29.05.2014, 17:52
Die "Galaktischen", das verbinde ich eigentlich mit Spanien und mit Fußball. Auch wenn einige Bayern das zeitweise anders gesehen haben mögen.
Aber HiFi und Italien?
Als ich Anfang des Jahres die Norddeutschen HiFi-Tage besuchte, da stieß ich hauptsächlich auf einheimische Marken, auf einiges Britisches, auf ein wenig aus den unmittelbaren Nachbarländern und aus Skandinavien. Eine einzelne Vor-/Endstufen-Kombination aus Italien habe ich immerhin auch entdeckt.
So scheint das schon länger zu sein: Ob es in Italien HiFi gibt, mal abgesehen von importierten Grundigs, ist hierzulande eher wenig bekannt. Oder erinnert sich vielleicht jemand von Euch an meine Vorstellung der Hiletron-Tuner? Dabei gibt es beispielsweise die Galactron S.r.L. noch heute! Beziehungsweise schon wieder.
Ich jedenfalls hatte irgendwann einmal einen Testbericht gelesen und den Namen "Galactron" im Hinterkopf - oder sonst irgendwo - behalten. Und als dann ein Angebot aufgetaucht war machte ich mich auf die Jagd. Erst waren sie noch zu teuer, mein Gebot wurde nicht angenommen. Das Gegen-Gebot war mir immer noch zu hoch. ... Oder sollte ich doch? Eines der Geräte fand ich dann in einer Kleinanzeige aus dem Westen wieder. War schon am Überlegen, ob ich hinfahren sollte, fragte Euch, doch der erste Anbieter war irgendwie näher. Schließlich fuhr ich doch hin ... danke Nachbar! ... wir handelten ein wenig.
Kurz gesagt: Ich habe Neuzugänge. Und über die wollte ich etwas mehr wissen.
Davor und drumrum
Wie immer, wenn man sich für die Geschichte eines vergangenen Unternehmens interessiert, wird es schwierig an Informationen zu kommen. Wenn es das Unternehmen noch gibt, wird es fast noch schwieriger, denn ob die Selbstdarstellung den Fakten oder eher dem Werbe-Wunsch entspricht, ist nicht immer klar erkennbar.
Die Galactron Costruzioni Elettroniche in Rom sei, so schmieden italienische Fans ihr Epos, in einer Januar-Nacht 1966 entstanden. Oder 1965. Immerhin, Januar wäre es und kalt sei die Nacht gewesen, und Alkohol hätte es gegeben. Reichlich. Und sechs Studenten der Ingenieurwissenschaften wären auf der Suche nach einem Namen für eine Firma gewesen, die sie hatten gründen wollen.
"Bernardini, Berardi, Finocchiaro, Edward Arnold, Lojodice" und "Paw" nennt der Autor der Galactron-Homepage seine "Helden". Freilich, so kann man anderswo lesen, sei der Architekt Lojodice erst 1968 zu Galactron gestoßen.
Paw jedenfalls, hätte nach viel Whisky und Schlaf-Entzug die famose Idee gehabt, aus den zur Wahl stehenden Namens-Alternativen, "Galaxy" und "Electron", "Galactron" zu formen. Auch wenn seine Kollegen gemeint haben sollen, der Name klinge wie der einer Tablette: "morgens und abends je eine Galactron vor dem Essen ..."
Was für ein Glück, das meine Neuankömmlinge nicht in der gleichen Nacht konstruiert worden waren!
Jedenfalls, so das Selbstverständnis der heutigen Marken-Inhaber, war diese Nacht der Beginn eines der "fruchtbarsten" italienischen HiFi-Abenteuer gewesen: In einem noch absolut unerschlossenem Markt, in dem es auch noch keine HiFi-Publikationen gegeben habe, hätte Galactron sich in den folgenden Jahren angeschickt, sich zum Traum eines jeden HiFi-Enthusiasten zu entwickeln.
Die ersten Schritte hießen CC50 und PA25. Eine Vor-/Endstufen-Kombination in mono, von der, in einer 70m²-Wohnung in einer kleinen Nebenstraße irgendwo in Rom, gerade mal 50 Exemplare gebaut worden sein sollen.
Ihre Besonderheit war die Verwendung einer Transistor-Schaltung und die Einhaltung der Standards des US-Militärs (US Militaty Standard) für elektronische Geräte gewesen. Vor allem aber rühmte sich Galactron, schon zu diesem Zeitpunkt die Kundenwünsche zu berücksichtigen: Viele Anschlüsse und ein Pegelabgleich, um eine einheitliche Lautstärke der angeschlossenen Geräte zu ermöglichen, suchte man bei den Konkurrenten oft vergebens.
Die ersten Kunden der Galactron wären Uni-Professoren und die RAI gewesen. Doch der Handel, der sich mit HiFi beschäftigt hatte, war bestenfalls bereit gewesen, in bekannte Namen, Marantz, Harman/Kardon oder McIntosh, zu investieren. Um überleben zu können, entwarfen die Entwickler der Galactron nebenbei einfache HiFi-Geräte für einen Möbel-Hersteller und eine transistorisierte Ampel-Steuerung (DITRAC Digital Traffic Controller).
Der Unternehmens-Gewinn im ersten Jahr sei daher eher bescheiden ausgefallen, bei einem Umsatz von "30.000 Dollari"; Direktor Bernardi soll die Eigenart gehabt haben, die Währung Lira vollkommen zu ignorieren.
Von den Gründern wären im Juli 1966 nur noch Aris Bernardini, Sandro Berardi und Alberto Finocchiaro übrig geblieben. Trotzdem ging es weiter und auch bergauf.
Galactron wurde Distributor von Audax und Acoustical übernahm den Vertrieb der italienischen Verstärker in den Niederlanden. Alberto Finocchiaro verließ die Firma und stattdessen traten der Ingenieur Massimo Romita, der Architekt Gianmaria Lojodice, als Designer, sowie Mario Sbragaglia als Verwaltungschef ein. Der Umsatz wuchs auf 50 Mio. Lire, stieg 1969 gar auf 70 Mio.
1969 stieß der Investor Prof. Dr. Vittorio Strampelli zu dem Team dazu, was einen Umzug in eine 600qm-Betreibsstätte ermöglichte, und Galactron begann mit der Herstellung von professionellem Studio Equipment, zum Beispiel von Regietischen. Die Firma hatte nun zwölf Arbeiter und der Umsatz stieg weiter auf 120 Mio. Lire.
Der 1969 eingeführte Verstärker MK10 bedeutete eine Initialzündung für das Unternehmen. Es heißt, mit jeweils einem Mk.10 unter dem Arm seien junge Leute als Außendienstler ausgeschwärmt, um das Gerät bekannt zu machen. Denn noch immer hatte es in Italien kein HiFi-Magazin gegeben, das das hätte übernehmen können. Schließlich blickte man über die Grenze, fand in Goodmans, für England, und in dem Dokorder-Distributor Moritz L. Chrambach aus Hamburg, weitere Vertreter, und es gelang einen ersten Test zu initiieren, der Aufmerksamkeit erregte: Die HiFi-STEREOPHONIE verkündete im März 1973, der MK10B gehöre in die "absolute Spitzenklasse". Am Ende des Jahres hatte Galactron 60 Arbeiter und exportierte in 21 Länder: in die gesamte EG, nach Jugoslawien, Griechenland, Dänemark, Spanien, Kanada, Madagascar etc.
Die Bekanntheit von Galactron nahm zu. 29 Vertreter in Italien sorgten dafür, dass die Marke sich im eigenen Lande durchsetzen konnte, und die Zahl der Bestellungen wuchs exponential. Doch noch 1975 waren die Kapazitäten auf die Fertigung von 24 Geräten am Tag beschränkt, war Galactron nicht bereit, die hohen Qualitätsansprüche in der Produktion in Frage zu stellen.
Auf dem Höhepunkt des Erfolgs begann 1976 der Abstieg. Aris Bernardini, seit 1966 Generaldirektor und CEO von Galactron, wurde bei der Entscheidung für die zukünftige Entwicklungs-Strategie überstimmt und verließ daraufhin die Firma. Kurz darauf verstarb mit Dr. Strampelli der Mehrheitseigentümer der Galactron Srl. Das Unternehmen wurde führungslos und verlor sein Geschäftsglück.
Zudem verlor die italienische Lira stetig an Wert, was vor allem den Einkauf immer wieder verteuerte. Gegenüber der D-Mark waren es, vom Januar 1966 bis 1979, ganze 67%! (Quelle: fixtop.com). 1980 stellte Galactron die Produktion ein und gab 1984 schließlich auf.
Es sollte fast zehn Jahre dauern, bis eine neue Galactron in Erscheinung trat.
Der Verstärker
Nach den ersten Versuchen in HiFi, mit einer Vor-/Endstufen-Kombination, soll noch Anfang 1966, mit dem MK 1, der erste Vollverstärker von Galactron entstanden sein. Dies war dann auch noch der erste in Italien gebaute Verstärker mit 40 Watt Arbeitsleistung pro Kanal.
Für die Kundschaft bezahlbar war der 1967 erschienene, 2x 25 Watt starke MK 2. Bis 1969, eine andere Quelle schreibt: "binnen drei Jahren", sollen etwa siebenhundert Einheiten entstanden sein. 1968 ergänzte der MK 11 und ein 10-Watt-Verstärker das Programm, der in fünf verschiedenen Versionen, als MK 3 bis MK 7, bestellt werden konnte.
Der wirkliche Erfolg von Galactron in HiFi begann 1969, mit der Vorstellung des MK 10.
Bisher hatte Galactron technisch ambitionierte Verstärker und hatten die Entwickler von Galactron auch Studio-Technik gebaut. Im MK 10 wurden beide Erfahrungen, unter höchsten Qualitätsansprüchen, zusammengeführt. Vor allem aber besannen sich die Konstrukteure auf eine Maxime, die schon mit den allerersten Geräten berücksichtigt worden war: Die Kundenwünsche als höchste Priorität. Galactron baute einen Verstärker, der alles in sich vereinte, wovon die Anwender jener Zeit träumten.
Trotz des erheblichen Einführungs-Preises von 499.000 Lire (entsprach ca. 3.200 DM) konnten in nur einem Jahr zweitausend MK 10 verkauft werden. Bereits im Mai 1970 erschien die zweite Variante, MK 10B. Der sollte bis 1980 im Programm bleiben. Der Preis stieg auf 605.000 Lire (entsprach ca. 2.200 DM), Mitte der siebziger Jahre, und weiter auf 685.000 Lire (entsprach ca. 1.500 DM) 1979.
Der von Gianmaria Lojodice gestaltete Verstärker ist ein wahrer Bolide, der in keiner Weise dem üblichen Designkonzepten der marktbeherrschenden amerikanischen Vorstellungen von Verstärker-Gestaltung entspricht.
Vor ein schwarzes Metallgehäuse, mit Lüftungsschlitzen oben und unten, und das seitlich von im Verhältnis schmalen Holzwangen abgeschlossen ist, ist eine Millimeter starke Metallplatte als Front geschraubt. Man konnte den MK10 in schwarz lackiert, oder in silber-metallic bekommen.
Die Frontplatte ist, in zwei übereinander liegenden Reihen, mit Knöpfen, Drehschaltern und Schiebereglern gepflastert. Was resultiert ist eine rein technische, funktionale Gestaltung, die sich weder auf die Radio-Klassik besinnt, die ein zeitgenössischer Grundig SV140 vertrat, noch auf die elegante Moderne, die man in den neuen Yamahas fand. Der Galactron bezieht sich auf die professionelle Studio-Technik und nimmt damit einen Trend vorweg, der erst Jahre später große Teile der HiFi-Industrie beeinflussen sollte.
