Kanalfehler bei Studer A710
#1
Hallo Techniker, ich brauche mal wieder Eure Hilfe:

Beim Einmessen eines Studer A710 stellte sich bei der Wahl der IEC I-Entzerrung der linke Kanal als "fehlend" heraus. Eine Überprüfung ergab folgende Rahmenbedingungen des Fehlers:

a) Aufnahme und Wiedergabe bei IEC II und IEC IV völlig in Ordnung
b) linker Kanal fällt bei IEC I im Hinterband- bzw. Wiedergabebetrieb aus
c) im Vorbandbetrieb ist alles in Ordnung
d) der Verlust des linken Kanals tritt unabhängig davon auf, ob die
Entzerrung für IEC I durch den betreffenden Wahlschalter erzwungen oder
die Auswahl dem Schalter "Auto" überlassen wird.

Mit dem Lesen von komplexen Schaltplänen habe ich so meine Probleme. Hat jemand einen Hinweis, welches Bauteil ich prüfen sollte? Womöglich der Schalter selbst (obwohl der nicht zweikanalig zu sein scheint)?

Gruß
Gerd
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#2
Lieber Gerd,

bist du dir wirklich sicher, dass das so ist, wie du beschreibst? Du bringst mit deinen Beobachtugen nämlich den des Schaltungslesens durchaus Kundigen (auch wenn er nur Musiker, Musikologie und Tonemeister ist) mit diesem Schadensbild durchaus ins Grübeln. Nachdem abhängig von der Bandtyp-Umschaltung (IEC I 70 µs auf IEC II bzw. IV 120 µs) beim 710 wiedergabeseitig nur eine einzige Sache passiert, die genau nicht 'abschaltrelevant' ist, dürfte eigentlich nichts deiner Art vorfallen. Aufnahmeseitig geschieht allerlei, wiedergabeseitig werden im Wiedergabeverstärker (auf Interconnection PCB 1.710.473 oder 476, "Section 7/5") nur R35 und R39 gebrückt, um eine frequenzabhängige Gegenkopplung (RC-Glied) schärfer oder eben weniger scharf anzuziehen.

Das Einzige, was ich mir vorstellen könnte, bestünde darin, dass auf abenteuerlichen Wegen irgendwelche Lecksignale an die elektronischem Mute-Schalter gelangen und dann für ein Muting sorgen. An ein Problem in der Umschaltung Vorband/Hinterband (das wäre auf der Dolby-Platine; welche Version des 710 hast du eigetlich?) glaube ich eigentlich nicht, weil solcherart elektronische Schalter arbeiten oder aber streiken. Eins oder Null.

Wir müssten wohl doch irgendwo im Mutingbereich suchen (vgl. obige Hinweise zum Interconnection PCB, dort en detail rechts im Wiedergabverstärker IC 1 am Schleifer von R42/R43), wo du unter laufendem Band in allen kritischen Wiedergabsituationen (also IEC I vs. IEC II etc.) mit dem Oszi klären musst, ob am Schleifer der genannten Pots, am Eingang des elektronischen Schalters IC 1 (Beine 9 und 11) sowie an dessen Ausgang (Beine 8 und 10) etwas da ist. Wenn ja, muss man weitersehen. Brumm ist kein Signal meiner Definition. Wenn auf dem kritischen Kanal nichts kommt, auf dem Nachbarkanal aber schon, muss kontrolliert werden, ob der Schalter IC1 über ein DC-Signal auf den Beinen 6 und 12 erregt wird oder nicht.

Was mir nicht gefällt, ist die Einseitigkeit des Signalwegbleibens, noch dazu veranlasst durch eine an sich 'sachfremde' Umschaltung. Das deutet eben definitiv auf einen zufälligen Defekt hin, nicht eine fehlerhafte Steuersignalübermittlung vom Schalter her, da die Kanäle intentionell immer paarweise geschaltet werden.

Dass dein Bandartenumschalter nur einen Kontakt besitzt, braucht dich daher auch nicht zu verwundern, da jener Schalter nur ein (1) Gleichspannungssteuersignal schaltet. Die Bandartensteuerung via Gehäusekodierung der MC greift einfachst aktiviert (Transistor) an derselben Stelle zu wie der Druckschalter hinter der Frontklappe; insofern wäre es nur verwunderlich, wenn beide Aktivierungsformen von IEC I nicht dasselbe Schadensbild hervorriefen.

