Verstärkung aus Italien.
#1
Die "Galaktischen", das verbinde ich eigentlich mit Spanien und mit Fußball. Auch wenn einige Bayern das zeitweise anders gesehen haben mögen.

Aber HiFi und Italien?
Als ich Anfang des Jahres die Norddeutschen HiFi-Tage besuchte, da stieß ich hauptsächlich auf einheimische Marken, auf einiges Britisches, auf ein wenig aus den unmittelbaren Nachbarländern und aus Skandinavien. Eine einzelne Vor-/Endstufen-Kombination aus Italien habe ich immerhin auch entdeckt.
So scheint das schon länger zu sein: Ob es in Italien HiFi gibt, mal abgesehen von importierten Grundigs, ist hierzulande eher wenig bekannt. Oder erinnert sich vielleicht jemand von Euch an meine Vorstellung der Hiletron-Tuner? Dabei gibt es beispielsweise die Galactron S.r.L. noch heute! Beziehungsweise schon wieder.

Ich jedenfalls hatte irgendwann einmal einen Testbericht gelesen und den Namen "Galactron" im Hinterkopf - oder sonst irgendwo - behalten. Und als dann ein Angebot aufgetaucht war machte ich mich auf die Jagd. Erst waren sie noch zu teuer, mein Gebot wurde nicht angenommen. Das Gegen-Gebot war mir immer noch zu hoch. ... Oder sollte ich doch? Eines der Geräte fand ich dann in einer Kleinanzeige aus dem Westen wieder. War schon am Überlegen, ob ich hinfahren sollte, fragte Euch, doch der erste Anbieter war irgendwie näher. Schließlich fuhr ich doch hin ... danke Nachbar! ... wir handelten ein wenig.
Kurz gesagt: Ich habe Neuzugänge. Und über die wollte ich etwas mehr wissen.



Davor und drumrum
Wie immer, wenn man sich für die Geschichte eines vergangenen Unternehmens interessiert, wird es schwierig an Informationen zu kommen. Wenn es das Unternehmen noch gibt, wird es fast noch schwieriger, denn ob die Selbstdarstellung den Fakten oder eher dem Werbe-Wunsch entspricht, ist nicht immer klar erkennbar.

Die Galactron Costruzioni Elettroniche in Rom sei, so schmieden italienische Fans ihr Epos, in einer Januar-Nacht 1966 entstanden. Oder 1965. Immerhin, Januar wäre es und kalt sei die Nacht gewesen, und Alkohol hätte es gegeben. Reichlich. Und sechs Studenten der Ingenieurwissenschaften wären auf der Suche nach einem Namen für eine Firma gewesen, die sie hatten gründen wollen.
"Bernardini, Berardi, Finocchiaro, Edward Arnold, Lojodice" und "Paw" nennt der Autor der Galactron-Homepage seine "Helden". Freilich, so kann man anderswo lesen, sei der Architekt Lojodice erst 1968 zu Galactron gestoßen.

Paw jedenfalls, hätte nach viel Whisky und Schlaf-Entzug die famose Idee gehabt, aus den zur Wahl stehenden Namens-Alternativen, "Galaxy" und "Electron", "Galactron" zu formen. Auch wenn seine Kollegen gemeint haben sollen, der Name klinge wie der einer Tablette: "morgens und abends je eine Galactron vor dem Essen ..."
Was für ein Glück, das meine Neuankömmlinge nicht in der gleichen Nacht konstruiert worden waren!

Jedenfalls, so das Selbstverständnis der heutigen Marken-Inhaber, war diese Nacht der Beginn eines der "fruchtbarsten" italienischen HiFi-Abenteuer gewesen: In einem noch absolut unerschlossenem Markt, in dem es auch noch keine HiFi-Publikationen gegeben habe, hätte Galactron sich in den folgenden Jahren angeschickt, sich zum Traum eines jeden HiFi-Enthusiasten zu entwickeln.

Die ersten Schritte hießen CC50 und PA25. Eine Vor-/Endstufen-Kombination in mono, von der, in einer 70m²-Wohnung in einer kleinen Nebenstraße irgendwo in Rom, gerade mal 50 Exemplare gebaut worden sein sollen.
Ihre Besonderheit war die Verwendung einer Transistor-Schaltung und die Einhaltung der Standards des US-Militärs (US Militaty Standard) für elektronische Geräte gewesen. Vor allem aber rühmte sich Galactron, schon zu diesem Zeitpunkt die Kundenwünsche zu berücksichtigen: Viele Anschlüsse und ein Pegelabgleich, um eine einheitliche Lautstärke der angeschlossenen Geräte zu ermöglichen, suchte man bei den Konkurrenten oft vergebens.

Die ersten Kunden der Galactron wären Uni-Professoren und die RAI gewesen. Doch der Handel, der sich mit HiFi beschäftigt hatte, war bestenfalls bereit gewesen, in bekannte Namen, Marantz, Harman/Kardon oder McIntosh, zu investieren. Um überleben zu können, entwarfen die Entwickler der Galactron nebenbei einfache HiFi-Geräte für einen Möbel-Hersteller und eine transistorisierte Ampel-Steuerung (DITRAC Digital Traffic Controller).
Der Unternehmens-Gewinn im ersten Jahr sei daher eher bescheiden ausgefallen, bei einem Umsatz von "30.000 Dollari"; Direktor Bernardi soll die Eigenart gehabt haben, die Währung Lira vollkommen zu ignorieren.
Von den Gründern wären im Juli 1966 nur noch Aris Bernardini, Sandro Berardi und Alberto Finocchiaro übrig geblieben. Trotzdem ging es weiter und auch bergauf.

Galactron wurde Distributor von Audax und Acoustical übernahm den Vertrieb der italienischen Verstärker in den Niederlanden. Alberto Finocchiaro verließ die Firma und stattdessen traten der Ingenieur Massimo Romita, der Architekt Gianmaria Lojodice, als Designer, sowie Mario Sbragaglia als Verwaltungschef ein. Der Umsatz wuchs auf 50 Mio. Lire, stieg 1969 gar auf 70 Mio.
1969 stieß der Investor Prof. Dr. Vittorio Strampelli zu dem Team dazu, was einen Umzug in eine 600qm-Betreibsstätte ermöglichte, und Galactron begann mit der Herstellung von professionellem Studio Equipment, zum Beispiel von Regietischen. Die Firma hatte nun zwölf Arbeiter und der Umsatz stieg weiter auf 120 Mio. Lire.
Der 1969 eingeführte Verstärker MK10 bedeutete eine Initialzündung für das Unternehmen. Es heißt, mit jeweils einem Mk.10 unter dem Arm seien junge Leute als Außendienstler ausgeschwärmt, um das Gerät bekannt zu machen. Denn noch immer hatte es in Italien kein HiFi-Magazin gegeben, das das hätte übernehmen können. Schließlich blickte man über die Grenze, fand in Goodmans, für England, und in dem Dokorder-Distributor Moritz L. Chrambach aus Hamburg, weitere Vertreter, und es gelang einen ersten Test zu initiieren, der Aufmerksamkeit erregte: Die HiFi-STEREOPHONIE verkündete im März 1973, der MK10B gehöre in die "absolute Spitzenklasse". Am Ende des Jahres hatte Galactron 60 Arbeiter und exportierte in 21 Länder: in die gesamte EG, nach Jugoslawien, Griechenland, Dänemark, Spanien, Kanada, Madagascar etc.

Die Bekanntheit von Galactron nahm zu. 29 Vertreter in Italien sorgten dafür, dass die Marke sich im eigenen Lande durchsetzen konnte, und die Zahl der Bestellungen wuchs exponential. Doch noch 1975 waren die Kapazitäten auf die Fertigung von 24 Geräten am Tag beschränkt, war Galactron nicht bereit, die hohen Qualitätsansprüche in der Produktion in Frage zu stellen.

Auf dem Höhepunkt des Erfolgs begann 1976 der Abstieg. Aris Bernardini, seit 1966 Generaldirektor und CEO von Galactron, wurde bei der Entscheidung für die zukünftige Entwicklungs-Strategie überstimmt und verließ daraufhin die Firma. Kurz darauf verstarb mit Dr. Strampelli der Mehrheitseigentümer der Galactron Srl. Das Unternehmen wurde führungslos und verlor sein Geschäftsglück.
Zudem verlor die italienische Lira stetig an Wert, was vor allem den Einkauf immer wieder verteuerte. Gegenüber der D-Mark waren es, vom Januar 1966 bis 1979, ganze 67%! (Quelle: fixtop.com). 1980 stellte Galactron die Produktion ein und gab 1984 schließlich auf.
Es sollte fast zehn Jahre dauern, bis eine neue Galactron in Erscheinung trat.


   

Der Verstärker
Nach den ersten Versuchen in HiFi, mit einer Vor-/Endstufen-Kombination, soll noch Anfang 1966, mit dem MK 1, der erste Vollverstärker von Galactron entstanden sein. Dies war dann auch noch der erste in Italien gebaute Verstärker mit 40 Watt Arbeitsleistung pro Kanal.
Für die Kundschaft bezahlbar war der 1967 erschienene, 2x 25 Watt starke MK 2. Bis 1969, eine andere Quelle schreibt: "binnen drei Jahren", sollen etwa siebenhundert Einheiten entstanden sein. 1968 ergänzte der MK 11 und ein 10-Watt-Verstärker das Programm, der in fünf verschiedenen Versionen, als MK 3 bis MK 7, bestellt werden konnte.


Der wirkliche Erfolg von Galactron in HiFi begann 1969, mit der Vorstellung des MK 10.
Bisher hatte Galactron technisch ambitionierte Verstärker und hatten die Entwickler von Galactron auch Studio-Technik gebaut. Im MK 10 wurden beide Erfahrungen, unter höchsten Qualitätsansprüchen, zusammengeführt. Vor allem aber besannen sich die Konstrukteure auf eine Maxime, die schon mit den allerersten Geräten berücksichtigt worden war: Die Kundenwünsche als höchste Priorität. Galactron baute einen Verstärker, der alles in sich vereinte, wovon die Anwender jener Zeit träumten.
Trotz des erheblichen Einführungs-Preises von 499.000 Lire (entsprach ca. 3.200 DM) konnten in nur einem Jahr zweitausend MK 10 verkauft werden. Bereits im Mai 1970 erschien die zweite Variante, MK 10B. Der sollte bis 1980 im Programm bleiben. Der Preis stieg auf 605.000 Lire (entsprach ca. 2.200 DM), Mitte der siebziger Jahre, und weiter auf 685.000 Lire (entsprach ca. 1.500 DM) 1979.

   

Der von Gianmaria Lojodice gestaltete Verstärker ist ein wahrer Bolide, der in keiner Weise dem üblichen Designkonzepten der marktbeherrschenden amerikanischen Vorstellungen von Verstärker-Gestaltung entspricht.
Vor ein schwarzes Metallgehäuse, mit Lüftungsschlitzen oben und unten, und das seitlich von im Verhältnis schmalen Holzwangen abgeschlossen ist, ist eine Millimeter starke Metallplatte als Front geschraubt. Man konnte den MK10 in schwarz lackiert, oder in silber-metallic bekommen.
Die Frontplatte ist, in zwei übereinander liegenden Reihen, mit Knöpfen, Drehschaltern und Schiebereglern gepflastert. Was resultiert ist eine rein technische, funktionale Gestaltung, die sich weder auf die Radio-Klassik besinnt, die ein zeitgenössischer Grundig SV140 vertrat, noch auf die elegante Moderne, die man in den neuen Yamahas fand. Der Galactron bezieht sich auf die professionelle Studio-Technik und nimmt damit einen Trend vorweg, der erst Jahre später große Teile der HiFi-Industrie beeinflussen sollte.

   

Der Bezug zur Studiotechnik wird noch deutlicher, wenn man sich den Bedien-Elementen nähert. Nur die Druckknöpfe haben Deckel aus Kunststoff. Die Netztaste und die Knöpfe für Höhen- und Tiefen-Filter sind farblich, rot, abgesetzt, so dass ein Verwechseln mit Muting, Monitor und Loudness nicht möglich ist.
Die beiden, kanalgetrennten Schieberegler für die Lautstärke haben einen großen und griffigen Knopf aus Metall mit edlem, Kupfer-farbenem Glanz, und einen langen Schiebeweg. Ebenso der Fader für das Überblenden zwischen den Eingängen 4 und 5.
Auch die elf Drehregler sind groß dimensioniert, aus Metall und griffig geformt. Professionell. Lediglich bei den beiden Pegelinstrumenten mag man sich zu Beginn fragen, welchen Sinn so kleine Drehspulinstrumente haben mögen. Sie dienen als Hilfe beim Abgleichen der Lautstärke der Eingänge aufeinander. Und das tut man nicht im Sitzen auf der Couch, sondern am Gerät. Und dafür reicht die Größe der Instrumente.

