Projekt "Datenblatt"
#1
Hallo,

ich verkaufe aus meiner Sammlung einige Quantegy 652 Tonbänder hier im Forum. Leider sind nicht allzu viele Informationen über die Bänder der 6XX-Serie von Ampex/Quantegy bekannt. Ich kenne kein vergleichbares Datenblatt wie für BASF-Bänder. Meine wenige Informationen besagen, dass die 6XX-Bänder für einen Pegel von 185 nWb/m entwickelt worden sind. Das macht ja Sinn, denn sie wurden bei der Herstellung von vorbespielten Musikbändern eingesetzt und 185 nWb/m ist ja das untere Referenzpegel bei Heimgeräten.

Ich wollte hier fragen, ob jemand Bandgerät, Messmittel, Zeit und Lust hat diese Quantegy Bänder genauer zu testen und zu "messen". Ich denke dabei an einige Angaben, die man so in einem BASF-Datenblatt findet: Aussteuerbarkeit bei THD = 3%, Sättigungs-Aussteuerbarkeit bei XX Hz, Klirrfaktor bei XX nWb/m, Empfindlichkeitsrückgang für den empfohlenen Arbeitspunkt usw. Alles natürlich als Amateur-Messungen mit normalen verfügbaren Messgeräten. Ich hoffe auf Meinungen hier im Forum, ob und welche Messungen Sinn machen würden und wie sich diese am Besten durchführen liesen.

Ich stelle kleine Spulen mit Quantegy 632 und 652 Band, natürlich frei, für die Interessenten zur Verfügung. Falls jemand die Messungen durchführen möchte und die passende Geräte dafür hat, einfach hier melden. Ich denke, dass ich ausreichend Band und Kleinspulen für einige Personen habe, ohne mehrere Bänder offern zu müssen. Interesse?

Viele Grüße

Nelson
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#2
´
Gute Idee, das macht Sinn, weil die so verbreitet sind, der Markt ist gradezu überschwemmt mit Quantegy 652.

Im Ernst, warum sollte sich jemand die Mühe machen, ein nicht mehr erhältliches Bandmaterial mit großem Aufwand ausmessen?
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Aus Langeweile? Foschungsdrang? Experimentierfreude? Neues lernen? ... Es wird ja keiner gezwungen, mitzumachen. Die Ressonanz ist ja bis auf Deinem Posting Null, also besteht anscheinend keine Interesse an der Sache. Man hätte auch andere Bänder wie LPR35 oder DPR26 untersuchen können. Man könnte z.B. herausbekommen, inwieweit die offiziellen Datenblätter der Wirklichkeit der Amateurtechnik entsprechen. Das braucht man bestimmt nicht, um Musik hören zu können, fände ich aber demnoch interessant.

Über Sinn oder Unsinn der Aktion an sich kann man länger streiten und war nicht das Ziel meines Postings. Friedrich Engel stellt uns alle seine digitalisierte BASF-Datenblattsammlung zur Verfügung. Ich finde sie sehr nützlich, weil ich viele Informationen über Bänder in meiner Sammlung erhalte. Die Bänder sind längst nicht mehr beim Händler erhältlich, haben aber viele bei sich rumliegen. Nach Deiner Argumentation könnten wir die Dateien löschen, denn die Bänder werden seit langem nicht mehr produziert. Hast Du alle Informationen von Quantegy, Zonal u.ä. gelöscht, weil Du ihre Materialien nicht mehr verkaufst? Ich gehe davon aus, dass die noch irgendwo hortest. Wir haben Mitglieder im Forum, die Ersatzteile für die olle alte Tonbandtechnik herstellen lassen. Hobby ist halt mehr als nur Logik.

Sobald meine Akai und meine Braun wieder ganz sind, werde ich einige Experimente mit denen durchführen. Ich bin mit der Zeit über Sachen neugierig geworden, über die ich früher nicht nachgedacht habe. Das ist zwar nicht wichtig, mach aber Spaß. Ich hätte ja mich gefreut, wenn jemand mit besserer Technik, bessere Messdaten liefern würde. Aber anscheinend ist der Aufwand zu groß und die Motivation zu wenig, wie Du schon geschrieben hast.
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#4
Hallo Nelson,

ich habe eben erst beim zweiten Lesen die Anführungszeichen bei dem Wörtchen "messen" in deinem Startposting registriert.
Frank geht es wahrscheinlich etwas wie mir: Bei dem Ausdruck "Messen von Bändern" denken wir an das obere Ende der Fahnenstange, was die Genauigkeit in der Arbeit angeht. Das verlangt z. B. einen sehr präzise arbeitenden Gerätepark, den möglicherweise kein einziges Forenmitglied besitzt.
Ich halte es für denkbar, dass deine Akai und deine Braun mehr Artefakte produzieren als die zu messenden Bänder.