Hans-Joachim
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#3
Lieber Hans-Joachim,

ich verursache im Freizeitbereich ungern Ungemach und Grübeln, hier sehe ich mich aber fast dazu gezwungen.Wink Ich habe noch ein paar Versuche zwecks Feststellung des Fehlerumfelds gemacht, die unter folgenden Bedingungen stattfanden und folgende Ergebnisse zeitigten:

1. Normalband-Cassette (IEC I) mit einem anderen Recorder bespielt, Dolby dabei auf Aus, sodann im 710 wiedergegeben:

-keine Probleme

2. Dieselbe Cassette im 710 bespielt, Dolby wiederum aus:

-Vorband kein Problem
-bei Umschaltung auf Hinterbandkontrolle Tonsignal nur im rechten Kanal, links nur Rauschen, kein Brumm
-Entzerrungswahl mal per Auto-, mal per IEC I-Schalter, macht keinen Unterschied

3. Dieselbe Situation wie zu Ziff. 2, nun aber falsche Entzerrung durch Betätigen der IEC II-bzw. IEC IV-Taste erzwungen, Hinterbandkontrolle eingeschaltet:

-Tonsignal in beiden Kanälen, natürlich mit verbogenem Frequenzgang.


Bevor ich nun den Oszi mobilisiere und eine größere Baustelle eröffne, frage ich zunächst mal, was das den Wissenden sagt.

Gruß
Gerd
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#4
Aha.

Eine wesentliche Frage ist aber offen:
Welche A710 hast du?
Ich möchte nämlich wissen, in welcher Schaltung ich nachsehen soll:
Dolby-C-Version oder High-Com, idealerweise mit Angabe des Typs des vorliegenden Interconnection-PC-Boards.

Ansonsten: Der Ausgang des 710 ist bei IEC I nicht etwa signalfrei, sondern transportiert Rauschen. Damt ist meine obige Interpretation teilweise hinfällig, meine Zweifel erhalten aber dennoch Nahrung.

Frage:
Ändert sich das Rauschen im Ausgang des 710 bei Wiedergabe jenes Bandes im Fehlzustand der Rekorderwiedergabe, wenn man das Dolby (nehme diese Version an) ein- und wieder ausschaltet?

Weiteres Procedere:
Du hast einen zweiten funktionstüchtigen Rekorder anderen Typs.
Bitte nimm mit dem 710 auf kritischem Band (IEC I) in der teildefekten Betriebssituation (IEC I) auf beide Spuren Vollpegel (200 nWb/m) einige zehn Sekunden einwandfrei identifizierbaren Signals auf (je 1 kHz-Sinus, umso besser, kann aber auch Musik sein).
Kümmere dich beim 710 nicht um vor oder hinter Band, wichtig ist allein eine Aufnahme unter IEC I.
Nimm die Cassette aus dem 710 und lege sie in den anderen Rekorder ein. Wiedergabe.
Kommt das soeben aufgenommene Signal auf beiden Kanälen?

Hans-Joachim
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#5
Lieber Hans-Joachim,

es handelt sich um ein Dolby-Gerät. Da ich es derzeit nicht öffnen kann, muss ich die Beantwortung der Frage nach der Variante des Interconnect-Boards zunächst zurückstellen.

Den "Quercheck" mit der im 710 aufgenommenen IEC I-Cassette (Entzerrungswahl wurde sowohl manuell als auch automatisch probiert) auf einem anderen Recorder konnte ich noch durchführen. Resultat:

Der mit Vollpegel aufgenommene 400 Hz-Sinuston wird vom Fremdgerät nur auf dem rechten Kanal wiedergegeben. Links ist nur Rauschen hörbar.

Die Intensität des Rauschens verringert sich im 710 unter Dolby und erhöht sich wieder, sobald Dolby ausgeschaltet wird.

Ich weise darauf hin, dass mir derzeit ein zweiter 710 aus gleicher Baureihe als Ersatzteilspender zur Verfügung steht. Dessen Laufwerksfunktionen sind zwar sämtlich "tot", aber für "Trial and Error" könnte er ja genügen.