   

Eingänge hat der Galactron übrigens fünf. Plus einem Anschluss für ein Aufnahmegerät, samt Monitor-Schleife.
Die Besonderheit der fünf Eingänge besteht darin, dass sich auf der Rückseite des Verstärkers ein Schacht befindet, in dem sechs Steckkarten (70 x 25 mm) untergebracht sind. Sind hier farblich "normale" Platinen (No.1104, zwei Brücken) eingesteckt, dann sind sämtliche Eingänge für Hochpegel-Geräte (150 mV / 100 kOhm) ausgestattet. Bunt markierte Platinen (No.1103) beherbergen Entzerrer-Vorverstärker: rot signalisiert einen Phono-Vorverstärker (1 oder 3 mV), weiß eine Beschaltung für linear niederpegelige Mikrofone (50 kOhm) und blau für eine Bandmaschine (Tape Head, 9,5 und 19 cm/s NAB flat linear).

   
   

Vier der Eingänge (1-4) lassen sich mit Hilfe der Drehknöpfe "Preset Controls" miteinander mischen, also gleichzeitig verwenden. Zwischen den vierten und fünften Eingang läßt sich überblenden.
Um die Möglichkeiten des MK10B zu verdeutlichen, nannte Karl Breh folgendes Beispiel: "Man kann fünf Stereo- oder zehn Mono-Mikrofone anschließen und davon vier Stereo- oder acht Mono-Mikrofone gleichzeitig betreiben, deren Signale im jeweils gewünschten Verhältnis auf zwei Endsignale also ein Stereosignal abmischen, wobei mittels des Überblendreglers zwischen den Eingängen vier und fünf mit Nulldurchgang stufenlos hin- und hergeschaltet werden kann. Es ist jedoch auch möglich, fünf Tonabnehmer anzuschließen, wovon zwei z.B. im Diskothekenbetrieb überblendbar sind ..." (HiFi-Stereophonie 3/73).

   

Neben den beiden schon beschriebenen Schiebereglern für die Lautstärkeregelung, verfügt der MK10 über insgesamt vier Drehregler, mit denen sich Höhen und Tiefen, für jeden Kanal einzeln, einstellen lassen. Jeweils +/- 18 dB bei 50 Hz und 10 kHz Scheitelfrequenz nennt die Werbung. Einige Angaben weichen auf +/-16 dB für die Bässe und +/- 12 dB für die Höhen, ab.

   

Im Test befand Karl Breh, das Anhebungs-Maximum der Tiefenregelung läge bei 70 Hz. Dies sei nachvollziehbar und ließe darauf schließen, der Konstrukteur sei von der Annahme ausgegangen, ein Käufer eines so teuren Verstärkers würde ihn mit hochwertigen Boxen betreiben wollen, deren Baß-Eigenresonanz niedrig, unter 70 Hz gelegen sei. Eine Baßanhebung bei 70 Hz würde daher nicht mit der Eigenresonanz der Boxen zusammenfallen. Anders wäre das, würden Boxen verwendet werden, deren Eigenresonanz höher läge.
Zusätzlich lässt sich eine gehörrichtige Lautstärkeregelung (Loudness) zuschalten, die "optimal ausgeführt" sei. Die beiden Filter, mit 50Hz und 7,5kHz beschriftet, könnten zwar steilflankiger sein, ihre Auslegung würde ihr Konstrukteur jedoch für besonders günstig halten.

   

Zwei "Mode"-Schalter erlauben die Wahl der Betriebsart und die Auswahl der Wiedergabe-Art. Der Betriebsart-Schalter kennt die Stellungen mono (beide Kanäle), stereo, stereo-reverse, Kanal A und Kanal B. Mit dem anderen Schalter lassen sich die beiden Lautsprecher-Gruppen einzeln oder zusammen betreiben, oder beide abschalten, so dass der Kopfhörer-Ausgang benutzt werden kann.

   

Um den Verstärker, ohne die Lautstärke-Einstellung verändern zu brauchen, dämpfen zu können, ermöglicht die Muting-Taste die Abregelung per Knopfdruck um -20 dB (oberhalb 1 kHz, mindestens -16 dB darunter).

   

Auf der Rückseite des MK10B sind nicht nur die Cinch-Buchsen für die Anschlüsse sichtbar, sondern auch zwei Pegelsteller, für die Justierung der Empfindlichkeit des Anschlusses für das Aufnahmegerät.
Außerdem fallen, neben den drei, zwei davon schaltbaren Netzbuchsen, zwei Metallbügel auf. Diese verbinden, für beide Kanäle, die Vor- und die Endstufe des Galactron, der sich also auftrennen lässt. Hier lässt sich ein Equalizer, ein Quellen-Umschalter oder ein Matrix-Dekoder einschleifen, oder eine alternative Vor- oder Endstufe verwenden. Denkbar ist die Nutzung des Vorverstärker-Ausgangs auch als regelbarer Aufnahme-Ausgang für ein Bandgerät.
Ein weiteres Buchsenpaar repräsentiert den, neben den Lautsprecher-Ausgängen, "dritten" Stereo-Ausgang. Letztlich ein geregelter Hochpegel-Ausgang, an dem Endstufe oder Aktivboxen angeschlossen werden können, ohne dass der Verstärker aufgetrennt werden bräuchte.

   

Auch heute wird man schwerlich einen Verstärker finden, der so umfangreich ausgestattet ist. Zur Erinnerung: Das Konzept dieses Geräts stammt letztlich von vor 1969!

Es ist wohl so, dass Galactron das Gerät in der über zehnjährigen Bauzeit sanft weiter entwickelt hatte. Äußerlich erkenntlich ist dies nur an dem Generationswechsel von MK10 zum MK10B. Daher, so unterstelle ich, erklärt sich die eine oder andere Abweichung in den Angaben der Technischen Daten in den verschiedenen Publikationen. Möglicherweise.

   

Die Ausgangsleistung des MK10 wird von hifigoteborg.se mit 2x 100 Watt an 4 Ohm und 2x 74 Watt an 8 Ohm angegeben. Das Hifi-Jahrbuch 6 und 7 nennt, für die Version "B", 2x 70 Watt Sinusleistung und 2x 100 Watt Musikleistung. Das englische HiFi-Yearbook von 1975 nennt 2x 90 Watt an 8 Ohm. Den gleichen Wert kennen auch die Jahrbücher des italienischen HiFi-Magazins SUONO ab 1975.
Herr Breh kam im Test der HiFi-STEREOPHONIE (3/73) auf eine sinus-Ausgangsleistung (bei 1kHz, Aussteuerung beider Kanäle für 1% Klirrgrad) von 2x 124 Watt an 4 Ohm reell und von 2x 99 Watt an 8 Ohm reell.


Technische Daten
... lt. HiFi Jahrbuch 6 und 7
Bestückung: 24 Transistoren, 8 ICs, 38 Dioden
Eingänge: fünf Eingänge, wahlweise bestückt mit verschiedenen Vorverstärker-Platinen, 1 Tape Monitor
Sinusleistung: 2x 70 Watt
Musikleistung: 2x 100 Watt
Klirrgrad bei 1 kHz, Nennleistung und Aussteuerung beider Kanäle: < 0,1 %
Intermodulation 250Hz/8000Hz, 4:1, bei Nennleistung: < 0,2%
Frequenzgang über alles: 20-20.000 Hz +/- 0dB
Fremdspannungsabstand bezogen auf Vollaussteuerung und vollaufgedrehtem Lautstärkeregler: 70 dB (niederpegelige Eingg.) bzw. 75 dB (hochpegelige Eingg.)
dto. bezogen auf 2x 50 mW: 58 / 63 dB
Ausgänge: Lautsprecher: 2 Paare, schaltbar, 4-16 Ohm, Kopfhörer: Klinkenbuchse, Monitor: 750mV 50kOhm
Klangregler (Regelumfang): +/- 18 dB bei 50 Hz, +/-12 dB bei 10kHz
gehörrichtigte Lautstärkeregelung: ja, abschaltbar
Abmessungen: 462 x 145 x 310 mm
Gewicht: 16 kg
Unverbindlicher, ungefährer Ladenpreis: 2.100 DM
Besonderheiten: 5 Stereo-Eingänge mischbar, Eingang 4 und 5 durch Schiebgeregler überblendbar, Wahlweise Vorverstärker-Platine zur optimalen Anpassung der vorhandenen Tonquellen (Phono 1mV/3mV, Mikro 50mOhm linear, Tape Head 9,5 und 19 cm/s NAB, Flat linear), Gesamter Aufbau auf Steckplatinen, dadurch außerordentlich Service-freundlich, Garantie: 3 Jahre, durch Platinentausch.

... HiFi Yearbook 1975:
Input phono/mic: 1mV/47kOhm, aux: 150mV/100kOhm
S/N ref. max. output: phono/mic. 76 dB, aux: 82 dB
Outputs: 90W/channel into 8 Ohm
THD: < 1,0% between 1W and rated power output
FR: 16 Hz - 70 kHz -3 dB
Mains: 110-240V AC
Size: 18 1/4 x 5 3/4 x 12 1/4 inch

... Suono 75/76 bis 1980
Potenza: 90 + 90 W RMS su 8 Ohm
Risposta in frequenza: 20-20.000 Hz +/- 1 dB
Distorsione armonica: < 0,2% at pot. max. da 20-20000 Hz
Distorsione da intermodulazione: < 0,2% at pot. max.
Sensibilita degli ingressi e rapporto S/N: Phono 1mV(S/N 74 dB), 4 inressi High Level 150 mV (82 dB), Monitor 775 mV Tutti con preregulazione di livello. Mixer per 2 ingressi
Uscite: registratori 2 coppie altoparlanti, uscita sezione preamplifcatrice, cuffia
Fattore di smorzamento: > 100 a 8 Ohm
Controllo di tono: bassi e alti seperati per ciascun canale: +/- 18 dB a 50 Hz e 20kHz
Filtri: antifruscio, antirombo, loudness e muting
Protezione: elettronica
Dimensioni: cm 46,2 (L) x 14,5 (H) x 31,0 (P)
Peso: 13,5 kg
Prezzo corretto: lire 605.000 (1976), 685.000 (1979)

... hifigoteborg.se: Galactron MK-10
Uteffekt enligt FTC.....vid 4 ohm 100 W.....vid 8 ohm 74 W
Effektbandbredd v 1% dist.. v 4 ohm 20 - 20 000 Hz v 8 ohm 20 - 20 000 Hz
Max. ingångsspänning, PU .. .(mV) 80
Balanskontroll.................. Ja
Tonkontroller..............(dB) ±16(50Hz); ±12(10kHz)
Skivbrusfilter/rumblefilter ........ Ja/Ja
Loudnessf liter.................. Urkopplingsbart
Tape monitor .................. Ja
Ingångar ...................... 5 st, valbart bestyckningsbara, alt omkopplingsbara
Utgångar...................... Högt 2p 4—16 ohm, skruvlist Hört min 8 ohm, jack Band
Ambiofoni .................... Nej
Mått BxHxD ............(cm) 46 x 15 x 31

