PR 99 - variable speed funktioniert nicht
#1
Hallo,

ich bin gerade dabei, meine vor zwei Monaten erworbene PR99 mal näher anzuschauen und habe gerade die Bandgeschwindigkeit mittels Zähler exakt eingestellt (800 Hz....). Dabei habe ich festgestellt, dass der Variable Speed-Einsteller keinen Einfluss hat - und zwar weder bei 19 noch bei 38 cm/s. Ich brauche diese Funktion zwar nicht, aber es stört mich trotzdem........

Hat jemand von Euch eine Idee, woran es liegen könnte, oder hat jemand das schon mal gehabt?


viele Grüße
Jo
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#2
Holla,

ansonsten funktioniert die Tonmotorregelung ohne Auffälligkeiten, wie ich annehmen und erhoffen darf, ja?

Dann kann nicht viel sein. Nachdem dich das entsprechende Feature von MKII und III bislang nicht interessiert hat -wie du schreibst-, darf ich ganz bieder fragen, ob du den zugehörigen Ein-Aus-Schalter betätigt hast. Wenn ja, besteht entweder ein Problem mit diesem Schalter, der sowohl Betriebsspannung an die externe Elektronik als auch die Steuergleichspannung für das NE555 an die Tonmotorelektronik legt, oder aber ein internes der Varispeed-Zusatzelektronik.

1)
Leuchtet nach dem Drücken des ON-Schalters die Kontroll-LED im Bedienungstableau???
2)
Tritt irgendeine nicht mehr veränderbare Reaktion seitens des Tonmotors auf, wenn du die variable Drehzahlkontrolle einschaltest?

Wenn 'ja' bei 1) und 'nein' bei 2) zutreffen, hast du wohl ein Problem am/im kleinen Op-Amp LM 301, der zeitweise so etwas wie ein Leib- und Magen-IC der Regensdorfer war. Man überredete den nämlich sogar mit einem Trick zu beachtlicher Rauscharmut in professionellen Pulten...

Am Anschlusspin 6 des LM301 oder am Ausgangspin 5 der Platine (Draht sollte weißer Farbe sein) solltest du mit einem analogen Gleichspannungsmessgerät eine Gleichspannung gegen Masse messen können, die mit dem Drehspot 'Varispeed' zwischen etwa 3 und 10 Volt hin und her zu verändern sein sollte. Bekommst du diese varibale Gleichspannung nicht her, so liegt der zweite Nachweis eines nicht mehr funktionierenden Impedanzwandlers LM301 vor,
wenn nicht eine der Anschlussleitungen zum Pot, eine der Schalterpinlötstellen oder die Steckerfassung der Platine einer kalten Lötung zum Opfer gefallen ist. Das kann auch bei der Spannungsversorgung vorliegen; dann jedoch würde die LED nicht leuchten. Bei solcherart Engpässen muss man unter Aufbietung der üblichen Lötbefähigung bei abgeschaltetem Gerät nachlöten. Kochen und Braten ist zu unterlassen.

Bitte Vorsicht beim Hantieren im spannungführenden Gerät, ein Abrutschen von Kontakten in laufenden Geräten hat fast immer Folgen, die man nicht so gerne mag. Manchmal auch nur ein -das letzte- Mal....

Hans-Joachim
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#3
Hallo Hans-Joachim,

danke für die schnelle Antwort. Erst mal: es ist eine MK III.

Die LED leuchtet nach Drücken des Schalters. Die Frequenz ändert sich - unabhängig von der Stellung des Drehzahlfeinreglers auf der Frontplatte - nach Betätigen des Schalters um ca. 0,3 Hz, also eigentlich nicht.

Ich werde mir den LM301 mal genauer anschauen.

Ist es eigentlich normal, dass der Tonmotor ständig läuft?

Jo
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#4
Ja, lieber Jo,

es ist normal, dass der Tonmotor bei Studers dauernd läuft. Man kam von dieser Praxis erst in den letzten Generationen und in Schritten wieder ab.
Die ältesten Hf-Magnetofone vom Schlage der K4 der AEG stoppten übrigens auch den Tonmotor, was sich aber in der Rundfunk- und Tonstudiopraxis aus mehreren Gründen als eher hinderlich erwies, weil beim Starten des Bandes nach Profiwünschen nur 0,2 s vergehen sollten, bis das Band die Betriebsgeschwindigkeit (ohne hörbare Gleichlaufprobleme) erreicht hatte. Das ist mit stehender Bandantriebsmaschine ebensowenig zu erreichen, wie die von Seiten des 'Sinterlagerbeauftragten' innig gewünschte, schön warme Temperatur von Lager und Öl. Es soll ja auch Leute geben, die ganz gerne Klavier und Orgel aufnehmen wollen. Und die wollen von einer bekanntlich leicht folgenreichen Lagerreibung eher weniger hören.

Du solltest jetzt einmal mit einem analogen Vielfachmessgerät (nicht unter 20 kOhm pro Volt) am Pin 6 des LM301 und am Platinenausgangspin nachmessen, ob da per "Varispeed"-Knöpfchen eine erkleckliche Gleichspannungsamplitude (s.o.) abzuradeln ist. Wenn ja, dann ist etwas zwischen Hilfsplatine und entsprechendem Eingang des Capstanregelung (weißes Kabel), wenn nein, musst du dir eben einmal die Verlötung der 301-Fassung ansehen bzw. mal am Schleifer des Drehpots nachmessen, ob du mit Hilfe des Drehpots gegen Masse zwischen 0 V und ca. 15 V hin- und herregeln kannst. Wenn ja, dürfte der LM301 erledigt sein und zum Ersatz anstehen.