Der Bezug zur Studiotechnik wird noch deutlicher, wenn man sich den Bedien-Elementen nähert. Nur die Druckknöpfe haben Deckel aus Kunststoff. Die Netztaste und die Knöpfe für Höhen- und Tiefen-Filter sind farblich, rot, abgesetzt, so dass ein Verwechseln mit Muting, Monitor und Loudness nicht möglich ist.
Die beiden, kanalgetrennten Schieberegler für die Lautstärke haben einen großen und griffigen Knopf aus Metall mit edlem, Kupfer-farbenem Glanz, und einen langen Schiebeweg. Ebenso der Fader für das Überblenden zwischen den Eingängen 4 und 5.
Auch die elf Drehregler sind groß dimensioniert, aus Metall und griffig geformt. Professionell. Lediglich bei den beiden Pegelinstrumenten mag man sich zu Beginn fragen, welchen Sinn so kleine Drehspulinstrumente haben mögen. Sie dienen als Hilfe beim Abgleichen der Lautstärke der Eingänge aufeinander. Und das tut man nicht im Sitzen auf der Couch, sondern am Gerät. Und dafür reicht die Größe der Instrumente.
Eingänge hat der Galactron übrigens fünf. Plus einem Anschluss für ein Aufnahmegerät, samt Monitor-Schleife.
Die Besonderheit der fünf Eingänge besteht darin, dass sich auf der Rückseite des Verstärkers ein Schacht befindet, in dem sechs Steckkarten (70 x 25 mm) untergebracht sind. Sind hier farblich "normale" Platinen (No.1104, zwei Brücken) eingesteckt, dann sind sämtliche Eingänge für Hochpegel-Geräte (150 mV / 100 kOhm) ausgestattet. Bunt markierte Platinen (No.1103) beherbergen Entzerrer-Vorverstärker: rot signalisiert einen Phono-Vorverstärker (1 oder 3 mV), weiß eine Beschaltung für linear niederpegelige Mikrofone (50 kOhm) und blau für eine Bandmaschine (Tape Head, 9,5 und 19 cm/s NAB flat linear).
Vier der Eingänge (1-4) lassen sich mit Hilfe der Drehknöpfe "Preset Controls" miteinander mischen, also gleichzeitig verwenden. Zwischen den vierten und fünften Eingang läßt sich überblenden.
Um die Möglichkeiten des MK10B zu verdeutlichen, nannte Karl Breh folgendes Beispiel: "Man kann fünf Stereo- oder zehn Mono-Mikrofone anschließen und davon vier Stereo- oder acht Mono-Mikrofone gleichzeitig betreiben, deren Signale im jeweils gewünschten Verhältnis auf zwei Endsignale also ein Stereosignal abmischen, wobei mittels des Überblendreglers zwischen den Eingängen vier und fünf mit Nulldurchgang stufenlos hin- und hergeschaltet werden kann. Es ist jedoch auch möglich, fünf Tonabnehmer anzuschließen, wovon zwei z.B. im Diskothekenbetrieb überblendbar sind ..." (HiFi-Stereophonie 3/73).
Neben den beiden schon beschriebenen Schiebereglern für die Lautstärkeregelung, verfügt der MK10 über insgesamt vier Drehregler, mit denen sich Höhen und Tiefen, für jeden Kanal einzeln, einstellen lassen. Jeweils +/- 18 dB bei 50 Hz und 10 kHz Scheitelfrequenz nennt die Werbung. Einige Angaben weichen auf +/-16 dB für die Bässe und +/- 12 dB für die Höhen, ab.
Im Test befand Karl Breh, das Anhebungs-Maximum der Tiefenregelung läge bei 70 Hz. Dies sei nachvollziehbar und ließe darauf schließen, der Konstrukteur sei von der Annahme ausgegangen, ein Käufer eines so teuren Verstärkers würde ihn mit hochwertigen Boxen betreiben wollen, deren Baß-Eigenresonanz niedrig, unter 70 Hz gelegen sei. Eine Baßanhebung bei 70 Hz würde daher nicht mit der Eigenresonanz der Boxen zusammenfallen. Anders wäre das, würden Boxen verwendet werden, deren Eigenresonanz höher läge.
Zusätzlich lässt sich eine gehörrichtige Lautstärkeregelung (Loudness) zuschalten, die "optimal ausgeführt" sei. Die beiden Filter, mit 50Hz und 7,5kHz beschriftet, könnten zwar steilflankiger sein, ihre Auslegung würde ihr Konstrukteur jedoch für besonders günstig halten.
Zwei "Mode"-Schalter erlauben die Wahl der Betriebsart und die Auswahl der Wiedergabe-Art. Der Betriebsart-Schalter kennt die Stellungen mono (beide Kanäle), stereo, stereo-reverse, Kanal A und Kanal B. Mit dem anderen Schalter lassen sich die beiden Lautsprecher-Gruppen einzeln oder zusammen betreiben, oder beide abschalten, so dass der Kopfhörer-Ausgang benutzt werden kann.
Um den Verstärker, ohne die Lautstärke-Einstellung verändern zu brauchen, dämpfen zu können, ermöglicht die Muting-Taste die Abregelung per Knopfdruck um -20 dB (oberhalb 1 kHz, mindestens -16 dB darunter).
Auf der Rückseite des MK10B sind nicht nur die Cinch-Buchsen für die Anschlüsse sichtbar, sondern auch zwei Pegelsteller, für die Justierung der Empfindlichkeit des Anschlusses für das Aufnahmegerät.
Außerdem fallen, neben den drei, zwei davon schaltbaren Netzbuchsen, zwei Metallbügel auf. Diese verbinden, für beide Kanäle, die Vor- und die Endstufe des Galactron, der sich also auftrennen lässt. Hier lässt sich ein Equalizer, ein Quellen-Umschalter oder ein Matrix-Dekoder einschleifen, oder eine alternative Vor- oder Endstufe verwenden. Denkbar ist die Nutzung des Vorverstärker-Ausgangs auch als regelbarer Aufnahme-Ausgang für ein Bandgerät.
Ein weiteres Buchsenpaar repräsentiert den, neben den Lautsprecher-Ausgängen, "dritten" Stereo-Ausgang. Letztlich ein geregelter Hochpegel-Ausgang, an dem Endstufe oder Aktivboxen angeschlossen werden können, ohne dass der Verstärker aufgetrennt werden bräuchte.
Auch heute wird man schwerlich einen Verstärker finden, der so umfangreich ausgestattet ist. Zur Erinnerung: Das Konzept dieses Geräts stammt letztlich von vor 1969!
Es ist wohl so, dass Galactron das Gerät in der über zehnjährigen Bauzeit sanft weiter entwickelt hatte. Äußerlich erkenntlich ist dies nur an dem Generationswechsel von MK10 zum MK10B. Daher, so unterstelle ich, erklärt sich die eine oder andere Abweichung in den Angaben der Technischen Daten in den verschiedenen Publikationen. Möglicherweise.
Die Ausgangsleistung des MK10 wird von hifigoteborg.se mit 2x 100 Watt an 4 Ohm und 2x 74 Watt an 8 Ohm angegeben. Das Hifi-Jahrbuch 6 und 7 nennt, für die Version "B", 2x 70 Watt Sinusleistung und 2x 100 Watt Musikleistung. Das englische HiFi-Yearbook von 1975 nennt 2x 90 Watt an 8 Ohm. Den gleichen Wert kennen auch die Jahrbücher des italienischen HiFi-Magazins SUONO ab 1975.
Herr Breh kam im Test der HiFi-STEREOPHONIE (3/73) auf eine sinus-Ausgangsleistung (bei 1kHz, Aussteuerung beider Kanäle für 1% Klirrgrad) von 2x 124 Watt an 4 Ohm reell und von 2x 99 Watt an 8 Ohm reell.
Technische Daten
... lt. HiFi Jahrbuch 6 und 7
Bestückung: 24 Transistoren, 8 ICs, 38 Dioden
Eingänge: fünf Eingänge, wahlweise bestückt mit verschiedenen Vorverstärker-Platinen, 1 Tape Monitor
Sinusleistung: 2x 70 Watt
Musikleistung: 2x 100 Watt
Klirrgrad bei 1 kHz, Nennleistung und Aussteuerung beider Kanäle: < 0,1 %
Intermodulation 250Hz/8000Hz, 4:1, bei Nennleistung: < 0,2%
Frequenzgang über alles: 20-20.000 Hz +/- 0dB
Fremdspannungsabstand bezogen auf Vollaussteuerung und vollaufgedrehtem Lautstärkeregler: 70 dB (niederpegelige Eingg.) bzw. 75 dB (hochpegelige Eingg.)
dto. bezogen auf 2x 50 mW: 58 / 63 dB
Ausgänge: Lautsprecher: 2 Paare, schaltbar, 4-16 Ohm, Kopfhörer: Klinkenbuchse, Monitor: 750mV 50kOhm
Klangregler (Regelumfang): +/- 18 dB bei 50 Hz, +/-12 dB bei 10kHz
gehörrichtigte Lautstärkeregelung: ja, abschaltbar
Abmessungen: 462 x 145 x 310 mm
Gewicht: 16 kg
Unverbindlicher, ungefährer Ladenpreis: 2.100 DM
Besonderheiten: 5 Stereo-Eingänge mischbar, Eingang 4 und 5 durch Schiebgeregler überblendbar, Wahlweise Vorverstärker-Platine zur optimalen Anpassung der vorhandenen Tonquellen (Phono 1mV/3mV, Mikro 50mOhm linear, Tape Head 9,5 und 19 cm/s NAB, Flat linear), Gesamter Aufbau auf Steckplatinen, dadurch außerordentlich Service-freundlich, Garantie: 3 Jahre, durch Platinentausch.
... HiFi Yearbook 1975:
Input phono/mic: 1mV/47kOhm, aux: 150mV/100kOhm
S/N ref. max. output: phono/mic. 76 dB, aux: 82 dB
Outputs: 90W/channel into 8 Ohm
THD: < 1,0% between 1W and rated power output
FR: 16 Hz - 70 kHz -3 dB
Mains: 110-240V AC
Size: 18 1/4 x 5 3/4 x 12 1/4 inch
... Suono 75/76 bis 1980
Potenza: 90 + 90 W RMS su 8 Ohm
Risposta in frequenza: 20-20.000 Hz +/- 1 dB
Distorsione armonica: < 0,2% at pot. max. da 20-20000 Hz
Distorsione da intermodulazione: < 0,2% at pot. max.
