Von Rollen und Dunkelmännern...
#1
In einem anderen Thread wurde das Fehlen von Rollen bzw. beweglichen Umlenkteilen beklagt. Tatsächlich wüsste ich keine Maschine zu benennen, die im Tonkopfbereich Rollen hätte. Dabei liegt das eigentlich nahe: Der Kraftaufwand für den Bandtransport ist geringer, das schont das Tape, auch Problembänder könnten so noch durchgereicht werden. Es ist wohl eine Kostenfrage gewesen. Warum aber auch im highendigeren Bereich statische Bandführungen?

Und wieso liegt das Band bei Wiedergabe immer am Lösch- und Aufnahmekopf mit an? Wenn Köpfe magnetisiert sein können, dürften sie doch auch irgendwie das vorbeirauschende Band beeinflussen, selbst wenn sie abgeschaltet sind. Mal abgesehen davon, dass sich auf diese Art immer gleich alle Tonköpfe abnutzen - besonders übel bei Reverse-Maschinen.

Hat darüber nie ein Techniker nachgedacht, wären die Lösungen zu teuer gekommen oder ist bewerte ich das einfach zu hoch?
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#2
1) Der Löschkopf nutzt sich so gut wie gar nicht ab, da kannst Du ruhig Band dran vorbeilaufen lassen.

2) Wenn sich Aufnahme und Wiedergabekopf ungleichmäßig abnutzen, fände ich das nicht so toll. O.K, wenn, Du extrem viel wiedergibst und fast nix aufnimmst, dann wäre das lohnend. Aber dafür wurde eine Bandmaschine nicht gemacht. Wenn Du dann einen kaputten Wiedergabekopf hast und der Aufnahmekopf hat noch 70%, das bringt Dir auch nicht viel. Die Investition für einen neuen Aufnahmekopf hast du rausgeschoben, der Serviceaufwand für Einmessen usw. ist der selbe noch mal, wenn der Aufnahmekopf dann doch fällig wird. Die Kosten für die Servicezeiten dürften die Materialkosten übersteigen. In Studios hatte man, wenn man nicht aufnehmen musste, auch reine Wiedergabemaschinen ohne Aufnahmekopf.

3) Wie soll die konstruktive Umsetzung aussehen?
Das Band vom Kopf abheben? Dann besteht die Gefahr, das der Kontakt vom benachbarten Wiedergabekopf beeinträchtigt wird. Oder den Kopf wegfahren? Da wird zunächst aufs hunderststel justiert, und dann fährt die ganze Chose Fahrstuhl. Nee, das bringts auch nicht.

4) Die Konstrukteure wollten wohl stabile, feste Verhältnisse im sensiblen Bandlaufbereich. Bei Revox war die Philosophie die, möglichst wenig bandberührende Führungselemente zu verwenden. Vom Denkansatz finde ich das richtig, in der Praxis hätte ich mir eine bessere Lösung gewünscht.

5) Hatte die ASC 6er nicht eine Bandberuhigungsrolle oder zumindest eine Rolle der diese Aufgabe zugedacht war?

6) Das Band kann in Längsrichtung schwingen (hin und her) und es gibt Elemente, die genau dies verhindern sollen. Ich habe mal die Aussage gehört, daß genau deshalb bei der A77 die eine Umlenkrolle fest und die andere beweglich ist. Keine Ahnung, ob das nur beim Spulen wichtig ist oder auch bei der Wiedergabe.

7) In einem anderen Thread ging es um saubere Wickel - ich denke daß eine bewegliche Umlenkrolle an der Aufwickelseite das Wickelverhalten wesentlich verbessert. Die A77 wickelt mit Revox und Maxell-Band saumäßig, mit BASF besser, die A700 reagiert weniger empfindlich. Die hat auch eine sehr aufwendige Bandzugregelung.

- Michael -
Michael(F)
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#3
Hallo Andreas,