... HiFi-Stereophonie 3/73 / Testjahrbuch 1973
Sinus-Ausgangsleistung (1kHz, 1% Klirr): 2x 124 Watt an 4 Ohm, 2x 99 Watt an 8 Ohm
Übertragungsbereich über alles (-3 dB bezogen auf 1kHz): 18 Hz - 28 kHz an 4 Ohm, 17 Hz bis 34 kHz an 8 Ohm
Übertragungsbereich der Endstufe (-3 dB bezogen auf 1 kHz): 5 Hz bis 83 kHz an 8 Ohm
Leistungsbandbreite über alles (Eckfrequenzen bei denen bei halber Nennleistung der Klirrgrad 1% erreicht): 8 Hz bis 48 kHz an 4 Ohm, 5 Hz bis 59 kHz
Leistungsbandbreite der Endstufe (Eckfrequenzen bei denen bei halber Nennleistung der Klirrgrad 1% erreicht): 5 Hz bis 61 kHz an 8 Ohm
Frequenzgang (Endstufe allein): 20 bis 20 kHz +/- 0 dB
Phonoentzerrung (MM, 1kHz Abweichung von RIAA): 20 - 20.000 Hz: +0,5 / -3 dB, 30 bis 20.000 Hz: +0,5 / -1,5 dB, größte Abweichung zwischen den Kanälen: 1 dB
Rumpel- / Rauschfilter: Einsatz 50 Hz, Flankensteilheit 6 dB/Oktave, Einsatz 7,5 kHz, Flankensteilheit 5 dB/Oktave
Muting: oberhalb 1 kHz 20 dB Dämpfung, unterhalb 1 kHz leichte Herabsetzung um max. 4 dB
Eingangsempfindlichkeiten (1kHz, 8 Ohm für 2x 70W Ausgangsleistung): aux: 135/140 mV, Mikro: 5,8/5,9 mV, Phono MM 1,05/1,05 mV, Monitor: 750/770 mV
Eingangsempfindlichkeit der Endstufe: 770/770 mV
Übersteuerungsfestigkeit (MM, 1 kHz): 20 dB
Ausgangsspannung (Vorverstärker, 8 Ohm für 2x 70 W): 770/770 mV, Ausgang für 3. Kanal: 2/2,1 V, Tonband (1MOhm): 350/350 mV
Klirrgrad (gleichzeitige Aussteuerung beider Kanäle, 2x 30 Watt, 4/8 Ohm): 40 Hz: 0,09/0,06%, 1kHz: 0,08/0,06%, 10kHz: 0,7/0,07%, 15kHz: 0,8/0,08%
Klirrgrad (gleichzeitige Aussteuerung beider Kanäle, 2x 100 Watt, 4/8 Ohm): 40 Hz: 0,5/0,5%, 1kHz: 0,3/0,5%, 10kHz: -/0,6%, 15kHz: -/0,8%
Übersprechdämpfung8 Ohm, nicht ausgesteuert): aux: 40Hz: 60 dB, 1kHz 44 dB; 10kHz 39 dB, 15kHz 30 dB, Micro: 40Hz: 60 dB, 1kHz: 42 dB, 10kHz: 38 dB, 15kHz:28 dB, Phono MM: 40Hz: 55 dB, 1kHz: 43 dB, 10kHz: 40 dB; 15 kHz: 33 dB, Monitor: 40Hz: 65 dB, 1kHz: 59 dB, 10kHz: 53 dB, 15kHz: 39 dB
Signal-Fremdspannungsabstand (Vollaussteuerung/2x 50mW): aux: 76/63 dB, Micro: 65/58 dB, Phono MM: 60/54 dB, Monitor: 82/67 dB
Intermodulation (2x 50W an 4 Ohm, 4:1): 250Hz/8kHz: 1,2%, 150Hz/7kHz: 1%, 60Hz/7kHz: 1,1%, 40Hz/12kHz: 1,3%
Intermodulation (2x 70W an 8 Ohm): 250Hz/8kHz: 0,38%, 150Hz/7kHz: 0,4%, 60Hz/7kHz: 0,44%, 40Hz/12kHz: 0,53%
Dämpfungsfaktor (1kHz): 70 an 4 Ohm, 125 an 8 Ohm reell

... HiFi-Report 1974/75
Preis-Kategorie: ca. 1.800 bis 2.200 DM
Art: Vollverstärker
Sinusleistung / Ohm: 2x 70 Watt an 4 Ohm
Klirrfaktor: < 0,2%
Intermodulation: < 0,2%
Übertragungsbereich: 15 - 40.000 Hz
Fremdspannungsabstand: Aux: 75 dB, MM 65 dB
Empfindlichkeit Phono: 1 mV
Filter: Rausch- und Rumpel-Filter
Ausgänge: 2x Lautsprecher, Kopfhörer, Aufnahme
Abmessungen: 462 x 145 x 310 mm


Warum Geräte in den Katalog-Listen sogar unterschiedlich schwer sein sollen, ist für mich kaum nachvollziehbar. Mein MK10b wiegt jedenfalls, selbst gemessen, 12,8 kg. Aber auch die Höhen-Regelung bei 20kHz (Suono) mag ich nicht glauben. So ist das halt mit Sekundär-Quellen ...


In seinem Testbericht für die HiFi-Stereophonie weist Karl Breh darauf hin, dieser von Entwicklern aus der Studiotechnik konzipierte Verstärker hätte einige Charakteristika in den Übertragungsdaten, die sich bei üblichen HiFi-Geräten so nicht finden lassen würden.
"... Zunächst einmal bietet der Verstärker bei 1 kHz eine höchst ansehnliche Leistungsreserve. Das gilt auch bei den sehr kleinen Klirrgrad-Werten im Baßbereich, während zumindest an 4 Ohm und in der Tendenz auch an 8 Ohm erkennbar, der Klirrgrad bei hohen Frequenzen schneller mit der Leistung wächst. Diesem Sachverhalt liegt die richtige Überlegung zugrunde, dass aufgrund der Amplitudenstatistik die aufzubringende Leistung im Baßbereich am größten ist, mit wachsender Frequenz aber schnell abnimmt. Insofern vermitteln die gemessenen Werte der Intermodulation ein etwas zu ungünstiges Bild. ..."
Auch der Abfall von fast 2 dB im Über-alles-Frequenzgang bei 20 kHz sei mit der Herkunft aus der Studiotechnik erklärbar; dies sei dort im Sinne der Unterdrückung von Störfrequenzen üblich.
Auf das Konzept der Baßanhebung habe ich schon verwiesen. Alle anderen Daten sprächen für sich.

Apropos Daten. Ein Test eines deutschen HiFi-Magazins aus dem Jahre 1973 hat wenig mit dem gemein, was Interessenten ab den achtziger Jahren lesen durften. "109 von 100 möglichen Klangpunkten" gab es damals noch nicht. In der Regel ging eine gehörmäßige Bewertung nur zu einem eher kleinen Teil in ein Gesamtergebnis ein. Elektronische Geräte wurden vor allem über die Meßwerte eingeschätzt. Das hielt man für neutral und war unabhängig von im Test verwendeten Boxen.
Zudem testete man natürlich mit den üblichen Quell-Material. Und das war oft von anderer Charakteristik, als heute üblich. Vor allem die Verwendung der Stereophonie war in den sechziger und auch zu Beginn der siebziger Jahre noch nicht in dem Maße, wie später, auf eine Abbildung einer "natürlichen" Bühne gezüchtet.


   

Aufbau.
Der gesamte Verstärker ist Service-freundlich aufgebaut. Daraus resultierte ein besonderes Garantie-Angebot: Galactron hatte eine 3-Jahres-Garantie angeboten; trat ein Service-Fall auf, wurde einfach ein steckbares Element ausgetauscht und das Gerät war sofort wieder einsatzbereit.
Neben den Steckkarten für die Eingangs-Bestückung, die natürlich entnehmbar sind, ist auch das gesamte Netzteil ein herausnehmbares Bauelement. Das gleiche gilt für die Endstufe, die nach Lösen von vier Schrauben und drei Steckverbingungen, leicht entfernt werden kann.

Das ganze Gerät ist in drei Abteilungen aufgebaut, die durch stabile Stahlbleche voneinander getrennt und abgeschirmt sind. Diese beiden Querstreben, dazu die Front und die Rückwand, sind an beiden Seiten und oben und unten, mit Blechwinkeln miteinander verschraubt. Die beiden Holz-Seitenwände sind von außen dagegen geschraubt.
Ins Innere des Verstärkers gelangt man von oben und unten, indem man die Deckel-Bleche abnimmt. Diese sind von innen über eine Lasche in der Rückwand gesteckt und an den Seiten vierfach mit den Winkelblechen verschraubt.

   

In der mittleren Abteilung sitzt der große Trafo und die vier RCA 40636 RD 2E Transistoren mit ihren Kühlkörpern. Ober- und unterhalb dieser Abteilung befindet sich, in den Deckeln, die Lüftungs-Schlitze, so dass die sich erwärmenden Bauelemente einen stetigen, aufsteigenden Luftzug erzeugen können.



... und wie klingt's?
Wenn man zum MK10 und MK10B recherchiert, fällt auf, man findet keine negativen Meinungsäußerungen. Hingegen erinnert sich der eine oder andere in Foren, der Galactron sei früher sein Traum-Gerät gewesen.

Im Test der HiFi-STEREOPHONIE weiß der Autor zu berichten, "... dank des empfindlichen Phono-Eingangs und der ungewöhnlichen Leistungsreserve vermittelt der MK10B ein voluminöses, absolut durchsichtiges Klangbild. ..." Selbst bei zu zwei Dritteln aufgezogener Lautstärke und abgehobenem Tonarm könne man aus den angeschlossenen Boxen nicht hören, das der Plattenspieler oder ein Verstärker laufe. Kein Rauschen, kein Brummen. Erst bei voll aufgezogener Lautstärke sei ein leichtes Rauschen vernehmbar.
Die Bedienbarkeit des Geräts sei "vorzüglich", die Loudness "sehr wirksam". Insbesondere fiel auf, ein Übersprechen beim Mischen der Eingänge konnte gehörmäßig nicht festgestellt werden und auch das Abschalten eines Eingangs, auf "0", funktionierte einwandfrei.

In der Zusammenfassung resümierte Breh, der Galactron sei ein "... radikal funktionsbestimmter, außerordentlich servicefreundlicher und in seinen Anwendungsmöglichkeiten vielseitiger ..." Verstärker, der mit seinen "... Leistungsreserven und Übertragungsdaten, denen der subjektive Höreindruck voll entspricht, ... einen guten Platz innerhalb der absoluten Spitzenklasse ..." erobern konnte.

"Absolute Spitzenklasse". Was bedeutet das heute? Es wäre unfair, einen mehr als vierzig Jahre alten Verstärker mit einem beispielsweise ASR Emitter zu vergleichen, dessen Preisniveau, im Vergleich zum Warenkorb, heute, dem des Galactron damals, entsprechen dürfte. Überhaupt ist ein "Vergleich" bei alten Geräten wenig aussagekräftig. Jedenfalls nicht, wenn man das alte Gerät vorher nicht restauriert hat.

An der Ergonomie und an der Ausstattung ändert das Alter des Galactron jedoch nichts.
Heutige Verstärker dieser Katagorie mögen dickere Lautsprecherkabel vertragen und auch ein "Mäuseklavier" für die Anpassung des Phono-Vorverstärker aufweisen. Das ist aber auch schon alles, was ein jüngerer diesem Verstärker vorweg haben mag.
Audiophile heutiger Zeiten werden eventuell die Nase rümpfen, weil der Galactron Ausstattungsmerkmale hat, die dem reinen Musikhören von Platte oder CD nicht zuträglich sein sollen. Hier wird ein Wechsel in der Philosophie erkennbar, der nicht nur Verstärker betrifft. Wer also generell der Meinung ist, eine Klangregelung sei überflüssig, der wird auch das Vorhandensein von Muting, Loudness oder der Pegel- und Überblend-Regler generell ablehnen.
Was bleibt ist ein Rest der Bevölkerung, der wohl eine Mehrheit repräsentieren würde, würde sich jemand dafür interessieren, wie viele militante Audiophile es gibt. Denn selbst unter den "Audiophilen" gibt es ja welche, die heute verkünden, alte Verstärker, und die haben ja oft eine Klangregelung, seien eben doch viel authentischer und lebendiger, als moderne Kleinserien. So jedenfalls konnte ich kürzlich im AAA-Zimmer einer Messe zur Kenntnis nehmen.
Jedem das Seine.

Was die Bedienbarkeit angeht, kann ich Herrn Breh nur Recht geben. Eindeutig und einfach. Man mag sich fragen, warum ein Vorpegel-Regler nicht Kanal-getrennt ausgeführt ist. Doch ein wenig Konstruktions- und Justage-Aufwand sollte man auch dem Hersteller der Quellgeräte überlassen. Sollen die doch gleiche Pegel abliefern.
Jedenfalls lässt sich jeder Knopf hervorragend identifizieren und anfassen. Die Pegel-gleiche Bedienung der Lautstärke-Regler ist kein Problem. Nur die Preset Controls liegen so dicht nebeneinander, dass man beim Drehen des einen leicht gegen einen anderen stößt. Und die Lautstärke-Justierung ist, trotz vermeintlich langem Pegelweg, etwas empfindlich. Doch wen stört's?

Die Anschlüsse des Galactron entsprechen modernem Standard. Der Buchsen-Träger ist mit der Gehäusewand verschraubt, so dass kein Verschleiß-bedingter Bruch von Lötkontakten zu befürchten ist. Wer fragt, warum die nicht vergoldet ausgeführt sind, der soll sich nicht gehindert fühlen, das nachzurüsten. Der sollte sich jedoch fragen, welchen Sinn das haben könnte. Denn vergoldete Anschlüsse verbessern nicht den Kontakt, sie sollen lediglich die Verschlechterung unterbinden. Und die Kontakte meiner Galactron sehen, nach mehr als vierzig Jahren, noch optimal aus.
Die Bauweise der Anschlüsse verlangt nach Cinch-Steckern mit zumindest etwas über die Isolierung vorgezogener Masse. So war es früher üblich.

Die Lautsprecher-Anschlüsse entsprechen dem besseren Standard der siebziger Jahre: Schraubklemmen mit echten Schrauben. Da bricht nichts und was einmal fest ist, das bleibt fest. Nur der mögliche Kabel-Querschnitt ist arg eingeschränkt: 1,5 qmm ist ein Maximum, das nicht überschritten werden kann. Zudem sollte die Länge des abisolierten Teils der Verkabelung kurz gehalten bleiben, weil die Anschlüsse doch recht nahe beieinander und auch recht nahe am Metallgehäuse liegen.