Sensibilita degli ingressi e rapporto S/N: Phono 1mV(S/N 74 dB), 4 inressi High Level 150 mV (82 dB), Monitor 775 mV Tutti con preregulazione di livello. Mixer per 2 ingressi
Uscite: registratori 2 coppie altoparlanti, uscita sezione preamplifcatrice, cuffia
Fattore di smorzamento: > 100 a 8 Ohm
Controllo di tono: bassi e alti seperati per ciascun canale: +/- 18 dB a 50 Hz e 20kHz
Filtri: antifruscio, antirombo, loudness e muting
Protezione: elettronica
Dimensioni: cm 46,2 (L) x 14,5 (H) x 31,0 (P)
Peso: 13,5 kg
Prezzo corretto: lire 605.000 (1976), 685.000 (1979)
... hifigoteborg.se: Galactron MK-10
Uteffekt enligt FTC.....vid 4 ohm 100 W.....vid 8 ohm 74 W
Effektbandbredd v 1% dist.. v 4 ohm 20 - 20 000 Hz v 8 ohm 20 - 20 000 Hz
Max. ingångsspänning, PU .. .(mV) 80
Balanskontroll.................. Ja
Tonkontroller..............(dB) ±16(50Hz); ±12(10kHz)
Skivbrusfilter/rumblefilter ........ Ja/Ja
Loudnessf liter.................. Urkopplingsbart
Tape monitor .................. Ja
Ingångar ...................... 5 st, valbart bestyckningsbara, alt omkopplingsbara
Utgångar...................... Högt 2p 4—16 ohm, skruvlist Hört min 8 ohm, jack Band
Ambiofoni .................... Nej
Mått BxHxD ............(cm) 46 x 15 x 31
... HiFi-Stereophonie 3/73 / Testjahrbuch 1973
Sinus-Ausgangsleistung (1kHz, 1% Klirr): 2x 124 Watt an 4 Ohm, 2x 99 Watt an 8 Ohm
Übertragungsbereich über alles (-3 dB bezogen auf 1kHz): 18 Hz - 28 kHz an 4 Ohm, 17 Hz bis 34 kHz an 8 Ohm
Übertragungsbereich der Endstufe (-3 dB bezogen auf 1 kHz): 5 Hz bis 83 kHz an 8 Ohm
Leistungsbandbreite über alles (Eckfrequenzen bei denen bei halber Nennleistung der Klirrgrad 1% erreicht): 8 Hz bis 48 kHz an 4 Ohm, 5 Hz bis 59 kHz
Leistungsbandbreite der Endstufe (Eckfrequenzen bei denen bei halber Nennleistung der Klirrgrad 1% erreicht): 5 Hz bis 61 kHz an 8 Ohm
Frequenzgang (Endstufe allein): 20 bis 20 kHz +/- 0 dB
Phonoentzerrung (MM, 1kHz Abweichung von RIAA): 20 - 20.000 Hz: +0,5 / -3 dB, 30 bis 20.000 Hz: +0,5 / -1,5 dB, größte Abweichung zwischen den Kanälen: 1 dB
Rumpel- / Rauschfilter: Einsatz 50 Hz, Flankensteilheit 6 dB/Oktave, Einsatz 7,5 kHz, Flankensteilheit 5 dB/Oktave
Muting: oberhalb 1 kHz 20 dB Dämpfung, unterhalb 1 kHz leichte Herabsetzung um max. 4 dB
Eingangsempfindlichkeiten (1kHz, 8 Ohm für 2x 70W Ausgangsleistung): aux: 135/140 mV, Mikro: 5,8/5,9 mV, Phono MM 1,05/1,05 mV, Monitor: 750/770 mV
Eingangsempfindlichkeit der Endstufe: 770/770 mV
Übersteuerungsfestigkeit (MM, 1 kHz): 20 dB
Ausgangsspannung (Vorverstärker, 8 Ohm für 2x 70 W): 770/770 mV, Ausgang für 3. Kanal: 2/2,1 V, Tonband (1MOhm): 350/350 mV
Klirrgrad (gleichzeitige Aussteuerung beider Kanäle, 2x 30 Watt, 4/8 Ohm): 40 Hz: 0,09/0,06%, 1kHz: 0,08/0,06%, 10kHz: 0,7/0,07%, 15kHz: 0,8/0,08%
Klirrgrad (gleichzeitige Aussteuerung beider Kanäle, 2x 100 Watt, 4/8 Ohm): 40 Hz: 0,5/0,5%, 1kHz: 0,3/0,5%, 10kHz: -/0,6%, 15kHz: -/0,8%
Übersprechdämpfung8 Ohm, nicht ausgesteuert): aux: 40Hz: 60 dB, 1kHz 44 dB; 10kHz 39 dB, 15kHz 30 dB, Micro: 40Hz: 60 dB, 1kHz: 42 dB, 10kHz: 38 dB, 15kHz:28 dB, Phono MM: 40Hz: 55 dB, 1kHz: 43 dB, 10kHz: 40 dB; 15 kHz: 33 dB, Monitor: 40Hz: 65 dB, 1kHz: 59 dB, 10kHz: 53 dB, 15kHz: 39 dB
Signal-Fremdspannungsabstand (Vollaussteuerung/2x 50mW): aux: 76/63 dB, Micro: 65/58 dB, Phono MM: 60/54 dB, Monitor: 82/67 dB
Intermodulation (2x 50W an 4 Ohm, 4:1): 250Hz/8kHz: 1,2%, 150Hz/7kHz: 1%, 60Hz/7kHz: 1,1%, 40Hz/12kHz: 1,3%
Intermodulation (2x 70W an 8 Ohm): 250Hz/8kHz: 0,38%, 150Hz/7kHz: 0,4%, 60Hz/7kHz: 0,44%, 40Hz/12kHz: 0,53%
Dämpfungsfaktor (1kHz): 70 an 4 Ohm, 125 an 8 Ohm reell
... HiFi-Report 1974/75
Preis-Kategorie: ca. 1.800 bis 2.200 DM
Art: Vollverstärker
Sinusleistung / Ohm: 2x 70 Watt an 4 Ohm
Klirrfaktor: < 0,2%
Intermodulation: < 0,2%
Übertragungsbereich: 15 - 40.000 Hz
Fremdspannungsabstand: Aux: 75 dB, MM 65 dB
Empfindlichkeit Phono: 1 mV
Filter: Rausch- und Rumpel-Filter
Ausgänge: 2x Lautsprecher, Kopfhörer, Aufnahme
Abmessungen: 462 x 145 x 310 mm
Warum Geräte in den Katalog-Listen sogar unterschiedlich schwer sein sollen, ist für mich kaum nachvollziehbar. Mein MK10b wiegt jedenfalls, selbst gemessen, 12,8 kg. Aber auch die Höhen-Regelung bei 20kHz (Suono) mag ich nicht glauben. So ist das halt mit Sekundär-Quellen ...
In seinem Testbericht für die HiFi-Stereophonie weist Karl Breh darauf hin, dieser von Entwicklern aus der Studiotechnik konzipierte Verstärker hätte einige Charakteristika in den Übertragungsdaten, die sich bei üblichen HiFi-Geräten so nicht finden lassen würden.
"... Zunächst einmal bietet der Verstärker bei 1 kHz eine höchst ansehnliche Leistungsreserve. Das gilt auch bei den sehr kleinen Klirrgrad-Werten im Baßbereich, während zumindest an 4 Ohm und in der Tendenz auch an 8 Ohm erkennbar, der Klirrgrad bei hohen Frequenzen schneller mit der Leistung wächst. Diesem Sachverhalt liegt die richtige Überlegung zugrunde, dass aufgrund der Amplitudenstatistik die aufzubringende Leistung im Baßbereich am größten ist, mit wachsender Frequenz aber schnell abnimmt. Insofern vermitteln die gemessenen Werte der Intermodulation ein etwas zu ungünstiges Bild. ..."
Auch der Abfall von fast 2 dB im Über-alles-Frequenzgang bei 20 kHz sei mit der Herkunft aus der Studiotechnik erklärbar; dies sei dort im Sinne der Unterdrückung von Störfrequenzen üblich.
Auf das Konzept der Baßanhebung habe ich schon verwiesen. Alle anderen Daten sprächen für sich.
Apropos Daten. Ein Test eines deutschen HiFi-Magazins aus dem Jahre 1973 hat wenig mit dem gemein, was Interessenten ab den achtziger Jahren lesen durften. "109 von 100 möglichen Klangpunkten" gab es damals noch nicht. In der Regel ging eine gehörmäßige Bewertung nur zu einem eher kleinen Teil in ein Gesamtergebnis ein. Elektronische Geräte wurden vor allem über die Meßwerte eingeschätzt. Das hielt man für neutral und war unabhängig von im Test verwendeten Boxen.
Zudem testete man natürlich mit den üblichen Quell-Material. Und das war oft von anderer Charakteristik, als heute üblich. Vor allem die Verwendung der Stereophonie war in den sechziger und auch zu Beginn der siebziger Jahre noch nicht in dem Maße, wie später, auf eine Abbildung einer "natürlichen" Bühne gezüchtet.
Aufbau.
Der gesamte Verstärker ist Service-freundlich aufgebaut. Daraus resultierte ein besonderes Garantie-Angebot: Galactron hatte eine 3-Jahres-Garantie angeboten; trat ein Service-Fall auf, wurde einfach ein steckbares Element ausgetauscht und das Gerät war sofort wieder einsatzbereit.
Neben den Steckkarten für die Eingangs-Bestückung, die natürlich entnehmbar sind, ist auch das gesamte Netzteil ein herausnehmbares Bauelement. Das gleiche gilt für die Endstufe, die nach Lösen von vier Schrauben und drei Steckverbingungen, leicht entfernt werden kann.
Das ganze Gerät ist in drei Abteilungen aufgebaut, die durch stabile Stahlbleche voneinander getrennt und abgeschirmt sind. Diese beiden Querstreben, dazu die Front und die Rückwand, sind an beiden Seiten und oben und unten, mit Blechwinkeln miteinander verschraubt. Die beiden Holz-Seitenwände sind von außen dagegen geschraubt.
Ins Innere des Verstärkers gelangt man von oben und unten, indem man die Deckel-Bleche abnimmt. Diese sind von innen über eine Lasche in der Rückwand gesteckt und an den Seiten vierfach mit den Winkelblechen verschraubt.
In der mittleren Abteilung sitzt der große Trafo und die vier RCA 40636 RD 2E Transistoren mit ihren Kühlkörpern. Ober- und unterhalb dieser Abteilung befindet sich, in den Deckeln, die Lüftungs-Schlitze, so dass die sich erwärmenden Bauelemente einen stetigen, aufsteigenden Luftzug erzeugen können.
... und wie klingt's?
Wenn man zum MK10 und MK10B recherchiert, fällt auf, man findet keine negativen Meinungsäußerungen. Hingegen erinnert sich der eine oder andere in Foren, der Galactron sei früher sein Traum-Gerät gewesen.
Im Test der HiFi-STEREOPHONIE weiß der Autor zu berichten, "... dank des empfindlichen Phono-Eingangs und der ungewöhnlichen Leistungsreserve vermittelt der MK10B ein voluminöses, absolut durchsichtiges Klangbild. ..." Selbst bei zu zwei Dritteln aufgezogener Lautstärke und abgehobenem Tonarm könne man aus den angeschlossenen Boxen nicht hören, das der Plattenspieler oder ein Verstärker laufe. Kein Rauschen, kein Brummen. Erst bei voll aufgezogener Lautstärke sei ein leichtes Rauschen vernehmbar.
Die Bedienbarkeit des Geräts sei "vorzüglich", die Loudness "sehr wirksam". Insbesondere fiel auf, ein Übersprechen beim Mischen der Eingänge konnte gehörmäßig nicht festgestellt werden und auch das Abschalten eines Eingangs, auf "0", funktionierte einwandfrei.
In der Zusammenfassung resümierte Breh, der Galactron sei ein "... radikal funktionsbestimmter, außerordentlich servicefreundlicher und in seinen Anwendungsmöglichkeiten vielseitiger ..." Verstärker, der mit seinen "... Leistungsreserven und Übertragungsdaten, denen der subjektive Höreindruck voll entspricht, ... einen guten Platz innerhalb der absoluten Spitzenklasse ..." erobern konnte.
"Absolute Spitzenklasse". Was bedeutet das heute? Es wäre unfair, einen mehr als vierzig Jahre alten Verstärker mit einem beispielsweise ASR Emitter zu vergleichen, dessen Preisniveau, im Vergleich zum Warenkorb, heute, dem des Galactron damals, entsprechen dürfte. Überhaupt ist ein "Vergleich" bei alten Geräten wenig aussagekräftig. Jedenfalls nicht, wenn man das alte Gerät vorher nicht restauriert hat.
An der Ergonomie und an der Ausstattung ändert das Alter des Galactron jedoch nichts.
