Unterschied Netztrafo / NF Übertrager
#1
Hallo liebes Forum,

worin besteht der Unteschied zwischen einem Netztrafo und einem NF Übertrager?
Ja, ich weis, der Netztrafo ist für 50Hz konstruiert, der NF Übertrager ist breitbandiger. Aber wie erreicht man diese Breitbandigkeit genau?
Wie breitbandig ist ein normaler Netztrafo? Wovon hängt das ab?
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#2
Prinzipiell sind beide identisch.

Ein Netztrafo muß genügend Induktivität haben, sonst ist der "Ruhestrom" ohne Last zu hoch. Das ist auch der Grund, warum manchmal kritisch dimensionierte Ami-Trafos den Geist aufgeben, obwohl sie mit passender Spannung gefüttert werden.
Du kannst es mal machen und einen Netztrafo an Audio anschließen, geht ganz brauchbar.
Der Hauptunterschied liegt eigentlich im Kernmaterial. Hier entstehen Verluste durch Wirbelströme. Diese steigen mit wachsender Frequenz. Bei Audioübertragern nimmt man anderes Kernmaterial, dessen Verluste möglichst gering von der Frequenz abhängen.
Ein weiterer Aspekt ist, daß ein Trafo immer einen Schwingkreis bildet. Die Wicklung bildet nicht nur eine Induktivität sondern auch eine Kapazität, die Drähte untereinander. Diesen Effekt kann man durch spezielle Wicklungstechnik deutlich mindern. In alten Radios sieht man machmal solche interessant aussehenden Spulen. z.B. auf der Ferritantenne für LMK.
Im Gegensatz zu Netztrafos sollen NF-Übertrager möglichst unabhängig bezüglich Frequenz und Leistung transformieren. Im Vergleich zu Netztrafos werden sie somit größer und teurer.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
Zur Bandbreite des Übertragers: zu tiefen Frequenzen hin steigt die zu übertragende NF-Leistung stark an. Damit das Kernmaterial dabei nicht in die magnetische Sättigung gerät muss der Kernquerschnitt erhöht werden. Die untere Grenzfrequenz wird also durch die Grösse des Eisenkerns bestimmt.

Das Verhalten bei hohen Frequenzen wird vor allem dadurch bestimmt, wie Primär- und Sekundärwicklung ineinander verschachtelt sind. (Beim Netztrafo werden Primär- und Sekundärwicklung "am Stück" aufgetragen, beim Übertrager folgt auf einen Teil der Primärwicklung ein Teil der Sekundärwicklung, dann wieder ein Teil Primär- ...)

Wie breitbandig ein Trafo/Übertrager ist, hängt auch davon ab, wie nah an seiner Leistungsgrenze er betrieben wird. Reduziert man die Leistung, verbessert sich der Frequenzgang.

Ein weiterer Unterschied besteht im Fall des Eintakt-Übertragers. Er ist durch den Ruhestrom der Endröhre im Betrieb vormagnetisiert. Deshalb wird hier der Kern nicht völlig geschlossen, sondern erhält einen kleinen Luftspalt. Dies erreicht man, indem man die E's der Trafobleche stets von derselben Seite in den Wickelkörper schiebt und die I's als Block auf der anderen Seite anlegt.
Bei Trafos und Gegentakt-Übertragern werden die E's abwechselnd von zwei Seiten eingeschoben.

Gruss
TSF
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#4
Nicht vergessen sollten wir die hochwertigen Übertrager aus der Tonstudiotechnik, wie sie z.B. in Bandmaschinen oder Mischpulten als Ein- und Ausgangsübertrager zur Anwendung kamen (kommen).
Hierbei geht es weniger um die Übertragung von Leistung, als um Anpassung von Pegeln und Impedanzen sowie Symmetrierung und galvanische Trennung.
Diese Übertrager sind besonders hochwertig, da sehr präzise und aufwendig hergestellt.
Sie besitzen einen hochpermeablen Kern aus feinlammellierten, dünnen Kernblechen mit geringen magnetischen Verlusten. Die Wicklungen sind mehrfach geteilt, gegensinnig gewickelt und verschachtelt aufgebracht, um geringe Wicklungskapazitäten, geringe Streuung und einen hohen Kopplungsfaktor zu erzielen. Die herausgeführten Wicklungsenden besitzen genormte farbliche Kennzeichnung.
Außerdem besitzen besonders Eingangsübertrager eine hochwertige, oft kreuzweise verschachtelte, mehrlagige Abschirmung aus Mu-Metall, um gefürchtete Einstreungen von Fremdfeldern fernzuhalten. Verbleibende Frequenzunlinearitäten werden durch passive äußere Beschaltungen kompensiert.

Bernd
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