jedoch nicht das Verkaufsdatum.
Zum Zubehör gehören außerdem ein Kristallmikrophon,
ein Überspielkabel Banane – Klinke für Aufnahmen vom Radio oder Plattenspieler (wie auf einer ebenfalls zweisprachigen Karte dem eventuell unkundigen Käufer genau erläutert wird)
sowie ein Überspielkabel Banane – Banane zum Anschluß des Lugavox an einen externen Verstärker oder – mit Hilfe der beigefügten Hülsen – als Verlängerung für das zuvor gezeigte Kabel. Auch hierzu gibt es ein erklärendes Kärtchen, auf dem man auch – ebenso wie auf dem zuvor gezeigten – den warnenden Hinweis angebracht hat, vor Anschluß an ein Allstromgerät erst mal einen Fachmann zu konsultieren.
Das Gerät ist klar in zwei Teile gegliedert: links das Laufwerk, verborgen unter einer mit braunem Hammerschlaglack überzogenen Abdeckung, rechts der elektronische Teil mit sämtlichen Bedienelementen und Anschlüssen.
In der oberen Hälfte des Bedienfeldes gibt es einen Anscluß für externe Lautsprecher. Links darunter hat man die Möglichkeit, den internen und externen Lautsprecher abzuschalten (Stellung 0) oder einzuschalten (gekennzeichnet durch ein Ohr). Rechts befindet sich ein dreistufiger Schalter zur Einstellung der Klangfarbe (hell – mittel – dunkel). Mit dem Knebelschalter darunter wählt man zwischen Aufnahme und Wiedergabe. Letztere wird durch den Papagei symbolisiert, als Symbol für Aufnahme dient ein Magisches Auge:
Unter dem Knebelschalter befinden sich Eingänge für Mikro und Radio/Plattenspieler. Jeder Eingang verfügt über einen eigenen Aussteuerungsregler. Der linke Regler ist mit dem Netzschalter kombiniert, der rechte dient im Wiedergabebetrieb als Lautstärkeregler.
In der unteren Hälfte des Bedienfeldes finden sich ein Ausgang zum Anschluß des Lugavox an einen externen Verstärker sowie das Magische Auge als Aussteuerungsanzeige.
Aus dem Laufwerk ragt ein Hebel zur Wahl der Laufwerksfunktion hervor. Hier ist er in Stellung „Stop“. Die beiden untersten Positionen dienen dem schnellen Vor- und Rücklauf, die oberste ist gleichermaßen für Aufnahme und Wiedergabe. Um in diese Position zu gelangen, muß man zusätzlich noch den weißen Knopf links vom Hebel drücken. Das ist zwar eine Sicherheitsmaßnahme, dennoch hat das Gerät seine Tücken. Kaum hat man nämlich den oben erwähnten Knebelschalter auf Aufnahme gestellt, geht sofort der Hf-Generator in Betrieb und es fließt ein Hf-Strom durch den Löschkopf, egal in welcher Position sich der Laufwerkhebel befindet. Man sollte also stets einen Blick auf diesen Schalter werfen, bevor man mit dem unteren Hebel das Laufwerk in Gang setzt, um ein versehentliches Löschen eines Bandes, das man eigentlich abspielen will, zu vermeiden. Da bei diesem Gerät das Band im Umspulbetrieb von den Köpfen nicht abgehoben wird, besteht die Gefahr des versehentlichen Löschens sogar beim Umspulen. Hier hat der Konstrukteur allerdings vorgesorgt. Der Antriebsmotor kann sich zum Umspulen nicht in Gang setzen, wenn der Knebelschalter auf Aufnahme steht. Hier noch ein Blick auf das Bedienfeld aus anderem Winkel, um auch das Symbol für die Stop-Position zu zeigen.
Statt eines Bandzählwerks gibt es beim Lugavox 152 nur die Laufzeitmarkierungen beim rechten Bandteller, die oben zu sehen sind.
Das Gerät verfügt über die Bandgeschwindigkeiten 9,5 und 19 cm/s. Der Umschalter befindet sich links von der Tonkopfabdeckung. Auch hier hat man wieder Symbole aus dem Tierreich gewählt. All diese Symbole werden übrigens genau so auch in der BDA verwendet.