Gruß
Gerd
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#6
Zitat:RS1500 postete
...
Der mit Vollpegel aufgenommene 400 Hz-Sinuston wird vom Fremdgerät nur auf dem rechten Kanal wiedergegeben. Links ist nur Rauschen hörbar.

Die Intensität des Rauschens verringert sich im 710 unter Dolby und erhöht sich wieder, sobald Dolby ausgeschaltet wird.

Ich weise darauf hin, dass mir derzeit ein zweiter 710 aus gleicher Baureihe als Ersatzteilspender zur Verfügung steht. Dessen Laufwerksfunktionen sind zwar sämtlich "tot", aber für "Trial and Error" könnte er ja genügen. ...
Aha, das ist das, was ich oben schon vermutete. Du hast damit kein Wiedergabe-, sondern ein Aufnahmeproblem auf dem linken Kanal des 710, wo nun in der Tat die Aufsprechfrequenzkorrektur heißester Kandidat ist (siehe oben...). Die Oszillatorplatine dürfte demgegenüber aufgrund der Symptomatik eigentlich ausscheiden, weil bei ausgefallener Vormagnetisierung wenigstens ein stark verzerrtes Signal auf dem Band nachweisbar wäre.

Auf dem "Record Equalizer PCB" sind R 44 (gleich mal nachsehen, die Pots sind ganz oben und klein dazu; nicht mit dem Oszillator und dem Wiiedergabeverstärker verwechseln. Ein vergammelter Schleifer und Schluss ist!), IC 1 (MC 14070, sehr heiß!, denn der steuert den elektronischen Schalter) und IC 7 (MC 14066, elektronischer Schalter, recht heiß) zunächst einer Kontrolle wert. Besitzst du einen Studer-Revox-Verlängerungsprint? Wenn nicht, kannst du dir mit passenden Buchsen/Steckern und etwas Flachbandkabel einen herstellen, der sollte dann so lang sein, dass man die Platine vor dem Gerät ablegen kann. Richtig einstöpseln!!!!.
Brummen sollte da eigentlich nichts, weil die gesamte Schaltung des 710 für ein Amateurgerät eigentlich sehr niederohmig ausgelegt ist. Wenn man andere Motoren eingebaut hätte, könnte man den 710 fast (!) mit einer M5 verwechseln.

Solltest du also -wie angedeutet- einen funktionierenden Aufsprechverstärker besitzen, müsste sein Einsetzen deinem A710 ggflls. zu neuem, ungeschmälertem Leben verhelfen. Dabei ist darauf zu achten, dass die richtige Pinposition gewahrt bleibt, und diese vollst gepackten Platinen ohne Gewalt in die Buchsenaufnahmen der Basisplatine geschoben werden; dabei nämlich passierte schon manch einem mehr als ihm lieb war. Dein noch funktionierender 710 dankt es dir mit vermutlich bis hoffentlich fortgesetzter Funktion. Sollte indes die Platine aus dem Schlachtgerät nicht funktioniert haben, die Pegelpots auf Null stehen oder so etwas vorliegen, geht natürlich auch nach Tausch gar nichts. Dass nach dieser Unternehmung notwendigerweise eine schöne Einmessung mit Bezugsband & Cie. ansteht, weißt du ja ohnehin.

Zunächst aber musst du mit den Pins die richtigen Löcher finden. Und die Hoffnung nicht aufgeben: Die Köpfe waren ja auch so ein Kapitel im 710 und damit zwischen mir und Studer, im Verlauf dessen ich mit den Löffingern das Streiten gekriegt habe.
Die (Köpfe, nicht die Löffinger) sind nämlich von SONY. Dass das auch "so nie" heißen kann, lernte man dort dann. Leider war ich eben ein Opfer mit Nachwirkungen bis heute. Außerdem waren ja deine Comparator-ICs für die Wickelmotoren auch noch durch. Elkos kamen bei mir auch realtiv bald daher etc. Kommt Zeit, kommt Draht.

Hans-Joachim
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#7
Besten Dank, Hans-Joachim!