Wie testet man einen solch alten Verstärker? Karl Breh hatte nicht die Wahl gehabt, hat einfach zeitgenössische Komponenten verwendet. Und heute? Will ich wissen, wie eine Kette "damals" geklungen hat, oder will ich den MK10B an modernen Maßstäben messen?
Wer in alten Testberichten blättert, der wird schnell erkennen, das übliche Leistungsangebot von Heim-HiFi-Geräten war damals deutlich geringer, als heute selbstverständlich. Leistungen von 30 Watt sinus wurden als "reichlich" angesehen. Das lag nicht zuletzt daran, das auch Lautsprecherboxen auf solch normale Leistung abgestimmt, also durchaus empfindlicher waren, als heute üblich.
In diesem Kontext beginnt man eventuell zu verstehen, welchen Luxus solch ein Galactron anno 1969 bedeutet hatte.

In einem heutigen Test bedeutet es, der Verstärker kann mit alten, aber problemlos auch mit jüngeren Boxen probiert werden. Mehr als einen ersten Eindruck sollte man aber nicht erwarten, denn die Siebung ist genau so alt, wie der Rest des Verstärkers, und ob die Ströme noch so schnell und in solchen Mengen fließen, wie es früher möglich und für unempfindliche Boxen nötig wäre, sollte man nicht voraussetzen.

Ein Problem bei dem Galactron ist zweifellos, das Signal hat auf dem Wege, von den Eingängen zu den Boxen, einige Regler und Schalter zu durchlaufen. Wenn davon einer Kontaktprobleme entwickelt hat, dann kommt es zu bekannten Effekten: Kanalausfälle, Übersteuerungen, Nebengeräusche. Ein vorsichtiges Bad der erreichbaren Kontakte mit wenig! z.B. Ballistol und viel! Bewegung der Schalter und Schieber könnte helfen.

Glückwunsch an die Macher. Auch nach so langer Zeit schaltet und schiebt es sich wirklich vertrauenerweckend! Da kenne ich jüngere Geräte, die sich, selbst neu, schlechter anfassen lassen.


Als der Galactron konzipiert wurde, da dachte noch niemand an die CD. Musik kam von Schallplatte, vom Radio, bestenfalls vom Tonband. Boxen hatten oft eine eigene Charakteristik, wenig Bass und tendierten zu warmen, runden Mitten und Tiefen. Für Impuls-Feuerwerke, die in Zeiten digital hergestellter Töne oft Selbstzweck zu sein scheinen, für Tiefst-Bässe, wie es sie in der analogen Musik bestenfalls von großen Kirchenorgeln gibt, waren solche Boxen nie gebaut.
Und ein Verstärker, der mit zeitgenössischen Boxen spielen sollte, der war konstruiert, mit ihnen klar zu kommen, eventuell sogar, um die Eigenarten von Musik, Aufnahmegerät und Boxen, in der Summe, zu einem neutralen Ergebnis auszugleichen.

In einem ersten Durchgang kamen also zeitgenössische Boxen zum Einsatz. Von den Hans Deutsch Poseidon mag man halten, was man will. Für mich haben sie den Vorteil, sie eigenen sich gut zum Testen. Sie stehen in meiner Wärmedämmung nämlich ganz oben und sind daher gut erreichbar. Die Poseidon aus der Salzburger Herstellung haben alles, was ein Hans Deutsch-Fan liebt: Hornresonator, Indirektion, "Akustisch aktive Frequenzweiche"... Und der Galactron kommt auf den ersten Ton mit ihnen klar. Im Rahmen dessen, was sie können, klingen die Boxen hervorragend.
Schon bei den ersten Tönen von "The Best is yet to come", Interpretiert von Patty Griffin auf der The Songs of Cy Coleman-CD, die mir "alrac" vor Jahresfrist ans Herz gelegt hatte, wird deutlich, wo der Unterschied zwischen älteren und moderneren Boxen liegen kann. Mit der Hans Deutsch klingt der Song "normal", mit moderneren Boxen kommt der Bass gern überdeutlich, fast störend.
Die Poseidon spielen, was sie können: Tendenziell eher hell, sicherlich nicht unverfärbt, doch in der Summe klingen sie stimmig. Besonders gut gefiel mir eine Aufnahme aus den sechziger Jahren. Preston Epps' "Bongola!" liefert einen Sound, mit denen Boxen, die auch noch in den siebziger Jahren auf den Markt gekommen waren, üblicherweise konfrontiert worden waren. Und ein Galactron auch. Tiefbass gibt es hier nicht, dafür extrem schnelle Impulse der Bongos, und die kommen sauber und gut.

Gleich um mehrere Klassen besser ... wen wundert's? ... spielte der MK10B an einem Paar Audio Exklusiv Tubular Bell von Gerhard Pütz aus dem Jahr 1980. Sehr musikalisch und auch dynamisch. Der Bass am Anfang von "The Best is yet to come" wurde deutlich präsenter, als bei den Poseidon, aber immer noch in einem Maße, das nicht störte und das der Verstärker kontrollieren konnte. Die Stimme von Michaela Wiebusch in einer spartanisch instrumentierten Alexandra-Interpretationen ("Zigeunerjunge wo bist Du") spielte er präsent und fein gezeichnet. Die "Stringrocker" des Streicher-Quartetts The String Thing brachte das Duo dynamisch und exakt.

Erst mit einer "modernen" 2-Wege Baßreflex-Konstruktion, Gia Harvey II, begannen der Bass zu Beginn der Cy Coleman-CD störend zu werden. Das wird er aber auch mit anderen Verstärkern. Die mit Chitin-Membranen ausgestatteten Boxen sind sehr schnell, klingen präsenter und voluminöser, als die Tubular Bell. Joe Jacksons Night and Day aus 1982 klingt sauber und gut aufgelöst. Ähnlich geht es den Songs for Drella von Lou Reed & John Cale.

Erst wirklich gute Boxen zeigen, der Galactron ist in einer Zeit entstanden, als andere Prioritäten galten, als heute. Die Art Audiophile Dijon habe ich erst in der vergangenen Woche ausreichend genossen. Im direkten A/B-Vergleich mussten sie gegen ein Dutzend kleiner Standboxen antreten und behaupteten sich an einem Lindemann Amp 2.0 genau so prächtig, wie am Kücke KS E41 oder der Audio-Connection Quintessenz. So fiel es mir sofort auf, als sie, mit selber Musik bespielt, am Galactron schärfer klangen und viel ihrer räumlichen Abbildungsfähigkeit verloren hatten. Auch der Bass kam mit dem Galactron träger und weniger plastisch, als mit den jüngeren Verstärkern.
Hatte Karl Breh nicht geschrieben, das Netzteil sei nicht auf "Härte" gezüchtet.

Besonderen Spaß hat mir der Galactron übrigens mit einer Gruppe Boxen gemacht, mit denen er im realen Leben vielleicht auch konfrontiert gewesen war: Eine Goodmans Magnum-K, eine Saba Telewatt TL-4 von Klein+Hummel oder die anderweitig schon vorgestellte Kirksaeter Prof.200, alle aus den sechziger Jahren, spielten an dem Galactron in einer Weise, wie ich sie lange nicht gehört hatte. Ihre eher warme und weiche Abstimmung kommt ihm zu Gute.

Was kommt am Ende raus? Beeindrucken tut mich die Alltagstauglichkeit des mehr als vierzig Jahre alten Verstärkers. Seine Ergonomie und seine Haptik sind hervorragend. Es ist kein Schaltknacksen zu hören. Auch beim Ein- und Ausschalten passiert nichts. Letztlich hat er mehrere Stunden, klanglos, durchgehalten. Ohne sich relevant zu erwärmen. Ohne Probleme zu machen. Auch der zweite MK10B schlug sich gut, ploppte lediglich leise beim Ausschalten. Das tun jüngere Verstärker auch.
Allerdings kann ich nicht verhehlen festzustellen, das schon am Ende der ersten Hörsitzung wieder Störgeräusche auftraten, die sich allerdings bald in zu lose sitzenden Steck-Platinen begründet zeigten. Aber irgendeine Alterserscheinung muß ich ihm doch zubilligen dürfen, oder?

Klanglich ist der Galactron für meine Ohren jedenfalls auf hohem Niveau konkurrenzfähig, wenn man bei der Auswahl der Boxen darauf achtet, das das Set zusammen passt und wenn man ihn mit der Art Musik spielt, für die er gemacht wurde.

Fortsetzung folgt ...
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
... hier:


   

Ein etwas anderer Vorverstärker.
Noch bevor der MK10B in der Bundesrepublik getestet und damit bekannt geworden war, konnte Galactron, schon 1971, den nächsten Coup landen: Der MK16 ist kein einfacher Vorverstärker, sondern eine "Materialisation der wildesten Träume der HiFi-Enthusiasten!"
So sehen es zumindest die italienischen Galactron-Historiker.

Die Zahl der Vorverstärker, die das deutsche HiFi-Jahrbuch für 1972 auflistete, war übersichtlich gewesen: Ein britischer Quad 33, die amerikanischen Harman/Kardon Citation 11, Marantz 3300, McIntosh C28 und SAE Mk.IX, der deutsche Klein+Hummel SSV, sowie der japanische Sony TA 2001F. Mit dem SCU 33 von YL Acoustics gab es nur einen Mehrkanal-Vorverstärker im Buch.
Erst 1974 sollte, mit dem Braun CSQ 1020, ein europäischer Quadro-Vorverstärker in der Übersicht erscheinen.

   

Wenn man sich die Geräte des Jahrgangs 1972 auf den Bildern des Jahrbuchs ansieht, bekommt man eine Vorstellung davon, wie ein Vorverstärker üblicherweise auszusehen hatte.
In Italien sah man das anders: Abmessungen von 460 x 240 x 135/150 mm (BHT). Eine schwarze Frontplatte, von schmalen Holz-Seiten eingefasst. Zwei rötlich leuchtende VU-Meter, ein großer Dreh-Regler, dreizehn Kippschalter und dreißig Schieberegler zieren die Front des MK 16. Hinter einem silbernen Griffstück, unter den Instrumenten, versteckt sich eine steckbare Platine für einen optionalen Quadro-Dekoder. Darunter sind der Hauptschalter und zwei Kopfhörer-Buchsen angeordnet.

   

Für den HiFi-Freund der frühen Siebziger mag der Galactron tatsächlich eher wie ein UFO ausgesehen haben, denn wie ein Vorverstärker!

Noch in den sechziger Jahren hatte man es in Deutschland, mehr noch als in den USA oder in England, mit den Problemen der "unvollkommenen technologischen Möglichkeiten" zu tun, wie es Wolfgang Seikritt gegenüber der KLANGBILD (8/81) ausdrückte. Was man beispielsweise als den "deutschen Klang" bezeichnet hatte, war das Resultat der Notwendigkeit, unter diesen Rahmenbedingungen zu entwickeln.
Von den Wiedergabeleistungen moderner Klangmöbel war man weit entfernt. Und die Entwickler mussten sich entscheiden, welchen Maßstäben sich ein Kompromiss zu unterwerfen hatte. Die Maßgabe der Entwicklungstätigkeit von Wolfgang Seikritt lautete einerseits, die "unverfälschte Darstellung der Klangfarben" zu erreichen und "... damit das Lästigkeitsempfinden beim Zuhörer so gering wie möglich" zu halten. Andererseits ist es auch später noch sein Ausgangsgedanke gewesen, "... den Lautsprecher so unauffällig wie möglich zu gestalten", um ihn verkaufbar zu machen. Schließlich entschied in der Realität nicht nur ein Familienvorstand allein über die Anschaffung der Anlage, sondern beeinflusste auch die Meinung "Stell mir ja nicht so große Kisten ins Zimmer!" über die Boxen, die schließlich verkauft werden konnten.
Geringe "Lästigkeit" und "Unauffälligkeit" standen aber nicht notwendig im Einklang mit einem Ideal bestmöglicher Klangreproduktion. Solange das so war, konnte ein Ideal, ein Verstärker hätte sich einer Klangbeeinflussung zu enthalten, auf Klangregelung, Loudness, Filter etc. zu verzichten, selbst dann nicht entstehen, wenn eine Box ideal aufgestellt würde. Also gehörte eine Klangregelung zu einem Steuergerät, um die Schwächen der Technik und die Schwächen der Aufstellung zu kompensieren. Eine Klangregelung, die oft in einer gehörrichtigen Lautstärkekorrektur und in einem Höhen- und einem Tiefenregler bestand. Mehr Manipulationsmöglichkeiten waren damals ein Zeichen vor besser!

   

Der Galactron verfügt über zwei Kippschalter für "Low Filter" und "High Filter". Vor allem stehen für zwei Kanäle, A und B, jeweils zehn Schieberegler zur Verfügung, die Frequenzbereiche um die Scheitelfrequenzen von 32, 64, 125, 250, 500, 1k, 2k, 4k 8k und 16k Hz um jeweils +/- 16 dB manipulieren können. Beide Züge dieses Graphic-Equalizer lassen sich getrennt voneinander zu- oder abschalten.

