Überspielen von Vollmer 245 auf PC
#1
Hallo & Guten Tag,

ich habe (schon vor zwei Jahren) eine Bandmaschine Vollmer 245, Fabr.-Nr. 210 ("Vollmerino") für 'n Appel und 'n Ei aus dem Altgerätelager des Rundfunks Berlin-Brandenburg erworben (mit relativ wenig Betriebsstunden).

Ich würde sie nun gerne dazu nutzen, rundfunkübliche 38-cm-Bänder in den PC zu überspielen und O-Töne, Atmo etc. somit zu digitalisieren. Dazu brauche ich allerdings ein Kabel mit 5-Pol-Großtuchelstecker am einen und Klinkenstecker am anderen Ende. Weiß jemand, wo ich so etwas herkriege? (Selber bauen? Wenn ja, wie?)

Gibt es Alternativen? Da ist ja auch noch ein Stereo-(Kopfhörer?)-Ausgang ...

Überhaupt: Hat jemand Erfahrungen mit dem Überspielen von der "Vollmerino" in den PC? Können beide miteinander? (Spannung? Stört das Motorensummen die Übertragung?)

Über ein paar Tipps würde ich mich freuen und danke sehr herzlich dafür!

Viele Grüße

Christian
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#2
Lieber Chrsitian,

zunächst ist der Großtuchel nach wie vor ein Standardverbinder innerhalb der deutschen Maschinentechnik. So ("Maschinensteckverbinder") heißt er zumindest heute, etwa 7 Jahrzehnte nach seiner Entwicklung durch Ulrich Tuchel. Er wird aber nicht mehr vom Tuchelnachfolger Amphenol hergestellt, sondern von der Firma Binder. Die Firma Bürklin wiederum hat diesen Verbinder standardmäßig auf Lager:
http://www.buerklin.com/gruppen/KapF/F090550.asp

Wenn du mir genau sagst, welchen Verbindertyp (Kupplung oder Stecker, beides wäre in Deutschland für den Ausgang möglich) du benötigst, wäre unter Umständen gar bei mir etwas auf der Altbrauchbarkeitsebene zu machen, da meine Analogzeit noch lange an diesem wohl schönsten Steckverbindertyp der gesamten Analogzeit entlanglief. Sein Tod waren die neuzeitlichen Mikrofonorgien, die die so notwendigen wie endlosen Schraubereien zur Tortur für Daumen und Zeigefinger werden ließen.
U. Tuchel ist überdies der Vater der hierzulande lange üblichen Kreuzschienen-Steckfeldtechnik, ohne die kein Großstudio und kein Übertragungswagen auskam.

Prinzipiell kann in der professionellen Technik jeder mit jedem sehr gut, denn darauf hebt diese Technik und ihre Konventionen bewusst ab. Insbesondere dann, wenn jeder der Beteiligten weiß, was Sache ist. Das kann man nun leider im Zusammenhang mit der Konzeption analoger Sektionen von Computersoundkarten keineswegs sagen, weil jeder Hersteller mehr oder minder eigene Süppchen kocht und daher primär und lediglich daran interessiert ist, seinen Laden so 'mal halbwegs am Laufen zu halten. Es reicht dies ja zwischen Photoshop und Redmond, WA durchaus.

Das Problem liegt daher niemals beim Vollmerinoausgang, sondern bei der nicht unbedingt angemessenen Peripherie deines Computers. Versuche da einmal Informationen über Eingangsempfindlichkeit und -aussteuerbarkeit zu erhalten. Da sitzt man zumeist schon auf.

Dein nach Schutzklasse I geerdetes Voll-Merinoschaf liefert sicher 1,55 V bei 320 oder 514 nWb/m remanenter Bandmagnetisierung, weshalb du bei 19er-Bändern mit etwa 2,1 Volt, bei 38er Bändern mit etwa 3 bis 3,9 Volt Maximalspannung rechnen musst. Die nun sollte der Soundkarteneingang klaglos verdauen, wobei ein weiteres Problem im normalerweise nicht symmetrisch erdfreien Eingang der Soundkarte, aber in der bei Computer (unsymmetrischer Eingang!) und Vollmer gleichermaßen vorhandenen Schutzerdung bestehen kann. Verbindest du nämlich die Massen beider Geräte, kann der von der Verknüpfung von Tunern und Computern wohlbekannte Massenschleifenbrumm die Folge sein. Dagegen hat dein Schäfchen aus Brandenburg in Gestalt seiner Ausgangstrafos ein relativ probates Mittel, das aber ebenfalls nicht unbedingt im von mir beabsichtigten 'pseudosymmetrischen' Sinne funktionieren muss. Man tut deshalb gut daran, sich die Umstände anhand deines Rechners und deiner Erwartungen genauer anzusehen.

Fazit:
Für die Verbindung gibt es die entsprechenden Tuchelstecker, die man wohl im Selbstbau am besten zunächst auf einen Cinch führt, um dann einen warenhausgängigen Cinch->3,5mm-Adapter zwischen Rechner und Schaf zu schalten.
Gegen einen zu hohen Pegel gibt es (baut man) Spannungsteiler (zwei Widerstände), die man im Notfall zwischen die Cinche auf Bandgeräte- und Vollmer-Seite schalten kann.