Rollen haben NachteileConfusedie haben Lager,und die beeinflussen den Gleichlauf.Ein starrer Umlenkbolzen tut das nicht.Außerdem sind sie serviceintensiverConfusedie müssen geölt werden und nutzen sich ab,irgendwann muß man die Lager austauschen.Und nachdem sie hochpräzise sein müssen sind sie natürlich teuerer als ein starrer Bolzen.
Rollen haben aber auch Vorteile:mit Rollen,z.B auch wenn man zwischen Lösch- und Aufnahmekopf noch eine Bandberuhigungsrolle einbaut,können Longitutinalwellen des Bandes und damit Rumpeln minimiert werden.
Dieses Design mit Bandberuhigungsrolle an der beschriebenen Stelle findet sich bereits in grauer Vorzeit bei Telefunken.Du hast ja einmal eine M5 gehabt...
Aber die Telefunken hatten das schon vorher:T8/T9,M5,M15,und natürlich auch Studer A67,B67,A810..
Bei M20/21,Studer A80 liegt die Rolle auf der anderen Seite des Bandes wie die Köpfe und sorgt neben der Bandberuhigung auch für einen guten Kontakt des Bandes mit den Köpfen.
Im Consumer-Bereich hat meines Wissen die A700 so eine Bandberuhigungrolle im Kopfträger,aber auch alle meine Sonys (TC 640,TC 640A,TC 651)
Die Uher haben auch so eine Rolle von der gleiche Seite wie die Andruckrolle in den Bandlauf eingreifen lassen./jedenfalls bei Royal de luxe/SG 560/561/562.

Die andere Frage:warum hebt man das Band bei Wiedergabe nicht vom Lösch- und Aufnahmekopf ab?
Eigentlich spielt das nur eine Rolle beim Aufnahmekopf:der Löschkopf hat keinen Spalt,und Abnutzung ist eigentlich kein Thema.
Der Bandlauf muß für Aufnahme optimiert werden.d.h.bei Aufnahme muß das Band die Köpfe (und zwar alle!will man Hinterband mithören)optimal umschlingen.Würde man das Band bei Wiedergabe einfach von Lösch-und Aufnahmekopf abheben,würde sich auch der Umschlingungswínkel der Bandes am Wiedergabekopf ändern,und damit die Wiedergabe verschlechtern.Man müßte das also mit einer relativ aufwendigen Konstruktion ändern:Entweder müßte unmittelbar nach dem Hebel,der das BAnd vom Aufnahmekopf abhebt, ein 2.Hebel das Band wieder in Richtung Köpfe drücken,was ich mir bei dem geringen Abstand zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf vom Platz her als problematisch vorstelle(ein größerer Abstand würde auch stärkere Longitutinalwellen bedeuten),oder die Köpfe müßten rotieren,an die Stelle des Aufnahmekopfes müßte ein Dummy rücken(nur einfach weglassen geht auch nicht,wegen der Umschlingung der Köpfe....)Der damit verbundene konstruktive Aufwand war offenbar den Herstellern und Konsrukteuren zu groß.Ich stelle mir solche Systeme als mechanisch sehr problematisch vor:wenn die Position des Aufnahmekofpes nicht exakt reproduzierbar ist,wären schlechte Aufnahmen die Folge.


Viele Grüße
Frank
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#4
Bewegliche Köpfe gab es bei Autoreverser-Recordern. Die Dual 8?8 z.B. haben den Kopf gedreht. War nach Aussage der Werkstatt immer etwas probelmatisch mit dem justieren. Entweder stimmt es vorwärts, oder rückwärts oder man macht einen faulen Kompromiss. Und der veränderts ich dann auch noch - jeder Endanschlag gibt im Laufe der Zeit nach.

Bin froh, daß bei den Bandgeräten die Köpfe fest sind und das Band an die Köpfe gelegt wird und nicht umgekehrt.

- Michael -
Michael(F)
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#5
Ogottogotttogott, bloß nicht die Lager im Bandpfad ölen. Und so teuer sind die Lager auch nicht. Ich wechsle bei allen Neueingängen grundsätzlich die Lager im Bandein- und Auslauf. Bei Revox (vermutlich auch bei anderen Fabrikaten) sind es Normteile, die für kleines Geld bei Industriebedarfshändlern besorgt werden können. Ich gehe zu einen Laden, der SKF- Lager verkauft, und dort kostet ein wartungsfreies Rillenlager schlappe 2,50. Also wirklich nicht der Rede wert. Bei offiziellen Kundendienstellen werden die allerdings in Gold aufgewogen.

Werden bei Revox A & B77 beide Seiten mit Lagern versehen, wird der Wickel im schnellen Vorlauf glatter. Das Band wird geschont, da eine Reibstelle fehlt.

Bei den beweglichen Bolzen, die beim Umspulen bei der B77 und PR99 das Band von den Köpfen heben, sind bei viel gebrauchten Geräten erhebliche Einschliffe zu sehen. Das ist mit Sicherheit zumindest für die Bandkanten nicht optimal. Ich habe schon überlegt, ob man nicht hier mit einem PTFE- beschichteten Bolzen und einer Hülse nicht eine Band schonendere Lösung verwirklichen könnte.