Die Bedienungsanleitung empfiehlt, bei längerer Nichtbenutzung diesen Hebel in eine Mittelstellung zu bringen, so wie auf dem Bild gezeigt, um Dellen in den Reibrädern des Antriebs zu vermeiden. Zu diesem Zweck gab es als Zubehör ein Plastikteil, das in den Schlitz eingesteckt werden kann, um ein unbeabsichtigtes Umklappen des Hebels in eine der beiden Endpositionen zu vermeiden. Dieses Teil ist hier offenbar verlorengegangen und es hatte sich in einem der Reibräder bereits eine kleine Delle gebildet. Die ließ sich aber mit feinem Sandpapier wieder herausschleifen, sodaß der Antrieb wieder ohne Rumpeln läuft.
Damit sind wir beim mechanischen Teil angelangt. Für Arbeiten an der Mechanik muß die zweiteilige braunlackierte Deckplatte abgenommen werden. Darunter befindet sich ...
... eine weitere Metallplatte (nebenbei bemerkt: bei allen Metallteilen handelt es sich um richtig dickes, stabiles Blech, man merkt schon, daß man sich im Hause ACEC dem Thema „Tonbandgerät“ aus Richtung Eisenbahntechnik kommend genähert hat). Der Tonkopfträger aus Bakelit kann dank eines Scharniers hochgeklappt und dank einer Steckverbindung von der Elektronik abgetrennt werden.
Nach Lösen einiger Schrauben kann auch diese Platte abgenommen werden. Sie trägt an ihrer Unterseite neben den Bremsen all jene Reibräder, die für den schnellen Vor- und Rücklauf nötig sind.
Der Pfeil zeigt auf einen Hebel, der auf der darunterliegenden Metallplatte (ja, richtig, es kommt noch mal eine Metallplatte zum Vorschein, die dritte) einige Kontakte berührt:
Diese Kontakte (ebenfalls mit einem Pfeil markiert) sorgen dafür, daß der Motor nur bei Aufnahme/Wiedergabe und beim Umspulen in Betrieb geht und auch dafür, daß in Stellung Aufnahme kein Umspulen möglich ist. Ansonsten ist an diesem Blech der Motor montiert. Man erkennt des weiteren die Schwungmasse mit Tonwelle und die beiden Reibräder samt Umschaltmechanismus, die für die beiden Geschwindigkeiten auf unterschiedliche Stufen der Motorwelle drücken. Im Vordergrund sieht man übrigens die Steckverbindung, die zu den Köpfen führt. Wenn man so weit ist, kommt man auch ganz bequem an die meisten Elektronikteile. Das geht allerdings auch anders. Man kann die Elektronik auch durch Lösen einiger Schrauben vom Chassis trennen. Ist aber auch etwas fummelig.
Bei der Elektronik hat man es mit einem vierstufigen Verstärker zu tun, der die Röhren EF86, ECC40 und EL41 verwendet. Hinzu kommen noch eine EL42 als Hf-Generator und ein Magisches Auge 6E5. Hanns-D. Pizonka hat in seinem Beitrag schon darauf hingewiesen, daß es sich dabei um die „Urmutter“ aller Magischen Augen aus den dreißiger Jahren handelt. Warum man sich für dieses Altertümchen entschieden hat, wird wohl das Geheimnis der ACEC-Ingenieure bleiben. Seltsam auch, daß man mit der EF86 eine damals hochmoderne Type verwendet hat, während man für alle anderen Stufen auf veraltete Typen zurückgriff, für die es längst modernen Ersatz gab. Wie auch immer, man hat sich zumindest die Mühe gemacht, auf jede Röhre etwas Silberfarbe aufzutragen, um auf dieser Fläche von Hand (!) die Seriennummer des Geräts vermerken zu können. Daran läßt sich heute erkennen, daß hier immer noch der originale Röhrensatz vorhanden ist. Alle Röhren erwiesen sich auch noch als weiterhin brauchbar und blieben drin. Das Magische Auge stammt von RCA, alle anderen Röhren von Adzam (Mazda rückwärts), einer Marke der MBLE (Manufacture Belge de Lampes Electriques).
Auf dem Kofferboden findet man zwei Pläne befestigt.
