"Wenn Gäste kommen": Grundig TK 42

[PSMS]

Hallo Tonbandfreunde,

ein wohlbekanntes Gerät habe ich im Fundus entdeckt, war lange versteckt und meiner Erinnerung entwichen. Irgendwann mal gekauft, wahrscheinlich auf einem Flohmarkt. Wegen seines Zustandes wohl "erstmal" weggelegt und dann vergessen.
Warum eigentlich immer nur die schönen und aufpolierten Geräte gut finden?
Dieses Teil hat sicher so manche Kellerparty hinter sich und dabei ordentlich Patina angesetzt. Ich lasse es so, wie es ist:











Das Bekloppte daran ist: Es funktioniert 100%. Kein Zinkfraß, alles ok.
Habe mich selbst gewundert. "Wenn Gäste kommen" steht drauf. Die sind wohl gekommen, haben ordentlich abgehottet, die Bude vollgequalmt und Bier drüber gekippt. Hat dem TK 42 nichts ausgemacht.

Gruß
Peter S.

Edit:

Den Schinken nochmal von unten, bin neugierig geworden:





Schau an, es hat sogar den schönen Außenläufer, den findet man nicht bei jedem Gerät der 40er Serie. Auch sonst ist es noch relativ gut erhalten. Es läuft sehr leise, kein Wunder mit dem Motor. Das muss ihm so manch anderes Gerät erst nachmachen. Sieht verwarzt aus, ist nur eine Monokiste (kann aber Stereobänder abspielen), aber auf den zweiten Blick ist das TK 42 gar nicht so übel. Der Klang ist über externen Verstärker erstaunlich gut.
Natürlich sind TK 46 und TK 47 "besser", aber auch klobiger:

[TK 240]

Donnerwetter, dieser Röhrenkoffer erzählt aber eine wirklich bewegte Geschichte. Ob "Heike" wohl die Besitzerin oder eher die Angebetete war ?

Oftmals sind es gerade diese verquanzten Kisten, die am besten laufen....

Echter Sammlerzustand, ab in die Vitrine !

Gruß
Thomas

[Manuel]

Dein TK 42 wurde offenbar Ende 1964 gebaut.
Da gab es keinen Zinkfraß mehr.

Tja, schade, dass so manche Geräte nicht sprechen können, sie hätten wohl einiges zu erzählen. Vor allem würde ich deinen TK 42 fragen, wieso er denn ein so seltsames Zwischenrad für die Wiedergabe hat? Das scheint mir nicht original zu sein. Habe jedenfalls so etwas bisher noch nicht gesehen. Interessant...
Was die stark überdehnte Feder in der Winkelmechanik der Andruckrolle soll, kann wohl auch nur noch der Vorbesitzer sagen.

An den Sicherungen wurde auch schon mal rumgefummelt. Stark gebrauchte Geräte laufen oft noch einwandfrei, denn sie mußten ja funktionieren. Ging was nicht, wurde es repariert. Trotzdem würde ich den Siff und Dreck wegputzen. Dies trägt auch zur Betriebssicherheit des Gerätes bei.

Durch die vielen Betriebsstunden ist außerdem zu erwarten, dass die Andruckrolle hart geworden ist. Auf deinen Bildern glänzt sie schon so verdächtig.

[heinz]

Schööön! Bei solchen Geräten schmelze ich förmlich dahin. Die haben das gewisse Etwas.

Manuel, ist eine harte Andruckrolle eigentlich ein Problem? Ich mußte gleich an meine G36 denken. Die hat noch die originale, hellgraue Andruckrolle, die zwar steinhart ist, aber nicht zu hörbaren Gleichlaufschwankunken führt. Eine neue, weiche, grüne Ersatzrolle ist schon lange im Haus, aber so lange es die alte noch tut......

Gruß
Heinz

[~Jogi]

Sowas löst immer nette Erinnerungen aus.
Mädchen-Geräte sowieso.
Wenn ich da so an den Heidi-Koffer denke, oder an den Sabine-Koffer oder ... oder ... oder ... ... ... :-D

[monauralex]

PSMS postete
Es läuft sehr leise, kein Wunder mit dem Motor.

Das wundert mich bei meinem Gerät auch; kaum Surren. Warum ist das eigentlich so, bzw. was hat es denn für einen geräuscharmen Motor?
Mein AEG/ Tele-Magnetophon 98, was ja in etwa aus der selben Epoche stammt (+/- 2 Jahre) klingt, als würde jemand im Hintergrund Rasen mähen.

