23.03.2007, 00:28
Die Philips-METAL-Cassette C90, die aus dem
„JVC TD-V531 STEREO CASSETTE DECK“
(so die Beschriftung auf der Front) nach oben heraus schaut, die habe ich vor wenigen Wochen auf einem Flohmarkt zusammen mit dem Recorder gekauft. Die Cassette funktionierte problemlos beim Hin- und Herspulen, beim Drücken der Playtaste fehlte leider ein Kanal, fast ganz. Ein Elektrolytkondensator im Wiedergabezweig des linken Kanals glich eher einem Widerstand mit einem zu kleinen Wert und legte den betroffenen Kanal leicht brummend still. Eine kleine Sucherei, ein Auswechseln eines Kondensators (330 uF 16V, ich habe direkt beide gewechselt, je Kanal einer), denn bei dem Herstellungsdatum des Recorders (1990, gut auf dem Tonmotor abzulesen) erschien mir das nach dem Ausfall des einen als sinnvoll, den zweiten direkt mit auszuwechseln.
Die hübsche kleine Taste neben dem Kopfhöreranschluss mit der Beschriftung MONITOR erlaubt es, während der Aufnahme von Vor- auf Hinterband zu schalten, gleichzeitig drehe man den kleinen Drehknopf mit der Beschriftung BIAS, und beim Hineinhören in die Aufnahme lässt sich die Grösse die Vormagnetisierung (BIAS) zur korrekten Höhen-Wiedergabe Hinterband anpassen. Eine Einmessung mit Pegelton wäre sicher exakter, aber was will man mehr, für mich reicht es. Mit verschiedenen Cassetten (FUJI, TDK und MAXELL) ergeben sich zwischen Vor- und Hinterband nur mnimale bis kaum wahrnehmbare (für mich mit meiner Anlage!) Unterschiede.
Für die Reparatur (Kondensator-Wechsel) war das Gerät schon mal offen, also MESS-BEZUGS-Cassette mit Vollspuraufzeichnung 400 Hertz (für die korrekte Spalteinstellung nach der Phasen-Korrelationsmethode mt dem Oszilloskop) einlegen und das Doppel-Kopf-System auf minimale Abweichung einstellen (deswegen fehlt auf dem Foto die Klappe auf dem Cassettenfach noch). Die Tonmotordrehzahl mit der Frequenzzähler-Kontrolle exakt in beide Laufrichtungen (meine MESS-CASSETTE läuft nur 43 Sekunden, also ist mindestens einmal Drehen der Cassette angesagt) eingestellt werden, man findet in der entgegen gesetzten Laufrichtung der Messcassette immer einen kleinen Unterschied und stellt deshalb nochmal vor oder zurück, bis der Frequenzzähler bei 400 Hertz exakt in der Anzeige steht. Ein Doppel-Capstan-Antrieb steckt in diesem Recorder auch drin, der Antriebsriemen ist noch (!) nicht geweitet und dank der zwei Wickelmotoren ist die Umspulgeschwindigkeit akzeptabel schnell. Nebenbei die Pegelanzeige auf die Null-Dezibel-Marke gemäss dem Bezugspegel der Messcassette korrigieren, das gehört als kleine Ergänzung dann noch dazu.
Diese Einmesserei und Kontrolle mit der notwendigen Kopfjustage und dem Entmagnetsieren (Kopfsysteme und Tonwellen) dauert mit dem Zerlegen und Zusammenschrauben und der Mess-Strippenzieherei zu Oszilloskop, NF-Millivoltmeter und Frequenzzähler „mal eben“ eine dreiviertel bis eine Stunde, und hat damit (früher! Vor 25 bis 30 Jahren) immer 65 Demark gekostet. Heute, wenn man man denn eine Werkstatt findet, in der einer sitzt der es kann und macht, wird es dann wohl 65 Euronen kosten.
Wenn man das alles mangels Wissen und Willen noch nicht durchführen kann, gibt es zwei Möglichkeiten, man lässt es sein und bringt den defekten Recorder zur Entsorgung oder (das ist mein Vorschlag) man kauft beim nächsten Angebot bei unseren Vier-Buchstaben-Discountern zuerst einmal den Schraubendrehersatz für das Öffnen vom Gehäuse. Den Lötkolben gibt es bei Conrad (ein 30-Watt-Typ reicht), bei den MESS-Geräten wird es etwas schwieriger, obwohl es die alle immer wieder in den Auktionen gibt. Das grosse Problem sehe ich im Anfang und natürlich in dem noch fehlenden Wissen um die Zusammenhänge. Aber hier kommt von mir immer derselbe Tip: Im Forum eigenlich immer lesen (fast alles!), das schafft eine Grundlage. Ansonsten empfehle ich mal wieder ein Buch aus dem Franzis-Verlag (gibt es meist in der Stadtbücherei) Autor:
Heinrich Cap
Titel:
Erfolgreicher Cassetten Recorder Service
Franzis-Verlag
ISBN 3-7723-5835-7
Was noch wichtig ist: Strom ist gefährlich, und in Deutschland ist der Beginn der Gefährdung auch noch festgelegt, alles oberhalb 42 Volt ist Hochspannung. Also, wie sagte früher immer der Meister, bei der Fernseh-Reparatur gehört immer eine Hand in die Tasche. Recht hatte er, aber Reparaturen kann man dann nicht besonders gut ausführen, und wer einmal am Hochspannungsnetzteil eines Fernsehers mit einem Finger einen Funken gezogen hat, der macht das nie wieder. Für den Anfang empfiehlt sich, beim Blick in das aufgeschraubte Geräte sich vorher schon vergewissern, der Netzstecker sollte frei herumliegen und die Netzteilkondensatoren (die dicken Grossen) haben nicht immer einen Entladewiderstand verpasst bekommen, also Finger in „de Tesch“.
Mit freundlichen Grüßen
H A N N S -D.