Hans-Joachim
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#5
Hallo, lieber Hans-Joachim,

alles ok..... es war ein Kontaktproblem an den Stiften/Steckern, dort wo die Kabel vom Feineinsteller-Poti ankommen. Einmal abziehen, etwas Tuner-Spray und wieder draufstecken - fertig.

Ansonsten ist die Maschine top in Ordnung. An dem Abgleich und der Kopfjustage werde ich tunlichst nichts machen - sie spielt super und ist auf meine Bandsorte eingemessen. Der Kopfspiegel beträgt knapp 3 mm ist damit wohl noch tadellos. Nur die Bremsen könnten etwas besser sein. Aber auch wenn ich keine Revox-Erfahrung habe - das scheint mir kein ungewöhnliches Problem zu sein, oder doch???

Ich habe den Synthetik-Bremsbelag vorsichtig mit etwas Alkohol gereinigt, um eventuelles Fett zu entfernen und versucht, die Feder an einer anderen Stelle festzumachen. Hat aber keinen nennenswerten Effekt gehabt. Einzige Lösung sind wohl etwas stärkere Federn.

Hast Du eine Idee, wo ich stärkere Federn herbekomme? Oder soll ich die Bremsen eher tolerieren? "Bremsweg" beim Umspulen aus voller Geschwindigkeit ist ca. 7 m. Oder gibt es noch eine andere Lösung?

viele Grüße und nochmal vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten

Jo
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#6
Mit den Bremsen alleine werden grosse Verzögerungswerte, bei dieser Gattung von ReVox'en nie erreicht!

Da must Du schon nachhelfen und z.B. die Wickelmotore unterstützend dazu nehmen. Z.B. nach den Rückspulen statt auf STOP auf die Vorspultaste drücken und erst kurz vor Richtungsumkehr auf STOP gehen!

Spart auch Bremsbelag!

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  
ESC
ESC Diva
reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#7
Lieber Jo,

was Thomas sagt, ist bitterster Ernst! Bitte keinerlei Manipulationen an den Bremsen!

Der Bremsentyp, der bei größeren Bandgeräten regulärerweise Verwendung findet, ist derjenige der so genannten "Servobremsen", bei denen sich im angelegten Zustand der Bremsbänder die Aufwickelseite zu entkeilen versucht, wogegen sich die Abwickelseite festzieht. Das geschieht sehr schonsam, weil gerade bei Amateurlaufwerken (die PR99 ist als solches konzipiert) Standardbänder auf ihren starken Trägerfolien fast nie, umso häufiger aber auch Doppelspiel-, ja Dreifachspielbänder Verwendung fanden.

Wenn dabei heftiger zugelangt würde, wäre eine Zerdehnung des Bandmaterials allein durch die bewegten Massen so alltägliche wie indiskutable Praxis. Man sah daher davon ab, größere Amateurgeräte mit Blockierbremsen (wie bei manchen Studiogeräten) zusätzlich auszustatten, was -neben dem Bedienproblem durch den wenig sensiblen Nutzer- nicht zuletzt auch noch Geld gekostet hätte. Also sah man davon ab.

Deine Frage lässt hier auf eine Erwartung schließen, die ihrerseits belegt, dass dir dieses Bremsenprinzip und die technische Problemwelt dahinter nicht vertraut sind.
Wenn dir die PR99 zu langsam bremst, bremse mit dem Abwickelmotor, arbeite mit seinem Gegenmoment, so wie das Thomas empfiehlt. Dies ist seit der Serie 36 bei Studer-Amateuren (und Profis, wenn denn nötig) gängige zulässige Praxis, weil Studer (wahrscheinlich noch in der Anleitung der PR99) dezidiert darauf hinweist, dass ein fliegender Wechsel von schnellem Vor- auf Rücklauf (und umgekehrt) zulässig sei. Ich habe selbst bei meinen B67 (und A77ORF) immer nach diesem Verfahren gebremst, um die Aufheberpositionen möglichst schnell und zielsicher zu erreichen.

Die Bremsbeläge sollten für dich tabu sein, zumal es von mir nicht in Bausch und Bogen zu verdammende Erfahrungsberichte dahingehend gibt, dass selbst eine Reinigung der Trommelbeläge mit hochreinem Alkohol zu einer Veränderung des Bremsverhaltens -nicht unbedingt ins Positive- geführt habe. Meine G36HS (von Anfang an, also 40 Jahre, bei mir) tut es vielleicht deshalb bei der Bremserei bis heute so ordentlich, weil an den Bremsen nie gemurkst wurde.

Also Zurückhaltung! Es ist besser so; was du erwartest kommt nie.

Hans-Joachim
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#8
ok, vielen herzlichen Dank für eure Hilfe. Habe die PR99 jetzt wieder zugeschraubt und genieße den Klang und das optische Erlebnis

viele Grüße und ein schönes Neues Jahr

Jo
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