Der rechte teilt mit, daß in diesem Lugavox ein besonderer Netztrafo verbaut wurde, der den Motor im Aufnahme-/Wiedergabebetrieb mit 130 statt mit 110 V versorgt und im Umspulbetrieb mit 145 statt 130 V. Die Nennspannung des Motors beträgt allerdings 110 V. So steht es auf seinem Typenschild:
Daneben hat man löblicherweise den Schaltplan festgetackert, allerdings in einer Größe, bei der ich angesichts meines schon etwas fortgeschrittenen Alters eine Lupe brauche.
Interessant ist die Datumsangabe auf dem Plan: 19. 10. 53. Interessant ist das deshalb, weil hier schon die Röhre EF86 eingezeichnet ist, die nach meinen bisherigen Erfahrungen mit alten Geräten und nach allen Informationen, die man zu dieser Type im Netz findet, erst 1955/56 auf den Markt kam. Standen den Entwicklern in Charleroi schon vorab technische Daten zu dieser künftigen Röhrentype zur Verfügung, sodaß die Schaltung schon mal entworfen werden konnte? Im Gerät selbst findet sich sonst keinerlei Hinweis auf ein Baujahr. Auf der Bedienungsanleitung und auf den Kärtchen, die den Überspielkabeln beigefügt waren, finden sich klein gedruckt diverse Zahlen-/Buchstabenkombinationen, die alle irgendwie die Ziffern .../56/... oder .../1956/... enthalten. Ist das der Hinweis auf das Jahr der Markteinführung des Geräts? Es würde zur Verfügbarkeit der EF86 passen.
Zum Schluß noch ein paar technische Daten aus der Bedienungsanleitung.
Maximaler Spulendurchmesser 18 cm
Frequenzgang bei 9,5 cm/s: 110 – 4000 Hz über den eingebauten Verstärker, 70 – 4500 Hz über externen Verstärker
bei 19 cm/s 110 – 8000 Hz bzw. 70 – 10000 Hz extern.
Gewicht 13,5 kg.
Beim Gewicht hat man allerdings etwas untertrieben. So locker und leicht, wie es bei der elegant behandschuhten Dame auf dem Titelblatt der BDA den Anschein hat, trägt sich das Köfferchen nicht. Im Gegenteil, der Koffer ist sauschwer. Ich erwähnte ja schon, daß man an Metall nicht gespart hat. Gegenprobe auf der Personenwaage: 16,5 – 17 kg.
Und wie klingt das Teil nun? Die technischen Daten zum Frequenzgang stimmen einen nicht optimistisch. Der Klang ist über den kleinen eingebauten Lautsprecher aber gar nicht so übel, jedenfalls nicht ganz so dumpf, wie man befürchten könnte. Nutzt man die Möglichkeit, das Gerät an einen externen Verstärker anzuschließen und wählt dafür ein gutes Dampfradio, so ist der Klang sogar mehr als zufriedenstellend. Grund zum Meckern gibt es dann angesichts des Alters von fast 60 Jahren eigentlich nicht mehr. Hat man sich erst mal an die eigenwillige Bedienung gewöhnt, macht das Gerät richtig Spaß, auch wegen des etwas vom Üblichen abweichenden äußeren Erscheinungsbildes.
Sollte jemand noch weitere Informationen zu diesem Modell haben, dann bitte immer her damit.
Gruß
TSF
ACEC oder A.C.E.C aus Belgien das Modell 152
Auch zur Firmengeschichte hat er, zusammen mit anderen Forianern, einige Informationen zusammengetragen. Leider funktionieren einige der dortigen Links inzwischen nicht mehr.
In der englischen Wikipedia findet sich nun eine recht ausführliche Darstellung der Firmengeschichte:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ateliers_d..._Charleroi
Demnach gehen die Ursprünge der Firma zurück ins Jahr 1881. Man befaßte sich zunächst mit der Herstellung von Anlagen zur Stromerzeugung, später folgten Straßenbeleuchtungen und Straßenbahnen. 1904 übernahm der von Hanns-D. Pizonka erwähnte Baron Empain die Firma. Nach dem ersten Weltkrieg folgte der Einstieg in die Vakuumelektronik, man produzierte quecksilbergefüllte Gleichrichterröhren, die vermutlich in der Bahntechnik Anwendung fanden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Produktpalette um elektronische Geräte wie Radios, Fernseher und Tonbandgeräte erweitert. Auch mit Nukleartechnik hat man sich beschäftigt.