Na, dann werde ich zunächst mal das PCB aus dem "Schlachtgerät" zum Einsatz bringen. Führt das nicht zu sofortiger Remedur, werde ich wohl den Elektonikhandel aufsuchen müssen, um die nötige Verlängerung herzustellen.

Meine Antwort kann daher ein paar Tage auf sich warten lassen.

Gruß
Gerd
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#8
Zitat:PhonoMax postete
................
Besitzst du einen Studer-Revox-Verlängerungsprint? Wenn nicht, kannst du dir mit passenden Buchsen/Steckern und etwas Flachbandkabel einen herstellen, der sollte dann so lang sein, dass man die Platine vor dem Gerät ablegen kann.
.............
Hans-Joachim
Hans-Joachim,

ist Dir die genaue Bezeichnung dieser heute nicht mehr so sehr gebräuchlichen Buchsen/Stecker bekannt?

Gruß
Gerd
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#9
Lieber Gerd,

natürlich habe ich keine Ahnung, denn weiland löhnte ich gehorsam für einen originalen Verlängerungsprint, den ich letztlich nur zu Bildungszwecken (meinerseits) einsetzte...

Aber: Nachmessen hilft.

Rastermaß 2,5 mm,
einmal 23 Pole (bestehend aus 9 und 14 Polen),
einmal 9 Pole,
fertig.

Suche bei Bürklin sofort erfolgreich, im Index beim blauen C findet man wie gewohnt nichts, bei den 2,54 (!!!)-RM-Lochrasterplatinen ist nichts.

Bürklin nennt das Zeug "Minimodul-Steckverbinder Lumberg 2,5 M..." Sooo selten dürften diese Steckverbinder also nicht sein, wenn sie heute noch katalogisiert von der Stange gehen. Und wenn Bürklin sie hat (die sind auch in Düsseldorf), dann könnten sie auch noch andere haben:

http://www.buerklin.com/gruppen/KapF/F128500.asp#m

Da kann man dann etwas aussuchen.

Der Bürklinkatalog funktioniert online märchenhaft (man glaubt fast an schwarze Kunst, wenn man den Koks anderweitig kennt), außerdem sind sämtliche Zeichnungen auf Klick vergrößerbar. Da kann sogar mein Originalkatalog auf der Toilette als klassisches Augenpulver abstinken. Naja, er lastet schwer auf dem des blauen C.

Hans-Joachim
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#10
Erneut besten Dank, Hans-Joachim!

Deine Prognose bezüglich des Schadensortes traf zu, denn der Austausch des Recording Eq. PCB stellte die Verhältnisse wieder richtig. Was auf dem bisherigen PCB defekt ist (sichtbare Schäden liegen nicht vor), werde ich in einer Mußestunde mal ermitteln und - sofern von Interesse - mitteilen.

Nun ist -klar- eine Neueinmessung fällig, und die kann womöglich zum Einsatz der in Reserve gehaltenen Dolby-PCB's führen. Beim Abhören einer selbstgefertigten Aufnahme (unter IEC II und vor der Auswechselung des o.g. PCB) fiel mir eine leichte, aber deutlich hörbare Dämpfung hoher Töne wie z.B. Schlagzeugbecken auf. Es legte sich ein leichter Schleier über die Musik.
Da werden wohl ein paar Kondensatoren nicht mehr taufrisch sein.

Man wird sehen.

Gruß
Gerd
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#11
"Verschleierte Höhen":

Gehe ich recht in der Annahme, dass du eine DOLBY-Aufnahme (B oder gar C) wiedergegeben hast? Wenn ja, dann soll dich das Ergebnis ohne präziseste Neueinmessung nicht wundern. Da kommt ohne einwandfreie Einstellung der Vormagnetisierung nur potenzierte Mängelverwaltung . Ohne Dolby ist die Toleranzbreite zum Positiven zwar etwas höher, wenn man die Bänder an Dritte weitergibt allemal, trotz alledem hat man schnell -4 dB bei 10 kHz.

