Lieber Andreas,
die Werte, auf die hier der Saba-Katalogauszug abhebt, sind diejenigen von DIN 45511, Blätter 1-5, das aber nur recht global auf die Qualitätsansprüche der Stuidoszene Bezug nimmt. Die Tabelle oben bezieht sich überdies auf den Normungsstand von 1966, der bis zum Ende der Analogbandzeit noch ein wenig verschärft werden konnte, da 1966 eine HiFi-LowNoise-Szene im Rundfunkrahmen noch nicht recht absehbar war. 45511 scheidet über Mndestanforderungen letztlich intentionell das professionelle vom liebhabergeprägten Equipment.
Hinter derlei Normungen steht in der Regel der gigantische Produktionsbetrieb der Rundfunkanstalten, die nicht nur den notwendigen Druck für die Durchsetzung entfalten können/konnten, sondern auch eigene Pflichtenhefte erstellen, die dann derjenige, der als Gerätelieferant zugelassen werden will bzw. wollte, auch zu erfüllen hatte. Diese Pflichtenhefte werden bzw. wurden von IRT bzw. seinen Vorläufern erstellt und von der RBT (Rundfunkbetriebstechnik) am Gerät in Gestalt einer offiziellen Abnahme kontrolliert. Da geht es dann herzhafter zur Sache.
Die herausgegebenen Pflichtenhefte sind vom IRT (
www.IRT.de) noch immer und solange Vorrat reicht für verhältnismäßig kleines Geld zu beziehen, wobei die akustischen Pflichtenhefte im Kapitel 3 zusammengefasst sind:
3/1 Allgemeine Richtlinien für die Entwicklung und Fertigung von Studiogeräten
3/2 NF-Koppelfelder
3/3 Audiokabel und -leitungen
3/4 Studiomagnetbänder
3/5 Tonregieanlagen
3/6 Aussteuerungsmesser
3/8 Digitales Tonübertragungssystem für das Fernsehen
3/9 Vorspann-, Zwischen- und Endbänder für Schaltzwecke im Studio
3/10 Leitungssender und-empfänger
Ich denke mal, dass das deine oben nicht so explicite gestellten Fragen zumindest teilweise beantworten kann.
Die Ansprüche von DIN 45511 sind eigentlich nicht so sonderlich hoch; problematisch werden sie (und namentlich die sehr detaillierten Anforderungen der Pflichtenhefte) durch die erwartete Garantie jener Mindestwerte in ihrer Gesamtheit über alle vorkommenden Betriebszustände und eine lange Zeit.
So war es nie ein sehr großes Problem, als engagierter Amateur bessere (Neu-)Anlagen als der traditionell pinselige Rundfunk zu besitzen. Ihn aber auf Dauer qualitativ abzuhängen und auf Distanz zu halten, war praktisch ausgeschlossen, zumal Amateurs in der Regel gar nicht merken, wenn ihre Apparatur hie und da schrittweise in die Knie geht. Der Rundfunk unterhielt/unterhält eigene Abteilungen, die darauf
beruflich zu achten haben.
Die Toleranzfelder für die Frequenzgänge sind in 45511 genau bestimmt, und auch die Ermittlung der Fremdspannungen ist präzise geregelt. Wenn die Normen, wie oben vorgegeben, tatsächlich eingehalten werden sollen, muss auch das zugrundeliegende Messprocedere befolgt worden sein. Andernfalls ließe sich ja alles 'irgendwie herholen'.
Hans-Joachim