Tape path Modifikation an Technics BM

[Heizfaden]

Hallo,

als Besitzer einer Technics RS 1506 hätte ich mal eine Frage an die Gemeinde:

Es gibt da ja diese von bottlehead auch als Kit angebotene Tape path Modifikation. Hat jemand Erfahrungen damit?
Wie mir auf den im Netz zu findenen Abbildungen scheint, gibt es neben den modifizierten oberen (also vor/hinter Bandein-/ausgangsrollenlager, fest auf dem Chassis) keinerlei zusätzliche Bandführungen (Tape guides) mehr in unmittelbarer Nähe der Köpfe, also davor, dahinter und dazwischen, also links und rechts neben der großen unteren Umlenkrolle der Isolated Loop (am Kopfträger) bzw. werden diese teilweise ersetzt durch einfache kleine Umlenkrollen.
Kann das funktionieren, oder sind da nicht geringfügige Tonhöhenschwankungen und Phasenverschiebungen durch ein minimal hin und her wanderndes Band vorprogrammiert? Kann man einfach auf diese Bandführungen verzichten und sich allein auf die beiden oberen, über den Andruckrollen, verlassen? Die sind doch original nicht umsonst da. ?(
Auch gibt es ja geteilte Meinungen hinsichtlich des Austauschs fester gegen rollende Bandführungen z. B. bei der Revox A77 rechts.

Gruß Jan

[Peter Ruhrberg]

Hallo Jan,

zum Technics-Umbausatz kann ich leider nichts beitragen, aber zum Thema Bandführungsbolzen vs. -rolle bei der A77.

Vor einigen Monaten habe ich bei meiner zu Studentenzeiten angeschafften A77 HS MK IV Vergleichsmessungen für Gleichlaufschwankungen und Anlaufzeit (Zeit vom Play-Start bis zum Erreichen der zulässigen Tonhöhenschwankungen) vorgenommen.

Eine ziemlich erbarmungslose Methode, den unmittelbaren Phasenvergleich einer Aufzeichnung mit ihrem quarzstabilen Originalsignal, habe ich in einem Youtube-Clip demonstriert. Der dortige Kommentar beschreibt, was wann im Video zu beobachten ist. Jede Geschwindigkeitabweichung macht sich unweigerlich als Veränderung der Lissajousfigur bemerkbar. Bei 19 cm/s zum Beispiel ist der Einfluss der Gummiandruckrolle auf die Momentangeschwindigkeit deutlich zu erkennen (auf der gemessenen Maschine ist diese Rolle noch nie ersetzt worden).

Bei einem Kugellager rechtsseitig kann ich im Vergleich zum Bandführungsbolzen keine Negativwirkung auf Bandgeschwindigkeit, Anlaufzeit, Gleichlaufwerte oder Schlupf erkennen. Demgegenüber ist sofort zu erkennen, wenn die linke Rolle kurzzeitig angehalten wird.

Nach dem Austausch gegen ein Kugellager gibt es bei Bändern, die zu Schmieren oder Abrieb neigen, gibt es jetzt keinen "Kolbenfresser" am eigenen Abrieb auf der feststehenden Führung mehr, die Anfangsbeschleunigung beim Umspulen in beiden Richtungen ist deutlich gestiegen. Außerdem führt die nun rechtsseitig verminderte Reibung dazu, dass der Bandzug hinter der Tonwelle geringfügig stärker geworden ist, was die notorische Neigung der A77 zum Schlupf bei linksseitig leerem Bandwickel verringert.

Die ermittelten Messwerte:



Grüße, Peter

[Heizfaden]

Hallo Peter,

vielen Dank für diesen interessanten Bericht. Also gibt es eigentlich nur Vorteile, wenn man bei der A77 den rechten Bolzen gegen ein Kugellager austauscht. Doch die Ingenteure bei Revox haben sich doch sicherlich 'was dabei gedacht. Und was ist mit dem Wickelbild. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es mit Kugellager schlechter ist.
Auch ist es fraglich, ob man diese Ergebnisse auf die Technics Bandmaschinen übertragen kann, weil die eine elektronische Bandzugregelung haben. Die A77 hat keine. Demnach müsste es eher bei der Technics egal sein, ob mit oder ohne Kugellager, zumindest was die Auswirkungen auf Gleichlauf, Schlupf usw. angeht.

Gruß Jan

[Peter Ruhrberg]

Doch die Ingenteure bei Revox haben sich doch sicherlich 'was dabei gedacht.

Gewiss, doch mehr als was mir Hans-Joachim Röhrs darüber aus seinem Austausch mit dem Konstrukteur der A77 mailte (dass die rechte Seite "nie als Kugellager vorgesehen" war) weiß ich leider auch nicht.

Und was ist mit dem Wickelbild. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es mit Kugellager schlechter ist.

