Was ist das für einer? Grundig CN 720 HiFi
#1
Hallo,

schon wieder ein alter Cassettenrecorder!
Dieses Exemplar des Grundig CN 720 ist von 1973.
Auch er hat lange im Keller gelegen, man sieht es.
Auf den ersten Blick eher ein erbärmlicher Plastikzwerg, der unbesehen in die Tonne gehört, oder?

[Bild: CN720-1.jpg]

Von diesen pultförmigen Geräten gab es ja in den 70ern jede Menge, es war auch jede Menge Schrott dabei, quäkende Nichtklinger, jedoch fürs jugendliche Budget erschwinglich.
Nun, auf dem Grundig steht HiFi drauf, vielleicht ist er doch nicht so schlecht.

Vorhang auf:

[Bild: CN720-2.jpg]

Das mit Alublech tapezierte Plastikgehäuse ist nicht sehr erbaulich, aber doch recht stabil gemacht. Zerbröselt ist jedenfalls nichts. Ins Auge stechen das Motörchen, eine recht große Schwungscheibe und eine mit Steckleisten versehene Platine. Grundig-Handschrift, alles noch aus heimischer Produktion.
Die Platine lässt sich einfach zur Seite schwenken:

[Bild: CN720-3.jpg]

Schön bunt alles. Die Platine ist mit wertigen Bauteilen bestückt und sauber verarbeitet, keine Spur von Billigmist. Auch das Laufwerk macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck.
Mit 3 Schrauben ist es gelöst und lässt sich umdrehen, schön, einfach zu warten:

[Bild: CN720-4.jpg]


Die Gummiteile sind alle noch ok, nur der Riemen vom Motor zur Schwungscheibe ist erschlafft.

Hopp, ist das Laufwerk ganz raus, nur 2 Stecker abziehen, super!

[Bild: CN720-5.jpg]

Der Motor kräht nach Öl! Leider ist er in eine Blechkapsel eingepresst, aus der er nicht gerne heraus will. Etwas sanfte Gewalt ist hierzu nötig.

[Bild: CN720-6.jpg]

Gierig saugte das untere Lager frisches Öl und der Motor läuft nach der Schmierkur wieder leise vor sich hin, gut.
Hier sieht man nochmal die dicke Schwungscheibe.

Die Köpfe sind noch sehr gut. Sieht alles recht präzise aus. Die Laufwerkstasten sind mittelprächtig, aber nicht klapprig. Abgebrochen ist nichts.

[Bild: CN720-K%F6pfe.jpg]


Mit neuem Riemen und geöltem Motor läuft der (oder das?) alte CN 720 wieder gut.
Die großen VUs finde ich gelungen, ob sie nun Phantasiewerte anzeigen oder nicht. Die Gesamtoptik allerdings, naja, Schwamm drüber, Altersbonus. Für Baujahr '73 jedenfalls ok, auch vom Klang her.

[Bild: CN720-7.jpg]

Als Verstärker dient hier wieder das treue RdL, mit externen Boxen reicht es locker, um die Nachbarn aufhorchen zu lassen. Ich mag es aber sowieso nicht so laut, gebranntes Kind scheut das Feuer.

Dem direkten Nachfolger CN 730 schaue ich auch noch unter den Rock, er ist noch im Keller (ganz hinten in der Ecke, wo die dicke Spinne sitzt!).
Wird nachgereicht.

Gruß

Peter S.
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#2
Hi Peter!

Wo sind denn die bunten Bilder des Museumsstück?

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
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reVox B251 Revision und Modifikationsliste!
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#3
und.. schwubs da sind sie ja!

Danke !
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#4
Dauert immer ein wenig. Ich stelle immer zuerst nur den Text rein, dann schnell die Bilder hinterher.

Gruß

Peter S
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#5
"Auf den ersten Blick eher ein erbärmlicher Plastikzwerg, der unbesehen in die Tonne gehört, oder?"