An einer anderen Maschine habe ich einen Bandführungsbolzen aus gehärtetem, verchromten und poliertem Material eingebaut. Dort habe ich noch keinen Verschleiß festgestellt.

Beweglich Köpfe sind immer problematisch, dass hat die Crossfieldtechnik gezeigt. Die sich mit der Zeit verschlechternde Justierung des HF- Kopfes hat wohl mit dazu beigetragen, dass sich diese Technik nicht durchsetzen konnte. Bei vielen ehemaligen Crossfield- Geräten hat man darum die Strippe mit der HF mit auf den Sprechkopf gelegt. Wer seine Köpfe schonen will, kann ja den A- Kopf mit Klebeband vom Band isolieren.

Ich kenne die Preise für Tonköpfe in der Gegend, wo Michael Franz wohnt nicht, aber A- und W- Kopf kosten bei Revox € 160. Pro Stück. Da lohnt sich etwas Schonung vermutlich doch. Wie Michael sagt, Löschköpfe halten fast ewig. Und sind auch preiswerter als Tonköpfe.


Und wer hat gesagt, dass ein Löschkopf keinen Spalt hat? Wie soll das Magnetfeld denn austreten, wenn nicht durch den Spalt? (von der Gleichfeldlöschung mit Permanentmagneten einmal abgesehen) Der Spalt ist beim Löschkopf sogar mit bloßem Auge erkennbar, einige Geräte haben sogar Doppelspaltköpfe. (ASC, Telefunken Studiomaschinen)
Ich habe einmal ein Gerät hereinbekommen, dass auf einem Kanal nicht richtig löschte. Ursache war ein fehlendes Plättchen im Spalt eines der Stockwerke. Falls dieser Löschkopf noch in meiner Kuriositätenkiste liegt, werde ich ihn fotografieren und das Bild nachreichen. Dort ist der Spalt; hier ein Luftspalt im Wortsinn, sehr gut zu sehen.


Frank (darklab)
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Gut, das sind Argumente, von denen ich mich überzeugen lasse. Aber wie sieht es mit dem letzten Problem aus? Wenn Tonköpfe dauermagnetisch werden können und somit bei Wiedergabe Einfluss auf die Hochtonwiedergabe und Rauschpegel nehmen, können sie dann nicht auch die Aufnahme dauerhaft beeinflussen? Wäre es dann nicht sinnvoller gewesen bei den etwas teureren Maschinen bei Wiedergabe das Band von den nicht benötigten Köpfen zu nehmen?

Und was sagt das Band zu dem 'unnötigen' Kopfkontakt? Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt man...

Ich finde es nicht schlimm, wenn bei Aufnahme und Wiedergabe das band an verschiedenen Punkten vorbeigeführt wird. Es gibt da abenteuerliche Konstruktionen, ich denke da mal an die Akai GX 77 mit ihrem 'Hau den Lukas'-Umlenkrad. Wer sowas konstruiert, der kann auch ganz andere Lösungen finden...?!?
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#7
Klar kann ein dauermagnetischer Aufnahmekopf durch Remanenzen die Aufnahme verderben. Aber auch die Wiedergabe, dem Band ist es gleich, wo die Gleichfelder sitzen.

Aber, wenn ich nicht irre, soll man vor wichtigen Aufnahmen eh mal eben drüberdrosseln??????

Was den Bandverschleiss angeht, könnte ich mir vorstellen, dass der Kontakt mit Umlenkbolzen im Wortsinn "gravierendere" Folgen für die Bandoberfläche haben dürfte (Schmutz, Ablagerungen, ggf. Einschliffe, hohe Geschwindigkeit, höherer Bandzug) als ein Vorbeigleiten am hoffenlich sauberen und remanenzfreien Kopf.

Frank (darklab)
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#8
Hallo Leute,

ich muß wohl doch einige Anmerkungen machen.

1.Wer sagt,daß man Rollen im Bandlauf nicht ölen soll??