Heutige Verstärker dieser Katagorie mögen dickere Lautsprecherkabel vertragen und auch ein "Mäuseklavier" für die Anpassung des Phono-Vorverstärker aufweisen. Das ist aber auch schon alles, was ein jüngerer diesem Verstärker vorweg haben mag.
Audiophile heutiger Zeiten werden eventuell die Nase rümpfen, weil der Galactron Ausstattungsmerkmale hat, die dem reinen Musikhören von Platte oder CD nicht zuträglich sein sollen. Hier wird ein Wechsel in der Philosophie erkennbar, der nicht nur Verstärker betrifft. Wer also generell der Meinung ist, eine Klangregelung sei überflüssig, der wird auch das Vorhandensein von Muting, Loudness oder der Pegel- und Überblend-Regler generell ablehnen.
Was bleibt ist ein Rest der Bevölkerung, der wohl eine Mehrheit repräsentieren würde, würde sich jemand dafür interessieren, wie viele militante Audiophile es gibt. Denn selbst unter den "Audiophilen" gibt es ja welche, die heute verkünden, alte Verstärker, und die haben ja oft eine Klangregelung, seien eben doch viel authentischer und lebendiger, als moderne Kleinserien. So jedenfalls konnte ich kürzlich im AAA-Zimmer einer Messe zur Kenntnis nehmen.
Jedem das Seine.
Was die Bedienbarkeit angeht, kann ich Herrn Breh nur Recht geben. Eindeutig und einfach. Man mag sich fragen, warum ein Vorpegel-Regler nicht Kanal-getrennt ausgeführt ist. Doch ein wenig Konstruktions- und Justage-Aufwand sollte man auch dem Hersteller der Quellgeräte überlassen. Sollen die doch gleiche Pegel abliefern.
Jedenfalls lässt sich jeder Knopf hervorragend identifizieren und anfassen. Die Pegel-gleiche Bedienung der Lautstärke-Regler ist kein Problem. Nur die Preset Controls liegen so dicht nebeneinander, dass man beim Drehen des einen leicht gegen einen anderen stößt. Und die Lautstärke-Justierung ist, trotz vermeintlich langem Pegelweg, etwas empfindlich. Doch wen stört's?
Die Anschlüsse des Galactron entsprechen modernem Standard. Der Buchsen-Träger ist mit der Gehäusewand verschraubt, so dass kein Verschleiß-bedingter Bruch von Lötkontakten zu befürchten ist. Wer fragt, warum die nicht vergoldet ausgeführt sind, der soll sich nicht gehindert fühlen, das nachzurüsten. Der sollte sich jedoch fragen, welchen Sinn das haben könnte. Denn vergoldete Anschlüsse verbessern nicht den Kontakt, sie sollen lediglich die Verschlechterung unterbinden. Und die Kontakte meiner Galactron sehen, nach mehr als vierzig Jahren, noch optimal aus.
Die Bauweise der Anschlüsse verlangt nach Cinch-Steckern mit zumindest etwas über die Isolierung vorgezogener Masse. So war es früher üblich.
Die Lautsprecher-Anschlüsse entsprechen dem besseren Standard der siebziger Jahre: Schraubklemmen mit echten Schrauben. Da bricht nichts und was einmal fest ist, das bleibt fest. Nur der mögliche Kabel-Querschnitt ist arg eingeschränkt: 1,5 qmm ist ein Maximum, das nicht überschritten werden kann. Zudem sollte die Länge des abisolierten Teils der Verkabelung kurz gehalten bleiben, weil die Anschlüsse doch recht nahe beieinander und auch recht nahe am Metallgehäuse liegen.
Wie testet man einen solch alten Verstärker? Karl Breh hatte nicht die Wahl gehabt, hat einfach zeitgenössische Komponenten verwendet. Und heute? Will ich wissen, wie eine Kette "damals" geklungen hat, oder will ich den MK10B an modernen Maßstäben messen?
Wer in alten Testberichten blättert, der wird schnell erkennen, das übliche Leistungsangebot von Heim-HiFi-Geräten war damals deutlich geringer, als heute selbstverständlich. Leistungen von 30 Watt sinus wurden als "reichlich" angesehen. Das lag nicht zuletzt daran, das auch Lautsprecherboxen auf solch normale Leistung abgestimmt, also durchaus empfindlicher waren, als heute üblich.
In diesem Kontext beginnt man eventuell zu verstehen, welchen Luxus solch ein Galactron anno 1969 bedeutet hatte.
In einem heutigen Test bedeutet es, der Verstärker kann mit alten, aber problemlos auch mit jüngeren Boxen probiert werden. Mehr als einen ersten Eindruck sollte man aber nicht erwarten, denn die Siebung ist genau so alt, wie der Rest des Verstärkers, und ob die Ströme noch so schnell und in solchen Mengen fließen, wie es früher möglich und für unempfindliche Boxen nötig wäre, sollte man nicht voraussetzen.
Ein Problem bei dem Galactron ist zweifellos, das Signal hat auf dem Wege, von den Eingängen zu den Boxen, einige Regler und Schalter zu durchlaufen. Wenn davon einer Kontaktprobleme entwickelt hat, dann kommt es zu bekannten Effekten: Kanalausfälle, Übersteuerungen, Nebengeräusche. Ein vorsichtiges Bad der erreichbaren Kontakte mit wenig! z.B. Ballistol und viel! Bewegung der Schalter und Schieber könnte helfen.
Glückwunsch an die Macher. Auch nach so langer Zeit schaltet und schiebt es sich wirklich vertrauenerweckend! Da kenne ich jüngere Geräte, die sich, selbst neu, schlechter anfassen lassen.
Als der Galactron konzipiert wurde, da dachte noch niemand an die CD. Musik kam von Schallplatte, vom Radio, bestenfalls vom Tonband. Boxen hatten oft eine eigene Charakteristik, wenig Bass und tendierten zu warmen, runden Mitten und Tiefen. Für Impuls-Feuerwerke, die in Zeiten digital hergestellter Töne oft Selbstzweck zu sein scheinen, für Tiefst-Bässe, wie es sie in der analogen Musik bestenfalls von großen Kirchenorgeln gibt, waren solche Boxen nie gebaut.
Und ein Verstärker, der mit zeitgenössischen Boxen spielen sollte, der war konstruiert, mit ihnen klar zu kommen, eventuell sogar, um die Eigenarten von Musik, Aufnahmegerät und Boxen, in der Summe, zu einem neutralen Ergebnis auszugleichen.
In einem ersten Durchgang kamen also zeitgenössische Boxen zum Einsatz. Von den Hans Deutsch Poseidon mag man halten, was man will. Für mich haben sie den Vorteil, sie eigenen sich gut zum Testen. Sie stehen in meiner Wärmedämmung nämlich ganz oben und sind daher gut erreichbar. Die Poseidon aus der Salzburger Herstellung haben alles, was ein Hans Deutsch-Fan liebt: Hornresonator, Indirektion, "Akustisch aktive Frequenzweiche"... Und der Galactron kommt auf den ersten Ton mit ihnen klar. Im Rahmen dessen, was sie können, klingen die Boxen hervorragend.
Schon bei den ersten Tönen von "The Best is yet to come", Interpretiert von Patty Griffin auf der The Songs of Cy Coleman-CD, die mir "alrac" vor Jahresfrist ans Herz gelegt hatte, wird deutlich, wo der Unterschied zwischen älteren und moderneren Boxen liegen kann. Mit der Hans Deutsch klingt der Song "normal", mit moderneren Boxen kommt der Bass gern überdeutlich, fast störend.
Die Poseidon spielen, was sie können: Tendenziell eher hell, sicherlich nicht unverfärbt, doch in der Summe klingen sie stimmig. Besonders gut gefiel mir eine Aufnahme aus den sechziger Jahren. Preston Epps' "Bongola!" liefert einen Sound, mit denen Boxen, die auch noch in den siebziger Jahren auf den Markt gekommen waren, üblicherweise konfrontiert worden waren. Und ein Galactron auch. Tiefbass gibt es hier nicht, dafür extrem schnelle Impulse der Bongos, und die kommen sauber und gut.
Gleich um mehrere Klassen besser ... wen wundert's? ... spielte der MK10B an einem Paar Audio Exklusiv Tubular Bell von Gerhard Pütz aus dem Jahr 1980. Sehr musikalisch und auch dynamisch. Der Bass am Anfang von "The Best is yet to come" wurde deutlich präsenter, als bei den Poseidon, aber immer noch in einem Maße, das nicht störte und das der Verstärker kontrollieren konnte. Die Stimme von Michaela Wiebusch in einer spartanisch instrumentierten Alexandra-Interpretationen ("Zigeunerjunge wo bist Du") spielte er präsent und fein gezeichnet. Die "Stringrocker" des Streicher-Quartetts The String Thing brachte das Duo dynamisch und exakt.
Erst mit einer "modernen" 2-Wege Baßreflex-Konstruktion, Gia Harvey II, begannen der Bass zu Beginn der Cy Coleman-CD störend zu werden. Das wird er aber auch mit anderen Verstärkern. Die mit Chitin-Membranen ausgestatteten Boxen sind sehr schnell, klingen präsenter und voluminöser, als die Tubular Bell. Joe Jacksons Night and Day aus 1982 klingt sauber und gut aufgelöst. Ähnlich geht es den Songs for Drella von Lou Reed & John Cale.
Erst wirklich gute Boxen zeigen, der Galactron ist in einer Zeit entstanden, als andere Prioritäten galten, als heute. Die Art Audiophile Dijon habe ich erst in der vergangenen Woche ausreichend genossen. Im direkten A/B-Vergleich mussten sie gegen ein Dutzend kleiner Standboxen antreten und behaupteten sich an einem Lindemann Amp 2.0 genau so prächtig, wie am Kücke KS E41 oder der Audio-Connection Quintessenz. So fiel es mir sofort auf, als sie, mit selber Musik bespielt, am Galactron schärfer klangen und viel ihrer räumlichen Abbildungsfähigkeit verloren hatten. Auch der Bass kam mit dem Galactron träger und weniger plastisch, als mit den jüngeren Verstärkern.
Hatte Karl Breh nicht geschrieben, das Netzteil sei nicht auf "Härte" gezüchtet.
Besonderen Spaß hat mir der Galactron übrigens mit einer Gruppe Boxen gemacht, mit denen er im realen Leben vielleicht auch konfrontiert gewesen war: Eine Goodmans Magnum-K, eine Saba Telewatt TL-4 von Klein+Hummel oder die anderweitig schon vorgestellte Kirksaeter Prof.200, alle aus den sechziger Jahren, spielten an dem Galactron in einer Weise, wie ich sie lange nicht gehört hatte. Ihre eher warme und weiche Abstimmung kommt ihm zu Gute.
Was kommt am Ende raus? Beeindrucken tut mich die Alltagstauglichkeit des mehr als vierzig Jahre alten Verstärkers. Seine Ergonomie und seine Haptik sind hervorragend. Es ist kein Schaltknacksen zu hören. Auch beim Ein- und Ausschalten passiert nichts. Letztlich hat er mehrere Stunden, klanglos, durchgehalten. Ohne sich relevant zu erwärmen. Ohne Probleme zu machen. Auch der zweite MK10B schlug sich gut, ploppte lediglich leise beim Ausschalten. Das tun jüngere Verstärker auch.
Allerdings kann ich nicht verhehlen festzustellen, das schon am Ende der ersten Hörsitzung wieder Störgeräusche auftraten, die sich allerdings bald in zu lose sitzenden Steck-Platinen begründet zeigten. Aber irgendeine Alterserscheinung muß ich ihm doch zubilligen dürfen, oder?
Klanglich ist der Galactron für meine Ohren jedenfalls auf hohem Niveau konkurrenzfähig, wenn man bei der Auswahl der Boxen darauf achtet, das das Set zusammen passt und wenn man ihn mit der Art Musik spielt, für die er gemacht wurde.