[Manuel]

Hallo Heinz,

zu den harten Andruckrollen habe ich auf meiner Homepage etwas geschrieben, was Deine Frage beantwortet:

http://www.grundig-tonband.de/schwachste...sarbeiten/

Siehe Unterpunkt "Verhärtete Andruckrolle"

Viele Grüße,
Manuel

[WebUncle]

Hallo Manuel,

Du schreibst auf deiner Homepage unter "Gummiauflage der Zwischenräder" für die 120er und 140er-Serie "Fragen Sie am besten ihren Grundig Fachmann, er dürfte noch einige Exemplare davon vorrätig haben."

Wo gibts denn den Grundig-Fachmann heute noch? Ist der als neu gezeigte Gummi NOS-Ware oder eine Nachfertigung? Daran wäre ich nämlich sehr interessiert. Ich habe leider letztens Preise für eine Nachfertigung eingeholt, alleine die Vorlage bewegt sich im vierstelligen Bereich...

Grüße
Ralf

[PSMS]

Hallo,

ich hatte mir mal vor langer Zeit für verschiedene Geräte Zwischenräder angefertigt.
Hier z.B.:
https://tonbandforum.de/bildupload/TK19Auto-oben.jpg

im TK 42 oben steckt eins aus Messing, wahrscheinlich habe ich das noch gute Originalrad in irgendein anderes 40er eingebaut, genau weiß ich das nicht mehr.

Während eines Praktikums auf der Drehbank einen Rohling mit Nut für einen O-Ring gedreht, die Sinterbuchse des zerbröselten Originalrades eingedrückt-fertig. Läuft auch heute noch.

Gruß
Peter S.

[Manuel]

Hallo Peter,

ja, solche Zwischenräder werden heute dringend benötigt, kann ich dir sagen. Ich würde dir gleich 20 oder 30 Stück abkaufen.

Zwei Jahre Zinkfraß (1961 bis 1963) müssen schließlich irgendwie im Nachhinein bewältigt werden. Weil die Geräte, welche in diesem Zeitraum hergestellt wurden, sind fast alle davon betroffen. Ab 1964 ist es dann zum Glück vorbei, aber bei Grundig weiß man nie, ob nicht auch später noch irgendwo ein Rad aus älterer Produktion verbaut wurde. Die Übergange sind fließend.

Ich hoffe ja insgeheim immer noch, dass die großen Ersatzteile-Lieferanten sich eines Tages diesen Zwischenräder annehmen und sie genau so leicht beschaffbar werden, wie jetzt endlich auch die Andruckrollen "von der Stange" als Neuware erhältlich sind.

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Hallo Ralf,

ich hoffe, dass es noch Grundig Fachleute gibt. Mir hat sich bislang zwar noch keiner vorgestellt, aber das muß nicht bedeuten, dass es sie vielleicht nicht doch irgendwo gibt. Vielleicht melden sie sich in Zukunft bei mir, wenn sie irgendwann meine Homepage entdeckt haben. Wir werden sehen.

Ich habe noch ein paar solche Gummis als Ersatzteile NOS. Möchte diese jedoch ungern hergeben, denn ich weiß ja auch nicht, ob ich sie vielleicht mal dringend benötigen werde. Bin froh, dass ich sie habe.

Meine Geräte schaffen auch mit den alten Gummis deutlich mehr, als 38 cm/s beim schnellen Vorlauf... man muß die Laufflächen nur gründlich reinigen, dann klappt das schon. Für ein Doppelspielband auf 15 cm Spule benötigen sie im Durchschnitt 6 Minuten und 10 Sekunden. Der schnelle Rücklauf - je nach eingebautem Motorfabrikat - zwischen 5 Minuten 45 und 6 Minuten im Durchschnitt.

540 Meter in rund 6 Minuten... oder anders ausgedrückt: 540 Meter in 360 Sekunden. Macht also 1,5 Meter in der Sekunde. Das ist die tatsächliche Geschwindigkeit beim schnellen Bandlauf! Werde demnächst vielleicht auch mal ein paar Videos auf YouTube hochladen und euch zeigen. Denn ich kann meine Behauptungen stets beweisen in Wort, Bild und sogar bewegtem Bild, wenn´s sein muß. Denn im Internet gibt es schon genug Dampfplauderei, Halbwissen und Falschdarstellungen. Mitunter auch ein Grund für die Gründung der Grundig-Homepage.

Viele Grüße,
Manuel