Für das mitunter unregelmäßige Wickelbild der A77 sind - von den generellen Wickeleigenschaften des Bandmaterials abgesehen - meist drei Faktoren verantwortlich:
1) der in der Normalausführung relativ geringe Bandzug, welcher sich vor allem bei großen Spulendurchmessern auswirkt (Vorlauf bei voller Abwickelspule und umgekehrt);
2) die wackelige Konstruktion des Bandabhebers (welche bei den Nachfolgemodellen viel eleganter gelöst wurde);
3) bei exzentrischen Wickel(kerne)n entsteht manchmal ein regelrechtes "Flattern" des Bandes, das durch den Bandabheber verstärkt wird und durch die entstehenden starken Bandzugschwankungen zu einem unruhigen Wickelbild führen kann. Das zusätzliche Kugellager verstärkt diesen Effekt so gut wie nicht.

Auch ist es fraglich, ob man diese Ergebnisse auf die Technics Bandmaschinen übertragen kann

Würde ich nicht ohne weiteres tun wollen.

Grüße, Peter

[96k]

Doch die Ingenteure bei Revox haben sich doch sicherlich 'was dabei gedacht.

Gewiss, doch mehr als was mir Hans-Joachim Röhrs darüber aus seinem Austausch mit dem Konstrukteur der A77 mailte (dass die rechte Seite "nie als Kugellager vorgesehen" war) weiß ich leider auch nicht.

Revox Modifikationen (A77)

Normmaße


Grüße

96k

[Heizfaden]

Hm, ich merke schon: Hier tummelt sich geballtes Know how. Find ich gut! Das ist eban das Schöne an einem solchen Forum: Man kann sich austauschen, gemachte Erfahrungen und Wissen weitergeben und immer etwas dazu lernen.

Aber offenbar gibt es nicht nur im WWW sondern auch hier im Forum wenig bis gar nichts an Erfahrungen und "Studien" zum Thema Tape path bei der Technics. Dafür um so mehr zur A77. Das ist insofern nicht schlecht als dass ich auch noch eine solche BM (Mk III, 2-Spur) von einem Bekannten gerade ich der Mache habe. Dort habe ich u. a. das linke Kugellager gewechslt, weil das originale nicht mehr so schön war (Oxydation). Da wo ich das neue bestellt habe, gab es gleich 2. Und deswegen juckt es mich jetzt, den rechten Bolzen gegen ein Lager zu wechseln.

Na und, dann kommt eben die Technics später dran.

Gruß und nochmals vielen Dank
Jan

[Peter Ruhrberg]

Da wo ich das neue bestellt habe, gab es gleich 2. Und deswegen juckt es mich jetzt, den rechten Bolzen gegen ein Lager zu wechseln.

Ausprobieren kann kaum schaden. Erzählen was passiert, auch nicht.
Natürlich habe ich den Umlenkbolzen meiner A77 sorgfältig aufgehoben

Eine Kleinigkeit noch: Der Bolzen ist ca. 6,32 mm dick, das Kugellager 6 mm.
Also nicht die nötigen Passscheiben vergessen, sonst "klemmt" das Band mehr als je zuvor :whistling:

Grüße, Peter

[Heizfaden]

Danke für den Tipp, Peter .

Ich habe zu den beiden Kugellagern auch noch ein paar Unterlegscheiben bekommen, habe aber die original Teflon-Scheiben von der Revox weiter verwendet.
Da kann ich ja die mitgelieferten Unterlegscheiben als "Passscheiben" verwenden. Ausserdem würde nicht nur das Band sondern auch das Lager "klemmen" ohne Unterlegscheiben 8) .

Gruß Jan

[Peter Ruhrberg]

Ausserdem würde nicht nur das Band sondern auch das Lager "klemmen" ohne Unterlegscheiben 8) .

Das kenne ich so nicht, bei den Lagern, die ich bisher benutzt habe, war die Achsenhülse immer minimal länger als das Lagergehäuse.

Grüße, Peter

[Heizfaden]

Ach so, kann natürlich auch sein, dass ich mich täusche. Bitte nicht falsch verstehen. Du hast da sicherlich mehr Erfahrung.
Ich bin halt davon ausgegangen, dass die Teflon- oder Unterlegscheiben eine Bedeutung haben.

Gruß Jan

[Zelluloid]

Ich hörte nur immer wieder von einem wirklichen Fachmann, daß das mit dem rechten Kugellager bei der A 77 und B 77 nicht funktioniert, da die Meßwerte immer schlechter waren. Bei Peter sind sie jedoch besser.

Ich für meinen Teil frag mich dann immer, warum es bei der PR 99 wiederum geht, denn die hat ja serienmäßig dort eine Rolle verbaut.

Gruß Martin

[Peter Ruhrberg]

Ich bin halt davon ausgegangen, dass die Teflon- oder Unterlegscheiben eine Bedeutung haben.

Eine Bedeutung ist auf jeden Fall, die obere und untere Flanschscheibe so zu justieren, dass das Band sauber dazwischen geführt werden kann, das heißt es soll weder festklemmen noch seitlich auswandern können.
Die Bandbreite beim Viertelzollband nach DIN IEC 94 Blatt 1 beträgt 6,3 +0/-0,06 mm.