Fluch und Segen der Digitaltechnik
#1
Verführt die Digitaltechnik zu oberflächlichem Abmischen? Wird vielleicht sogar der Musikgenuss im negativen Sinne vereinfacht?

Fast jedes digitale Aufnahmegerät bietet heute z.B. Equalizer, mit denen der Klang den eigenen Wünschen angepaßt werden kann...dauerhaft, also nicht nur für die Dauer einer Sitzung. Da überdreht man doch ganz gerne Bass und auch Höhen. Ist diese Freiheit ohne 'Anleitung' bzw. vorausgegangene 'Lehre' überhaupt sinnvoll?

Oder bringt die Digitaltechnik vor allem Erleichterung im Umgang mit dem Speichern und Wiedergeben von Musik?

Quo vadis, Musik'kultur'?
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#2
Hallo,
... wenn Du die Digitaltechnik in den gr. Tonstudios meinst, kann man sicher nicht mehr von "Muiskgenuß" oder "Musikkultur" sprechen, denn dort werden die an sich guten Mikrofonaufnahmen mittels der "Tontechniker" versaut".

Klar bringen die digitalen Speichergeräte Erleichterungen beim Speichern/Wiedergeben von Daten mit sich... man muß sie nur sinnvoll einsetzen.

Ach ja: MD-Decks haben keine Klangregler oder Equalizer!

Gruß, Euer Gunther
Hörmagazine? Da gibt es nur eine Wahl: TBS-47-AUDIOCLUB!
...mit: Hörspielen, Sketchen, Reportagen, Interviews, Montagen, Tricks usw.

INFO: http://www.tbs47audioclub.de/
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#3
.

Das von Andreas angesprochene Verschlimmbessern während der Aufnahme bzw. des Abmischens / Masterns ist aber keine eigenheit der Digitaltechnik. Seit irgendwer auf die Idee kam, in ein Mischpult Klangeinsteller einzubauen, wird an diesen auch herumgedreht. Besonders intensiv bei unterhaltender Musik, im Klassikbereich ist man zurückhaltender.

Da wird der Frequenzgang verbogen und verhallt, was das Zeug hergibt, leise Instrumente angehoben bis die akustische Gitarre die Bläser an die Wand drückt. Zum Schluß wird die ursprüngliche, von Komponisten und Arrangeur vorgegebene Dynamik noch so lange zusammengefaltet, bis es bequem durch´s Radio paßt.

Wer seinen Musikkonsum in der Hauptsache aus Konserven deckt, ist oft unangenehm überrascht, wenn er Musik life erlebt. Das klingt komisch, ist dann der Kommentar. Eben weil auf der Bühne, obwohl auch hier tief in die Trickkiste gegriffen wird, nicht ganz soviel "herumgemacht" wird. Aber auch life habe ich schon einen Saxophonisten und einen Posaunisten gehört, die klangen wie der Bläsersatz einer Big Band.

Vermutlich werden solche Klangspielereien vom Produzenten angeordnet, der die Aufnahme marktgängiger machen will, auf das Hörverhalten der Tonträgerkäufer eingeht oder es gar prägen möchte. Ob dies mit "HiFi" vereinbar ist, ist genauso eine Frage, wie die ob es der Musik als Kunstform dienlich ist, über das technisch nötige Maß hinaus mit allen verfügbaren Möglichkeiten am Klang herumzumanipulieren.

Anders ist es aber bei Hörspielproduktionen. Bei einem Hörspiel werden ganz bewußt Klangverfälschungen und Effekte als Gestaltungsmittel eingesetzt. Solche Effekte sind ein wichtiger Teil der Dramaturgie des Hörspiels. Da kann Gunter vom Audioclub sicher mehr zu sagen, ich kann mir vorstellen das dort auch Hörspiele zu den Aktivitäten gehören.

Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, technische Möglichkeiten einzusetzen, um den Klang möglichst natürlich zu erhalten und aufzuzeichnen. Effekte nur um ihrer selbst willen sind überflüssig.


Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#4
Zitat:TBS-47-Audioclub postete

Ach ja: MD-Decks haben keine Klangregler oder Equalizer!
...Senkelgeräte in der Regel auch nicht. Wink


Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
Moin
Zitat:highlander postete
Fast jedes digitale Aufnahmegerät bietet heute z.B. Equalizer, mit denen der Klang den eigenen Wünschen angepaßt werden kann
Das kann ich nicht bestätigen.
Meine CD Brenner haben maximal einen Aussteurungsregler für den Digitaleingang.
Meine DAT Recorder hatten nur einen eingebauten Hammer der das Laufwerk kaputt schlug, sodas sich dieses System für mich als gigantische Investitionsruine entpuppte.
Aber keine Klangverändernden Klamotten. Ebenso die MD Geräte.