Eine Loudness ist von der Stellung des Lautstärkereglers abhängig. Wer nicht zufällig darauf stößt, das das Vorhandensein einer "gehörrichtigen Lautstärkekorrektur" irgendwo abgedruckt ist, der wird sich über den merkwürdigen Klang des MK16 zunächst wundern, zumal der inkonsistent zu sein scheint. Erschwerend kommt hinzu, das das Gerät an keiner Stelle mit so etwas wie "Loudness" beschriftet ist, es auch keinen Schalter zum Ein- oder Ausschalten gibt. Erschwerend kommt hinzu, das sich die Vorstellung, wie eine Loudness auszusehen habe, sich in den vergangenen, mehr als vierzig Jahren, natürlich! ... abhängig von der Boxen-Entwicklung, geändert hat. Erschwerend kommt hinzu, das schrieb ich eingangs, das die Wirksamkeit der Loudness von der Stellung des Lautstärke-Reglers abhängig ist.
Wer also beispielsweise von einem angeschlossenen Plattenspieler Musik hören will, der wird an mindestens drei Pegelreglern stellen, bevor er "seine" Einstellung gefunden hat. Alle beeinflussen die Lautstärke. Und wenn die Vorpegel-Regler unterschiedlich gehandhabt werden, heute so, morgen anders, dann wird die Stellung des Volume-Reglers immer mal wieder eine andere sein und damit die Ausprägung der Loudness auch. Bei gleicher Lautstärke.
Wer es "richtig" machen will, der zieht den Pegelregler für das eine Quellgerät, von dem abgespielt werden soll, ganz auf und schiebt die beiden Vorpegelregler für die beiden Kanäle links und rechts (Front) auf eine Stellung unter den grünen Strich, der den Normalpegel ("normal Level") anzeigt. Wenn jetzt die Lautstärke mit dem Master-Regler eingestellt wird, sollte die Loudness keine Auswirkungen haben. Um so höher die Stellung der Vorpegel-Regler, desto kleiner die Stellung des Volume-Reglers, desto mehr wird die Loudness hörbar. Bis zum erschreckenden Extrem. Denn als der MK16 konzipiert worden war, gab es zwar auch schon Boxen, die Bässe konnten, das aber oft nur mit einer hohen Zahl von Minus-Dezibel in der Frequenzgang-Kurve. Dementsprechend ausgeprägt ist die Loudness und das wiederum bei Frequenzen, die, wie Herrr Breh es beschrieben hatte, die damals üblich recht hohe Eigenresonanz von Baß-Lautsprechern berücksichtigte.

   

Die Lautstärke-Regelung ist übrigens ebenfalls eigen. Nur mit dem Volume-Regler ist es kaum möglich, die Lautstärke auf "0" zu setzen. Dafür brauch es der Vorpegel-Regler oder des Muting-Schalters.
Jede Quelle einzeln kann tatsächlich mit Hilfe des jeweils zugeordneten Faders auf, gehörmäßig, Stille zurückgezogen werden. Selbst, wenn der Quell-Anschluss eingeschaltet bleibt. Die Summe der Lautstärke aktiver Quellen kann aber nur auf "0" reduziert werden, wenn der Pegel- und Vorpegel-Regler auf "0" stehen. Werden die Vorpegel-Regler nicht verändert, bleibt die Loudness aktiv, die ja bestimmte Frequenzen anhebt ..., lauter macht.
Die Vorpegel-Regler sind übrigens auch für die Kanal-Balance zuständig.

   

Und wenn die Vorpegel-Regler so weit aufgezogen sind, das das VU-Meter öfter mal den roten Bereich anzeigt, dann verstummt der betreffende Kanal plötzlich ganz. Für eine halbe Sekunde, für länger. Je nachdem, wie lange der Kanal übersteuert ist. Da ist wohl eine Schutzschaltung aktiv.

   

An der Lautstärke-Regelung wird eine weitere Eigenart des italienischen Vorverstärkers deutlich. Es handelt sich intern um ein transparentes 4-Kanal-Gerät.
So sind unter dem Master Volume-Rad vier Schieberegler angeordnet, die ein getrenntes Vorpegeln aller vier Kanäle erlauben. Zusätzlich gibt es einen "Muting"-Schalter, mit dessen Hilfe die Lautstärke auf "0" reduziert werden kann, ohne das eine Regler-Position verändert werden müsste.

   

Für den Einsatz mit einem echten 4-Kanal-Quellgerät steht auf der Rückseite eine Vierergruppe Cinch-Eingänge für den transparenten 4-Kanal-Betrieb zur Verfügung. Natürlich bietet der Vorverstärker auch vier Cinch-Ausgangsbuchsen für den 4-Kanal-Betrieb an. Vorn hat er zwei Stereo-Klinkenbuchsen für einen 4-Kanal Kopfhörer.
Mit Hilfe einer optionalen steckbaren Platine, die Ihren Platz an der Geräte-Front findet, läßt sich der Galactron zu einem Quadro-Vorverstärker nach dem SQ-Matrix Verfahren umrüsten.

   

Wer den Galactron als Stereo-Vorverstärker nutzen möchte, der verwendet das zusätzliche Paar Cinch-Buchsen auf der Rückseite, das den selbstständigen Stereo-Ausgang bildet.
Auf diesen Ausgang wirkt auch die sonst "Mode" genannte Funktion, die bei dem Galactron ebenfalls mit einem Schieberegler bewältigt wird: Die heißt hier "Panorama" und ermöglicht das stufenlose Ändern der Charakteristik, zwischen Stereo, über Mono, hin zu Stereo Reverse. Der Regler beeinflusst die "A" und "B" genannten Front-Kanäle, die als Stereo-Paar zum Einsatz kommen, wenn der Mk 16 nicht im 4-Kanal-Betrieb eingesetzt wird. Der Pegel dieser beiden Kanäle läßt sich natürlich ebenfalls mit Hilfe der entsprechenden Schieberegler voreinstellen.

   

Insgesamt fünf Kanal-Paare stehen als Stereo-Eingänge zur Verfügung, die sich mit Hilfe getrennter Schieberegler, die den Eingangspegel beeinflussen, stufenlos mischen lassen. Wer nicht mischen will, der kann die Regler zumindest dafür einsetzen, das die Quellgeräte auf eine einheitliche Lautstärke gebracht werden.
Um ein ewiges Aufziehen und Zurückstellen der Regler-Position, beim Wechsel des Quellgerätes, zu vermeiden, ist jedem der Eingangspegel-Regler ein Umschalter "in/out" zugeordnet, mit dessen Hilfe der jeweilige Eingang zu- oder abgeschaltet werden kann. Das vermeidet auch ungewolltes Übersprechen effektiv.
Natürlich sind alle fünf Eingänge, mit Hilfe steckbarer Platinen, mit Entzerrer-Vorverstärkern ausrüstbar, so dass sie nicht nur für Hochpegel-Geräte, sondern auch für Plattenspieler mit Magnet-System oder für den Einsatz von Mikrofonen verwendet werden können.

   

   

Wer hingegen ein Aufnahmegerät verwenden möchte - Anfang der siebziger Jahre hießen solche üblicherweise "Tonbandgerät" oder "Bandmaschine" - dem stehen weitere Buchsen-Paare für Aufnahme und Wiedergabe für zwei Aufnahmegeräte zur Verfügung.
Ein Umschalter auf der Frontplatte ermöglicht die Hinterbandkontrolle für beide Bandgeräte, ein anderer das Überspielen in beide Richtungen.

Für beide Recorder-Anschlüsse gibt es übrigens einen parallel geschaltet DIN-Anschluss. Ebenso ist für den Stereo-Kanal "CH.1" ein zusätzlicher DIN-Eingang vorhanden.

Den beiden Front-Kanälen ist jeweils ein VU-Meter zugeordnet, das in Dezibel und Prozent beschriftet ist. Dies erleichtert zum Beispiel das Einpegeln der verschiedenen Eingänge.

   


In Italien gehörte das Gerät zu den teuersten Vorverstärkern überhaupt. Mit 880.000 Lire Mitte der siebziger Jahre und 910.000 Lire 1979, lag es in Italien auf einem Preisniveau mit einem Phase Linear 4000! Etwas günstiger war die reine Stereo-Version MK16S zu haben. Zudem gab es mit dem MK120 eine Vollverstärker-Variante dieses phantastischen Geräts. MK160 hieß schließlich die Stereo-Endstufe, die als Ergänzung zum MK16 eingeführt wurde.


Und wie klingt's?
Da ich seit Wochen an Boxen herum schraube, die ich immer, wenn ich glaube ich wäre fertig, wieder ausprobiere, und das mit verschiedenen Antrieben, habe ich lernen müssen, auch Vorverstärker klingen ... ärgerlicherweise unterschiedlich. Was bilden sich die Hersteller eigentlich ein?!
Das Problem bei der Bemessung des Vorverstärker-Klanges ist, abgesehen von Alterserscheinungen des Individuums, hinter ihm klingen auch noch Endstufen und Boxen eigen. Was bilden sich die Hersteller eigentlich ein?!!

Ich könnte den Galactron jetzt an genau der Endstufe und den Boxen anschließen, die garantiert bei allen interessierten Leser zu Hause stehen und mit genau der Vorstufe vergleichen, die sicher von Euch allen genutzt wird, und wäre dann in der Lage einen exakten Vergleich zu beschreiben. Aber das wäre ja langweilig.
Da ich zu faul bin, sie weg zu schleppen, stehen in meinem Wohnzimmer seit Monaten ein Paar Pfleid PP108. 3-Wege Boxen von 76,5l Brutto-Volumen mit kurzem Exponential-Horn und vier geregelten Endstufen. Ja, ich kenne den Unterschied zwischen "3" und "4", aber das ist eine andere Geschichte.

Da ich die Pfleiderer in den letzten Monaten immer mal wieder benutzt und zuletzt auch im direkten Vergleich mit der Art Audiophile gehört habe, scheint sie mir ganz gut geeignet, zumindest Unterschiede zum Gewohnten auszumachen. Also den Galactron auf den Wohnzimmer-Tisch gestellt, einen Philips CD-880 angeschlossen und die beiden 80-Kilo-Marmorklötzchen in Hör-Position geschoben und, mit möglichst kurzen Cinch-Kabeln, angebänzelt.

Die Pfleid gehören zu Denen in meinem Boxenberg, für die ich bereit gewesen war, etwas mehr Geld auszugeben, als ich es üblicherweise tue. Das hatte einerseits mit dem Nimbus "Aktiv" zu tun, auch mit dem Erhaltungszustand, aber eben auch mit einiger Neugier auf den "Klang der Ideen" ihres Entwicklers Peter M. Pfleiderer, die diese Boxen aus der Masse der Konkurrenten heraus heben.
Die PP108, die bei mir stehen, unterscheiden sich von ihren Geschwistern durch eine Modifikation im Mittelton-Bereich, die der Vorbesitzer durchgeführt hatte. Anstatt des originalen Seas steckt hier ein Görlich im Gehäuse. Der kann aber wohl nichts dafür, das die Boxen, die bis zum oberen Tiefton-Bereich sehr homogen klingen, im Tiefbass etwas anfangen zu muhsen. "Muhsen" kommt nicht von Muse, sondern von norddeutschem Kompott und hat eher mit "Manschen", denn mit Inspiration durch griechische Göttinnen zu tun.

Das soll kein Gemecker an den Pfleid sein. Vielmehr soll es verdeutlichen welchen Spaß es mir machte, ausgerechnet bei angebänzelten PP108 an den vielen Reglern zu spielen und zu versuchen, das Gebrummel weg zu bekommen! Mit einem ALBS PAM-10 kann ich das, trotz großem Netzteil, nicht.

Wer in andächtiger Erstarrung vor seinen Boxen sitzen will, wer sich bestenfalls traut, dem Masse-Laufwerk beim Glitzern und beim Drehen zuzusehen, für den sind die Galactron eher nicht geeignet.
Ich entstamme einer Generation, bei der die Bandmaschine oder das Cassette Deck für das Ausleben eines aktiven Hobbies genutzt worden war: Die Vertonung der Dia-Show oder des Super 8-Films, das Zusammenstellen eines Programms für die Party oder für die Theater-Vorführung der Schulklasse, das Herstellen eigener "Radio"-Sendungen. Aus Stimme, Gitarre, Orgel und umgedrehter Zink-Wanne konnte die TK845, dank Multiplay, ganze Orchester erzeugen. Highend-Tonqualität war da, auch dank beschränktem Budget und daher obligatorischem Shamrock, eher Nebensache. Viel mehr, als die Technischen Daten, deutete daher die Zahl der Regler und Schalter an einem Gerät den Gebrauchswert für mich an.