Fortsetzung folgt ...
Aber HiFi und Italien?
Als ich Anfang des Jahres die Norddeutschen HiFi-Tage besuchte, da stieß ich hauptsächlich auf einheimische Marken, auf einiges Britisches, auf ein wenig aus den unmittelbaren Nachbarländern und aus Skandinavien. Eine einzelne Vor-/Endstufen-Kombination aus Italien habe ich immerhin auch entdeckt.
So scheint das schon länger zu sein: Ob es in Italien HiFi gibt, mal abgesehen von importierten Grundigs, ist hierzulande eher wenig bekannt. Oder erinnert sich vielleicht jemand von Euch an meine Vorstellung der Hiletron-Tuner? Dabei gibt es beispielsweise die Galactron S.r.L. noch heute! Beziehungsweise schon wieder.
Ich jedenfalls hatte irgendwann einmal einen Testbericht gelesen und den Namen "Galactron" im Hinterkopf - oder sonst irgendwo - behalten. Und als dann ein Angebot aufgetaucht war machte ich mich auf die Jagd. Erst waren sie noch zu teuer, mein Gebot wurde nicht angenommen. Das Gegen-Gebot war mir immer noch zu hoch. ... Oder sollte ich doch? Eines der Geräte fand ich dann in einer Kleinanzeige aus dem Westen wieder. War schon am Überlegen, ob ich hinfahren sollte, fragte Euch, doch der erste Anbieter war irgendwie näher. Schließlich fuhr ich doch hin ... danke Nachbar! ... wir handelten ein wenig.
Kurz gesagt: Ich habe Neuzugänge. Und über die wollte ich etwas mehr wissen.
Davor und drumrum
Wie immer, wenn man sich für die Geschichte eines vergangenen Unternehmens interessiert, wird es schwierig an Informationen zu kommen. Wenn es das Unternehmen noch gibt, wird es fast noch schwieriger, denn ob die Selbstdarstellung den Fakten oder eher dem Werbe-Wunsch entspricht, ist nicht immer klar erkennbar.
Die Galactron Costruzioni Elettroniche in Rom sei, so schmieden italienische Fans ihr Epos, in einer Januar-Nacht 1966 entstanden. Oder 1965. Immerhin, Januar wäre es und kalt sei die Nacht gewesen, und Alkohol hätte es gegeben. Reichlich. Und sechs Studenten der Ingenieurwissenschaften wären auf der Suche nach einem Namen für eine Firma gewesen, die sie hatten gründen wollen.
"Bernardini, Berardi, Finocchiaro, Edward Arnold, Lojodice" und "Paw" nennt der Autor der Galactron-Homepage seine "Helden". Freilich, so kann man anderswo lesen, sei der Architekt Lojodice erst 1968 zu Galactron gestoßen.
Paw jedenfalls, hätte nach viel Whisky und Schlaf-Entzug die famose Idee gehabt, aus den zur Wahl stehenden Namens-Alternativen, "Galaxy" und "Electron", "Galactron" zu formen. Auch wenn seine Kollegen gemeint haben sollen, der Name klinge wie der einer Tablette: "morgens und abends je eine Galactron vor dem Essen ..."
Was für ein Glück, das meine Neuankömmlinge nicht in der gleichen Nacht konstruiert worden waren!
Jedenfalls, so das Selbstverständnis der heutigen Marken-Inhaber, war diese Nacht der Beginn eines der "fruchtbarsten" italienischen HiFi-Abenteuer gewesen: In einem noch absolut unerschlossenem Markt, in dem es auch noch keine HiFi-Publikationen gegeben habe, hätte Galactron sich in den folgenden Jahren angeschickt, sich zum Traum eines jeden HiFi-Enthusiasten zu entwickeln.
Die ersten Schritte hießen CC50 und PA25. Eine Vor-/Endstufen-Kombination in mono, von der, in einer 70m²-Wohnung in einer kleinen Nebenstraße irgendwo in Rom, gerade mal 50 Exemplare gebaut worden sein sollen.
Ihre Besonderheit war die Verwendung einer Transistor-Schaltung und die Einhaltung der Standards des US-Militärs (US Militaty Standard) für elektronische Geräte gewesen. Vor allem aber rühmte sich Galactron, schon zu diesem Zeitpunkt die Kundenwünsche zu berücksichtigen: Viele Anschlüsse und ein Pegelabgleich, um eine einheitliche Lautstärke der angeschlossenen Geräte zu ermöglichen, suchte man bei den Konkurrenten oft vergebens.
Die ersten Kunden der Galactron wären Uni-Professoren und die RAI gewesen. Doch der Handel, der sich mit HiFi beschäftigt hatte, war bestenfalls bereit gewesen, in bekannte Namen, Marantz, Harman/Kardon oder McIntosh, zu investieren. Um überleben zu können, entwarfen die Entwickler der Galactron nebenbei einfache HiFi-Geräte für einen Möbel-Hersteller und eine transistorisierte Ampel-Steuerung (DITRAC Digital Traffic Controller).
Der Unternehmens-Gewinn im ersten Jahr sei daher eher bescheiden ausgefallen, bei einem Umsatz von "30.000 Dollari"; Direktor Bernardi soll die Eigenart gehabt haben, die Währung Lira vollkommen zu ignorieren.
Von den Gründern wären im Juli 1966 nur noch Aris Bernardini, Sandro Berardi und Alberto Finocchiaro übrig geblieben. Trotzdem ging es weiter und auch bergauf.
Galactron wurde Distributor von Audax und Acoustical übernahm den Vertrieb der italienischen Verstärker in den Niederlanden. Alberto Finocchiaro verließ die Firma und stattdessen traten der Ingenieur Massimo Romita, der Architekt Gianmaria Lojodice, als Designer, sowie Mario Sbragaglia als Verwaltungschef ein. Der Umsatz wuchs auf 50 Mio. Lire, stieg 1969 gar auf 70 Mio.
1969 stieß der Investor Prof. Dr. Vittorio Strampelli zu dem Team dazu, was einen Umzug in eine 600qm-Betreibsstätte ermöglichte, und Galactron begann mit der Herstellung von professionellem Studio Equipment, zum Beispiel von Regietischen. Die Firma hatte nun zwölf Arbeiter und der Umsatz stieg weiter auf 120 Mio. Lire.
Der 1969 eingeführte Verstärker MK10 bedeutete eine Initialzündung für das Unternehmen. Es heißt, mit jeweils einem Mk.10 unter dem Arm seien junge Leute als Außendienstler ausgeschwärmt, um das Gerät bekannt zu machen. Denn noch immer hatte es in Italien kein HiFi-Magazin gegeben, das das hätte übernehmen können. Schließlich blickte man über die Grenze, fand in Goodmans, für England, und in dem Dokorder-Distributor Moritz L. Chrambach aus Hamburg, weitere Vertreter, und es gelang einen ersten Test zu initiieren, der Aufmerksamkeit erregte: Die HiFi-STEREOPHONIE verkündete im März 1973, der MK10B gehöre in die "absolute Spitzenklasse". Am Ende des Jahres hatte Galactron 60 Arbeiter und exportierte in 21 Länder: in die gesamte EG, nach Jugoslawien, Griechenland, Dänemark, Spanien, Kanada, Madagascar etc.
Die Bekanntheit von Galactron nahm zu. 29 Vertreter in Italien sorgten dafür, dass die Marke sich im eigenen Lande durchsetzen konnte, und die Zahl der Bestellungen wuchs exponential. Doch noch 1975 waren die Kapazitäten auf die Fertigung von 24 Geräten am Tag beschränkt, war Galactron nicht bereit, die hohen Qualitätsansprüche in der Produktion in Frage zu stellen.
Auf dem Höhepunkt des Erfolgs begann 1976 der Abstieg. Aris Bernardini, seit 1966 Generaldirektor und CEO von Galactron, wurde bei der Entscheidung für die zukünftige Entwicklungs-Strategie überstimmt und verließ daraufhin die Firma. Kurz darauf verstarb mit Dr. Strampelli der Mehrheitseigentümer der Galactron Srl. Das Unternehmen wurde führungslos und verlor sein Geschäftsglück.
Zudem verlor die italienische Lira stetig an Wert, was vor allem den Einkauf immer wieder verteuerte. Gegenüber der D-Mark waren es, vom Januar 1966 bis 1979, ganze 67%! (Quelle: fixtop.com). 1980 stellte Galactron die Produktion ein und gab 1984 schließlich auf.
Es sollte fast zehn Jahre dauern, bis eine neue Galactron in Erscheinung trat.
Der Verstärker
Nach den ersten Versuchen in HiFi, mit einer Vor-/Endstufen-Kombination, soll noch Anfang 1966, mit dem MK 1, der erste Vollverstärker von Galactron entstanden sein. Dies war dann auch noch der erste in Italien gebaute Verstärker mit 40 Watt Arbeitsleistung pro Kanal.
Für die Kundschaft bezahlbar war der 1967 erschienene, 2x 25 Watt starke MK 2. Bis 1969, eine andere Quelle schreibt: "binnen drei Jahren", sollen etwa siebenhundert Einheiten entstanden sein. 1968 ergänzte der MK 11 und ein 10-Watt-Verstärker das Programm, der in fünf verschiedenen Versionen, als MK 3 bis MK 7, bestellt werden konnte.
Der wirkliche Erfolg von Galactron in HiFi begann 1969, mit der Vorstellung des MK 10.
Bisher hatte Galactron technisch ambitionierte Verstärker und hatten die Entwickler von Galactron auch Studio-Technik gebaut. Im MK 10 wurden beide Erfahrungen, unter höchsten Qualitätsansprüchen, zusammengeführt. Vor allem aber besannen sich die Konstrukteure auf eine Maxime, die schon mit den allerersten Geräten berücksichtigt worden war: Die Kundenwünsche als höchste Priorität. Galactron baute einen Verstärker, der alles in sich vereinte, wovon die Anwender jener Zeit träumten.
Trotz des erheblichen Einführungs-Preises von 499.000 Lire (entsprach ca. 3.200 DM) konnten in nur einem Jahr zweitausend MK 10 verkauft werden. Bereits im Mai 1970 erschien die zweite Variante, MK 10B. Der sollte bis 1980 im Programm bleiben. Der Preis stieg auf 605.000 Lire (entsprach ca. 2.200 DM), Mitte der siebziger Jahre, und weiter auf 685.000 Lire (entsprach ca. 1.500 DM) 1979.
Der von Gianmaria Lojodice gestaltete Verstärker ist ein wahrer Bolide, der in keiner Weise dem üblichen Designkonzepten der marktbeherrschenden amerikanischen Vorstellungen von Verstärker-Gestaltung entspricht.
Vor ein schwarzes Metallgehäuse, mit Lüftungsschlitzen oben und unten, und das seitlich von im Verhältnis schmalen Holzwangen abgeschlossen ist, ist eine Millimeter starke Metallplatte als Front geschraubt. Man konnte den MK10 in schwarz lackiert, oder in silber-metallic bekommen.
Die Frontplatte ist, in zwei übereinander liegenden Reihen, mit Knöpfen, Drehschaltern und Schiebereglern gepflastert. Was resultiert ist eine rein technische, funktionale Gestaltung, die sich weder auf die Radio-Klassik besinnt, die ein zeitgenössischer Grundig SV140 vertrat, noch auf die elegante Moderne, die man in den neuen Yamahas fand. Der Galactron bezieht sich auf die professionelle Studio-Technik und nimmt damit einen Trend vorweg, der erst Jahre später große Teile der HiFi-Industrie beeinflussen sollte.