In den achtziger Jahren geriet die Firma in finanzielle Schieflage, die einzelnen Firmenteile wurden von anderen Unternehmen aufgekauft. Heute werden unter der Marke ACEC offenbar nur noch elektrische Heizgeräte produziert.
Kürzlich ist bei mir ein Lugavox 152 gelandet, zusammen mit etwas Zubehör und einer Bedienungsanleitung. Grund genug für eine etwas ausführlichere Beschreibung.
Es handelt sich um einen soliden Holzkoffer mit Kunststoffüberzug, Abmessungen 48 x 33 x 24 cm.
Dazu gab es eine ausführliche Bedienungsanleitung, zweisprachig französisch/flämisch.
Des weiteren eine Garantiekarte, ebenfalls zweisprachig, die der Käufer eigentlich an ACEC hätte zurückschicken sollen. Auf der Karte ist zwar handschriftlich die Seriennummer des Geräts eingetragen, leider jedoch nicht das Verkaufsdatum.
Zum Zubehör gehören außerdem ein Kristallmikrophon,
ein Überspielkabel Banane – Klinke für Aufnahmen vom Radio oder Plattenspieler (wie auf einer ebenfalls zweisprachigen Karte dem eventuell unkundigen Käufer genau erläutert wird)
sowie ein Überspielkabel Banane – Banane zum Anschluß des Lugavox an einen externen Verstärker oder – mit Hilfe der beigefügten Hülsen – als Verlängerung für das zuvor gezeigte Kabel. Auch hierzu gibt es ein erklärendes Kärtchen, auf dem man auch – ebenso wie auf dem zuvor gezeigten – den warnenden Hinweis angebracht hat, vor Anschluß an ein Allstromgerät erst mal einen Fachmann zu konsultieren.
Das Gerät ist klar in zwei Teile gegliedert: links das Laufwerk, verborgen unter einer mit braunem Hammerschlaglack überzogenen Abdeckung, rechts der elektronische Teil mit sämtlichen Bedienelementen und Anschlüssen.
In der oberen Hälfte des Bedienfeldes gibt es einen Anscluß für externe Lautsprecher. Links darunter hat man die Möglichkeit, den internen und externen Lautsprecher abzuschalten (Stellung 0) oder einzuschalten (gekennzeichnet durch ein Ohr). Rechts befindet sich ein dreistufiger Schalter zur Einstellung der Klangfarbe (hell – mittel – dunkel). Mit dem Knebelschalter darunter wählt man zwischen Aufnahme und Wiedergabe. Letztere wird durch den Papagei symbolisiert, als Symbol für Aufnahme dient ein Magisches Auge:
Unter dem Knebelschalter befinden sich Eingänge für Mikro und Radio/Plattenspieler. Jeder Eingang verfügt über einen eigenen Aussteuerungsregler. Der linke Regler ist mit dem Netzschalter kombiniert, der rechte dient im Wiedergabebetrieb als Lautstärkeregler.
In der unteren Hälfte des Bedienfeldes finden sich ein Ausgang zum Anschluß des Lugavox an einen externen Verstärker sowie das Magische Auge als Aussteuerungsanzeige.
Aus dem Laufwerk ragt ein Hebel zur Wahl der Laufwerksfunktion hervor. Hier ist er in Stellung „Stop“. Die beiden untersten Positionen dienen dem schnellen Vor- und Rücklauf, die oberste ist gleichermaßen für Aufnahme und Wiedergabe. Um in diese Position zu gelangen, muß man zusätzlich noch den weißen Knopf links vom Hebel drücken. Das ist zwar eine Sicherheitsmaßnahme, dennoch hat das Gerät seine Tücken. Kaum hat man nämlich den oben erwähnten Knebelschalter auf Aufnahme gestellt, geht sofort der Hf-Generator in Betrieb und es fließt ein Hf-Strom durch den Löschkopf, egal in welcher Position sich der Laufwerkhebel befindet. Man sollte also stets einen Blick auf diesen Schalter werfen, bevor man mit dem unteren Hebel das Laufwerk in Gang setzt, um ein versehentliches Löschen eines Bandes, das man eigentlich abspielen will, zu vermeiden. Da bei diesem Gerät das Band im Umspulbetrieb von den Köpfen nicht abgehoben wird, besteht die Gefahr des versehentlichen Löschens sogar beim Umspulen. Hier hat der Konstrukteur allerdings vorgesorgt. Der Antriebsmotor kann sich zum Umspulen nicht in Gang setzen, wenn der Knebelschalter auf Aufnahme steht. Hier noch ein Blick auf das Bedienfeld aus anderem Winkel, um auch das Symbol für die Stop-Position zu zeigen.