Wenn du natürlich vom 29€ MP3 Dingsbums von Aldi ausgehst hast du recht. Aber ich würde in diesem Zusammenhang in keinster weise von "Aufnahmegerät" sprechen.

Zitat:Oder bringt die Digitaltechnik vor allem Erleichterung im Umgang mit dem Speichern und Wiedergeben von Musik?

Quo vadis, Musik'kultur'?
Ich schrieb schon, das man Digitaltechnik richtig machen muss. Wenn man das Tut, ist es eine grosse Verbesserung. Das Problem ist, dasz das kaum einer weiss oder war haben will.
Früher ™ wurde die digitaltechnik zu recht als Fortschritt angesehen. Heute wird durch die Datenreduktion und DRM daraus ein gewaltiger Rückschritt.

Ich sage nur DVB-T (wohl das krasseste Beispiel), MD und MP3. Und der grösste Witz ist, das die CD-MO fertig entwickelt war.

MfG Matthias
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#6
Da fällt mir noch ein, ich habe neulich einen Bericht darüber gelesen, dasz das digitale Mischen den klang nachteilich beeinflusst. Es ging darum, das heute meistens mit sog. DAWs gearbeitet wird. Das sind Computer mit Mehrspurkarten und Spezialsoftware, die alles erledigt bis die fertige CD rauskommt. Der Autor meinte das ein Analogmischpult wesentlich besser klingt, weil die Rechengenauigkeit der Misch-Software nicht hoch genug ist. Das würde bedeuten, man kann sogar ohne Anwendung von Datenreduktion Mist bauen.

Also, mach es richtig oder lass es lieber bleiben.
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#7
Vielleicht hat der Brenner keinen Equalizer, aber die PC-Software hat...
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#8
Guten Morgen!
Zitat:Frank postete

Anders ist es aber bei Hörspielproduktionen. Bei einem Hörspiel werden ganz bewußt Klangverfälschungen und Effekte als Gestaltungsmittel eingesetzt. Solche Effekte sind ein wichtiger Teil der Dramaturgie des Hörspiels. Da kann Gunter vom Audioclub sicher mehr zu sagen, ich kann mir vorstellen das dort auch Hörspiele zu den Aktivitäten gehören.
Frank ( darklab )
Klar gehören Hörspielaufnahmen zu einem AUDIOCLUB... so natürlich auch bei uns. (inzwischen haben wir über 60 selbstproduzierte Hörspiele im Archiv)
Die Aufnahmen von Hörspielen gestattes es, Kreativität u. Einsatz zu zeigen. Hörspiele sind das "Salz in der Suppe" eine Audioclubs!
Siehe hier: http://www.spulentonband-robert.de/phpbb...&highlight=

Gruß, Euer Gunther
Hörmagazine? Da gibt es nur eine Wahl: TBS-47-AUDIOCLUB!
...mit: Hörspielen, Sketchen, Reportagen, Interviews, Montagen, Tricks usw.

INFO: http://www.tbs47audioclub.de/
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#9
... Equalizer können helfen, bei Walkman die miserable Qualität der in Ohr Hörer zu verbessern-das wars auch schon.
Der Klang sollte linear aufgezeichnet werden und die Mischer in den Studios dies auch bei ihrer Manipuliererei beachten. Equalizer brauche ich a) um meine durch (Ton-) Möbel vollgequetschte Akustik wieder hinzudengeln und b) alte Aufnahmen einigermassen hörgerecht hinzukriegen. Aber um Gottes Willen keine EQ gestützte Aufnahme. Das ist Frevel...
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#10
Übrigens, jemand von dem ich Bänder gekauft hatte erzählte mir dass er bei einem lokalen Radiosender arbeitet.

Die haben zwar auf digital umgestellt, aber die Praktikanten lernen bei ihm das Schneiden erst auf einer Bandmaschine.

Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die das Schneiden mit einer Bandmaschine beherrschen später besser mit dem digitalen Equipment schneiden, als diejenigen, die von vorneherein digital schneiden und sich somit mehr auf die Kurvenanzeige als auf das Gehör verlassen.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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