   

Der MK16 weckte sofort den Spieltrieb in mir, kaum das er auf dem Wohnzimmertisch stand und ich seine Regler in Reichweite hatte. Wie lässt sich die Loudness überlisten? Wie das Brummeln der PP108 unterdrücken? ...
Beim Drücken und Schieben fällt mir fast nur nebenbei auf, kaum einer der sicher vierzig Jahre alten Schieber und Schalter knarzt oder knackt. Nichts flattert beim Schieben oder dreht ausgeschlagen. Und ein Blick in sein Inneres hatte mich überzeugt, nachträglich gelötet wurde hier noch nicht! Selbst die Beleuchtung der VU-Meter funktionierte auf Anhieb!

Der Galactron lief und spielte. Zumindest mit den PP108 ist die Bühne nicht ganz so gut gezeichnet, wie ich es von modernen Vorstufen her gewohnt bin. Manchmal ist das wichtig. Momentan höre ich allerdings eine Live-Aufnahme mit Ronnie Scott, bei der überhaupt nichts wichtig ist.
Eine gewisse Gewalttätigkeit im Tiefton-Bereich fehlt dem Galactron. Vielleicht eine Folge einer Optimierung auf Zustände angeschlossener Boxen anno 1971?

Es belibt dabei: Die Vorverstärker, die ich sonst einsetze, werden eingeschaltet, justiert und dann meist ignoriert. Der Galactron bietet, bei hervorragenden klanglichen Eigenschaften, einen Mehrwert. Er darf bleiben.


   

Technische Daten
... HiFi Yearbook 1975
Stereo Quad Pre-Amplifier.
Inputs: Plug-In matching modules available for phono, mic and aux feeding into a line input at 0,775 V.
S/N: phono/mic: 78 dB, aux: 82 dB.
Max. output: 8 V.
RMS: into 600 Ohms.
THD: 0-1% at rated output.
FR: 20 Hz - 20 kHz +/- 0,5 dB.
Mains: 110 - 240 V.
Size: 18,25 x 9,5 x 5,75 inch.

... Suono 1975
Tipo: preamplificatore stereo con "plug in" per 4 canali
risposta in frequenza: 20-20k Hz +/- 0,5 dB
Distorsione armonica: < 0,1% da 20-20000Hz
Distrosione di Intermodulazione: <0,1% per ogn; combinazione di frequenza audio
Sensibilita degli ingressi e rapporto S/N: phono mag. e micro: 0,77 mV per 1,5V out (S/N 78 dB), aux 77,5 mV (S/N 82 dB); 5 ingressi miscelabili e variabili e schede plug in. 2 tape monitor.
Uscite: 2 registratori, amplificatori finali anteriori e posteriori 8V RMS su 600 Ohm. 2 VU meter di livello. Cassetto per scheda descodifactore quadrifonico con altri 2 VU meter per livello canali posteriori. Uscita cuffia stereo e quadrofonica 600 Ohm
Controlli di tono: a "graphic Equalizer" con 20 cursori lineario che regolano la risposta su 10 ottave per ciascun canale. Ecsursione +/- 16 dB, frequneza: 32, 64, 120, 250, 500, 1000, 2000, 4000, 8000 e 16.000 Hz
Filtri: antifruscio, antirombo, muting, Potenziometro "Panorama" per la regulazione continua mono-stereo. 4 controlli livello per la quadrifonia. Realizzazione totalmente a circuiti integrati
Prezzo corretto: lire 800.000 (1976), lire 930.000 (1980)

... Anleitung
Eingangsempfindlichkeit: Phono-MM: 0.775 mV bis 1,5 V (von -60 bis + 6 dB), Mic: 0.775 mV bis 1,5 V (von -60 bis + 6 dB), Aux: 77,5 mV für 1,5 V (von -20 bis +6 dB)
Maximale Ausgangsspannung: 8 Volt RMS (+20 dB) an 600 Ohm.
Frequenzgang: 20 Hz - 20 kHz +/- 0,5 dB
Genauigkeit eq. RIAA: innerhalb von +/- 1 dB von 20 Hz - 20 kHz
Klirrgrad: bei Nennausgangspegel nicht messbar, aber weniger als 0,1% bei 20 Hz bis 20 kHz.
S/N, mit den Fadern Ausgangspegel auf "Normalniveau": Phono MM: 84 dB, Mic: 84 dB, Aux: 88 dB
Geräuschpegel: Phono MM und Mikro: -120 dB gleich 0,775 Mikrovolt RMS, Aux: -88 dB gleich 0,775 Mikrovolt RMS
Dynamik: Überlastfähigkeit Phono MM 40 dB von 0.775 mV bis 77,5 mV, Überlastfähigkeit Aux-Eingang: 40 dB von 77,5 mV bis 7,75 V, Dynamik Phono-MM: 100 dB, Dynamik Aux: 108 dB

Gewicht (selbst gemessen): 8,2 kg


Quellen:
http://insidehifi.blogspot.de/2012/08/ga...mk-16.html
http://www.argaudio.it/index_file/Page3938.htm
http://www.radiomuseum.org/r/galactron_p..._inte.html
http://www.hifiengine.com/manual_library...mk10.shtml

HiFi Jahrbuch 6-153 und 7-155 (MK10B)
Fono Forum HiFi-Report 1974 (MK10B)
HiFi Yearbook 1975 S.34 (35): MK10, MK16, MK100
Annuario Suono 1975/76 S.82f: MK10B

Test MK10B: Stereoplay No.22, Suono No.4, HiFi Stereophonie 3/73 und TJB 73
Test MK16: Suono No. 24


Dies ist also das, was ich bisher zu meinen Neuzugängen entdeckt habe. Wisst Ihr mehr?!

P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern heraugehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung, ohne schriftliche Genehmigung, ist ausdrücklich untersagt.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#3
Vielen Dank, Matthias, fūr diesen akribisch erstellten Bericht. Die dahintersteckende Arbeit und Mühe kann ich bestenfalls nur erahnen.

Gruß
Frank
Tagesfavorit:
Pink Floyd - One Of These Days

Besser von vielem nichts zu wissen, als vorzugeben von allem was zu wissen.
Ich bin lernfähig aber nicht belehrbar.
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#4
Matthias M,'index.php?page=Thread&postID=167808#post167808 schrieb:Ob es in Italien HiFi gibt, mal abgesehen von importierten Grundigs, ist hierzulande eher wenig bekannt.

Voxson gab es noch. Die waren zwar eher ein Fernseher-Hersteller, aber haben auch mal ein paar HiFi-Geräte gebaut.

http://i71.servimg.com/u/f71/18/11/14/22/voxon710.jpg

In älteren Völkner-Katalogen (um 1985) tauchen 8-Spur-Rekorder und Kompaktanlagen mit integriertem selbigen von Voxson auf.

Ansonsten: Mal wieder eine interessante und detailreiche Vorstellung, vielen Dank!
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#5
Hallo Matthias,

ein schöner Bericht über diese relativ unbekannte Marke.

Was mir allerdings nicht gefällt, ist der Hinweis auf das
HiFi Jahrbuch 1972 wegen der auf dem Deutschen Markt erhältlichen
Vorverstärkern.
Dieses Buch ist oft recht hilfreich, aber entspricht nicht der
Wirklichkeit des damals auf dem Deutschen Markt vorhandenen Angebotes.
Denn im Jahrbuch wurde nur aufgeführt, wer auch für den Eintrag bezahlt hatte.

Mir sind folgende andere auf dem Deutschen Markt erhältliche Vorverstärker von 1972 bekannt:
AMCRON/CROWN IC-150
PIONEER SC-700
JVC PST-1000
INFINITY Signal Processing Center
LUXMAN CL-350
ESS Model-1

Und es gab wahrscheinlich noch mehr.

Der Sony heißt übrigens TA-2000F.
Ab 1973 kam dann noch KENSONIC/ACCUPHASE dazu.

In Italien gab es damals noch LESA und viel später CABRE.

Gruß

Michael-Otto
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#6
Moin, moin,

um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich habe nicht behauptet und wollte auch nicht behaupten, in Italien gäbe es oder hätte es keine HiFi-Firmen gegeben. Das wäre ja auch Unsinn, denn, nach RAB und Hiletron, ist Galactron die dritte italienische Firma, die ich hier vorstelle!

Ich hatte lediglich behauptet, italienische Firmen seien hierzulande nicht wirklich bekannt ...

Mitte der Siebziger gab es, so zählt SUONO auf, zum Beispiel ...
Audio aus Leini, Audiolab, Equipage, ESB und Voxson aus Rom, Brionvega, Electrosound, Gammavox, Gemco, Golden Voice, Lesa, Milani Elektro und Studio HiFi aus Mailand, Decibel aus Brest, Equatron aus Firenza, Harp aus Emilia, Hirtel, Hisonic, Revac und Steg aus Turin, Perser aus Vincenza, R.C.F. aus San Maurizio, Righi Elettronica aus Rimini und Zeta Elettronica aus Bergamo

Und das sind sicher nicht alle ...

Michael-Otto,'index.php?page=Thread&postID=167836#post167836 schrieb:... Was mir allerdings nicht gefällt, ist der Hinweis auf das HiFi Jahrbuch 1972 wegen der auf dem Deutschen Markt erhältlichen Vorverstärkern.
Dieses Buch ist oft recht hilfreich, aber entspricht nicht der Wirklichkeit des damals auf dem Deutschen Markt vorhandenen Angebotes. Denn im Jahrbuch wurde nur aufgeführt, wer auch für den Eintrag bezahlt hatte. ...

Mit der Aufzählung der Vorverstärker aus dem Jahrbuch war ich, was den Zweck angeht, sicher nicht eindeutig genug. Tschuldigung, Michael. Das sollte keine Marktübersicht werden. Klar, das das Jahrbuch keine aussagekräftige Übersicht bietet; nicht einmal der MK16 ist dort jemals aufgeführt gewesen.

Meine These lautete: Die Vorverstärker, die bei Erscheinen des Galactron verfügbar gewesen waren, hatten sich am amerikanischen Geschmack orientiert, denn amerikanische und japanische Firmen bauten halt in erster Linie für den US-Markt. Und der MK16 ist anders. Das sei hiermit verdeutlicht.

Wer ein Jahrbuch durchblättert, der findet nicht einmal alle einheimische Marken. Eben weil die nicht bezahlt haben. Besonder5s augenfällig ist dies in der Ausgabe von 1984, die ein Gros der Firmen ignoriert. Unser ehemaliges Foren-Mitlied Hanns-D.Pizonka hatte den Auftrag gehabt, eine weitere Ausgabe zu machen. Die war nicht zuletzt deshalb nicht zustande gekommen, weil sich niemand mehr interessiert hatte ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
   

Nachzügler.

Es macht überhaupt keinen Sinn sich einen Vorverstärker hinzustellen, wenn die passende Endstufe nicht da ist. Natürlich macht es kaum mehr Sinn sich beides hinzustellen, wenn man es nicht benützt. Aber das ist eine andere Geschichte ...

   

Wie auch immer, am Samstag vor Weihnachten klingelte der Paketbote und beschwerte sich nachdrücklich, während er den Karton unter genervtem Stöhnen abstellte: „Was hast Du denn wieder gekauft?“ Etwas über 26 Kilo Netto-Gewicht bringt mein italienischer Hausgast auf die Waage. Klar, dass ich jetzt nicht den Paketboten meine, oder? Er kann damit auch mit zeitgenössischen Repräsentations-Verstärkern mithalten. Wieder nicht der Paketbote.

   

Endstufen sehen oft nach gesichtslosen Metall-Quadern aus. Die einen flach und zurückhaltend, die anderen eher dominant, aber immer ohne Nase. Mehr als einen vereinzelten Knopf als Gestaltungselement zeigt kaum ein solcher Verstärker.
Der Galactron MK 160 wäre möglicherweise ebenfalls solch ein gesichtsloser Metall-Quader geworden, hätte ihm sein Schöpfer nicht die Firmen-typischen Holzwangen verpasst und hätte er ihm nicht ein orange eingefärbtes Fenster spendiert, das den Blick auf einen Teil der Elektronik gewährt.
Ein wenig habe ich dadurch Assoziationen zu einem Hochpegelverstärker aus Herborn, bei dem seit den achtziger Jahren ebenfalls eine getönte Scheibe den Blick auf das Innenleben erlaubt: neu ist gar nichts.

   

Luciano Noseda beschreibt die Gestaltung der Galactron-Kombination in seinem Blog, im Kontext des üblichen Geräte-Designs der frühen Siebziger und aus der Sicht eines, damals, Schülers, „… Erano apparecchiature marziane, beautiful. ...:: eine marsianische Anlage, einfach schön.

Der Architekt Gianmaria Lojodice soll das Design der 4-Kanal-Endstufe passend zum Vorverstärker MK16 gestaltet haben. Aldo Di Caterino nannte diese Kombination in dem Online-Magazin videohifi.com (Ausgabe 41) „… un’apoteosi di tasti, cursori, v-meter e lucine. ...“, eine Apothese aus Tasten, Schieberegler, VU-Meter und Leuchten. Mit ihr wurde der „vertikale“ Stil eingeführt, dem Lojodice noch für die „neue“ Galactron in den Neunzigern folgen sollte.