Statt eines Bandzählwerks gibt es beim Lugavox 152 nur die Laufzeitmarkierungen beim rechten Bandteller, die oben zu sehen sind.
Das Gerät verfügt über die Bandgeschwindigkeiten 9,5 und 19 cm/s. Der Umschalter befindet sich links von der Tonkopfabdeckung. Auch hier hat man wieder Symbole aus dem Tierreich gewählt. All diese Symbole werden übrigens genau so auch in der BDA verwendet.
Die Bedienungsanleitung empfiehlt, bei längerer Nichtbenutzung diesen Hebel in eine Mittelstellung zu bringen, so wie auf dem Bild gezeigt, um Dellen in den Reibrädern des Antriebs zu vermeiden. Zu diesem Zweck gab es als Zubehör ein Plastikteil, das in den Schlitz eingesteckt werden kann, um ein unbeabsichtigtes Umklappen des Hebels in eine der beiden Endpositionen zu vermeiden. Dieses Teil ist hier offenbar verlorengegangen und es hatte sich in einem der Reibräder bereits eine kleine Delle gebildet. Die ließ sich aber mit feinem Sandpapier wieder herausschleifen, sodaß der Antrieb wieder ohne Rumpeln läuft.
Damit sind wir beim mechanischen Teil angelangt. Für Arbeiten an der Mechanik muß die zweiteilige braunlackierte Deckplatte abgenommen werden. Darunter befindet sich ...
... eine weitere Metallplatte (nebenbei bemerkt: bei allen Metallteilen handelt es sich um richtig dickes, stabiles Blech, man merkt schon, daß man sich im Hause ACEC dem Thema „Tonbandgerät“ aus Richtung Eisenbahntechnik kommend genähert hat). Der Tonkopfträger aus Bakelit kann dank eines Scharniers hochgeklappt und dank einer Steckverbindung von der Elektronik abgetrennt werden.
Nach Lösen einiger Schrauben kann auch diese Platte abgenommen werden. Sie trägt an ihrer Unterseite neben den Bremsen all jene Reibräder, die für den schnellen Vor- und Rücklauf nötig sind.
Der Pfeil zeigt auf einen Hebel, der auf der darunterliegenden Metallplatte (ja, richtig, es kommt noch mal eine Metallplatte zum Vorschein, die dritte) einige Kontakte berührt:
Diese Kontakte (ebenfalls mit einem Pfeil markiert) sorgen dafür, daß der Motor nur bei Aufnahme/Wiedergabe und beim Umspulen in Betrieb geht und auch dafür, daß in Stellung Aufnahme kein Umspulen möglich ist. Ansonsten ist an diesem Blech der Motor montiert. Man erkennt des weiteren die Schwungmasse mit Tonwelle und die beiden Reibräder samt Umschaltmechanismus, die für die beiden Geschwindigkeiten auf unterschiedliche Stufen der Motorwelle drücken. Im Vordergrund sieht man übrigens die Steckverbindung, die zu den Köpfen führt. Wenn man so weit ist, kommt man auch ganz bequem an die meisten Elektronikteile. Das geht allerdings auch anders. Man kann die Elektronik auch durch Lösen einiger Schrauben vom Chassis trennen. Ist aber auch etwas fummelig.
