Lieber Thomas,
lieber Träger der -offenbar begrenzten- Meisterschaft mit der B67,
ganz so drastisch wie du, lieber Thomas, sehe ich die Sache als alter B67-Mann nicht. Mich beunruhigt im vorliegenden Fall eher das Anstehen nennenswerter, sprich: gesundheitsgefährdender Spannungen an den entsprechenden Steckern der immerhin 14 Anschlüsse dieser Laufwerksplatine(n) in der B67. Der Rest ist ja fast ausnahmslos recht handfeste Elektrik.
Die andernorts zur "Funkentstörung" vermittelte Angabe trifft so, wie sie gegeben wurde, leider nicht zu.
Hier gibt es nichts funkzuentstören, Knacke aber können in die Wickelmotorsteuerung eingestreut werden, was man unterbinden möchte, um Gleichlauf und Bandzug nicht 'künstlich' zu versemmeln. Auch Widerstände zu 100 Ohm beobachte ich dort nicht.
Deine "Rivas", lieber Meister der B67, sind ansonsten "Rifas" (man muss das 'uf zuridytsch' gehört haben, dann bleibt man bei der richtigen Schreibweise) vom Typ Miniprint, zu deren problematischer Bauweise ich sowohl bei Schieschke, Rose als auch hier schon vor Jahren geschrieben habe. Die Entstehung der auch bei mir selbst in nicht wenig erlauchter Umgebung der Michaelen B. und F. (Wiedergabe der RRG-Stereos ab Analogkopie der 'originalen Kopie') aufgetretenen Probleme lässt sich nämlich am Schadensbild der Kondensatoren eindrucksvoll ablesen: Nach "Rifa" und "Rifas" und vielleicht nach meinen allerwertesten (Trittsiegeln) in den Foren suchen.
Zunächst muss man wissen, welche B67 (MKI oder MKII) du hast und inwieweit du die Studer-Handbücher der beiden B67-Versionen bereits vom Studer-Srever heruntergeladen hast. Wenn da bislang nichts geschehen ist, besteht erheblicher Nachholbedarf:
ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Recording_Analog/
Dort sind auch bei Besitz einer MKI beide Anleitungen herunterzuladen:
Der 'letzte Meter' Steuerschaltung wurde nämlich schon während der Zeit der B67MKI in Richtung der Bauform der MKII abgeändert. Im Falle der Alt-MKI reichte ein Rifa 0,47µ, im Falle der Neu-MKI und MKII zog man zwei Exemplare 0,47µ vor. Es handelt sich dabei um impulsfeste Wickelkondensatoren zu minimal 150 V~ (WECHSELSTROM!) mit radialen Anschlüssen für ein 20mm Raster. Selbige heute -22,5 und 45 mm Raster sind genormt- zu bekommen, ist nicht ganz einfach, aber auch unnötig, weil der Platz für die 22,5 mm-Typen zureicht. Die Beine müssen vorsichtig ein wenig zurechtgebogen werden, woraufhin die Kondensatoren ihren Dienst b.a.w. tun. Die Polarisationsspannung bei den heutigen Typen liegt zumeist höher, wobei aber die geforderte Wechselspannungsbelastbarkeit mit 150 V dezidiert zu beachten ist (= darüber ja, darunter keinesfalls). Man sollte, wenn man schon einmal dabei ist, die Zusatzplatinen beider Wickelmotoren behandeln. Die Bauteile selbst sind Pfennigtypen.
Tja, und über die dich betreffenden Seiten in den für mich immer bewundernswert gewesenen Studer-Handbüchern der B67MKI und B67MKII reden wir dann noch einmal. Die defekten Kondensatoren erkennt man an den Folgen ihrer explosiven Zerlegung auf der Platine sofort.
Solange du es dir zutraust, die beiden etwas lästig in unmittelbarer Wickelmotornähe montierten Platinchen auszubauen und
mit allen 14 Leitungen korrekt verdrahtet nicht minder korrekt wieder einzubauen, steht dem Reparaturunternehmen wenig entgegen, außer genereller Vorsicht vor elektrischen Schlägen. Also immer zwei Male hinsehen, ob die Dame beim Zugriff des Reparateurs spannungsfrei ist.
Die Verdrahtung der Platine ist nicht trivial, weil von ihrer Korrektheit das Laufen der Motoren nicht zuletzt in der richtigen Drehrichtung abhängt. Nachdem man zur schriftlichen Fixierung der Kabelpositionen kopfunter arbeitet, kommt man da durchaus mit den Steckverbindern durcheinander, so dass am Ende der Aufwickelmotor im Uhrzeigersinn und der Abwickelmotor ihm entgegen arbeitet. Daher sollte man vielleicht mit der Kamera auf die Platinen halten, um so eine korrekte Zuordnung der Kabel zu den Steckstiften verbindlich zu archivieren.
Generell und abschließend: Thomas Warnung oben spricht mir (natürlich?) aus der Seele. Aus A/B67 entstand 'beim Stud'r' zuviel, als dass man da ''mal so einfach' drüberpolierte. Wenn eine Belegschaft zur Sorgfalt und Überlegtheit im Handeln nicht von irgendeiner Geschäftsleitung getriezt werden musste, sondern so arbeiten wollte, dann in Regensdorf/ZH. Das ist auch deren Legat (und das des Willi) an uns: Die Sorgfalt, das Interesse der Leute damals heute nachzuvollziehen. Es bleibt dann dabei auch für uns etwas übrig: Urteilsfähigkeit.
Hans-Joachim