   

Das zumindest eigenständige Design war jedenfalls kein Zufall gewesen. Die Anleitung zum MK 160 beschreibt, „… L'estetica, solitamente spartana negli amplificatori di potenza, è in questo apparecchio all'altezza della circuitistica e della tecnologia costruttiva ed è stata progettata in maniera da permettere l'utilizzazione in "piena vista" accanto al prestigioso preamplificatore "MK16", di cui è il naturale complemento. ...“ (Libretto di Istruzione, Edizione 3)
(Übersetzungsversuch: … Seine Ästhetik, in der Regel bei Leistungsverstärkern eher spartanisch ausgeprägt, und, damit in Kombination, die Perfektion seiner Schaltung und Bautechnik wurden entwickelt, um die Verwendung in "Vollansicht" neben dem renommierten Vorverstärker "MK16" zu ermöglichen, und eine natürliche Ergänzung zu ihm zu bilden. …)

   

So ist also auch die „Bautechnik“ kompromisslos durchdacht: „Nichts klappert“ bedeutet vor allem bei älteren Geräten häufig: viel zu viele Schrauben oder gar Klebestellen.
Hier klappert zwar nichts doch lässt sich der Galactron auch zügig und vor allem vollständig zerlegen. Durch insgesamt drei Deckel lässt sich in unterschiedliche (Funktions-) Bereiche seines Innern gelangen, wobei schon das Öffnen jeweils einer solcher Abdeckung jeweils viele Mess- und Reparatur-Möglichkeiten eröffnet.

   

Zudem ist das Gerät, wie auch schon die anderen Verstärker des Herstellers, modular aufgebaut. Und die Module lassen sich einzeln entnehmen und gegebenenfalls auch austauschen. An keiner Stelle müsste das halbe Gerät auseinander gebaut werden, um irgendwo ran kommen zu können.

   

Beispielsweise die Schalter sind massiv und das Anschluss-Feld besteht nicht einfach nur aus Plastik, sondern ist aus keramischem Material hergestellt, wie man es aus früheren Zeiten noch von Verbindern für Stromleitungen kennt. Sämtliche Kontakte sind eingezogen ausgeführt, so dass man keinesfalls versehentlich blankes Metall berühren könnte. Die abisolierten Teile der Lautsprecherkabel werden in Hülsen eingeführt, so dass kein Kabelstück offen liegen muß.

   


Stratos Tsobanoglou, seines Zeichens Chef-Redakteur der Fono Forum, berichtete seinen Lesern im Vorwort eines Reihentests im hifi report 1972/73 von dem, was er für angemessene Leistung für Heim-Verstärker hielt: „... Zu seinen "populärsten" Daten - vor allem in der Werbung - zählt die Ausgangsleistung, worunter zweckmäßigerweise nur die Sinus- oder Dauertonleistung und keine Phantasiezahlen wie Musikleistung, peak power usw. verstanden werden sollte. ... Sie sollte keineswegs weniger als 10 Watt pro Kanal betragen, was oft auch in kleinen Räumen nicht ausreicht, wenn die Lautsprecher einen schlechten Wirkungsgrad haben. Nach oben hin gibt es keine Grenzen, wobei für alle normalen Bedürfnisse auch in größeren Wohnräumen Ausgangsleistungen über 50-60 Watt mehr oder weniger als Luxus anzusehen sind. ...“ Bezogen war solche Leistungsangabe hierzulande damals üblicherweise auf 4 Ohm Last.

Welchen Luxus bedeutete in diesem Kontext erst eine RMS-Sinusleistung um 200 Watt pro Kanal im Stereo-Betrieb und an 8 Ohm Impedanz?!

Aber der „Luxus“ geht weiter. Denn als transparent aufgebauter Quadro- bzw. 4-Kanal-Verstärker verfügt der Galactron tatsächlich über vier unabhängige Endstufen von jeweils 100 Watt Sinus-Leisutng (RMS) an 8 Ohm Last. Im 4-Kanal-Betrieb lassen sich Lautsprecher zwischen 4 und 16 Ohm einsetzen. Der jeweilige Summen-Pegel der vorderen und der hinteren Gruppe kann mit Hilfe zweier Regler voreingestellt werden.

   

Für jede der vier Endstufen ist der Verstärker mit einem Lämpchen auf der jeweiligen Treiber-Platine ausgestattet, die nicht etwa nur die jeweilige Betriebsbereitschaft signalisieren.

   

… Su ciascuno dei circuiti "driver" visibili attraverso il pannello trasparente di perspex, un dispositivo luminoso permette di controllare l'intensità dei segnali presenti in uscita. …“ (Libretto di Istruzione, Edizione 3)
Durch das transparente Plexiglas zeigt die Helligkeit der Beleuchtung gewissermaßen den Pegelstand an. Sind die Lämpchen gänzlich dunkel, sind die Lautsprecher abgeschaltet … oder ist etwas kaputt (die „andere Geschichte“).

   

Um den Galactron im Stereo-Betrieb zu verwenden, muss das Boxen-Paar an extra Klemmen am Lautsprecher-Terminal angeschlossen sein und kommt eine sogenannte „Brückenschaltung“ zum Einsatz. Dabei wirkt jeweils eine Lautsprecher-Box eines Stereo-Paares sozusagen als „Brücke“ zwischen zwei der Endstufen. Wichtig ist, dass jetzt Lasten von mindestens 8 Ohm verwendet werden!
Der Umschalter an der Front bewirkt unter anderem, dass jeweils vor eine Endstufe eines Paares eine Phasenumkehrstufe geschaltet wird: Die beiden nun für einen Lautsprecher zuständigen Verstärker arbeiten also um 180° Phasen-verschoben. Ein Verstärker ist mit dem Plus-, der andere mit dem Minus-Pol einer Box verbunden. So eine Box ist damit „erdfrei“ angeschlossen, da ja nun beide Anschlüsse Potential-führend sind, also dem Lautsprecher über beide Anschlüsse somit die doppelte Spannung zugeführt wird.

   

Natürlich lassen sich die Lautsprecher auch abschalten. Auch hierfür gibt es einen soliden Kippschalter. In Betrieb bleibt dann aber der Kopfhörer-Ausgang, der mit Hilfe einer doppelten Klinken-Buchse ausgeführt ist. Wem die Kopfhörer-Stereophonie reicht, der schaltet den Galactron in die Betriebsart „Stereo“ und benutzt nur die linke Buchse.

   

Die Eingänge sind doppelt, nach RCA/Cinch- und nach DIN-Standard ausgeführt.
Das rechte Paar Cinch-Buchsen ist für den Stereo-Betrieb gedacht und bietet alternativ Anschluss für die Front-Kanäle der Betriebsart Quadro. Das linke Paar ist entsprechend für die Rückraum-Boxen gedacht.
Die DIN-Buchse bietet fünf Leitungen folgender Belegung:
1 - links vorne
2 - Masse
3 - links hinten (nur Quadrophonie)
4 - rechts vorne
5 - rechts hinten (nur Quadrophonie)
(siehe auch Block Diagramm 0-IC-00638 in den Service-Unterlagen)

   

Schließlich finden sich an der Rückseite des Verstärkers noch drei Strom-Anschlüsse. Eine Buchse für Schuko-Stecker ist nicht geschaltet, zwei Buchsen für Netzversorgung ohne Schutzkontakt können mit dem Hauptschalter der Endstufe unter Strom gesetzt oder abgeschaltet werden. Die Gesamtleistung der über die geschalteten Buchsen angeschlossenen Geräte sollte 600 Watt nicht überschreiten. Für das ungeschaltete Gerät gilt der Höchstwert von 500 Watt.

Außerdem gibt es eine Erdungsklemme „Earth“. Die italienische Anleitung empfiehlt hier, mit Hilfe eines mindestens 1 mm²-Kabels die sichere Verbindung zu einem an der Verbindungsstelle blanken, möglichst Wasser-durchflossenen Rohr herzustellen.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#8
   

Technische Daten:

lt. Annuario Suono HiFi 75/76 (S. 113)
Finale di Potenza stereo/quadrifonico
Potenza: 4x 100 Watt RMS su 8 Ohm / 2x 200 Watt RMS su 8 Ohm
Risposta in frequenza: 16 - 50.000 Hz +0 ... -3 dB
Distorsione armonica: < 0,2% pot. max. da 20 a 20.000 Hz
Distorsione di intermodulazione: < 0,2% a pot. max.
Sensibilita degli ingressi a rapporto S/N: 750 mV per 100 W out
Uscite: per 2 sistemi di altoparlanti in stereo o in quadrifonia , cuffia
Protezione: totale contro cortocircuiti in uscita. ritardo inserzione carico e protezione de corrente continua sugli altoparlanti.
Prezzo corretto: lira 750.000

Prezzo corretto: lira 840.000 (Annuario Suono Edition Primavera 1976, sowie Ed. Autunno Inverno 1976/77)
Prezzo corretto lira 800.000 (Annuario Suono Edition Primavera 1978, sowie Ed. Autunno Inverno 1978, 1979, 1980)


lt. Studio Sound 3/1977, S.54
Numer of channels: four
Power output: 100W/channel, all four channels driven
Load impedance: 8 Ohms
Distorsion: less than 0.2%
Intermodulation: less than 0,2%
Input sensivity: 0,7 Volt for rated output on each channel, 1,4 V in stereo bridging position
Power requirements: 115/230V, ac 560W
Dimensions: 462 x 235 x 210 mm
Price: 1.059$ bzw. 660 GBP
Hersteller: Hi-Fi Galactron International, 18 Vio Quarto Negroni, 00040 Ariccia (Cecchina), Italy
britischer Vertrieb: Goodmans Loudspeakers Ltd.

Andere Veröffentlichungen verbreiten teils etwas fragwürdige Angaben. So werden mal die Abmessungen und Gewichte, die in der Anleitung inklusive der Verpackung angegeben sind, als reine Geräte-Werte übernommen, und so werden auch mal falsche Angaben verbreitet.


Die Anleitung (3 Ausgabe, April 1975) nennt folgende Spezifikationen:
Dauerausgangsleistung
- Stereophonie: 2x 200 Watt effektiv (RMS) an 2x 8 Ohm Last
- Quadrophonie: 4x 100 Watt effektiv (RMS) an 4x 8 Ohm Last
Musikleistung (alle Kanäle Funktion mit abwechselnden Impulsen)
- Stereo-Betrieb: 500 W (250 + 250)
- Quadro-Betrieb: 500 W (125 + 125 + 125 + 125)
Klirrfaktor
<= 0,2% (bei Nennleistung, im Bereich zwischen 20 Hz und 20 kHz)
Intermodulationsverzerrung
<= 0,2% (bei Nennleistung, bei 60 Hz bis 7 kHz mit einem 4: 1-Verhältnis)
Frequenzgang
- 16 Hz - 50 kHz (+0 ... -3 dB)
Dämpfungsfaktor an den Ausgangsklemmen:
- ca. 100 (40 dB, Quadro), ca. 50 (Stereo)
Empfindlichkeit
- 850 mV (bei Nennleistung)
S / N-Verhältnis, Breitband
- besser als 90 dB (bezogen auf den Abstand zwischen dem Pegel des Hintergrundrauschens und der maximalen Leistung)
Eingangsimpedanz
- Z in = 20 kOhm
Leistungsaufnahme
- 600 Watt (max.)
Versorgungsspannung
- 230 V, 50 Hz + 60 Hz; umschaltbar zur Verwendung bei 115 V, 50 Hz + 60 Hz (auf Anfrage)
Sicherungen
- zwei Schmelzsicherungen für die zwei unterschiedlichen Primärkreise der beiden Leistungstransformatoren (2 A mittel-träge bei 230 V und 4 A bei 115 V, s. Zeichnung 4IB00665)
Abmessungen und Gewicht
- einschließlich Verpackung: 30 kg
- Verpackungsmaße: 560 x 460 x 310
- Geräteabmessungen: Korpus: 444 x 220 x 283 mm / inkl. Holzwangen: 460 x 240 x 310 mm (BHT)
Weitere Merkmale und Ausstattungen:
- Schutz gegen Kurzschluss am Ausgang, zusätzlich Schaltverzögerung und Fehlerschutz an den Lautsprechern
- seperate Eingangspegelregler für "Front" (Stereo) und "Rear"
- Kopfhörerbuchse
- optional 19“-Einbauwinkel
- optional Ventilator zur Zwangsbelüftung in besonders schweren Einsatzbedingungen

   

Um von oben an das Innere des Galactron heran zu kommen, muss zunächst die Rückwand und dann der obere Deckel abgebaut werden. Die Verkleidung des Anschluss-Feldes verbleibt am Gerät.
Zwischen den Treiber-Platinen und der Transistoren-Sektion liegt das Kraftwerk der Endstufe. Hier dominieren zwei silberne Metall-Boxen, in denen sich je ein Transformator befindet. Dazwischen liegt die Siebung, die aus vier 9.000µF-Elkos besteht.