Was bleibt ist das Experiment zur Schutzklasse 1 bei Rechner und Bandgerät. Doch auch da kommt man drumherum, muss aber unter Umständen ein wenig individuell biegen.

Das bedeutet, gegen bzw. für alles ist ein Kraut gewachsen. Bei hohen Ansprüchen muss möglicherweise aber eine andere Soundkarte oder ein externes Interface angesteuert werden, um das Rechnergebrösel im Zaum zu halten. Doch auch dein Schäflein aus "des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse" ist diesbezüglich möglicherweise nicht ganz schuldfrei:
Dem Forenvernehmen nach nämlich schippern beim Vollmerino (gelegentlich???) Störprodukte der Tonmotorelektronik im Ausgang herum, was unter Umständen auch noch den hiesigen Foren-Kollegen 96k (Joachim) zu einer Reaktion ganz in seiner Sache veranlassen wird, weil er seinerzeit mit immenser Sorgfalt und unter Aufbietung seines erheblichen Sachverstandes dieser Sache auf den Grund ging, sich dabei aber wohl doch den Fünfen geschlagen geben musste, die Vollmer ("Deutschland, deine Schwaben!") seinerzeit gerade sein ließ. Der Aufwand, der Pfeiferei abzuhelfen, wäre wohl erheblich gewesen. Doch warten wir vielleicht besser ab, was er selbst -hoffentlich- sagen wird.


Hans-Joachim
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#3
Zitat:PhonoMax postete

Dem Forenvernehmen nach nämlich schippern beim Vollmerino (gelegentlich???) Störprodukte der Tonmotorelektronik im Ausgang herum, was unter Umständen auch noch den hiesigen Foren-Kollegen 96k (Joachim) zu einer Reaktion ganz in seiner Sache veranlassen wird, weil er seinerzeit mit immenser Sorgfalt und unter Aufbietung seines erheblichen Sachverstandes dieser Sache auf den Grund ging, sich dabei aber wohl doch den Fünfen geschlagen geben musste, die Vollmer ("Deutschland, deine Schwaben!") seinerzeit gerade sein ließ. Der Aufwand, der Pfeiferei abzuhelfen, wäre wohl erheblich gewesen. Doch warten wir vielleicht besser ab, was er selbst -hoffentlich- sagen wird.

Hans-Joachim
Hallo Christian und Hans-Joachim,

das Gerät über das ich schreiben kann ist die ABE WG30, siehe Link:
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...light=wg30?

Das Pfeifen kommt beim WG30 nicht von der Tonmotorsteuerung, die Maschine hat gar keine, sondern von dem digitalen Bandzählwerk.
Mit einer Telefon-Koppelspule waren die Störsignale rund um die Maschine feststellbar, auch nach dem Austausch einiger Kondensatoren auf der Zählwerkskarte.
In neueren Maschinen gibt es im Widergabeverstärker einen Einschleifpunkt für Telcom-Karten, den ich bei mir stillgelegt habe. Die Maschine ist jetzt halbwegs still, zum digitalisieren würde ich aber die Zählwerkskarte ziehen (bitte nicht im Betrieb!).

Aus gesundheitlichen Gründen konnte ich mich lange nicht um die WG30 kümmern, weshalb auch einiges an Erinnerungen nicht mehr so frisch ist.
Ein Versuch mit anderen Zählwerkskarten gab zwar nochmal eine Änderung, verschwunden war das Problem nicht.

Die Maschine ist nicht so brummfrei wie eine große Studiomaschine und der Band-Kopf-Kontakt bei Schicht außen besser.

Auch wenn die Maschine nicht perfekt ist, so gefällt sie mir sehr. Der Ersatzteilvorrat ist aber sehr übersichtlich und einige Sachen gibt es schon nicht mehr.


Gruß

96k


PS. Verwende zum Überspielen den symmetrischen Ausgang.
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#4
Auch ich besitze seit kurzem eine WG30 mit knapp 4000 Betriebsstunden und bin begeistert. Mein Exemplar habe ich auf Schicht innen umgebaut, da alle meine Bänder so gewickelt sind. Ich lasse sie auch oft mit den herkömmlichen Heim-Spulen auf Dreizack laufen, durch den Umspul-Rangierhebel funktioniert das tadellos.

Fazit:

Ein tolles Wiedergabe- und Arbeitsgerät. Gerade zum Schneiden, kleben, reinigen von Bändern sowie für grössere Umspulaktionen ist die Maschine prädestiniert. Und für wohnzimmertauglich halte ich sie auch.

Vielleicht kommt demnächst sogar noch eine WG31 dazu...

Gruss
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#5
Ach so, vor lauter Begeisterung habe ich den eigentlichen Grund meines Beitrages total vergessen:

Das lauteste Geräusch macht das rückwärtig angebrachte Gebläse. ;-)

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#6
Zitat:grundig tk 240 postete
Ach so, vor lauter Begeisterung habe ich den eigentlichen Grund meines Beitrages total vergessen:

Das lauteste Geräusch macht das rückwärtig angebrachte Gebläse. ;-)

Thomas
Hallo Thomas,

Hans-Joachim meinte Störsignale auf dem Audio-Ausgang des Gerätes. Das Arbeitsgeräusch des Lüfters ist für eine PC-Überspielung sowas von togal.


Gruß

96k
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