Der Bezug zur Studiotechnik wird noch deutlicher, wenn man sich den Bedien-Elementen nähert. Nur die Druckknöpfe haben Deckel aus Kunststoff. Die Netztaste und die Knöpfe für Höhen- und Tiefen-Filter sind farblich, rot, abgesetzt, so dass ein Verwechseln mit Muting, Monitor und Loudness nicht möglich ist.
Die beiden, kanalgetrennten Schieberegler für die Lautstärke haben einen großen und griffigen Knopf aus Metall mit edlem, Kupfer-farbenem Glanz, und einen langen Schiebeweg. Ebenso der Fader für das Überblenden zwischen den Eingängen 4 und 5.
Auch die elf Drehregler sind groß dimensioniert, aus Metall und griffig geformt. Professionell. Lediglich bei den beiden Pegelinstrumenten mag man sich zu Beginn fragen, welchen Sinn so kleine Drehspulinstrumente haben mögen. Sie dienen als Hilfe beim Abgleichen der Lautstärke der Eingänge aufeinander. Und das tut man nicht im Sitzen auf der Couch, sondern am Gerät. Und dafür reicht die Größe der Instrumente.
Eingänge hat der Galactron übrigens fünf. Plus einem Anschluss für ein Aufnahmegerät, samt Monitor-Schleife.
Die Besonderheit der fünf Eingänge besteht darin, dass sich auf der Rückseite des Verstärkers ein Schacht befindet, in dem sechs Steckkarten (70 x 25 mm) untergebracht sind. Sind hier farblich "normale" Platinen (No.1104, zwei Brücken) eingesteckt, dann sind sämtliche Eingänge für Hochpegel-Geräte (150 mV / 100 kOhm) ausgestattet. Bunt markierte Platinen (No.1103) beherbergen Entzerrer-Vorverstärker: rot signalisiert einen Phono-Vorverstärker (1 oder 3 mV), weiß eine Beschaltung für linear niederpegelige Mikrofone (50 kOhm) und blau für eine Bandmaschine (Tape Head, 9,5 und 19 cm/s NAB flat linear).
Vier der Eingänge (1-4) lassen sich mit Hilfe der Drehknöpfe "Preset Controls" miteinander mischen, also gleichzeitig verwenden. Zwischen den vierten und fünften Eingang läßt sich überblenden.
Um die Möglichkeiten des MK10B zu verdeutlichen, nannte Karl Breh folgendes Beispiel: "Man kann fünf Stereo- oder zehn Mono-Mikrofone anschließen und davon vier Stereo- oder acht Mono-Mikrofone gleichzeitig betreiben, deren Signale im jeweils gewünschten Verhältnis auf zwei Endsignale also ein Stereosignal abmischen, wobei mittels des Überblendreglers zwischen den Eingängen vier und fünf mit Nulldurchgang stufenlos hin- und hergeschaltet werden kann. Es ist jedoch auch möglich, fünf Tonabnehmer anzuschließen, wovon zwei z.B. im Diskothekenbetrieb überblendbar sind ..." (HiFi-Stereophonie 3/73).
Neben den beiden schon beschriebenen Schiebereglern für die Lautstärkeregelung, verfügt der MK10 über insgesamt vier Drehregler, mit denen sich Höhen und Tiefen, für jeden Kanal einzeln, einstellen lassen. Jeweils +/- 18 dB bei 50 Hz und 10 kHz Scheitelfrequenz nennt die Werbung. Einige Angaben weichen auf +/-16 dB für die Bässe und +/- 12 dB für die Höhen, ab.
Im Test befand Karl Breh, das Anhebungs-Maximum der Tiefenregelung läge bei 70 Hz. Dies sei nachvollziehbar und ließe darauf schließen, der Konstrukteur sei von der Annahme ausgegangen, ein Käufer eines so teuren Verstärkers würde ihn mit hochwertigen Boxen betreiben wollen, deren Baß-Eigenresonanz niedrig, unter 70 Hz gelegen sei. Eine Baßanhebung bei 70 Hz würde daher nicht mit der Eigenresonanz der Boxen zusammenfallen. Anders wäre das, würden Boxen verwendet werden, deren Eigenresonanz höher läge.
Zusätzlich lässt sich eine gehörrichtige Lautstärkeregelung (Loudness) zuschalten, die "optimal ausgeführt" sei. Die beiden Filter, mit 50Hz und 7,5kHz beschriftet, könnten zwar steilflankiger sein, ihre Auslegung würde ihr Konstrukteur jedoch für besonders günstig halten.
Zwei "Mode"-Schalter erlauben die Wahl der Betriebsart und die Auswahl der Wiedergabe-Art. Der Betriebsart-Schalter kennt die Stellungen mono (beide Kanäle), stereo, stereo-reverse, Kanal A und Kanal B. Mit dem anderen Schalter lassen sich die beiden Lautsprecher-Gruppen einzeln oder zusammen betreiben, oder beide abschalten, so dass der Kopfhörer-Ausgang benutzt werden kann.
Um den Verstärker, ohne die Lautstärke-Einstellung verändern zu brauchen, dämpfen zu können, ermöglicht die Muting-Taste die Abregelung per Knopfdruck um -20 dB (oberhalb 1 kHz, mindestens -16 dB darunter).
Auf der Rückseite des MK10B sind nicht nur die Cinch-Buchsen für die Anschlüsse sichtbar, sondern auch zwei Pegelsteller, für die Justierung der Empfindlichkeit des Anschlusses für das Aufnahmegerät.
Außerdem fallen, neben den drei, zwei davon schaltbaren Netzbuchsen, zwei Metallbügel auf. Diese verbinden, für beide Kanäle, die Vor- und die Endstufe des Galactron, der sich also auftrennen lässt. Hier lässt sich ein Equalizer, ein Quellen-Umschalter oder ein Matrix-Dekoder einschleifen, oder eine alternative Vor- oder Endstufe verwenden. Denkbar ist die Nutzung des Vorverstärker-Ausgangs auch als regelbarer Aufnahme-Ausgang für ein Bandgerät.
Ein weiteres Buchsenpaar repräsentiert den, neben den Lautsprecher-Ausgängen, "dritten" Stereo-Ausgang. Letztlich ein geregelter Hochpegel-Ausgang, an dem Endstufe oder Aktivboxen angeschlossen werden können, ohne dass der Verstärker aufgetrennt werden bräuchte.
Auch heute wird man schwerlich einen Verstärker finden, der so umfangreich ausgestattet ist. Zur Erinnerung: Das Konzept dieses Geräts stammt letztlich von vor 1969!
Es ist wohl so, dass Galactron das Gerät in der über zehnjährigen Bauzeit sanft weiter entwickelt hatte. Äußerlich erkenntlich ist dies nur an dem Generationswechsel von MK10 zum MK10B. Daher, so unterstelle ich, erklärt sich die eine oder andere Abweichung in den Angaben der Technischen Daten in den verschiedenen Publikationen. Möglicherweise.
Die Ausgangsleistung des MK10 wird von hifigoteborg.se mit 2x 100 Watt an 4 Ohm und 2x 74 Watt an 8 Ohm angegeben. Das Hifi-Jahrbuch 6 und 7 nennt, für die Version "B", 2x 70 Watt Sinusleistung und 2x 100 Watt Musikleistung. Das englische HiFi-Yearbook von 1975 nennt 2x 90 Watt an 8 Ohm. Den gleichen Wert kennen auch die Jahrbücher des italienischen HiFi-Magazins SUONO ab 1975.
Herr Breh kam im Test der HiFi-STEREOPHONIE (3/73) auf eine sinus-Ausgangsleistung (bei 1kHz, Aussteuerung beider Kanäle für 1% Klirrgrad) von 2x 124 Watt an 4 Ohm reell und von 2x 99 Watt an 8 Ohm reell.
Technische Daten
... lt. HiFi Jahrbuch 6 und 7
Bestückung: 24 Transistoren, 8 ICs, 38 Dioden
Eingänge: fünf Eingänge, wahlweise bestückt mit verschiedenen Vorverstärker-Platinen, 1 Tape Monitor
Sinusleistung: 2x 70 Watt
Musikleistung: 2x 100 Watt
Klirrgrad bei 1 kHz, Nennleistung und Aussteuerung beider Kanäle: < 0,1 %
Intermodulation 250Hz/8000Hz, 4:1, bei Nennleistung: < 0,2%
Frequenzgang über alles: 20-20.000 Hz +/- 0dB
Fremdspannungsabstand bezogen auf Vollaussteuerung und vollaufgedrehtem Lautstärkeregler: 70 dB (niederpegelige Eingg.) bzw. 75 dB (hochpegelige Eingg.)
dto. bezogen auf 2x 50 mW: 58 / 63 dB
Ausgänge: Lautsprecher: 2 Paare, schaltbar, 4-16 Ohm, Kopfhörer: Klinkenbuchse, Monitor: 750mV 50kOhm
Klangregler (Regelumfang): +/- 18 dB bei 50 Hz, +/-12 dB bei 10kHz
gehörrichtigte Lautstärkeregelung: ja, abschaltbar
Abmessungen: 462 x 145 x 310 mm
Gewicht: 16 kg
Unverbindlicher, ungefährer Ladenpreis: 2.100 DM
Besonderheiten: 5 Stereo-Eingänge mischbar, Eingang 4 und 5 durch Schiebgeregler überblendbar, Wahlweise Vorverstärker-Platine zur optimalen Anpassung der vorhandenen Tonquellen (Phono 1mV/3mV, Mikro 50mOhm linear, Tape Head 9,5 und 19 cm/s NAB, Flat linear), Gesamter Aufbau auf Steckplatinen, dadurch außerordentlich Service-freundlich, Garantie: 3 Jahre, durch Platinentausch.
... HiFi Yearbook 1975:
Input phono/mic: 1mV/47kOhm, aux: 150mV/100kOhm
S/N ref. max. output: phono/mic. 76 dB, aux: 82 dB
Outputs: 90W/channel into 8 Ohm
THD: < 1,0% between 1W and rated power output
FR: 16 Hz - 70 kHz -3 dB
Mains: 110-240V AC
Size: 18 1/4 x 5 3/4 x 12 1/4 inch
... Suono 75/76 bis 1980
Potenza: 90 + 90 W RMS su 8 Ohm
Risposta in frequenza: 20-20.000 Hz +/- 1 dB
Distorsione armonica: < 0,2% at pot. max. da 20-20000 Hz
Distorsione da intermodulazione: < 0,2% at pot. max.