   

Hinter der Rückwand befinden sich vier massive Kühlkörper der Endstufe. Boden- und Deckplatte sind unter- und oberhalb der Kühlkörper als Gitter ausgeformt, so dass diese in einem stetigen Luftstrom liegen (können), den die eigene Abwärme erzeugt (Kamin-Effekt). Für schwierige Einbau-Situationen waren optional elektrische Lüfter angeboten gewesen.

   

An jedem der vier Kühlkörper ist ein Paar Motorola-Transistoren (2N5629 und 2N6029) befestigt.

   

An die vier Treiber-Platinen kommt man am besten von vorn heran. Die Scheibe lässt sich abnehmen und der ganze Rahmen dann nach oben herausheben. Jede Platine ist einzeln mit dem Chassis verschraubt und kann einzeln nach vorn herausgenommen werden.

   


Manche Publikationen, vor allem manche Publikationen in Internet verbreiten, der große Galactron hätte erst Mitte der siebziger Jahre debütiert; es lebe "cut & paste". So führt radiomuseum.org die Endstufe für seit 1978 auf.

Das englische Magazin Studio Sound berichtete noch in der November-Ausgabe 1974 (S. 21), der britische Distributor Goodmans Loudspeakers Ltd. böte bislang (nur) drei Galactron Geräte für den „domestic market“ an: „... the MK10, a 90W rms per channel conventional domestic pre-amp power-amplifier; the MK16, a preamp that boasts two separate ten-band octave graphic equalisers, a five input mixing capability and quadraphonic code /decode facility, and to match the MK16 is the MK100 power amplifier that is claimed to push out 100W / channel at 0.2 per cent in distortion. A control providing variable damping is fitted. Prices of the units: MK10 £364.45, MK16 £490.75, MK100 £241.6 ...
Auch Anfang 1975 warb Goodmans in Wirless World noch nicht für den MK160, auch weiter im Jahr ebenso nicht in The Grammophone. Tatsächlich bewarb Goodmans die große Endstufe erst in der zweiten Hälfte der Siebziger auf den Inseln (u.a. Studio Sound 3/77).

Auch in den USA schien der MK160 nicht sofort im Handel erhältlich gewesen zu sein. 1973 warb der dortige Distributor, der Lautsprecher-Hersteller IMF, in Wirless World lediglich für den IC10 (Mk10). 1975 übernahm dann Hervic Electronics die Vertretung der Italiener und Stereo Review (Vol. 35, S. 71) meldete die Verfügbarkeit eines „... 200 Watt-per-channel ...“, allerdings „tube-amplifiers“. Da hatte wohl jemand nicht genau hingesehen: Röhrenverstärker baute Galactron in dieser Zeit nicht mehr.

Doch gab es den MK160 wohl bereits früher: Meine Anleitung von 1975 entstammt der dritten Auflage. Das italienische Magazin "Domus" berichtete schon 1974, das Design der Kombination aus MK-16 und MK-160 sei zu diesem Zeitpunkt bereits ausgezeichnet worden. Das HiFi-Magazin Suono hatte die Endstufe im Oktober 1974 getestet. Eine französische Seite zeigt den 160 auf einen Bild aus dem Galactron-Prospekt von angeblich 1972.

Tatsächlich debütierte die Endstufe noch früher: „… Nel 1971, in occasione della prima edizione del SIM, furono presentati due apparecchi destinati a rimanere il sogno di una generazione di audiofili: il preamplificatore MK-16 ed il finale MK-160. ...
Zumindest angekündigt war die Kombination also bereits im Sommer 1971 in Wort und Bild. Jedenfalls im Herkunftsland Italien.

   


Wirklich viele Informationen findet man tatsächlich nicht über den MK 160. Das mag daran gelegen haben, dass der Einstandspreis für den Verstärker nicht ganz Taschengeld-konform gewesen war.
Luciano Noseda berichtet für das Internet-Magazin videohifi.com und auf seiner Homepage von seinen Erinnerungen als Schüler aus den frühen siebziger Jahren, wie er sich die Nase am Schaufenster des größten HiFi-Ladens in Como platt gedrückt und davon geträumt hatte, sich einmal Galactron-Verstärker leisten zu können: „… Col naso attaccato alla vetrina di quel negozio in via Milano, ci sono stato parecchio, ad osservare, a sognare, a sperare che un giorno avrei potuto possedere una meraviglia come l'MK16 o l'MK160 o il 120 o l'MK10 o il 100. ...

Im Suono-Jahrbuch für 1975/76 - ein früheres habe ich nicht - nannte das Magazin jedenfalls 750.000 Lira als Kaufpreis für den MK160. Das hatte etwa bei dem Doppelten dessen gelegen, was Italiener für eine Harman/Kardon Citation 12 hätten ausgeben sollen (370.000 Lire). Für das Jahr 1976 war der Preis bereits mit 840.000 angegeben, um 1977 auf 800.000 Lira zu fallen.
1977 nannte Studio Sound Preise von 1.059$ bzw. 660 GBP für die Endstufe.

Bis zum Anfang 1976 dürfte der Preis für den Galaktron MK 160 in Italien also umgerechnet 3.096 D-Mark betragen haben. Die Preissteigerung in Italien resultierte aus dem Kursverfall der Lira ab Anfang 1976, was zu diesem Zeitpunkt bedeutete, die teurer gewordene Endstufe hätte den deutschen Geldwechsler nun fünfhundert Mark weniger gekostet. Für Italiener allerdings frustrierend, denn die konnten kaum in aus früheren Zeiten vorhandener D-Mark bezahlen und mussten sowieso mit einem geringeren Durchschnitts-Einkommen auskommen, als der Bundesbürger.
Im Durchschnitt mit weniger Geld im Monat auskommen, als die Bundesbürger, mussten auch die Briten. Und hatte deren Währung zur Jahresmitte 1976 noch über 5,50 D-Mark pro Einheit gekostet, stürzte der Kurs des Pfund in der zweiten Jahreshälfte 1976 auf einen Wert um 3,75 D-Mark ab, um sich dann vorläufig bei etwa 4,10 zu stabilisieren. Um 2.700 D-Mark hätte der Bundesbürger also 1977 in England für den Italiener ausgeben müssen.
Eine nicht ganz so steile Talfahrt hatte der US-Dollar hingelegt, der von 2,68 im Spätsommer 1975 auf 2,33 DM zum Jahreswechsel nach 1977 fiel. Im Sommer 1977 hätte der Bundesbürger in den USA umgerechnet 2.350 D-Mark ausgeben müssen. So oder so: Mindestens ein Monatslohn eines Facharbeiters.

Der Preis des MK160 wird in Zeiten, in denen HiFi in der Krise gewesen war und die Umsätze mit immer billigeren Geräten gemacht worden waren, nicht eben dazu beigetragen haben, den Galactron in deutschen Wohnzimmern zu verbreiten. Dazu kam die Tatsache, dass Galactron eben kein „klassischer“ amerikanischer, sondern ein unbekannter italienischer Hersteller gewesen war. Vielleicht ein Grund, warum das Gerät in deutschen Publikationen nicht vertreten scheint.

Es wird aber noch einen anderen Grund gegeben haben, warum die Zahl solcher Italienischen Gastarbeiter zumindest in der Bundesrepublik begrenzt gewesen sein dürfte:
Der deutsche Radio-Fernseh-Handel verdiente sein Geld in den Siebzigern in erster Linie mit Fernseh-Geräten, in zweiter Linie mit mobilen Phono-Geräten und dann oft mit Zubehör. „HiFi“ kam irgendwann danach.
Insbesondere die kleineren Fachgeschäfte finanzierten sich weniger durch Eigenkapital oder einen Bank-Kredit, sondern, mehr noch als Gaststätten durch die beliefernden Brauereien, durch die beliefernden Großhändler und deren Zahlungsziel; das hatte mir vor Jahren ein früherer Außendienst-Mitarbeiter eines solchen Großhändlers berichtet. Teure Geräte bestellte man häufig nur nach Auftragseingang. Zudem waren die Höhe der Marge und das Zahlungsziel oftmals an einen Mindest-Umsatz gekoppelt. Also standen in den Läden vornehmlich die Produkte, die gut gingen, und natürlich die Produkte, die von so wenigen wie möglich Großhändlern bezogen werden konnten. Galactron dürfte nicht zu den Herstellern gehört haben, die bei vielen deutschen Großhändlern im Angebot gestanden, gar in der Auslage gelegen hatten.

Die HiFi-Händler, die nicht bei den Großhändlern beziehen konnten, weil sie – ohne Fernsehen und mobiles Phono – kaum eine Chance gehabt hatten, die Umsatzziele zu erreichen, die Voraussetzung für eine interessante Marge gewesen wären, mussten sich nicht selten noch mehr von den Spezial-Distributoren abhängig machen.
Von Ingo Hansen ist überliefert, er habe nicht zuletzt deswegen „Phonosophie“ gegründet, weil er bei „Schauland“, wo er früher beteiligt gewesen war, zu oft Dinge hatten verkaufen müssen, die er nicht unbedingt hatte verkaufen, hatte empfehlen wollen.

Wer sich also einen Galactron hatte in das Schaufenster stellen wollen, der wird ihn bezahlt haben müssen, ohne dass der Auftrag eines Kunden die Sicherheit bot, das Gerät auch absetzen zu können. Und das bei programmiertem Wert- weil Kursverfall der Lira. Und das mitten in der HiFi-Krise, als zwar immer mehr aber eben auch nur noch immer billigere Geräte „gingen“.

Auch die „passenden“ Boxen dürften zu dem Typus gehört haben, den man eher nicht vom Großhändler (vorfinanziert) bekommen hätte. Also noch mehr Kapitalbindung für den Unternehmer. Und dann passten auch noch viele repräsentable Boxen nicht zum italienischen Boliden!

Die Bundesrepublik war 4-Ohm-Land gewesen. Das hatte historische Gründe gehabt und das hatte sich auch in den Werten der verbreiteten Lautsprecherboxen niedergeschlagen gehabt. „4 Ohm“ bedeutet, die nach Norm akzeptierte Mindestimpedanz im Übertragungsbereich liegt bei 3,6 Ohm.
Wer Quadro hatte hören wollen, der hatte die volle Auswahl gehabt. Galactron erlaubt dann Boxen von 4-16 Ohm. Doch wer hatte in der Bundesrepublik der frühen oder auch in der Mitte der siebziger Jahre Quadro hören wollen, hatte Quellmaterial gehabt, Quadro hören zu können?
Und wer den Galactron für die Stereophonie hatte verwenden wollen, der soll Boxen von 8 Ohm Impedanz verwenden. Und die Bundesrepublik war 4 Ohm-Land gewesen. Die Auswahl an 8 Ohm-Typen war beschränkt gewesen.
Setzt ein Käufer einer kräftigen und repräsentablen Endstufe also wirklich auf die Mittelklasse, wie sie beispielsweise Canton geboten hatte? Vor allem manche der vermeintlich „hochwertigen“ Boxen hielten sich nicht einmal an ihre „4 Ohm“-Zusage. Das betrifft nicht nur zeitgenössische Elektrostaten (Quad, Rennwald usw.), Biegewellenwandler (Ohm usw.), Boxen mit Folienhochtöner (ESS usw.) und andere Exoten. Auch beispielsweise die „konventionell“ bestückten Thorens HP380-Dipole lösen bei dem einen oder anderen Verstärker gern mal die Schutzschaltung aus, wie ich selbst bei einem nominell für 4 Ohm geeigneten Yamaha-Receiver beobachten durfte. Wieder eine Zielgruppe weniger.

Die Tatsache, dass auch nur Informationen über den großen Verstärker heute kaum im Internet präsent sind, scheint mir ein Beleg dafür, dass auch die Werbung, und mehr noch die Testberichte die Endstufe wenig berücksichtigt haben werden. In Deutschland nicht einmal das HiFi-Jahrbuch.

Insofern ist so eine Galactron-Kombination heute exklusiver als ein sogenannter „Monster-Receiver“ oder US-amerikanische oder japanische Kombinationen vergleichbarer Anmutung. Ob sie im zeitgenössischen Vergleich besser oder schlechter sein mögen, ist aus heutiger Sicht, wo keines solcher alten Geräte noch die früheren Werte erreichen dürften, eher marginal.

   


weitere Infos:

Bilder
http://insidehifi.blogspot.de/search/label/Galactron

Daten
http://www.hifiengine.com/manual_library...k160.shtml
Annuario Suono 1975/76, S. 113

Testbericht (Italien):
Stereoplay No. 10
Suono No. 32 (Oktober 1974, mit „Schemi elettrici completi“ als Poster), http://www.suono.it/La-rivista/Archivio/(pub)/56693

Quellen:
s. Text
Währungsdaten: http://fxtop.com

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Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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