dt. Rundfunk anno 1980
#1
Hallo,

ab und an blättert man doch in alten Gazetten...hier mal ein Ausschnitt aus STEREO 02/1980, in welchem Walter Schild ein Gespräch mit dem seinerzeitigen BR-Produktions-Technik-Mann Wilhelm Peterreins.

Interessant die Schwelle zum PER 528 und (spät) zu Telcom & Co.
Seltsam funde ich, dass die Verwendung von PER525 & Co. bei 38/CCIR einen im UKW-Rundfunk nennenswertes Rauschen verursacht haben soll...

Den ganzen Artikel (mit der aufkommenden Digitalisierung, Dolby-FM und UKW-HighCom (!) habe ich im Downloadbereich unter /Zeitschriften/Stereo hinterlegt.

Grüße
Frank


"Eine Behörde mit ihrer Schwerfälligkeit ist doch die ideale Zielscheibe. Ihre Reaktion auf Angriffe ist so langsam, der Kompetenzwirrwarr derart perfekt, daß man da nie mit Schwierigkeiten zu rechnen hat." Dieser Ausspruch eines altgedienten Journalisten drängt sich auf, vergleicht man die Anfechtungen, denen die öffentlichen Rundfunkanstalten von qualitätsbewußten HiFi-Liebhabern ausgesetzt sind, mit den Bemühungen der Rundfunktechniker, dieoft hinter undurchdringlichen Behördenmauern arbeitend – ihrem Auftrag gerecht werden wollen. Der Auftrag heißt eben zunächst Masse, sprich allgemeine
störungsfreie Rundfunkversorgung, und danach erst Klasse. "Masse und Klasse" korrigiert sofort
Wilhelm Peterreins, zuständiger Mann für Produktionstechnik im Bayerischen Rundfunk, denn gerade der BR war in den letzten Jahren besonders bemüht, neue Techniken für die Qualitätssteigerung auszuprobieren. Problem Nummer eins ist nach wie vor das Rauschen.
Besonders störend wird es bei Pianosteilen klassischer Musik empfunden, wenn die volle Dynamik - zumal bei Life-Übertragungen – nicht von Hand korrigiert werden kann und leise Stellen dem Rauschen bedrohlich nahe kommen.
Der schlimmste Rauschproduzent ist das von den Rundfunkanstalten verwendete Tonband selbst. 54 bis 55 dB Geräuschspannung (Spitzenwert) unterhalb der Vollaussteuerung mit 513 nWb/m bei Verzerrungen um die 1% sind die Werte der von der BASF und Agfa
gelieferten rückseitenbeschichteten Bänder. "Ein Vergleich mit Amateurbändern ist nicht zulässig, weil beim Rundfunk andere Betriebsbedingungen herrschen", wirft Peterreins auf die Feststellung ein, daß es besseres auf dem Markt gebe. "Wir müssen mit freitragendem Wickel arbeiten, weil das Cutten ruck-zuck passieren muß. Dafür sind rückseitenbeschichtete Bänder nötig, die wiederum ganz andere Probleme aufwerfen. So existiert ein Prägeeffekt der Rückseitenbeschichtung auf die Magnetschicht, die eine unruhige Oberfläche verursacht, was wiederum Modulationsrauschen hervorruft. Bei mehr als 300000 Bändern im Archiv ist es klar, daßman nicht eine Änderung einführen kann, die dann dasAbspielen der Archivbänder beeinträchtigen würde. Aber wir sind in Verhandlungen mit der Agfa, die uns ein besseres Band anbietet, das nicht nur um 2-3 dB bessere Geräuschspannungswerte liefert, sondern auch eine um 2 dB höhere Aussteuerbarkeit hat. Das bringLinsgesamt einen Gewinn von etwa 5 dB. Freilich muß dann der gesamte Gerätepark auf das neue Band eingemessen werden, was bei Tonbandmaschinen ziemlichen Aufwand verursacht."
Auch mit anderen Methoden versucht man, dem Rauschen beizukommen. So wird in der Produktion schon seit längerem mit dem auch in Plattenstudios üblichen Dolby-A Rauschunterdrückungssystem gearbeitet, damit der Rauschanteil bei den oftmaligen Kopiervorgängen der Mehrspurgeräte im Hintergrund gehalten werden kann. "Für die Herstellung des Endproduktes (Archivband) haben wir uns mit den Möglichkeiten des Telcom-C4-Kompanders befaßt", meint Peterreins. "Dieser ist bereits soweit erprobt, daß nur noch Feinheiten zu klären sind, und wir könnten dieses System von heute auf morgen einsetzen. Ein Handikap ist allerdings die mangelnde Kompatibilität, die beispielsweise bei einem Bandaustausch mit ausländischen Stationen hinderlich ist."
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#2
kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=202143#post202143 schrieb:Seltsam funde ich, dass die Verwendung von PER525 & Co. bei 38/CCIR einen im UKW-Rundfunk nennenswertes Rauschen verursacht haben soll...
Das kann ich bestätigen.
Der Unterschied zwischen dem Grundgeräusch eines unmodulierten UKW-Senders und dem Bandrauschen ohne Kompander lag damals regelmäßig bei 10...12 dB, je nach Sendertechnik sogar etwas darüber.
Das weiß ich deswegen noch so gut, weil ich von Radiosendungen viele Digitalmitschnitte mit Sony F1 auf Betamaxcassetten hergestellt habe.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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