Sensibilita degli ingressi e rapporto S/N: Phono 1mV(S/N 74 dB), 4 inressi High Level 150 mV (82 dB), Monitor 775 mV Tutti con preregulazione di livello. Mixer per 2 ingressi
Uscite: registratori 2 coppie altoparlanti, uscita sezione preamplifcatrice, cuffia
Fattore di smorzamento: > 100 a 8 Ohm
Controllo di tono: bassi e alti seperati per ciascun canale: +/- 18 dB a 50 Hz e 20kHz
Filtri: antifruscio, antirombo, loudness e muting
Protezione: elettronica
Dimensioni: cm 46,2 (L) x 14,5 (H) x 31,0 (P)
Peso: 13,5 kg
Prezzo corretto: lire 605.000 (1976), 685.000 (1979)
... hifigoteborg.se: Galactron MK-10
Uteffekt enligt FTC.....vid 4 ohm 100 W.....vid 8 ohm 74 W
Effektbandbredd v 1% dist.. v 4 ohm 20 - 20 000 Hz v 8 ohm 20 - 20 000 Hz
Max. ingångsspänning, PU .. .(mV) 80
Balanskontroll.................. Ja
Tonkontroller..............(dB) ±16(50Hz); ±12(10kHz)
Skivbrusfilter/rumblefilter ........ Ja/Ja
Loudnessf liter.................. Urkopplingsbart
Tape monitor .................. Ja
Ingångar ...................... 5 st, valbart bestyckningsbara, alt omkopplingsbara
Utgångar...................... Högt 2p 4—16 ohm, skruvlist Hört min 8 ohm, jack Band
Ambiofoni .................... Nej
Mått BxHxD ............(cm) 46 x 15 x 31
... HiFi-Stereophonie 3/73 / Testjahrbuch 1973
Sinus-Ausgangsleistung (1kHz, 1% Klirr): 2x 124 Watt an 4 Ohm, 2x 99 Watt an 8 Ohm
Übertragungsbereich über alles (-3 dB bezogen auf 1kHz): 18 Hz - 28 kHz an 4 Ohm, 17 Hz bis 34 kHz an 8 Ohm
Übertragungsbereich der Endstufe (-3 dB bezogen auf 1 kHz): 5 Hz bis 83 kHz an 8 Ohm
Leistungsbandbreite über alles (Eckfrequenzen bei denen bei halber Nennleistung der Klirrgrad 1% erreicht): 8 Hz bis 48 kHz an 4 Ohm, 5 Hz bis 59 kHz
Leistungsbandbreite der Endstufe (Eckfrequenzen bei denen bei halber Nennleistung der Klirrgrad 1% erreicht): 5 Hz bis 61 kHz an 8 Ohm
Frequenzgang (Endstufe allein): 20 bis 20 kHz +/- 0 dB
Phonoentzerrung (MM, 1kHz Abweichung von RIAA): 20 - 20.000 Hz: +0,5 / -3 dB, 30 bis 20.000 Hz: +0,5 / -1,5 dB, größte Abweichung zwischen den Kanälen: 1 dB
Rumpel- / Rauschfilter: Einsatz 50 Hz, Flankensteilheit 6 dB/Oktave, Einsatz 7,5 kHz, Flankensteilheit 5 dB/Oktave
Muting: oberhalb 1 kHz 20 dB Dämpfung, unterhalb 1 kHz leichte Herabsetzung um max. 4 dB
Eingangsempfindlichkeiten (1kHz, 8 Ohm für 2x 70W Ausgangsleistung): aux: 135/140 mV, Mikro: 5,8/5,9 mV, Phono MM 1,05/1,05 mV, Monitor: 750/770 mV
Eingangsempfindlichkeit der Endstufe: 770/770 mV
Übersteuerungsfestigkeit (MM, 1 kHz): 20 dB
Ausgangsspannung (Vorverstärker, 8 Ohm für 2x 70 W): 770/770 mV, Ausgang für 3. Kanal: 2/2,1 V, Tonband (1MOhm): 350/350 mV
Klirrgrad (gleichzeitige Aussteuerung beider Kanäle, 2x 30 Watt, 4/8 Ohm): 40 Hz: 0,09/0,06%, 1kHz: 0,08/0,06%, 10kHz: 0,7/0,07%, 15kHz: 0,8/0,08%
Klirrgrad (gleichzeitige Aussteuerung beider Kanäle, 2x 100 Watt, 4/8 Ohm): 40 Hz: 0,5/0,5%, 1kHz: 0,3/0,5%, 10kHz: -/0,6%, 15kHz: -/0,8%
Übersprechdämpfung8 Ohm, nicht ausgesteuert): aux: 40Hz: 60 dB, 1kHz 44 dB; 10kHz 39 dB, 15kHz 30 dB, Micro: 40Hz: 60 dB, 1kHz: 42 dB, 10kHz: 38 dB, 15kHz:28 dB, Phono MM: 40Hz: 55 dB, 1kHz: 43 dB, 10kHz: 40 dB; 15 kHz: 33 dB, Monitor: 40Hz: 65 dB, 1kHz: 59 dB, 10kHz: 53 dB, 15kHz: 39 dB
Signal-Fremdspannungsabstand (Vollaussteuerung/2x 50mW): aux: 76/63 dB, Micro: 65/58 dB, Phono MM: 60/54 dB, Monitor: 82/67 dB
Intermodulation (2x 50W an 4 Ohm, 4:1): 250Hz/8kHz: 1,2%, 150Hz/7kHz: 1%, 60Hz/7kHz: 1,1%, 40Hz/12kHz: 1,3%
Intermodulation (2x 70W an 8 Ohm): 250Hz/8kHz: 0,38%, 150Hz/7kHz: 0,4%, 60Hz/7kHz: 0,44%, 40Hz/12kHz: 0,53%
Dämpfungsfaktor (1kHz): 70 an 4 Ohm, 125 an 8 Ohm reell
... HiFi-Report 1974/75
Preis-Kategorie: ca. 1.800 bis 2.200 DM
Art: Vollverstärker
Sinusleistung / Ohm: 2x 70 Watt an 4 Ohm
Klirrfaktor: < 0,2%
Intermodulation: < 0,2%
Übertragungsbereich: 15 - 40.000 Hz
Fremdspannungsabstand: Aux: 75 dB, MM 65 dB
Empfindlichkeit Phono: 1 mV
Filter: Rausch- und Rumpel-Filter
Ausgänge: 2x Lautsprecher, Kopfhörer, Aufnahme
Abmessungen: 462 x 145 x 310 mm
Warum Geräte in den Katalog-Listen sogar unterschiedlich schwer sein sollen, ist für mich kaum nachvollziehbar. Mein MK10b wiegt jedenfalls, selbst gemessen, 12,8 kg. Aber auch die Höhen-Regelung bei 20kHz (Suono) mag ich nicht glauben. So ist das halt mit Sekundär-Quellen ...
In seinem Testbericht für die HiFi-Stereophonie weist Karl Breh darauf hin, dieser von Entwicklern aus der Studiotechnik konzipierte Verstärker hätte einige Charakteristika in den Übertragungsdaten, die sich bei üblichen HiFi-Geräten so nicht finden lassen würden.
"... Zunächst einmal bietet der Verstärker bei 1 kHz eine höchst ansehnliche Leistungsreserve. Das gilt auch bei den sehr kleinen Klirrgrad-Werten im Baßbereich, während zumindest an 4 Ohm und in der Tendenz auch an 8 Ohm erkennbar, der Klirrgrad bei hohen Frequenzen schneller mit der Leistung wächst. Diesem Sachverhalt liegt die richtige Überlegung zugrunde, dass aufgrund der Amplitudenstatistik die aufzubringende Leistung im Baßbereich am größten ist, mit wachsender Frequenz aber schnell abnimmt. Insofern vermitteln die gemessenen Werte der Intermodulation ein etwas zu ungünstiges Bild. ..."
Auch der Abfall von fast 2 dB im Über-alles-Frequenzgang bei 20 kHz sei mit der Herkunft aus der Studiotechnik erklärbar; dies sei dort im Sinne der Unterdrückung von Störfrequenzen üblich.
Auf das Konzept der Baßanhebung habe ich schon verwiesen. Alle anderen Daten sprächen für sich.
Apropos Daten. Ein Test eines deutschen HiFi-Magazins aus dem Jahre 1973 hat wenig mit dem gemein, was Interessenten ab den achtziger Jahren lesen durften. "109 von 100 möglichen Klangpunkten" gab es damals noch nicht. In der Regel ging eine gehörmäßige Bewertung nur zu einem eher kleinen Teil in ein Gesamtergebnis ein. Elektronische Geräte wurden vor allem über die Meßwerte eingeschätzt. Das hielt man für neutral und war unabhängig von im Test verwendeten Boxen.
Zudem testete man natürlich mit den üblichen Quell-Material. Und das war oft von anderer Charakteristik, als heute üblich. Vor allem die Verwendung der Stereophonie war in den sechziger und auch zu Beginn der siebziger Jahre noch nicht in dem Maße, wie später, auf eine Abbildung einer "natürlichen" Bühne gezüchtet.
Aufbau.
Der gesamte Verstärker ist Service-freundlich aufgebaut. Daraus resultierte ein besonderes Garantie-Angebot: Galactron hatte eine 3-Jahres-Garantie angeboten; trat ein Service-Fall auf, wurde einfach ein steckbares Element ausgetauscht und das Gerät war sofort wieder einsatzbereit.
Neben den Steckkarten für die Eingangs-Bestückung, die natürlich entnehmbar sind, ist auch das gesamte Netzteil ein herausnehmbares Bauelement. Das gleiche gilt für die Endstufe, die nach Lösen von vier Schrauben und drei Steckverbingungen, leicht entfernt werden kann.
Das ganze Gerät ist in drei Abteilungen aufgebaut, die durch stabile Stahlbleche voneinander getrennt und abgeschirmt sind. Diese beiden Querstreben, dazu die Front und die Rückwand, sind an beiden Seiten und oben und unten, mit Blechwinkeln miteinander verschraubt. Die beiden Holz-Seitenwände sind von außen dagegen geschraubt.
Ins Innere des Verstärkers gelangt man von oben und unten, indem man die Deckel-Bleche abnimmt. Diese sind von innen über eine Lasche in der Rückwand gesteckt und an den Seiten vierfach mit den Winkelblechen verschraubt.
In der mittleren Abteilung sitzt der große Trafo und die vier RCA 40636 RD 2E Transistoren mit ihren Kühlkörpern. Ober- und unterhalb dieser Abteilung befindet sich, in den Deckeln, die Lüftungs-Schlitze, so dass die sich erwärmenden Bauelemente einen stetigen, aufsteigenden Luftzug erzeugen können.
... und wie klingt's?
Wenn man zum MK10 und MK10B recherchiert, fällt auf, man findet keine negativen Meinungsäußerungen. Hingegen erinnert sich der eine oder andere in Foren, der Galactron sei früher sein Traum-Gerät gewesen.
Im Test der HiFi-STEREOPHONIE weiß der Autor zu berichten, "... dank des empfindlichen Phono-Eingangs und der ungewöhnlichen Leistungsreserve vermittelt der MK10B ein voluminöses, absolut durchsichtiges Klangbild. ..." Selbst bei zu zwei Dritteln aufgezogener Lautstärke und abgehobenem Tonarm könne man aus den angeschlossenen Boxen nicht hören, das der Plattenspieler oder ein Verstärker laufe. Kein Rauschen, kein Brummen. Erst bei voll aufgezogener Lautstärke sei ein leichtes Rauschen vernehmbar.
Die Bedienbarkeit des Geräts sei "vorzüglich", die Loudness "sehr wirksam". Insbesondere fiel auf, ein Übersprechen beim Mischen der Eingänge konnte gehörmäßig nicht festgestellt werden und auch das Abschalten eines Eingangs, auf "0", funktionierte einwandfrei.
In der Zusammenfassung resümierte Breh, der Galactron sei ein "... radikal funktionsbestimmter, außerordentlich servicefreundlicher und in seinen Anwendungsmöglichkeiten vielseitiger ..." Verstärker, der mit seinen "... Leistungsreserven und Übertragungsdaten, denen der subjektive Höreindruck voll entspricht, ... einen guten Platz innerhalb der absoluten Spitzenklasse ..." erobern konnte.
"Absolute Spitzenklasse". Was bedeutet das heute? Es wäre unfair, einen mehr als vierzig Jahre alten Verstärker mit einem beispielsweise ASR Emitter zu vergleichen, dessen Preisniveau, im Vergleich zum Warenkorb, heute, dem des Galactron damals, entsprechen dürfte. Überhaupt ist ein "Vergleich" bei alten Geräten wenig aussagekräftig. Jedenfalls nicht, wenn man das alte Gerät vorher nicht restauriert hat.
An der Ergonomie und an der Ausstattung ändert das Alter des Galactron jedoch nichts.
Heutige Verstärker dieser Katagorie mögen dickere Lautsprecherkabel vertragen und auch ein "Mäuseklavier" für die Anpassung des Phono-Vorverstärker aufweisen. Das ist aber auch schon alles, was ein jüngerer diesem Verstärker vorweg haben mag.