Peter, mit solchen Aussagen gelingt es die auf das Schönste, die Portion Grusel in deine Vorstellungen einzuflechten, die sie umso schöner machen. Danke.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
Zitat:...Von diesen pultförmigen Geräten gab es ja in den 70ern jede Menge, es war auch jede Menge Schrott dabei, quäkende Nichtklinger, jedoch fürs jugendliche Budget erschwinglich.
Moin,

...nun ja - fairerweise sollten wir nicht vergessen, daß in den frühen 70ern
von den meisten bezahlbaren Decks die "Hochsprunglatte der Hifi-Norm"
so gerade eben mit zartem "Gesäßkontakt" übersprungen wurde. Da ist
der/die/das CN720 in guter Gesellschaft. Auch Alu-bewehrte Sumo-Ringer
konnten es (zumindest in der Preisklasse) nicht besser.

Den Innenaufbau empfinde ich als sehr aufgeräumt und wertig und das
Design - mmmh... ....zumindest hatten die "Pult-Zwerge" von Grundig ein
gewisses Wiedererkennungsmerkmal und passten zum Rest der
Produktpallette. Ein Umstand, den die japanischen Toplader dieser
Ära nicht immer unbedingt erfüllten. Insofern war man da bei Grundig
(und anderen europäischen Herstellern) irgendwie konsequenter, finde ich.

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#7
Platzsparend, weil kompakt ist der CN 720 auf jeden Fall, kein Blender mit Riesengehäuse und wenig drin.

Vom Sound her war er vielleicht dem meisten damals erhältlichen Cassettenmaterial
überlegen. Klar hat er "HiFi" damals gerade knapp geschafft, aber das war schon was zu der Zeit. Seine Qualitäten zeigt er eben nur auf den zweiten Blick.
Und...er funktioniert noch!

Etwas später gab es dann so etwas:

[Bild: CR355-1.jpg]

[Bild: CR355-2.jpg]

Das erfreut weniger. Sieht schon mehr nach Plastikzwerg aus. Aber man musste sparen, klar.

...Moment, ich hab da noch einen der Nachfolger (auch "HiFi"-Klasse), bin eben mal in den Keller, dauert etwas...
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#8
Zitat:...bin eben mal in den Keller, dauert etwas...
Pass auf die Spinne auf - nimm Verstärkung mit...:aaa:

Wenn ich den CR355 so ansehe, komme ich zu dem Schluß,
dass das aber auch eine ganz andere Geräte-Kategorie ist.
Wenn der nicht mal "nur" Mono ist. Auf jeden Fall scheint es sich
dabei nicht um einen Zuspieler zur Anlage zu handeln sondern
eher um ein "Mitnahme-Gerät" zum "Überall-Dudeln", mit eingebautem
LS und Mikro. So etwas durfte zu der Zeit einfach nicht viel kosten,
der Aufbau ist dem entsprechend einfach.

Gruß
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#9
Hallo Peter danke erstmal für die wieder sehr schönen Vorstellungen. Ich muss sagen diese Kassettengeräte sehen doch gut aus. Ich glaube wir damals in der DDR ,wären froh gewesen so etwas zu besitzen.Na ja, da wart ihr auf der westlichen Seite klar im Vorteil!Smile
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

Maschinen:Telefunken M -15 A, und M-20.... 1 X Philips 4420... Uher Report 4000-L ,(Mono)
Uher- Royal -de Luxe . .. Philips N-4422 .. Akai GX 600 DB... und das Abenteuer geht weiter
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#10
Soweit mir bekannt, ist der Mono, der 355er.

Geau so eine Kiste hatte ich als Kind um meine Hörspielkassetten zu dudeln. Zuvor aber noch einige ITT´s und ganz davor noch ein kleinen Radiorecorder, von dem ich die Marke leider nicht mehr weiß. Da muß ich so zwei bis höchstens vier gewesen sein.

Das letzte Mal kam das Grundig 355 im Einsatz auf unserer Klassenfahrt nach Bosau im Mai 1990. Hiermit wurde unsere Hütte beschallt.

Irgendwann später wurde es entsorgt......

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#11
Hallo Holger,

als Schüler damals hätte ich mir einen CN 720 bestimmt nicht leisten können, sogar beim CR 355 wäre es eng geworden. Die Dinger waren durchaus erstrebenswert zu der Zeit. Ein Mitschüler hat damals sogar damit angegeben! Ich hatte "nur" Philips.
Mein Taschengeld ist dann letztendlich '75 in einem neuen TK 545 beerdigt worden.

Von den kleineren Pulten (wie CR 355) gab es aber auch Stereo-Versionen
http://grundig.pytalhost.com/grundig78-5/109.jpg

"Extraklasse", naja... preiswert waren sie aber wohl.

Eine Stufe höher gab es dann das hier:

[Bild: CB%20230-1.jpg]

Sogar "Super-HiFi"

Von unten:

[Bild: CB%20230-2.jpg]

Ziemlich knifflig, hier die Platine zu lösen:

[Bild: CB%20230-3.jpg]

Für die Instrumente braucht man eine Lupe, da gefällt mir der alte CN 720 besser.

[Bild: CB%20230-4-a.jpg]


Jetzt aber noch einen Blick auf den Nachfolger des 720, den CN 730, ich hatte ja etwas von Zwillingen geschrieben, die ich vorstellen wollte.
(Die Spinne war inzwischen weg :-) )

Das gleiche Gerät im Prinzip, aber mit Dolby:

[Bild: CN730-0.jpg]

[Bild: CN730-1.jpg]

[Bild: CN730-2.jpg]

Ob der hier noch funktioniert weiß ich nicht, probiere ich nachher mal aus.

Den oben gezeigten CB 230 kann ich so nicht ausprobieren, er ist ein Einbauchassis aus einer geschlachteten Kompaktanlage. Hinten müsste man 1x 32 V und 1x 8V zuführen. Meine Lust dazu hält sich in Grenzen.

Gruß

Peter S.

>Edit: Nach dem Reinigen der Schieber auf der Platine und des "Tape Pilot" Kontaktes läuft das CN 730 anstandslos, hätte ich nicht gedacht. Und: Es macht erstaunlich gute Aufnahmen!. Weiß auch nicht, warum es so lange unbeachtet im Keller gelegen hat.
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#12
Ja,Peter glaube ich Dir wenn es damals alles zu teuer war. Nur bei uns ,hast du solche Geräte wie Du hier vorstellst nicht offiziell bekommen,nur über Verwandtschaft (sie das Report von mir). Aber sehr schöne Sachen was Du da so bringst.

Gruß Holger
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#13
@Holger,

...dem geweckten Appetit nach solchen Klassikern sei folgendes
"Häppchen" anempfohlen:
http://cgi.ebay.de/Grundig-CR-355-/150513159463



Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#14
Ja danke hab ich gelesen na ja ,gut und gerne 30 Jahre alt aber OVP! Och nöö da bleib ich meinen großen Rostwicklern treu, Peter kann doch bieten,was neues in der Sammlung ...grins.

Gruß Holger
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#15
Moin, moin.

Da wir das heute aus einer Sicht beurteilen, die das Wissen beinhaltet, was danach noch alles kam, mögen wir heute solche Geräte belächeln.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie sowas aktuell war. Zu der Zeit begann für mich altersgemäß auch die Phase, wo man anfing, über Tellerränder zu schauen.

Z.B. hatte die Mutter eines Freundes sowas. Sie war Witwe und hatte einen Sekretärinnen Job. Also keine Reichtümer, aber sie konnte 2 Kinder ernähren und "ihr Zimmer" gestalten.
Es paßte bei vielen Leuten in den Wohnstil. Die Schrankwand ging nicht ganz bis zur Balkontür, sodaß dort ein Fernseher auf seinem alugebürsteten "Tulpenständer" Platz hatte.
Der untere Teil dieser typischen Schrankwände ragte etwas weiter in den Raum, sodaß sich eine Sideboard-artige Ablage ergab, die bis zur Rückwand reichte.

Dort stand, oder besser lag dann z.B. ein ITT Musikcenter. Das Aludesign paßte gut zum Fernseher, der von anderen (deutschen) Marken stammte. Das Gehäuse des Fernsehers wurde passend zur Holzfarbe der Schrankwand ausgesucht.

So war es bei vielen Familien, die sich ihren (kleinen) Wohlstand eingerichtet hatten. Die einen hatten vielleicht ein Tonbandgerät, was oft in einem höherliegenden "Regalteil" der Schrankwand stand. Andere kauften sich ein passendes Tapedeck - der Begriff beschreibt ja eigentlich gerade die Pultgeräte - und "verlängerten" damit das Musikcenter.

Oft wurden solche Stereoanlagen, die es ja doch schon waren, an das älteste Kind vererbt, wenn es ins Teenageralter kam. Da zeigten die Geräte dann eigentlich erst ihre "Schwächen".
Eine dann aktuell moderne Anlage hatte dann schon den "Turmstil" und diese Pultgeschichte wirkte dann, wie ein (Kinder-) Cassettenrecorder und wurde gar nicht mehr als Tapedeck wahrgenommen.

Das mußte also weg. Und so wurde häufig ein Teil des Konfirmationsgeldes in einen Schneiderturm gesteckt, der oben sogar einen Plattenspieler hatte, dessen Haube auch für Schutz sorgte.
Daß das (qualitativ) keinen Fortschritt bedeutete, wurde erst ein paar Jahre später deutlich, aber da wurde meist schon Lehrlingsgeld verdient und der "olle" SchneiderTurm wurde gegen Bausteine ersetzt.

Zuerst kam meist ein Tapedeck dazu, da dies als erstes beim Schneider aufgab.
Unter Umständen kam auch erst ein anderer Plattenspieler, der auf die Haube obendrauf gestellt wurde. Je nach den Prioritäten der Besitzer. Als letztes kam dann ein Receiver, oder Tuner und Verstärker. Danach kam der Schneider in die Tonne.

Zur Verkaufszeit solcher Grundig´s und ITT´s waren die durchaus Stand der Dinge. Zumindest die Topmodelle. Wem´s nicht so wichtig war, konnte abgespeckte Versionen bekommen. Aber damit wurde im Prinzip erstmalig dafür gesorgt, daß in so ziemlich jedem Haushalt eine "HiFi-Stereoanlage" einziehen konnte. Auch war es noch sehr verbreitet, daß man "deutsch" kaufte.

Eine parallele Sache waren noch die Kompaktanlagen in Pultform (oft mit eigenem Ständer), wo meist eine Haube über die ganze Breite ging und alles in einem Gehäuse untergebracht war.

Ich finde es immer schön, was uns solche Dinge erzählen und daß sich jemand auch darum kümmert.

Für die aktuelle Nutzanlage sucht man sich dann seine Sachen aus den gesamten Produktionszeiträumen aus. Liebhaberei folgt aber anderen Aspekten.

Also, es freut mich diesen Thread lesen zu können, Arnulf.
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#16
Gerade an den kleinen unscheinbaren Geräten hängen ja für Viele schöne Erinnerungen, gerade weil es das erste eigene Ding war oder weil man damit seine Märchencassetten gehört hat. Die späteren teuren Bausteine waren auch gut, aber
man war schon gesättigter.

Da fällt mir gerade etwas ein:
Hatten wir das schon, "Mein erster Ghettoblaster" ?

Ich hab' meinen noch. 1977, mit knapp 14, habe ich im Urlaub den ersten Stereo-Radiorecorder gesehen: Haben!! Nur waren die Biester anfangs ziemlich teuer, saß
nicht drin. Nicht wie heute beim XY-Markt "holen", sondern dafür sparen war angesagt. Ende '79 war es dann soweit, was habe ich mich darüber gefreut, den Apparat in Händen zu halten!

Soll ich ihn mal vorstellen?
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#17
Zitat:PSMS postete
...Soll ich ihn mal vorstellen?
Ja klar doch...

Gruß

P.
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#18
Ok, bin dabei (ich habe Zeit, etwas Resturlaub).

...so, hier ist er:

[Bild: 404-1.jpg]

[Bild: 404-2.jpg]

[Bild: 404-3.jpg]

[Bild: 404-4.jpg]

Ich wollte mir was Gutes kaufen und der Name SABA hatte damals noch etwas Gutes. Ungefähr 450,-DM waren zu berappen.
Dafür gab es den auf den ersten Blick optisch ansprechenden und zeitlos schlicht wirkenden RCR 404.

Natürlich habe ich ihn zuhause sofort aufgemacht, um nach den Innereien zu sehen.

Nein! Das war gar kein SABA! Ich wusste vorher nicht, dass inzwischen auch SABA in Fernost zugekauft hatte. Die Werbung schwieg sich darüber natürlich aus, es war von "Markengerät" und dem ganzen Mist drumherum die Rede.

[Bild: 404-5.jpg]

Hergeben wollte ich ihn aber auch nicht mehr.
Weiter öffnen (witzige Zeitreise gerade hier):

[Bild: 404-6.jpg]

Da liegt der ganze Plastikkram in voller Pracht. Die Lautsprecher klingen etwas platt und kraftlos, trotz angeblicher 2x 7 Watt Ausgangsleistung. Das Gehäuse ist ziemlich zusammengehauen und wenig stabil, billig aufgedruckte Alu-Imitation und an den Flanken ebenso billige Alu-Kaschierung.

Das Laufwerk läßt sich einfach ausbauen, das ist aber auch der einzige Pluspunkt daran:

[Bild: 404-7.jpg]

Das Werks ist einfach Mist, die Kunststoffteile altern, verspröden und die eingesetzten Achsen lockern sich. Die Rutschkupplungen sind kraftlos und vermögen kaum eine Cassette ordentlich umzuspulen, das war schon zu Anfang nicht gut, heute erst recht nicht.

[Bild: 404-8.jpg]

Die Laufwerkstasten sind schon 2x abgebrochen, deren dünne Plastiknasen können die Kraft nicht ausreichend übertragen.

Die Elektronik ist allerdings recht dauerhaft, von den zum Krachen neigenden Tasten und den kratzenden Potis einmal abgesehen.

[Bild: 404-9.jpg]

"Zeigt her Eure Köpfe" gleich mit bei:

[Bild: 404-10.jpg]

Trotz Allem, ich habe ihn wie meinen Augapfel gehütet damals, da durfte niemand dran herumfingern.
Deswegen läuft er heute wohl noch, allerdings ist er sehr empfindlich und ich miusste schon oft etwas daran reparieren.

Aufnahmequalität war mittelmäßig, ebenso das Radioteil.
Genau dieses "SABA" ist der Grund dafür, dass ich mich bis heute nicht recht mit
japanischen Geräten anfreunden mag, auch wenn das ungerechtfertigt erscheint und vielen Apparaten Unrecht tut.

Eigentlich... wollte ich ja das größere Modell damals haben, mit trendiger Quartzuhr und Zusatzknöpfchen für manuelle Aussteuerung (habe viele alberne Hörspiele damit gemacht, da war die Automatik natürlich im Wege).
Der "Große" war aber nochmal erheblich teurer und nicht zu finanzieren.

Vor ein paar Jahren stand er dann auf dem Flohmarkt und musste natürlich mit!

Wundersamerweise hat auch diese Kiste die Zeit ganz gut überstanden, mit den üblichen Macken natürlich:

[Bild: 755-1.jpg]

[Bild: 755-2.jpg]

Ganz nett, aber der gildet nicht, es ist nicht "meiner".

Fazit: Obwohl ich den RCR 404 jetzt ziemlich niedergemacht habe, verbinde ich viele schöne Erinnerungen damit, er war auf vielen Partys zu Gast...sieht man ihm gar nicht an. Als mobile Krawallkiste hat er seinen Zweck erfüllt.

Gruß

Peter S.
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#19
Ich hab auch Zeit ,ich bin im Moment krank...verknackster Fuss...grummel.Sad
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#20
Moin, moin,

ein wenig zum Grundig Cassettengeräte-Stammbaum habe ich hier und da bereits abgelassen.

Los ging es 1965 mit dem C100 (DC International), dessen Entwicklung über den C200 (Compact Cassette) in das "Cassetten-Netzgerät" CN222 und CN224 mündete. Aus den 200ern entstanden zwei Serien: Die CN genannten Tapedecks für zuhause und die transportablen Cassette-Geräte mit alternativer Netz-, Akku- oder Batterieversorgung. Die Decks waren so konstruiert, daß sie sich problemlos in Kompaktanlagen einbauen ließen. Bei den Kleinen gab es die echten Henkelmänner der Serie 200, zunächst eher Abspielgeräte für unterwegs im Kofferradio-Look. Eingebautes Mikrofon und Aussteuerungsautomatik rechtfertigten die Bezeichnung "Recorder". Die 400 waren hingegen alle samt als Toplader mit herausziehbarem Bügelgriff konzipiert.
Während die 700er als "ernstzunehmende" HiFi-Komponenten gedacht waren, waren die kleineren eher als "Jugend- und Hobbygeräte" konzipiert. Eingebaute Mikrofone, Pilottonkopf für die Dia- und Filmvertonung oder das Abspielen von Lehr-Kassetten waren typische Ausstattungsmerkmale der ersten 400er.
Hauptaugenmerk lag bei Grundig allerdings auf den Radiorecordern mit der vierstelligen Ziffernkombination! Die sollten am meisten Umsatz bringen.

Zur Funkausstellung 1973 erschienen mit den CN 710 HiFi-Stereo DNL Automatic und dem CN 720 HiFi-Stereo DNL die ersten beiden Grundig HiFi Tapedecks. Während der 710 eine nicht abschaltbare Aussteuerungsautomatik besaß, kam der 720 mit getrennten Pegelreglern und zwei VU-Metern daher. Die Automatik hatte er zusätzlich, außerdem eine automatische Endabschaltung und einen Phono-Anschluß.

Ein Jahr später bekamen die Geräte Ihre Nachfolger und die Leistung wurde etwas gespreizt: Der CN 730 HiFi war der Nachfolger der 720 und bekam zusätzlich die Dolby-Rauschunterdrückung spendiert. Der 710[/ik] wurde sozusage ersatzlos gestrichen, dafür bekam das HiFi-Deck mit dem [i]CN 700 Stereo DNL Automatic ein kleines Brüderchen, dessen Name kein "HiFi" enthält.

Der Nachfolger des 730 hieß CN 830 HiFi bzw. Super-HiFi. Der verzichtete auf DNL, dafür bekam er eine manuelle Bandsortenwahl und konnte nun auch FeCr-Kassetten; das Design war ebenfalls etwas aufgefrischt worden. Technisch gleich, jedoch im breiteren Gehäuse, kam der CN 930 HiFi bzw. Super-HiFi daher.
Topmodell und Endpunkt der Serie war der CN 1000 Dolby HiFi bzw. Super-HiFi mit eingebautem Mischpult, elektronischen Tipptasten, Steuerlogik, Bandlaufanzeige, regelbarem Kopfhörerausgang, Pilottonkopf, Memory-Funktion etc.
Die neuen Geräte erschienen 1976 und bekamen nach Einführung der neuen Receiver-Generation die Super-HiFi-Bezeichnung verpaßt.

In den Tests sind die Grundig-Decks eigentlich immer gut weg gekommen. Es ging bei den Geräten nicht um das Erreichen höchsten Qualität, sondern, angepaßt an die Qualität des verfügbaren Futters, um einfache Bedienung bei soliden mechanischen und elektrischen Werten. In der Summe verdiente sich der CN730 sogar ein Lob der HiFi-Stereophonie, während der Nakamichi Dragon im selben Jahr die DIN-Hürde in einigen Bereichen nicht einmal mit dem Hintern überwand.

Bekannt sind die Grundig eigentlich für eine hohe Solidität, wenn da nicht die Schieberegler wären, die gerne abgebrochen wurden. Das aber wohl erst von der Nachverwerter-Generation.
Ansonsten waren die Grundig, angepaßt an die Bedürfnisse der Mehrheits-Kundschaft, praktikable Spielpartner für die Receiver und Kompaktanlagen. In den Siebziger Jahren keinesfalls schlechter als ihre preisgleiche asiatische Konkurrenz. Und wer sich heute am Plastik-Look stört, der ignoriert, daß der durchaus "in" war.

Bei mir stand 1978 der CN830 auf der Einkaufsliste. Ein Kompromiß, weil der CN1000 bei Karstadt mit 998 Mark außerhalb meines Budget war. Echte Alternativen gab es nicht; die waren bestenfalls größer, schienen aber nicht besser. Schließlich wollte ich den Recorder benutzten und mein Körting hatte mir gezeigt, daß das Aussteuern mit Schiebereglern an der Front eines Gerätestapels wenig Spaß machte, wenn man einzelne Titel von Schallplatte zusammenschnitt.
Es wurde dann doch der CN1000 zum halben Preis vom Händler um die Ecke, und der wurde heiß geliebt. Und bis heute finde ich ihn zum Benutzen besser geeignet, als all die Highend-Kisten späterer Jahre mit Frontbedienung. Und das hat er mit seinen kleinen Geschwistern gemein.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#21
Steht auf dem Kassettenfach der Sabas ernsthaft "Vollautomatic Stop System"? Das ist ja eine echte Stilblüte in Sachen Sprachpanscherei. :-)

Optisch find' ich die beiden aber sehr ansprechend. Schade, daß die Qualität dem nicht standhält.
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#22
Ja, Vollautomatic Stop System. Sollte sich wohl nach etwas aussergewöhnlich Wertvollem anhören.

Die Formgebung des 404 und seiner Ableger finde ich auch gelungen, unaufdringlich und zeitlos, kein Firlefanz. Man muss die Kiste eben nur wie ein rohes Ei behandeln, richtig schlecht klingt sie ja nicht. Ein Mittelklasse-Recorder, dafür aber etwas zu teuer damals.

Mein Lieblingsradiorecorder bleibt aber der alte Grundig C4000, der, obwohl nicht Stereo und HiFi (80-10000Hz glaube ich), einen angenehmen Klang als Tischgerät hat. "Angenehm" kann man natürlich nicht messen, ist rein subjektiv.

Dank übrigens noch an Matthias für die Hintergrundinformationen.
Dank ihm weiß ich nun, dass ich mit dem CN 730 einen dem sagenumwobenen Dragon überlegenen Cassetti hab :-) . Mal sehen ob er noch funktioniert, irgendwas war damit, ich weiß es aber nicht mehr genau.

Der CN 710 liegt auch noch irgendwo herum, der sieht aber mit nur einem VU etwas mager aus, ausserdem fehlt ihm die Einrastfunktion beim Umspulen (hat keinen Haltemagneten), das ist auf Dauer nervig.

Gruß

Peter S.
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#23
Zitat:PSMS postete
... ausserdem fehlt ihm die Einrastfunktion beim Umspulen (hat keinen Haltemagneten), das ist auf Dauer nervig.
Da hat man sich augenscheinlich auch am preiswerten Wettbewerb
orientiert. Bei den Philips-Mono-Kistchen (mit der Einknopf-Laufwerks-
Bedienung) musste man den Steuerknopf auch beim Umspulen
festhalten.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#24
Hallo Peter S.,

meintest du mit dem Saba Modell mit Digitaluhr diesen hier?
Den RCR 754 hab ich mal vor einem Jahr auf dem Flohmarkt für einen Zehner mitgenommen. Die Macken die deiner hat, sind meinem auch bekannt.

[Bild: n5ct5n3x.jpg]
Gruß von

Rüdiger
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#25
Zitat:PSMS postete
ausserdem fehlt ihm die Einrastfunktion beim Umspulen (hat keinen Haltemagneten), das ist auf Dauer nervig.
Das ging mir an den kleinen ITT-Rekordern auch immer auf die Nerven.

[Bild: bizNgXyKlz1uJ8R7.jpg]

Den hatte ich vor 20 Jahren mal von einer Bekannten meiner Eltern geschenkt bekommen. War der "Benjamin Blümchen"-Rekorder ihrer Tochter. Das Kassettenfach schloss nach einem Sturz nicht mehr richtig und musste immer mit Klebeband fixiert werden. Das abgebrochene Plastikteil im Inneren hab' ich durch eine eingeklebte Schraube ersetzt, funktionierte erstaunlicherweise tadellos.

Das Gerät hab' ich nach meinem Kassetten-Ausstieg forenintern verschenkt.
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#26
Zitat:PSMS postete
Platzsparend, weil kompakt ist der CN 720 auf jeden Fall, kein Blender mit Riesengehäuse und wenig drin.

Vom Sound her war er vielleicht dem meisten damals erhältlichen Cassettenmaterial
überlegen. Klar hat er "HiFi" damals gerade knapp geschafft, aber das war schon was zu der Zeit. Seine Qualitäten zeigt er eben nur auf den zweiten Blick.
Und...er funktioniert noch!

Etwas später gab es dann so etwas:

[Bild: CR355-1.jpg]

[Bild: CR355-2.jpg]

Das erfreut weniger. Sieht schon mehr nach Plastikzwerg aus. Aber man musste sparen, klar.

...Moment, ich hab da noch einen der Nachfolger (auch "HiFi"-Klasse), bin eben mal in den Keller, dauert etwas...
Von diesem Gerät hatte ich 1981/82 den etwas größeren Bruder CR-455. Dieser war aber ebenfalls Mono, genau wie der 355er.

Etwa 25 Jahre später schoss ich bei eBay zu einem moderaten Preis die Stereoversion CR-485.
Das war mein erstes Kassettengerät zu meinem Kassetten-Wiedereinstieg Anfang 2007. Das Gerät sollte platzsparend und günstig sein.

Die Aufnahmen mit dem CR-485 sind nicht einmal so übel!

Das Gerät konnte sowohl als "portabler Player für unterwegs" als auch als HiFi-Anlagenkomponente verwendet werden. Vorgänger war der ziemlich baugleiche C480.
Und davor gab es den C440, den ich auch noch gut in Erinnerung habe. In meiner Verwandtschaft gab es sehr lange ein Exemplar davon. Damals (noch während meiner Kindheit) wunderte ich mich, dass dort die Kassetten wesentlich langlebiger waren als meine eigenen (hatte damals Telefunken MC 100, ein absolutes Mono-Einsteigermodell).

Aber mittlerweile macht der CR-485 doch einige "Zicken". Er neigt zu Bandsalat, vor allem bei älteren AGFA-Bändern, und/oder zu Bandknittern am Bandanfang. Außerdem funktioniert die Endabschaltung bei schnellem Vor- und Rücklauf nicht mehr.

Egal, vor ca. einem halben Jahr wurde das Gerät von mir eh in den "Ruhestand" geschickt, da ich mittlerweile wieder zwei Yamaha-Tapedecks (darunter sogar ein richtig gutes) besitze. Für den (Wieder-) Einstieg war das Gerät aber ganz OK.

Hier ist mein Exemplar (mittlerweile hat es den Standort gewechselt):

[Bild: Grundig_CR-485-1a.jpg]

Zwischen 1985 und 1990 hatte ich dann mal einen weiteren Nachfolger, den CR-590. Der hatte eine noch bessere Aufnahmequalität als der 485er, dafür aber noch mehr Plastik! Wegen abgebrochener mechanischer Plastikteile wurde er dann schließlich auch entsorgt...

Gruß
Michael
Gruß
Michael

Kassetten-Wiedereinstieg 2007 nach längerer digitaler Phase
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#27
Zitat:PSMS postete
Etwas später gab es dann so etwas:

[Bild: CR355-1.jpg]

[Bild: CR355-2.jpg]

Das erfreut weniger. Sieht schon mehr nach Plastikzwerg aus. Aber man musste sparen, klar.
Das war mein erster Cassettenrecorder.
Boah, war der schlecht...
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#28
Hallo mx1000 (#23),

es gab einige von diesen SABAs, alle Nummern und Modelle kenne ich auch nicht. RCR 404, das schlichte Modell ohne Uhr, dann 414 mit Uhr und schwarzer Front, aber silbrigen Lautsprecherkalotten, dann Dein Modell mit silberfarbenen Kunststofflautsprecherverkleidungen und das 2. von mir abgebildete Modell.

Schön, dass Du ein halbwegs gutes Exemplar ergattert hast, die Dinger haben ja mittlerweile auch schon über 30 Jahre auf dem Buckel. Bei guter Pflege haben sie ja auch heute noch einen Nutzwert.

Gruß

Peter S.

Edit: Huch, ich habe gerade etwas Unerfreuliches gesehen.
Noch frisch im Cassettenfieber, bin ich beim Durchlesen älterer Threads wieder auf eslas Vorstellung des UHER CG 310 gestoßen. Da die Dinger manchmal recht günstig angeboten werden und ich als UHER-Fan überlegt habe, mir bei Gelegenheit (nur so, der Vollständigkeit halber) eines zuzulegen, habe ich die Bilder nochmal etwas genauer studiert.
Man sieht hier das Laufwerk von hinten. Nein, das ist doch...ja, leider, es ist das Laufwerk, das im SABA werkelt. Bei UHER werden sie damals wirklich verzweifelt gespart haben müssen. Wer also die Anschaffung eines CG 310 in Erwägung zieht, sollte es sich genau überlegen...

UHER CG 310
[Bild: UherCG310Laufwerk.jpg]

SABA RCR 404 und Konsorten:
[Bild: VergleichLaufwerkCG310-RCR404.jpg]

Beispielsweise hier, der Kunststoff ist aufgeplatzt und die Achse löst sich.
Ähnliches auch an anderen Stellen, besonders an mit Fett versehenen.

[Bild: UherCG310Laufwerk-Erm%FCdung.jpg]

Wenn ich so etwas vorfinde, kommen mir, obwohl ich ein friedfertiger Mensch bin,
ganz böse Gedanken...wie der, gerne ein Voodoopüppchen des Konstrukteurs zur Hand haben zu wollen...

[Bild: Konstrukteursvoodoopuppe-n.jpg]
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