Das Dolby verlangt, bei Aufnahme und Wiedergabe mit exakt demselben Pegel (!!! innerhalb der Qualitätskategorien des 710 wären dies ±0,5 dB) angesteuert zu werden, was man mit einem Cassettenrekorder erst einmal schaffen muss. Das scheitert schon, weil eben auch der Bandlauf (trotz eines legendär aufwändigen, gerissen überlegten Doppelcapstanantriebes) durch immer wieder anderen Bandzug bei mehreren Aufnahme- und Wiedergabegängen zu unterschiedlich ist. Dazu gibt es zwar ein paar kleine Tricks aus der Erfahrungskiste, die ich jetzt aber nicht diskutiere, weil das wieder ausartet; Hohlkrümmigkeiten der Bänder tun das ihre. Und dann ist dein Recorder auf die verwendete MC noch nicht einmal 100%-ig eingemessen!? Die Köpfe von SONY hatten eine erhebliche Streuungsbreite im Verhalten, weshalb deine Platine sicher mit ungünstigen Equalizing-Werten aufwartet; dass die (justierbaren) EQ-Flter unselig gerechnet waren, merke ich auch nur an etc. pp.

Aufgrund dieser 'Strecke' an eine halbwegs frequnezlineare Wiedergabe auch nur zu denken, grenzt ans Sakrileg. Ich habe meinen 710 zur Glanzzeit vor jeder, wirklich jeder (!) Aufnahme auf Frequenzlinearität kontrolliert und daher auf das individuelle Band eingemessen sowie auf die Verwendung des DOLBY verzichtet. Nur so kam ich auf grüne Zweige.
Um diese regelmäßigen Einmessungen zu erleichtern und die Bedienorgane für die vier symmetrischen Mikroeingangskanäle unterbringen zu können, trennte ich den Winkel von der Deckplatte ab (jetzt fester Teil des Gerätes), die jetzt als vollkommen ebene Einheit von oben (und nicht mehr von der Geräterückseite her) zu öffnende Schrauben besitzt. Da ging das dann etwas schneller....

Mit deinen Kondensatoren sei vorsichtig. Die sind nur mit geringster Wahrscheinlichkeit für deine Höhenmängel verantwortlich. Der 710 ist per se so gut, dass er unbestechlich die Grenzen des analogen Cassettenaufnahmeverfahrens darlegt. Und die verlangen, wenn der Nutzer Ansprüche artikuliert, eben eine perfekte (!) Einmessung. Dabei ist mehr als bei analogen Spulengeräten an die Sättigungsproblematik zu denken.

Die möglichen Schäden an deiner defekten Aufnahmepatine sind oben dagegen sicher zutreffend angesprochen.

Hans-Joachim
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#12
So, Hans-Joachim,

nachdem ich gestern Abend die Neueinmessung nochmals komplett durchgeführt habe, sehen die Dinge jetzt etwas freundlicher aus. (Meine vorherige Einmessung war wegen des bekannten Kanalsfehlers nur eine für IEC II und IV gewesen). Bei der jetzt definitiven Einmessung habe ich mit Blick auf die sich ergebenden Frequenzgänge die Bias-Werte im Handbuch eher als unverbindliche Vorschläge betrachtet. Das führte gegenüber den Manual-Werten zu Abweichungen bei der Bias-Einstellung um ca. 1-1,5 dB, je nach Bandtyp, aber zu ordentlichen Frequenzgängen innerhalb der Spezifikationen.

Hört man Musik über Dolby ab, so stellt sich gleichwohl unter Dolby B bei Frequenzen ab 12 kHz eine Dämpfung um knapp 1 dB, bei Dolby C eine solche von knapp 1,5 dB ein. Das betrifft die Verhältnisse bei IEC II und IV, denn bei IEC I kommt man auf durchaus 2-2,5 dB. Letzteres ist mir egal, denn dieses Material benutze ich nie.

Akustisch macht sich der Einsatz von Dolby bei IEC II und IV duch einen minimalen Verlust an Luftigkeit bei der Darstellung hoher Frequenzen bemerkbar. Schlagzeugbecken, die sowohl links als auch rechts im Stereopanorama angeordnet sind, verlieren etwas an Glanz, und sie rücken ein wenig zusammen. Das ist zwar in nur sehr geringerem Maß, aber eben doch bemerkbar. Ohne Dolby stimmen die Verhältnisse wieder. Man wird wohl damit leben müssen.