Ich zitiere die Service-Anleitung eines großen(?)Tonbandgeräteherstellers:
"Alle 2 Jahre sollte eine Grundüberholung vorgenommen werden.Nach dieser Zeit können Schmierstoffe an den Lagerstellen(wie Kugel-,Sinter- und Gleitlager)durch Umwelteinflüsse die erforderliche Schmierfähigkeit verloren haben....Sämtliche Lager sind zu säubern und beim Zusammenbau einen Tropfen SPINESSO-34-Öl der Fa.Esso hinzufügen"

Sowohl Telefunken als auch Studer/Revox haben nicht nur Kugellager eingebaut,sondern auch Sinterlager(z.B.bei bestimmten Versionen der A77:die gab´s mit Sinterlager- und mit Kugellager-Capstan.Der Sinterlager-Capstan läuft m.E.übrigens leiser,und ich würde den trotz des Wartungsbedarfs dem Kugellager-Capstan vorziehen)Wenn ein Sinterlager trocken läuft,kann ich es wegwerfen.Da nützt mir dann auch kein Kugellager von SKF etwas.(Kugellager sind tatsächlich weitgehend wartungsfrei.).Außer,ich habe die Möglichkeiten,das Sinterlager rauszumachen und durch ein Kugellager zu ersetzen.Das wird aber die Möglichkeiten der meisten von uns übersteigen,wenn es überhaupt möglich sein sollte.

Das heißt natürlich nicht,daß alle Lager alle Jahre mit Nähmaschinenöl aus dem Baumarkt zu baden sind.

Ich selber habe ein Kännchen Sinterlager-Öl von Studer,mit dem ich die Sinterlager alle Jahre wieder öle(d.h.ein Tropfen,und am Lager und nicht an Oberflächen,die Bandberührung haben!!!)

Meine gute alte Sony TC 640(die TC 640A hat dieses Detail übrigens nicht mehr!)hat sogar eine Öffnung,in die man alle Jahre einen Tropfen eines im Lieferumfang enthaltenen Öles einfüllen soll.Bei Bedarf kann ich d eine Seite der Bedienungsanleitung mailen...

2.Das mit dem Spalt beim Löschkopf muß ich insofern berichtigen,daß alle Maschinen,die mich im Moment umgeben,nicht einen,sondern2! haben,und diese Spalte liegen nicht am Scheitel des Löschkopfes,also dem Ort der höchsten mechanischen Beanspruchung,sondern links und rechts davon.Außerdem sind die Löschköpfe aus Ferrit,und nahezu abriebfrei(wenn auch nicht frei von Aufrauhung,siehe meine früheren Beiträge):Also:Abrieb spielt beim Löschkopf keine Rolle.
Diese Löschkopfe mit den 2 Spalten sind Telefunken-Löschköpfe,
Was andere Firmen gemacht haben,weiß ich nicht,und es interessiert mich auch nicht sonderlich.
Wenn jemend nachlesen will:diese Löschköpfe mit 2 Spalten sind im Buch"Tonstudiotechnik"von Johannes Webers,Seite 344 beschrieben.

Hasta la vista
Frank(nicht darklab)
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#9
>mit Rollen,z.B auch wenn man zwischen Lösch- und Aufnahmekopf noch eine
>Bandberuhigungsrolle einbaut,können Longitutinalwellen des Bandes und
>damit Rumpeln minimiert werden

Kein Rumpeln sondern Modulationsverzerrungen und -rauschen, also Tonhöhenänderungen und Rauschen, das nur auftritt, wenn ein Signal anliegt. Rauhe Köpfe und Rollen töten den Klang, eine Bandberuhigungsrolle hilft dann auch nicht mehr viel.

Die Kugellager der A77 fand ich nie so toll, aber die Rillen, die das Band in die feststehenden Bandführungsrollen aus billigem Stahl oder gar Bronze schleift, sind auch nicht der Hit.
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#10
Alle paar Jahre lockere ich bei meinen A77 kurz die rechte Bandführung und drehe die Hülse ein wenig weiter. So läuft das Band zumindest am Auslauf immer auf neuwertiger Bandführung.
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#11
Hallo...

was "heinz" hier zur A 77-Bandführung schrieb, haben wir damals auch getan. - Bei einigen "schmierenden" Bändern haben wir dann auch die 2. starre Umlenkführung gegen eine bewegliche, drehbare ausgetauscht. Oft war damit das Laufproblem dieser Bänder behoben.

Tja, was mußte man sich bei Bandmaschinen alles einfallen lassen, um einen problemlosen Betrieb zu erreichen... (hier paßt jetzt die Bemerkung hin: ZUM GLÜCK GIBT ES JETZT DIE MINI-DISC)

Tschau, Leute!
Hörmagazine? Da gibt es nur eine Wahl: TBS-47-AUDIOCLUB!
...mit: Hörspielen, Sketchen, Reportagen, Interviews, Montagen, Tricks usw.

INFO: http://www.tbs47audioclub.de/
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