Bei der Elektronik hat man es mit einem vierstufigen Verstärker zu tun, der die Röhren EF86, ECC40 und EL41 verwendet. Hinzu kommen noch eine EL42 als Hf-Generator und ein Magisches Auge 6E5. Hanns-D. Pizonka hat in seinem Beitrag schon darauf hingewiesen, daß es sich dabei um die „Urmutter“ aller Magischen Augen aus den dreißiger Jahren handelt. Warum man sich für dieses Altertümchen entschieden hat, wird wohl das Geheimnis der ACEC-Ingenieure bleiben. Seltsam auch, daß man mit der EF86 eine damals hochmoderne Type verwendet hat, während man für alle anderen Stufen auf veraltete Typen zurückgriff, für die es längst modernen Ersatz gab. Wie auch immer, man hat sich zumindest die Mühe gemacht, auf jede Röhre etwas Silberfarbe aufzutragen, um auf dieser Fläche von Hand (!) die Seriennummer des Geräts vermerken zu können. Daran läßt sich heute erkennen, daß hier immer noch der originale Röhrensatz vorhanden ist. Alle Röhren erwiesen sich auch noch als weiterhin brauchbar und blieben drin. Das Magische Auge stammt von RCA, alle anderen Röhren von Adzam (Mazda rückwärts), einer Marke der MBLE (Manufacture Belge de Lampes Electriques).
Auf dem Kofferboden findet man zwei Pläne befestigt.
Der rechte teilt mit, daß in diesem Lugavox ein besonderer Netztrafo verbaut wurde, der den Motor im Aufnahme-/Wiedergabebetrieb mit 130 statt mit 110 V versorgt und im Umspulbetrieb mit 145 statt 130 V. Die Nennspannung des Motors beträgt allerdings 110 V. So steht es auf seinem Typenschild:
Daneben hat man löblicherweise den Schaltplan festgetackert, allerdings in einer Größe, bei der ich angesichts meines schon etwas fortgeschrittenen Alters eine Lupe brauche.
Interessant ist die Datumsangabe auf dem Plan: 19. 10. 53. Interessant ist das deshalb, weil hier schon die Röhre EF86 eingezeichnet ist, die nach meinen bisherigen Erfahrungen mit alten Geräten und nach allen Informationen, die man zu dieser Type im Netz findet, erst 1955/56 auf den Markt kam. Standen den Entwicklern in Charleroi schon vorab technische Daten zu dieser künftigen Röhrentype zur Verfügung, sodaß die Schaltung schon mal entworfen werden konnte? Im Gerät selbst findet sich sonst keinerlei Hinweis auf ein Baujahr. Auf der Bedienungsanleitung und auf den Kärtchen, die den Überspielkabeln beigefügt waren, finden sich klein gedruckt diverse Zahlen-/Buchstabenkombinationen, die alle irgendwie die Ziffern .../56/... oder .../1956/... enthalten. Ist das der Hinweis auf das Jahr der Markteinführung des Geräts? Es würde zur Verfügbarkeit der EF86 passen.
Zum Schluß noch ein paar technische Daten aus der Bedienungsanleitung.
Maximaler Spulendurchmesser 18 cm
Frequenzgang bei 9,5 cm/s: 110 – 4000 Hz über den eingebauten Verstärker, 70 – 4500 Hz über externen Verstärker
bei 19 cm/s 110 – 8000 Hz bzw. 70 – 10000 Hz extern.
Gewicht 13,5 kg.
Beim Gewicht hat man allerdings etwas untertrieben. So locker und leicht, wie es bei der elegant behandschuhten Dame auf dem Titelblatt der BDA den Anschein hat, trägt sich das Köfferchen nicht. Im Gegenteil, der Koffer ist sauschwer. Ich erwähnte ja schon, daß man an Metall nicht gespart hat. Gegenprobe auf der Personenwaage: 16,5 – 17 kg.
Und wie klingt das Teil nun? Die technischen Daten zum Frequenzgang stimmen einen nicht optimistisch. Der Klang ist über den kleinen eingebauten Lautsprecher aber gar nicht so übel, jedenfalls nicht ganz so dumpf, wie man befürchten könnte. Nutzt man die Möglichkeit, das Gerät an einen externen Verstärker anzuschließen und wählt dafür ein gutes Dampfradio, so ist der Klang sogar mehr als zufriedenstellend. Grund zum Meckern gibt es dann angesichts des Alters von fast 60 Jahren eigentlich nicht mehr. Hat man sich erst mal an die eigenwillige Bedienung gewöhnt, macht das Gerät richtig Spaß, auch wegen des etwas vom Üblichen abweichenden äußeren Erscheinungsbildes.
Sollte jemand noch weitere Informationen zu diesem Modell haben, dann bitte immer her damit.
Gruß
TSF