Die vorgeschriebenen 730 mV am Dolby-Encoder habe ich übrigens eingestellt, und zwar millimetergenau (wieso bedarf es eigentlich dieser Reduktion des Bezugspegels von 1,55 V um mehr als 6dB?).

Was jetzt noch stört, ist ein bei leisen Musiksignalen über Kopfhörer (über LineOut und Verstärker/Lautsprecher habe ich es noch nicht probiert)vermehmbares Brummen im Hinterbandbetrieb, welches vor Band nicht hörbar ist. Ich habe noch nicht verortet, ob das Laufwerk, der Aufnahme- oder der Wiedergabezug dafür verantwortlich ist, hoffe aber, dass ich das bald dingfest gemacht haben werde.

Besten Dank abermals für die bisherige Hilfestellung!

Gruß
Gerd
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#13
Lieber Gerd,

Cassettenrecorder ist Cassettenrecorder, das konnte einem schon Walter Weber sagen und der hatte, als er 1944 37-jährig dem Herzinfrakt erlag, die MC noch nicht einmal kennengelernt. Insofern tut man nicht ungut daran, den Cassettenrecorder als Prinzip nicht zu überfordern. Wenn du CDs mit Beckenschlägen auf MC ohne Pegelreduktion (aber mit Dolby) kopierst, bist du über diese Grenze hinweg.

Bei meinem B710 liegen die Equalizing-Filter ungünstig, weshalb die beschriebene Frequenzgangeinstellung nicht zum erwarteten Erfolg zu bringen ist. Bedenke überdies, wie das Frequnezgangtoleranzfeld eines Cassettenrecorders liegt, gelegt werden kann, von welcher Dauaerhaftigkeit das ist etc. pp. +2/-3 dB sind völligst in Ordnung via Dolby allemal, weil dies ja jeden, auch jeden kleinen Fehler verstärkt. Bandgeschwindigkeit und Spurbreite wurden nicht umsonst an eine physikalische Grenze herangefahren, die auch durch den erzielbaren (Remanenz-)Nutzpegel markiert ist. Da muss man auch selbstverständlich mit Brumm rechnen, der in den Kopf eingekoppelt werden kann (Energiespar-, Leuchtstoff- oder Halogenlampe in der Nähe???).
Da auch Bandmaterial gerade bei Amateurs mängelbehaftet sein kann (die Hohlkümmgkeit erwähnte ich bereits einmal), erschwert beim Cassettenrecorder den Abgleich leicht durchaus elementar.

Nachdem Ray Dolby die 1,55 Volt nur insofern interessieren, als auch sein Pegelwesen auf 1 mW an 600 Ohm (entspr. 775 mV) zurückgeht, sonst aber nicht, dürften die 730 mV mit dem hierzulande üblichen Linepegel eigentlich nichts, wohl aber mehr mit dem DOLBY-Baustein und seiner internen Auslegung zu tun haben. Meine Erfahrungen beschränken sich auf den B710, weshalb ich alles, was den Balancing-Print betrifft, keine durch meine Erfahrungen begründbaren Aussagen machen kann. Der interne Line-Pegel des B710 beläuft sich aber auf 775 mV, weshalb hier wohl die unmittelbare Ursache für den geforderten Abgleich des A710 (via P3/P4) liegen dürfte.

Wenn dein Recorder den Symmetrier-Print 1.915.904.00 besitzt, würdest du eben genau derjenigen Symmetrierstufen ansichtig, die ich dir bei anderer Gelegenheit empfahl: Vorstufe mit Studer 1.022.405 (= Neutrik NTL1) bzw. Endstufe mit Studer-Lineübertrager (1.022.352) und Ausgangsstufe nach 169 (Tiefenmitkopplung und hochgelegter Übertragerfußpunkt)

Nach der Ursache des Brumms -sollte er relevant sein (was machen B67 und A77, G36 und M10?, sie brummen auch!)- kannst du suchen und dann nach geeigneten Überlegungen ggflls. Gegenmaßnahmen einleiten. Sollte jedoch die Spezifikation eingehalten werden, würde ich davon eher die Finger lassen. Umso mehr, wenn du die Einmessung mit Privatverlängerungsprint durchgeführt haben solltest.

Hans-Joachim
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