Audiophile heutiger Zeiten werden eventuell die Nase rümpfen, weil der Galactron Ausstattungsmerkmale hat, die dem reinen Musikhören von Platte oder CD nicht zuträglich sein sollen. Hier wird ein Wechsel in der Philosophie erkennbar, der nicht nur Verstärker betrifft. Wer also generell der Meinung ist, eine Klangregelung sei überflüssig, der wird auch das Vorhandensein von Muting, Loudness oder der Pegel- und Überblend-Regler generell ablehnen.
Was bleibt ist ein Rest der Bevölkerung, der wohl eine Mehrheit repräsentieren würde, würde sich jemand dafür interessieren, wie viele militante Audiophile es gibt. Denn selbst unter den "Audiophilen" gibt es ja welche, die heute verkünden, alte Verstärker, und die haben ja oft eine Klangregelung, seien eben doch viel authentischer und lebendiger, als moderne Kleinserien. So jedenfalls konnte ich kürzlich im AAA-Zimmer einer Messe zur Kenntnis nehmen.
Jedem das Seine.
Was die Bedienbarkeit angeht, kann ich Herrn Breh nur Recht geben. Eindeutig und einfach. Man mag sich fragen, warum ein Vorpegel-Regler nicht Kanal-getrennt ausgeführt ist. Doch ein wenig Konstruktions- und Justage-Aufwand sollte man auch dem Hersteller der Quellgeräte überlassen. Sollen die doch gleiche Pegel abliefern.
Jedenfalls lässt sich jeder Knopf hervorragend identifizieren und anfassen. Die Pegel-gleiche Bedienung der Lautstärke-Regler ist kein Problem. Nur die Preset Controls liegen so dicht nebeneinander, dass man beim Drehen des einen leicht gegen einen anderen stößt. Und die Lautstärke-Justierung ist, trotz vermeintlich langem Pegelweg, etwas empfindlich. Doch wen stört's?
Die Anschlüsse des Galactron entsprechen modernem Standard. Der Buchsen-Träger ist mit der Gehäusewand verschraubt, so dass kein Verschleiß-bedingter Bruch von Lötkontakten zu befürchten ist. Wer fragt, warum die nicht vergoldet ausgeführt sind, der soll sich nicht gehindert fühlen, das nachzurüsten. Der sollte sich jedoch fragen, welchen Sinn das haben könnte. Denn vergoldete Anschlüsse verbessern nicht den Kontakt, sie sollen lediglich die Verschlechterung unterbinden. Und die Kontakte meiner Galactron sehen, nach mehr als vierzig Jahren, noch optimal aus.
Die Bauweise der Anschlüsse verlangt nach Cinch-Steckern mit zumindest etwas über die Isolierung vorgezogener Masse. So war es früher üblich.
Die Lautsprecher-Anschlüsse entsprechen dem besseren Standard der siebziger Jahre: Schraubklemmen mit echten Schrauben. Da bricht nichts und was einmal fest ist, das bleibt fest. Nur der mögliche Kabel-Querschnitt ist arg eingeschränkt: 1,5 qmm ist ein Maximum, das nicht überschritten werden kann. Zudem sollte die Länge des abisolierten Teils der Verkabelung kurz gehalten bleiben, weil die Anschlüsse doch recht nahe beieinander und auch recht nahe am Metallgehäuse liegen.
Wie testet man einen solch alten Verstärker? Karl Breh hatte nicht die Wahl gehabt, hat einfach zeitgenössische Komponenten verwendet. Und heute? Will ich wissen, wie eine Kette "damals" geklungen hat, oder will ich den MK10B an modernen Maßstäben messen?
Wer in alten Testberichten blättert, der wird schnell erkennen, das übliche Leistungsangebot von Heim-HiFi-Geräten war damals deutlich geringer, als heute selbstverständlich. Leistungen von 30 Watt sinus wurden als "reichlich" angesehen. Das lag nicht zuletzt daran, das auch Lautsprecherboxen auf solch normale Leistung abgestimmt, also durchaus empfindlicher waren, als heute üblich.
In diesem Kontext beginnt man eventuell zu verstehen, welchen Luxus solch ein Galactron anno 1969 bedeutet hatte.
In einem heutigen Test bedeutet es, der Verstärker kann mit alten, aber problemlos auch mit jüngeren Boxen probiert werden. Mehr als einen ersten Eindruck sollte man aber nicht erwarten, denn die Siebung ist genau so alt, wie der Rest des Verstärkers, und ob die Ströme noch so schnell und in solchen Mengen fließen, wie es früher möglich und für unempfindliche Boxen nötig wäre, sollte man nicht voraussetzen.
Ein Problem bei dem Galactron ist zweifellos, das Signal hat auf dem Wege, von den Eingängen zu den Boxen, einige Regler und Schalter zu durchlaufen. Wenn davon einer Kontaktprobleme entwickelt hat, dann kommt es zu bekannten Effekten: Kanalausfälle, Übersteuerungen, Nebengeräusche. Ein vorsichtiges Bad der erreichbaren Kontakte mit wenig! z.B. Ballistol und viel! Bewegung der Schalter und Schieber könnte helfen.
Glückwunsch an die Macher. Auch nach so langer Zeit schaltet und schiebt es sich wirklich vertrauenerweckend! Da kenne ich jüngere Geräte, die sich, selbst neu, schlechter anfassen lassen.
Als der Galactron konzipiert wurde, da dachte noch niemand an die CD. Musik kam von Schallplatte, vom Radio, bestenfalls vom Tonband. Boxen hatten oft eine eigene Charakteristik, wenig Bass und tendierten zu warmen, runden Mitten und Tiefen. Für Impuls-Feuerwerke, die in Zeiten digital hergestellter Töne oft Selbstzweck zu sein scheinen, für Tiefst-Bässe, wie es sie in der analogen Musik bestenfalls von großen Kirchenorgeln gibt, waren solche Boxen nie gebaut.
Und ein Verstärker, der mit zeitgenössischen Boxen spielen sollte, der war konstruiert, mit ihnen klar zu kommen, eventuell sogar, um die Eigenarten von Musik, Aufnahmegerät und Boxen, in der Summe, zu einem neutralen Ergebnis auszugleichen.
In einem ersten Durchgang kamen also zeitgenössische Boxen zum Einsatz. Von den Hans Deutsch Poseidon mag man halten, was man will. Für mich haben sie den Vorteil, sie eigenen sich gut zum Testen. Sie stehen in meiner Wärmedämmung nämlich ganz oben und sind daher gut erreichbar. Die Poseidon aus der Salzburger Herstellung haben alles, was ein Hans Deutsch-Fan liebt: Hornresonator, Indirektion, "Akustisch aktive Frequenzweiche"... Und der Galactron kommt auf den ersten Ton mit ihnen klar. Im Rahmen dessen, was sie können, klingen die Boxen hervorragend.
Schon bei den ersten Tönen von "The Best is yet to come", Interpretiert von Patty Griffin auf der The Songs of Cy Coleman-CD, die mir "alrac" vor Jahresfrist ans Herz gelegt hatte, wird deutlich, wo der Unterschied zwischen älteren und moderneren Boxen liegen kann. Mit der Hans Deutsch klingt der Song "normal", mit moderneren Boxen kommt der Bass gern überdeutlich, fast störend.
Die Poseidon spielen, was sie können: Tendenziell eher hell, sicherlich nicht unverfärbt, doch in der Summe klingen sie stimmig. Besonders gut gefiel mir eine Aufnahme aus den sechziger Jahren. Preston Epps' "Bongola!" liefert einen Sound, mit denen Boxen, die auch noch in den siebziger Jahren auf den Markt gekommen waren, üblicherweise konfrontiert worden waren. Und ein Galactron auch. Tiefbass gibt es hier nicht, dafür extrem schnelle Impulse der Bongos, und die kommen sauber und gut.
Gleich um mehrere Klassen besser ... wen wundert's? ... spielte der MK10B an einem Paar Audio Exklusiv Tubular Bell von Gerhard Pütz aus dem Jahr 1980. Sehr musikalisch und auch dynamisch. Der Bass am Anfang von "The Best is yet to come" wurde deutlich präsenter, als bei den Poseidon, aber immer noch in einem Maße, das nicht störte und das der Verstärker kontrollieren konnte. Die Stimme von Michaela Wiebusch in einer spartanisch instrumentierten Alexandra-Interpretationen ("Zigeunerjunge wo bist Du") spielte er präsent und fein gezeichnet. Die "Stringrocker" des Streicher-Quartetts The String Thing brachte das Duo dynamisch und exakt.
Erst mit einer "modernen" 2-Wege Baßreflex-Konstruktion, Gia Harvey II, begannen der Bass zu Beginn der Cy Coleman-CD störend zu werden. Das wird er aber auch mit anderen Verstärkern. Die mit Chitin-Membranen ausgestatteten Boxen sind sehr schnell, klingen präsenter und voluminöser, als die Tubular Bell. Joe Jacksons Night and Day aus 1982 klingt sauber und gut aufgelöst. Ähnlich geht es den Songs for Drella von Lou Reed & John Cale.
Erst wirklich gute Boxen zeigen, der Galactron ist in einer Zeit entstanden, als andere Prioritäten galten, als heute. Die Art Audiophile Dijon habe ich erst in der vergangenen Woche ausreichend genossen. Im direkten A/B-Vergleich mussten sie gegen ein Dutzend kleiner Standboxen antreten und behaupteten sich an einem Lindemann Amp 2.0 genau so prächtig, wie am Kücke KS E41 oder der Audio-Connection Quintessenz. So fiel es mir sofort auf, als sie, mit selber Musik bespielt, am Galactron schärfer klangen und viel ihrer räumlichen Abbildungsfähigkeit verloren hatten. Auch der Bass kam mit dem Galactron träger und weniger plastisch, als mit den jüngeren Verstärkern.
Hatte Karl Breh nicht geschrieben, das Netzteil sei nicht auf "Härte" gezüchtet.
Besonderen Spaß hat mir der Galactron übrigens mit einer Gruppe Boxen gemacht, mit denen er im realen Leben vielleicht auch konfrontiert gewesen war: Eine Goodmans Magnum-K, eine Saba Telewatt TL-4 von Klein+Hummel oder die anderweitig schon vorgestellte Kirksaeter Prof.200, alle aus den sechziger Jahren, spielten an dem Galactron in einer Weise, wie ich sie lange nicht gehört hatte. Ihre eher warme und weiche Abstimmung kommt ihm zu Gute.
Was kommt am Ende raus? Beeindrucken tut mich die Alltagstauglichkeit des mehr als vierzig Jahre alten Verstärkers. Seine Ergonomie und seine Haptik sind hervorragend. Es ist kein Schaltknacksen zu hören. Auch beim Ein- und Ausschalten passiert nichts. Letztlich hat er mehrere Stunden, klanglos, durchgehalten. Ohne sich relevant zu erwärmen. Ohne Probleme zu machen. Auch der zweite MK10B schlug sich gut, ploppte lediglich leise beim Ausschalten. Das tun jüngere Verstärker auch.
Allerdings kann ich nicht verhehlen festzustellen, das schon am Ende der ersten Hörsitzung wieder Störgeräusche auftraten, die sich allerdings bald in zu lose sitzenden Steck-Platinen begründet zeigten. Aber irgendeine Alterserscheinung muß ich ihm doch zubilligen dürfen, oder?
Klanglich ist der Galactron für meine Ohren jedenfalls auf hohem Niveau konkurrenzfähig, wenn man bei der Auswahl der Boxen darauf achtet, das das Set zusammen passt und wenn man ihn mit der Art Musik spielt, für die er gemacht wurde.
Fortsetzung folgt ...
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch