TB von Seravox (Frankreich 1957)
#1
Bandgeräte aus Frankreich, vierte Folge.

Hier geht es um ein Gerät von Seravox, Baujahr etwa 1957, wie ich aus Aufdrucken auf diversen Bauteilen schließe.

Claude Gendre, der eine Internetseite zum Thema Schallaufzeichnung und Aufnahmegeräte betreibt http://claude.gendre.9online.fr, erwähnt Seravox als einen der größeren französischen Hersteller.
Auf der Seite eines holländischen Sammlers ist ebenfalls ein Seravox-Modell zu sehen: http://www.soundtapewereld.nl/Bandrecord...index.html

Bei meinem Exemplar handelt es sich um ein eher einfaches Gerät mit Ein-Motoren-Laufwerk, einem A/W-Kombikopf für Mono-Halbspur und einem Dauermagneten als Löschkopf. Die Bandgeschwindigkeit beträgt 9,5 cm/s, der maximale Spulendurchmesser 18 cm.

Das Gerät steckt in einem kunstlederüberzogenen Holzkoffer.

[Bild: Seravox1.jpg]
[Bild: Seravox1a.jpg]
[Bild: Seravox1b.jpg]

Der Lautsprecher sitzt im abnehmbaren Deckel und wird oben rechts mit Bananensteckern mit dem Chassis verbunden. Der Schalter daneben erlaubt, den Lautsprecher abzuschalten. Drei Eingänge sind verfügbar. Oben links sitzt ein Plattenspielereingang („Pick-up“, P.U.), ebenfalls für Bananenstecker, der mit dem Regler links außen ausgesteuert wird (zwischen Buchsen und Regler befindet sich noch der Klangregler).

[Bild: Seravox1i.jpg]

Unten links sitzt ein Mikrofoneingang (Klinke) und unten rechts ein Radioeingang (Banane). Diese beiden werden gemeinsam mit dem „Volume“-Regler unten links außen ausgesteuert, besitzen aber unterschiedliche Empfindlichkeit. Während das Radiosignal direkt an den Regler geht, durchläuft das Mikrofonsignal erst eine Verstärkerstufe. Die Radiobuchse kann bei Wiedergabe genutzt werden, um das vorverstärkte Bandsignal abzugreifen und einem externen Endverstärker zuzuführen. Man kann aber auch über Radio- und Pick-Up-Buchse ein Signal einspeisen, das dann zusammen mit dem Bandsignal wiedergegeben wird.

[Bild: Seravox1h.jpg]

Der Netzschalter ist mit dem Pick-up-Regler verbunden, mit dem aber zunächst nur der Verstärker einschaltet wird. Ein zweiter Schalter ist mit dem Volume-Regler verbunden, mit dem der Motor in Gang gesetzt wird, nachdem man den zweiten braunen Schalter unten links von der Pausenstellung („Attente“) auf Aufnahme („Enregistrement“) oder Wiedergabe („Lecture“) gestellt hat. Mit den beiden weißen Knöpfen links und rechts der Tonkopfabdeckung werden schneller Vor- und Rücklauf betätigt.

Ein Blick unter die Tonkopfabdeckung auf den Kombikopf und den Aluwürfel, der den Dauermagneten enthält:

[Bild: Seravox1c.jpg]

In Pausenstellung und bei Wiedergabe ist der Aluwürfel zur Seite gedreht und dient als Bandführung. Beim Umschalten auf Aufnahme wird der Würfel über ein Gestänge herumgeklappt.

[Bild: Seravox1d.jpg]

Vor den Köpfen hat man ein Stück Klebeband angebracht mit der handschriftlichen Eintragung „16178“. Auch auf der Chassisunterseite befindet sich ein solcher Klebestreifen (Seriennummer?).

[Bild: Seravox1f.jpg]

Der Antrieb ist recht einfach aufgebaut, funktioniert aber zuverlässig. Der Motor links unten treibt über einen Riemen (im Bild nicht zu sehen) die Schwungmasse unten in der Mitte an. Ein weiterer Riemen ist so über eine Umlenkrolle geführt, daß er die beiden Wickelteller gegensinnig antreibt. Dieses Antriebskonzept mit einem sehr langen Riemen, der beide Wickel ähnlich einem Drei-Motoren-Laufwerk ständig gegensinnig bewegt, findet sich auch bei Philips-Geräten aus den fünfziger Jahren.
Bremsen gibt es beim Seravox nicht.

Vom linken Wickel führt eine Welle zur Mitte, die dort über einen kleinen Riemen das Zählwerk antreibt.

Das Problem des schnellen Vor- und Rücklaufs hat man recht elegant gelöst. An jeder der beiden Riemenscheiben, die die Bandwickel antreiben, erkennt man einen weißen Plastikknopf und eine Metallzunge. Am linken Wickel sitzt der Knopf auf dem Bild oben in 7-Uhr-Position, die Zunge zeigt auf 11 Uhr.

[Bild: Seravox1g.jpg]

Hier die Seitenansicht. Man erkennt oben den Wickeldorn, darunter eine Filz- und eine Metallscheibe. Letztere ist mit der Riemenscheibe unten verbunden, auf der auch der weiße Plastikknopf sitzt (im Bild ebenfalls zu erkennen, auf Höhe der kleinen Schraube). Die Achse des Wickeldorns dagegen geht innen durch Filz-, Metall- und Riemenscheibe hindurch und trägt zum einen unten den Zählwerksantrieb, zum anderen die Metallzunge (im Bild etwas rechts von der kleinen Schraube). Drückt man eine der weißen Umspultasten neben dem Tonkopfträger, wird über ein Gestänge die Achse des Wickeldorns soweit angehoben, daß der Plastikknopf der Riemenscheibe die Metallzunge des Wickeldorns mitnimmt. Den entsprechenden Hebel sieht man unterhalb des Zählwerkantriebs.

Röhrenbestückung:
EBC 41 (bei Wiedergabe erste Verstärkerstufe des Tonkopfsignals, bei Aufnahme Hf-Generator für den Vormagnetisierungsstrom)
EBC 41 (bei Wiedergabe zweite Stufe, bei Aufnahme Mikrofonvorverstärker)
EF 41 (bei Aufnahme und Wiedergabe Verstärkung der Summe aller Nf-Signale von Band plus diversen Eingängen)
EL 41 (Nf-Endstufe)
EM 34 (Aussteuerungsanzeige)
6 X 4 (= EZ 90, Netzgleichrichtung)

Mit diesen Rimlockröhren hinkte man 1957 der Röhrenentwicklung um gut drei Jahre hinterher. Im Radiobau waren sie auch in Frankreich schon 1954/55 vollständig abgelöst. Möglicherweise wurde dieses Modell aber schon einige Jahre zuvor entwickelt und seitdem hinsichtlich Elektronik unverändert weitergebaut. Es scheint auch, als sei das Modell zunächst ohne Zählwerk konzipiert gewesen, da dieses die Laufzeitmarkierungen und mit seiner Befestigungsschraube auch das Firmenlogo verdeckt.

Zusammenfassend ein hinsichtlich Mechanik wie Elektronik sehr einfaches, aber robustes Gerät mit ein paar interessanten Detaillösungen, wie z. B der Mischpultfunktion. Der Aufbau von Antrieb und Verstärker ist sorgfältig ausgeführt.

Weit verbreitet war im Frankreich der fünfziger Jahre diese Art von Netzsteckern, mit denen sich durch Ineinanderstecken mehrere Geräte an derselben Steckdose parallel betreiben lassen.

[Bild: Seravox1j.jpg]

Gruß
TSF
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#2
Zu obigem Gerät kann ich nun ein paar weitere Informationen liefern, nachdem bei mir ein Prospekt gelandet ist, der ein ähnliches Modell beschreibt (leider ohne Jahresangabe).

[Bild: SeravoxPROSP.jpg]

Das auf vier DIN-A5-Seiten beschriebene Gerät unterscheidet sich von meinem vor allem durch die fehlende Endstufe und den fehlenden Lautsprecher im Deckel.

Auf der Vorderseite des Prospekts heißt es, das Gerät, ein „adaptateur radiophonique“, also etwa: Radiovorsatzgerät, „zugelassen vom Ministerium für staatliche Erziehung, verwandelt augenblicklich Ihr Rundfunkgerät in einen Apparat für magnetische Aufzeichnung und Wiedergabe mit außergewöhnlichen Möglichkeiten.“

„Musikaufnahmen auf Magnetband für jeden erschwinglich mit Seravox“ wird zum Schluß noch versprochen.

Auf dem Bild erkennt man vielleicht einige Bleistiftnotizen. Da hat ein Kaufinteressent oder ein Verkäufer aktuelle Preise für Gerät und Zubehör notiert.
„Nu A 48747 + T.L. + micro + bandes” lese ich da, also das nackte Gerät zu 48747 (alten) Francs plus örtliche Steuern (T.L. meint wohl taxes locales), zusätzlich noch Kosten für Mikro und Bänder. Für ein nicht näher spezifiziertes Mikrophon werden 3260 Franc veranschlagt, für ein „micro ambiance“, also möglicherweise ein Mikrophon, das auch im Raum weiter entfernte Schallquellen aufnimmt, sind 3870 Franc anzusetzen.
Wenn man mit Hilfe einer Tabelle des staatlichen französischen Statistikinstituts INSEE
http://www.insee.fr/fr/themes/indicateur...tfranc.htm
die Preise nach Kaufkraft in Euro von 2009 umrechnet und dafür der Einfachheit halber das Jahr 1957 ansetzt (das Herstellungsjahr meines Exemplars), so kommt man auf einen Gerätepreis von etwa 900 Euro. Wegen der beträchtlichen Inflation in Frankreich während jener Jahre und der fehlenden Datierung des Prospekts hat die Zahl nur groben Orientierungswert. Man sieht aber, daß dieses eher simple Gerät nicht ganz billig war.

Auf den beiden Innenseiten ist das Gerät näher beschrieben. Da heißt es, das Gerät „erlaubt Ihnen ganz einfach Aufnahmen auf Magnetband
- von Radioprogrammen Ihrer Wahl,
- von Ihren bevorzugten Schallplatten mittels Plattenspieler,
- Ihrer eigenen Stimme mittels Mikrophon.
Es erlaubt Ihnen, die Aufnahme so lange und so oft Sie es wünschen mit unvergleichlicher Qualität zu wiederholen und eine Aufnahme, wenn Sie ihrer überdrüssig sind, zu löschen und durch eine andere zu ersetzen.

Tonmontage oder Werbung
Das Seravox bietet die Möglichkeit, abwechslungsreiche und ausgewählte Programme zu erstellen:
- viele Stunden Tanzmusik für die Abende,
- gemischte Aufnahmen aus Ansagen und Musik für Ladengeschäfte, Schausteller, Jahrmärkte, etc.,
- Schneiden des Bandes und Mischen [verschiedener Quellen] erlauben spezielle Montagen und Begleitung durch die größten Orchester, per Radioübertragung oder von Schallplatte.

Lernen Sie Sprachen ohne Kosten und ohne Aufwand, indem Sie Kurse vom Radio aufnehmen. Das Seravox als unermüdlicher Lehrer wiederholt sie Ihnen bis zur vollständigen Aneignung.

Vertonen Sie Ihre Amateurfilme mit Begleitkommentar oder Hintergrundmusik, die mit der Projektion synchronisiert werden können.

Das Seravox ist unverzichtbar für das Einüben von Gesang, Rede und Orchestrierung.

Eigenschaften:
Das Seravox wird in einem eleganten, sorgfältig überzogenen Koffer angeboten.
Abmessungen: 33 x 25 x 17 cm; Gewicht 6 kg.
Es umfaßt:
- eine besonders einfache und robuste Mechanik für den normalen Bandtransport mit zwei Geschwindigkeiten und den schnellen Vor- und Rücklauf,
- eine Vorrichtung für rauschfreies Löschen,
- einen Vorverstärker für den Anschluß an jedes Radiogerät oder Nf-Verstärker,
- einen Anschluß zur Synchronisation mit Projektoren (auf Wunsch).
Auf Grund seiner Abmessungen können 185-m-Bänder während des Transports aufgelegt bleiben, 375-m-Bänder können abgespielt werden.

Gebrauchshinweise:
Das Seravox wird zur Wiedergabe bespielter Bänder wie ein einfacher Plattenspieler an den Pick-up-Eingang eines Radios angeschlossen.
Aufnahmen in Halbspur bei 9,5 oder 19 cm/s werden unter Verwendung des niederohmigen Lautsprecherausgangs [des Radios] gemacht. Die richtige Aussteuerung ergibt sich durch Sichtkontrolle am Magischen Auge.
Das Löschen geschieht automatisch für jede Spur einzeln durch eine neue Aufnahme.
Der Synchronisationsanschluß (auf Wunsch lieferbar) erlaubt die Verbindung mit einem Amateur-Kinoprojektor.“


Ich war hier zunächst überrascht, von einer zweiten Bandgeschwindigkeit 19 cm/s zu lesen, da mein Exemplar nur mit 9,5 cm/s läuft und ich keine Umschaltmöglichkeit entdecken konnte. Ein längerer Blick auf das Bild der Vorderseite brachte dann aber in mehrfacher Hinsicht die Erleuchtung. Man sieht bei dem im Prospekt abgebildeten Gerät einen Stift aus der oberen Tonkopfabdeckung herausragen, wo mein Exemplar einfach nur ein Loch hat.

[Bild: SeravoxABD.jpg]

Da wird zur Geschwindigkeitsumschaltung eine Hülse auf die Tonwelle aufgesteckt. Jetzt ist mir auch klar, wozu die untere Tonkopfabdeckung ebenfalls ein Loch hat, unter dem sich ein Stift verbirgt. Hier wird die Hülse aufgesteckt, wenn sie nicht benötigt wird. Mein Exemplar hat dieses Zubehör leider verloren. Außerdem ergibt das seltsame obere Ende der Tonwelle jetzt einen Sinn. Es sorgt dafür, daß die aufgesteckte Hülse bei der Drehung mitgenommen wird.

[Bild: SeravoxWEL.jpg]

Es ist natürlich klar, daß bei dieser Art der Geschwindigkeitsumschaltung die Entzerrung unverändert bleibt.

Werfen wir noch einen Blick auf die letzte Seite des Prospekts. Dort heißt es:
„Dank seines perfekt gleichmäßigen Bandtransports, der Verwendung von Hochpräzisions-Magnetköpfen und KODAK-Bändern bietet das Seravox eine unübertroffene Aufnahmequalität.“

Durch diese Aussage neugierig und auch etwas mutig geworden, wollte ich mir diesen „Hochpräzisionskopf“ mal etwas näher anschauen. Auf obigem Bild sieht der Kopfspiegel ja nicht sehr vertrauenerweckend aus. Für das folgende Bild habe ich das U-förmige Halteblech des Kopfes abgeschraubt und ihn nach oben gerichtet.

[Bild: SeravoxU.jpg]

Der Kopf ist nicht auf einer Wippe montiert, sondern einfach lose auf ein Stück Pertinax aufgesetzt (im Bild vor dem Kopf zu sehen). Durch mehr oder weniger starkes Anziehen der beiden Schrauben des U-förmigen Halteblechs (auf dem Bild rechts neben dem Kopf liegend) läßt sich der Kopf etwas mehr nach links oder nach rechts neigen und so die Spaltstellung verändern. Die Löcher für die beiden Schrauben sind links und rechts der Pertinaxplatte zu sehen.
Auf dem Kopf steht « Tête magnétique PMF, brevetée France et étranger, Type TB286, série 3A7 ». Köpfe dieses Herstellers und dieser Bauart hatte ich bereits in einem Diktiergerät gleichen Baujahrs der Firma G.B.G. gefunden, das an anderer Stelle hier im Forum beschrieben ist.

Schließlich findet sich auf der letzten Seite noch ein Schaubild, das den Frequenzgang bei beiden Geschwindigkeiten zeigt.

[Bild: SeravoxREP.jpg]

Bei 19 cm/s werden immerhin etwas über 10000 Hz erreicht, bei 9,5 cm/s etwa 5000.
Letzteres entspricht Rundfunkqualität auf Lang- oder Mittelwelle. Das macht durchaus Sinn, wenn man sich die Geschichte des UKW-Rundfunks in Frankreich anschaut, der jenseits des Rheins anfangs recht stiefmütterlich behandelt wurde. Erste Testsendungen gab es erst 1954. Am 1. Januar 1958 trat beim staatlichen Rundfunk eine Programmreform in Kraft, in deren Folge die UKW-Sendungen wieder abgeschafft wurden. Nach heftigen Hörerprotesten wurden sie jedoch schnell wieder aufgenommen. 1961 gab es erst 16 Sender im Land, eine flächendeckende Versorgung war erst Mitte der sechziger Jahre gewährleistet. Außerhalb der Metropolen wird man also wohl bis in die frühen sechziger Jahre Rundfunk nur auf Lang- und Mittelwellen gehört haben. Um deren Programme zu konservieren war ein Seravox ausreichend. Wie zur Bestätigung bekam ich mit diesem Gerät ein Band, auf dem von Lang- oder Mittelwelle eine Sportübertragung aufgezeichnet war.


Gruß
TSF
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#3
Die orange Andruckrolle erinnert mich an Skateboardgummi, sehr hart, mit der Hand ist kaum eine Verformung möglich. Das ist aber noch Original, oder?
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#4
Ob die Andruckrolle wirklich noch original ist kann ich nicht sagen. Von mir wurde sie zumindest nicht gewechselt.

Hart ist sie übrigens nicht. Auf dem siebten Bild von oben des ersten Beitrags ist sie gegen die Tonwelle gedrückt. Ich glaube, man sieht auf dem Bild, dass sie sich etwas eindellt. Der Bandtransport funktioniert jedenfalls problemlos.

Gruss
TSF
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#5
Inzwischen ist bei mir so ein « adaptateur radiophonique » wie im Prospekt aus Beitrag #2 gezeigt eingetroffen, also ein Gerät ohne Endstufe und Lautsprecher. Heute würde man das wohl als « Deck » bezeichnen.

   

   

Es ist ein kleines Köfferchen mit den Maßen 34 x 18,5 x 25 cm (B x H x T) und einem Gewicht von 6 kg.

Laut Datumsangaben auf einigen Bauteilen ist es wohl Ende 1955 hergestellt worden. Die Elektronik umfaßt zwei Verstärkerröhren vom Typ EBC41 und ein Magisches Auge EM34. Für die nötige Betriebsspannung sorgt hier ein Selengleichrichter.

Der Vergleich mit dem Komplettmodell zeigt, daß man für dieses einfach oben einen Teil angefügt hat, welcher die Endstufe sowie das kräftigere Netzteil enthält.

   

Der innere Aufbau ist ansonsten bei beiden Versionen weitgehend identisch.

   

   

Einen kleinen Unterschied gibt es aber schon.

   

Die beiden Knöpfe links und rechts der Tonkopfabdeckung, mit welchen man beim Komplettmodell den schnellen Vor- bzw. Rücklauf in Gang setzt, fehlen hier. Das Umspulen ist hier von Hand vorzunehmen.

Hier ein Blick auf einen Bandteller:

   

Man kann entweder am oberen, geriffelten Ende drehen oder von Hand den Bandteller stärker auf den Filz drücken, um so den Kraftschluß herzustellen (womit man von Hand das täte, was beim großen Modell beim Druck auf einen der besagten Knöpfe ein Hebelwerk erledigt). Leider habe ich keine BDA, folglich weiß ich nicht, wie das vom Hersteller gedacht war.

Unter der Tonkopfabdeckung sieht es genau wie beim großen Modell aus:

   

Auch hier muß ein Dauermagnet als Löschkopf genügen.
Die Seriennummer hat man bei diesem Exemplar mit Bleistift auf beiden Köpfen notiert: 12288.
Zusätzlich ist sie links vor den Köpfen auch aufgestempelt. Der Aufdruck ist allerdings so verblaßt, daß mit bloßem Auge nur noch N° 1228 zu erkennen ist. Auf dem Photo ist davon leider gar nichts zu sehen.
Zwischen diesen beiden Geräten liegen also etwa zwei Jahre und 4000 Nummern, was eine Jahresproduktion von etwa 2000 Geräten zu jener Zeit ergibt.

Für den Anschluß an ein Radiogerät dienen zwei fest verdrahtete Verbindungskabel.

   

Die Wiedergabeleitung wird mit dem Plattenspielereingang (P.U.) des Radios verbunden, die Aufnahmeleitung mit dem Lautsprecherausgang (H.P.). Ausgesteuert wird mit dem Lautstärkeregler des Radios.

Bei Mikrophonaufnahme wird das Signal zunächst im Bandgerät von einer der beiden EBC41 vorverstärkt (während die andere mit der Erzeugung der Hf beschäftigt ist), gelangt dann über die Verbindungsleitung zum Radio zwecks weiterer Verstärkung und schließlich über die andere Leitung zum Bandgerät zurück, wo das Signal ohne weitere Verstärkung dem Kopf zugeführt wird.
Lediglich die Hf wird noch zugemischt. Ein Filter in der Zuleitung soll wohl verhindern, daß Hf über die Verbindungsleitung an das Radio gelangt.
Ausprobiert habe ich das noch nicht, aber die Gefahr einer Rückkopplung scheint mir nicht gering.

Mit diesem Gerät kam nun endlich auch die mir noch fehlende Aufsteckhülse für 19 cm/s mit.

   

Seither kann ich die ganze Klangfülle des großen Modells genießen und kann sagen, daß es seine Sache erstaunlich gut macht.

Das kleine « Deck » ist natürlich von den Qualitäten des Radios abhängig, aber in Verbindung mit einem großen Empfänger gibt es auch bei diesem nichts zu Meckern.

Und so könnte das dann um die Mitte der fünfziger Jahre in einem (schon etwas begüterten) französischen Haushalt ausgesehen haben:

   

Das Seravox an einem zeitgenössischen französischen Radio, einem Pathé-Marconi « La Voix de son Maître » Typ 855 aus dem Baujahr 1954/55, also aus der Zeit, als in Frankreich gerade der UKW-Rundfunk startete. Das dürfte also einer der ersten französischen UKW-Empfänger gewesen sein und somit ein Gerät, mit dem sich die klanglichen Möglichkeiten des Seravox auch voll ausschöpfen ließen.

Gruß
TSF
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#6
Hallo TSF,

du hast dir ein interessantes Sammelgebiet gesucht.
Deine Gerätevorstellungen finde ich spannend, die Franzosen und die Briten haben vieles anders gelöst als die deutschen Hersteller...

Gruß, Jan
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#7
Hallo "TSF"!

Herzlichen Dank für die, wie immer, ausführliche Vorstellung eines
bei uns ziemlich unbekannten Tonbandgerätes.

Gruß
Wolfgang
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#8
Da wird einem jahrelang eingetrichtert, bloß nicht mit magnetisierten Schraubenziehern o.ä. den Tonköpfen nahe zu kommen....und die Franzosen platzieren einen Magneten direkt neben den Kopf, sic !!

Magnetisierte Grüße,
Frank

PS: Ich bin immer begeistert, wenn du deine Pretiosen hier vorstellst, Manfred !
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#9
Hallo zusammen,

danke für Euer Interesse an diesen Exoten.

(17.05.2022, 08:52)moxx schrieb: ...und die Franzosen platzieren einen Magneten direkt neben den Kopf, sic !!

Nicht nur die Franzosen, lieber Frank.

Das hier ...

   

   

... ist die Konstruktion eines namhaften japanischen Herstellers, der später noch etliche hochwertige Modelle der Spitzenklasse hervorgebracht hat, der aber bei diesem Modell hier ebenfalls der Ansicht war, ein Dauermagnet genüge zum Löschen.

Immerhin wird er hier bei Wiedergabe um 180° weggeschwenkt (und nicht nur um 90° wie bei den Franzosen) und dabei so bewegt, daß er stets vom Kopf wegzeigt.

Name des Herstellers: Sony
Modell: Tapecorder 111.

Gruß
TSF
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