Es spricht natürlich nichts dagegen aus Spaß an der Freude Meßorgien durchzuführen und eingene LP35LH-Ergebnisse mit den Datenblättern und mit denen von anderen Bändern zu vergleichen. Nur ist dabei keine allgemeingültige Aussage zu treffen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#5
Von den vielen Problemen, die wie der Reisberg vor dem Schlaraffenland „Datenblattmessungen“ liegen, will ich nur eines nennen: das Kopfstrom-Messgerät. Üblicherweise wird in die „kalte“ Leitung des Aufnahmekopfs ein 1-Ohm-Widerstand eingebaut, an dem die Mess-Spannung abgegriffen und daraus und, via Ohm’schem Gesetz, der Kopfstrom gemessen wird. Der ist fein säuberlich in den NF- und den HF-Anteil aufzuteilen; das Messgerät sollte in dB anzeigen und tunlichst erlauben, den Stromwert für den Arbeitspunkt des Bandes auf Null zu setzen, damit man die erforderlichen Kurven bei gleichen Strömen messen kann und sich damit unendliche Arbeit beim Kurvenzeichnen erspart.

Ja, und dann bleiben noch (Auswahl, ohne Gewichtung): Bezugsband-Leerteil zur Ermittlung des Arbeitspunkts; Ersatz des HF-Einstellglieds (Trimmer?) durch externes Potentiometer mit Feineinstellung; Leistungsfähigkeit der Köpfe (IEC-Normkopf oder Vergleichswerte vorhanden?), Bewertungsfilter nach IEC, Stabilität des Bandtransports usw. usw., also ein Rattenschwanz von Randproblemen, die sich erst in der Praxis der Messungen zeigen. Ganz zu schweigen von magnetischen und mechanischen Parametern ...

Heutzutage wird man viel mehr mit dem PC messen und automatisieren können als zu den Hoch-Zeiten des Analog-Bandes. Datenblatt-Messungen waren seinerzeit aufwändige Angelegenheiten, für die ganze Gestelle voller Messinstrumente benötigt wurden, manches, wie das Kopfstrom-Messgerät, waren immer Eigenbaubaugeräte. Von der Messung der Twin-Tone-Aussteuerbarkeit – ungleich aussagekräftiger als die der Sättigungs-Höhenaussteuerbarkeit – einmal ganz zu schweigen (ohne Eichenlaub: das war meine Spezialität). Leider ist das wunderbare Philips-Twin-Tone-Messgerät anscheinend untergegangen, praxisgerecht orientierende Messungen konnte man damit in ein paar Minuten erledigen.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#6
Lieber t20, ich habe da eine Idee.

Dir geht es hauptsächlich darum, die maximale Aussteuerbarkeit des Bandmaterials zu ermitteln. Soll es keine Messung, sondern eine brauchbare Abschätzung sein, geht das auch mit Laienkenntnissen und Mitteln.
Hier gibt es Pegeltonband 185 nWb/m 1000 Hz 19 cm/s:
http://marktplatz.magnetofon.de/index.ph...602.0.html
Damit hast Du einen Bezug. Nun nimmst Du das zu prüfende Band mit einem Sinuston auf, 333 oder 1000 Hz bieten sich an. Nicht ohne Grund wird bei Bandmaterial 3 % Klirrfaktor als Kriterium genommen. Ab da hört man das Klirren langsam, ist aber noch nicht wirklich störend. Der reine Sinuston klingt dann etwas unsauber.
Genau den Effekt kannst Du ausnutzen. Steuere beim Tonbandgerät soweit aus, bis es unsauber klingt. Ich gehe davon aus, Du hast ein Tonbandgerät mit Hinterbandkontrolle. Ab leichtes Klirren kannst Du nicht viel weiter aussteuern. Über Band bleibt der Pegel annähernd gleich und Klirr nimmt rapide zu. Je nach Gehör sollten es etwa 3 dB von Klirren fängt an bis Bandsättigung sein.
Jetzt wird der Pegel der Eigenaufnahme mit dem Pegeltonband verglichen, fertig.
Bei einigen Geräten wie Teac X2000 ist die Aussteuerungsanzeige abhängig vom Outputregler. Bei Eigenaufnahme mit beginnendem Klirr stellst Du den Outputregler so ein, daß das Instrument Maximum anzeigt. Dann spielst Du das Pegeltonband ab, das Instrument sollte einen deutlich niedrigeren Wert anzeigen. Die Differenz ist der Wert in dB, wie hoch man das Band tatsächlich aussteuern kann.

Anmerkung!
Bei Musikmaterial mit vielen Höhen ist die Bandsättigung viel schneller erreicht, hat technische Hintergründe. Deshalb wird der Frequenzgang eines Tonbandgeräts häufig bei -20 dB ermittelt, Sättigungseffekte noch nicht vorhanden.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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